Lieber Bernnt, Du stellst wirklich immer die richtigen Fragen !
dass alles was gleichzeitig im Notenbild steht, auch zusammen kommt und wahrscheinlich ein Akkord ist
Ich finde die c moll Fuge mit ihrem thematischen Material auch nicht so sonderlich linear gedacht.
Sehr oft rasten mehrere Lange Noten auf einer schweren Zählzeit gleichzeitig ein, was natürlich sofort wie ein Akkord wirkt.
"Hackfleisch" ist ein gutes Stichwort. Mach Dir keine zu großen Vorwürfe. Die Fuge fordert eine hackige Spielweise geradezu heraus.
Man kann natürlich trotzdem daran arbeiten. Wie
@maxito schon
schrub, Melodielinien markieren ist schonmal ein guter Anfang.
Einzeln spielen und
richtig richtig zuhören ist der nächste Schritt. Dann wieder zusammensetzen und versuchen, die wieder hinzugefügten Stimmen quasi zu ignorieren, sie
nicht zu hören sondern nur durch zuvor geübte Abläufe automatisch und ohne Willen mitlaufen zu lassen.
Fokussiere Dich mental nur und ausschließlich auf die separierte Stimme.
Du wirst stolpern, plötzlich wird der Fingersatz unscharf, Du musst ihn Dir wieder bewußt machen. Damit wendest Du Dich dummerweise wieder den anderen Stimmen zu, was Du gerade vermeiden wolltest.
Aber das schult die Aufmerksamkeit eben auf diese Stimmen.
Wenn Du dabei bist, kehre erst einmal wieder zurück zur eigentlichen Stimme. Übe das so lange (und mit Zeit) bis Du sie wirklich abschalten und einschalten kannst. (virtuell im Bewußtsein, ohne dass sie nicht gespielt werden) Manchmal geht das wie von selbst, manche Tage gelingt es einfach nicht... das kennt sicher jeder hier.
Noch ein zweiter Tipp. Beobachte beim separierten Stimmenspiel, wie Du phrasierst und artikulierst - und zwar mit jeder Stimme extra.
Jeder Stimme wohnt auch eine eigene Dynamik und Agogik inne, die im polyphonen Spiel (zumindest als Solist am Akkordeon) so nicht mehr umzusetzen ist.
Dadurch hast Du aber ein Mittel in der Hand, die Konzentration zu lenken. Wenn Du Dich auf eine Stimme konzentrierst und diese so gestaltest, als wäre sie die einzige, kommen eine ganze Reihe technische Veränderungen ins Spiel, gegenüber der Gestaltung einer anderen Stimme. So wird das ganze nicht nur zur inneren Konzentrationstheorie, sondern für jeden nachvollziehbar und hörbar.
Man wird hören, was Du hörst bzw. hören lassen willst.
Noch ein dritter Tipp: Falls es Dir möglich ist, spiele das Ding auch mal im doppelten Tempo. Durch solche Veränderungen werden Stimmeneinsätze und Verläufe plötzlich viel klarer. Lass dabei vielleicht auch mal jede Gestaltung weg. Die Bachschen Strukturen sind so genial, dass sie auch völlig ohne Zutun ihre Schönheit und Klarheit offenbaren können.