Hallo Jungs, ich freue mich über die fast ausnahmslos positiven Meinungen bezüglich des oft diskutierten Themas "Larry Amps und deren Preise"! Ja, fast erstaunt bin ich sogar darüber, dass es doch einige hier gibt, die meine im Ampsektor an der oberen Grenze angesiedelten Preise in Anbetracht meiner penibel perfektionistischen Handarbeit und meines 'aus gutem Grund' bewusst
nicht kosten- bzw. ertragsorientiert ausgerichteten Materialeinkaufs scheinbar problemlos nachvollziehen und verstehen können.
Mein Ziel war es zu keiner Zeit, mit möglichst wenig Aufwand, mit kostengünstigen Materialeinkauf und mit rationalisierten Fertigungsmethoden ein 'taugliches' Produkt zu kreieren, das sich dann aufgrund seines 'marktorientiert' passabel kalkulierbaren Verkaufspreises in möglichst hoher Stückzahl unters musizierende Volk vertreiben lässt! Auch hatte ich niemals die Absicht, irgendwann mal ein 'Grosser' zu werden, zu expandieren und meine Fertigungszahlen zu steigern!
Nein! Ich begann mit dem Bau meiner eigenen Amps nicht aus kommerziellen Überlegungen heraus, sondern aus dem perfektionistischen Antrieb heraus, die in meinen Augen zumeist eher unzulänglichen Amps insbesondere aus den 80-er und später auch 90-er Jahren soweit zu verändern/verbessern, dass sie 'danach' auch mir selbst gefielen.
Damit ihr mich und meine vielleicht etwas spezielle Philosophie in Bezug auf den Bau meiner Amps etwas besser verstehen könnt, möchte ich euch hier vorab erst mal einen kleinen Abriss über meine Vergangenheit geben und wie 'alles' überhaupt begann:
Ich war anfangs einfach nur ein (mittelmässiger) Gitarrist, der in diversen Bands spielte, aber vielleicht gerade aufgrund meiner spieltechnischen Mittelmässigkeit wollte ich zumindest stets den besten Sound in der Band haben. Nur konnten mir das alle seinerzeit handelsüblichen Gitarrenamps nicht bieten, sodass ich eben einfach selbst begann, an meinen Amps zu 'basteln', begleitet von einem sehr intensiven Studium einschlägiger und teils auch sehr alter Röhrenliteratur. Internet und Ampforen (wo man schnell mal jemand fragen kann) gab's damals noch nicht, also habe ich mein 'Handwerk' den harten Weg über sehr viel Trial & Error gelernt.
Anfangs das war bereits im Jahr 1984 wollte ich tatsächlich 'nur' meinen Amps zu einem besseren Sound verhelfen und hatte keinerlei kommerziellen Absichten, immerhin hatte ich seinerzeit als Leiter der ingolstädter Filiale eines Konstruktionsunternehmens einen sehr gut dotierten Job, nach dem sich so mancher die Finger geleckt hätte. Aber meine modifizierten Amps gefielen mehr und mehr auch anderen Leuten und zusehends häufiger kamen diese dann auch mit ihren Marshalls, Fenders, Oranges, Vöxen, usw. zu mir und wollten, dass ich denen auch einen besseren Sound einhauche...
Einige Jahre später war dann fast meine kpl. Freizeit incl. Wochenenden damit gefüllt, Moddings an Amps anderer zu machen mit steigender Tendenz. Auch meine Moddings wurden zusehends umfangreicher, die sich im Laufe der Zeit dann auf 2-kanalige und später sogar 3-kanalige "Moddings" mit Effektloop ausweiteten. Moddings in Anführungszeichen gesetzt, weil das dann bereits Komplettumbauten waren, die neben zusätzlichen Vorstufen-Röhrensockeln einen kpl. neuen Aufbau des gesamten Amplayouts erforderten.
Jedoch wuchs auch mein Wissen, meine Erfahrung und parallel dazu mein Perfektionismus und Anspruch an die Soundqualität
und Nebengeräusch-Armut der Amps. Und ich hatte erkannt, dass die übliche Anordnung der Trafos und Röhrensockel bei handelsüblichen Amps meinen Zielen im Wege stand, mir Grenzen setzte, da für meine inzwischen sehr komplexen Schaltungen dadurch eben die Kabelwege zu den Röhrensockeln und Potentiometern/Buchsen zu lang wurden bzw. diese sich für meine Belange schlicht 'an der falschen Stelle' befanden, was klare Nachteile für perfekte Sounds bei gleichzeitig geringer Nebengeräuschentwicklung sind.
Aber damals war es nur noch ein einziger Schritt, von meinem bereits erreichten Level aus nun gleich meinen ersten kpl. eigenen Amp mit eigenem 'positionsoptimierten' Chassis zu designen, den ich dann in 1988 präsentierte. Dieser hier:
Und nachdem einer meiner damaligen 'Entwicklungsgehilfen', ein hervorragender Gitarrist, beim ersten Betrachten des Innenaufbaus spontan meinte: "Hey, das sieht ja aus, wie bei den alten Dinosaurieren!", wurde dieser erste Amp von mir auch 'Dinosaurier' getauft (was ich bei meinen späteren Kreationen dann einfach auf 'DINO' kürzte).
Jedoch hatte ich inzwischen keinerlei Freizeit mehr übrig, dennoch war nun zusätzlicher Bedarf an Zeit erwachsen und der Amp- und Soundvirus hatte mich nun so unheilbar schwer infiziert, dass ich sogar kurzerhand meinen gut dotierten Job schmiss, um mich fortan nur und ausschliesslich meiner Leidenschaft widmen zu können, die ja eigentlich aus einem Hobby heraus entstanden ist.
Anfang der 90-er folgten dann einige verschiedene 3-Kanal 1HE Preamps, zwei verschieden 4-Kanal 2HE Preamps und meine eigene 2x50W 19" Stereo-Endstufe hatte ich ebenfalls parallel dazu kreiert.
Im Januar 1992 hat dann der erste 'grosse' DINO das Licht der Ampszene erblickt, der im Verlauf der folgenden Jahre vom 'Urmodell' 802 über die Modelle 812, 932, 933, 936 und 937 schliesslich zum Modell 939 mutierte, den ich erstmals 1997 auf der Musikmesse in Frankfurt der Öffentlichkeit präsentierte.
Während der gesamten 90-er Jahre hindurch habe ich stets parallel zu meinen DINOs auch weiterhin Marshall- und Fender-Komplettumbauten gemacht, aber insbesondere seit 1997 meinen DINO939 sukzessive weiterentwickelt, der sich heute trotz gleich gebliebener Modellnummer in seiner inzwischen 11. Entwicklungsstufe befindet weshalb sich auch ein DINO939 von heute bezüglich Soundperformance nicht mehr mit einem von z.B. 2002 und absolut überhaupt nicht mehr mit einem von 1997 vergleichen lässt.
Auf mein Modell 'British Purist', das ich erst nach einer 3-jährigen Entwicklungszeit incl. ausgiebigen Transformatoren-Vergleichen von insgesamt 6 verschiedenen Herstellern als 'reif zum Präsentieren' erachtete, möchte ich hier gar nicht mehr weiter eingehen, sondern nach obigem Abschweif wieder zum Thema "Preise der Larry Amps" zurückkommen:
In die Entwicklung des ersten DINO und dessen Evolution zum ersten '939' von 1997 sind sicher zum grossen Teil meine Erfahrungen aus meinen vorherigen und parallelen 'Modding-Aktivitäten' eingeflossen. Aber in dessen Weiterentwicklung zur heutigen, aktuellen Version sind weitere hunderte von Stunden eingeflossen, die ich in keiner Weise kommerziell refinanzieren konnte, darüber hinaus noch ungezählte Proberaum- und Studiodates, sowie zahlreiche Livesessions, um dem 'Entwickelten' auch die finale Feuertaufe zu verleihen bzw. eine evtl. nötige Nachkorrektur zu verordnen.
Und ohne eine Rechtfertigung für meine Preise für nötig zu erachten, möchte ich hier einige wenige Details aus vielen kurz erwähnen, die den Unterschied eines DINO zu anderen Amps vielleicht etwas augenfälliger machen. Details zwar, die nicht allesamt in die Perfektion der Sounds eingehen, aber m. E. zu einem Amp dieser Klasse schlicht dazugehören:
- Die Chassis sind grundsätzlich aus Edelstahl gefertigt. Das hat nicht nur den Vorteil, dass sie niemals rosten können, sondern auch, dass sie daher wesentlich stabiler sind, als gewöhnliche Stahlblechchassis. Ausserdem hat Edelstahl den Vorteil der Aluchassis, dass es keine magnetischen Felder (vom Netztrafo) weiterleitet, ohne den Nachteil der Aluchassis - deren enorm hohe Wärmeleitfähigkeit und hohe Rissanfälligkeit - zu haben.
- Natürlich sind sämtliche Komponenten auf dem Chassis massiv verschraubt (mit nicht rostenden Edelstahlschrauben/-muttern). Keine auf Platinen verlötete Röhrensockel, Potentiometer, Schalter, Buchsen, usw., deren Lötstellen sich durch die stetige Vibration erst in 'kalte Lötstellen' und später in 'knackende oder gar unterbrochene Lötstellen' verwandeln können insbesondere, wenn sich noch die Röhrensockel auf der Platine befinden, wodurch diese durch die Röhrenwärme einer stetigen Wärmedehnung & -schrumpfung unterworfen wird.
- Sämtliche Positionen der Röhrensockel, Potentiometer, Buchsen, usw. sind so optimiert, dass sich kürzeste Kabelwege zwischen diesen und den Komponenten auf dem massiven Eyelet-Board ergeben. Keine langen 'kreuz & quer' bzw. 'drunter & drüber' Leiterbahnen mit bedenklich kleinem Querschnitt und zahlreichen, unkontrollierbaren
und soundbeeinflussenden Kapazitäten zueinander, die sich einfach nicht wegdiskutieren lassen auch nicht mit noch so sehr 'überzeugend formulierten' Worten der 'Platinen-Prediger'.
- Keine (computerlike) Multi-Flachbandkabel mit soundbeeinflussenden Querkapazitäten und keine Multipin-Steckverbindungen, die durch Kontaktkorrosion Knacken und Totalausfälle bewirken können. Bedenkt dabei, dass z.B. nach einem 3-Stunden Gig im Inneren des Chassis durchaus Temperaturen von 60-70°C entstehen können und dann kommt der Amp raus hinter den Truck und steht dort 'ne Weile bei gerade -15°C Aussentemperatur. Worst case, ok! Aber das gibt Schwitzwasser im Amp und mir ein gutes Gefühl, zu wissen, das 'da drinnen' wirklich
alles massiv PTP handverlötet ist.
- Die stabilisierte Gleichspannungsheizung für sämtliche Vorstufenröhren ermöglicht es, dass Larry Amps
absolut brummfrei sind, nicht das leiseste Hintergrund-Brummen ist im Betrieb zu hören!
- Die Vorstufen-Röhrensockel sind
nicht aus Keramik, was durch seine Härte Vorstufenröhren zur Mikrofonie und schliesslich zum Pfeiffen anregen könnte, sondern aus (dämpfenden) Micalex hier verwende ich nur die qualitativ sehr hochwertigen NOS-Röhrensockel aus US-Militärbeständen.
- Und natürlich sind auch die Vorstufenröhren selbst NOS! Tungsram oder Tesla (nicht JJ!) aus Fertigungen der 70-er Jahre, die dann zusätzlich noch 'arbeitsplatzspezifisch' selektiert werden. Schliesslich hat ja jede Vorstufenröhre eines Amps eine andere Aufgabe zu verrichten, was zumindest mir verbietet, bei der Bestückung des Amps einfach wahllos in den 100-er Karton zu greifen...
Und, und, und... Ach Gott, ich hör' lieber jetzt auf damit, bevor's noch ein Roman wird
Jedenfalls habe ich mir bisher noch nie Gedanken über irgend welche Marketingstrategien gemacht, mich weder an Marktpreisen, noch an der aktuellen Marktpolitik orientiert oder mich dadurch gar beeinflussen lassen, sondern einfach nur jeden Amp so gebaut, als würde es mein eigener, letzter persönlicher Amp in diesem Leben sein. Diesen so gebaut, dass er meinen Vorstellungen von und Anforderungen an einen Amp kompromisslos entspricht.
Bei solch einer Philosophie verbieten sich jegliche Gedanken an rationelle Fertigungstechniken oder kostenorientierten Materialeinkauf zur Ertragssteigerung ganz von selbst. Nur die bestmögliche Optimierung des Endproduktes im Sinn ergibt dann eben auch durch die aufwändige und penible Handarbeit bedingt einen 'gewissen' Preis.
Derjenige, der die Liebe und Hingabe, ja das Herzblut, das ich in die Entwicklung und den Bau meiner Amps einfliessen lasse zu schätzen weiss und natürlich auch von deren Sounds und Möglichkeiten angetan ist, der bestellt sich dann auch einen. Und ich hatte schon Studenten und Zivis, die es geschafft haben, einen Larry Amp zu bezahlen. Aber jeder muss eben neben der Frage des persönlichen Anspruchs auch die Frage nach seinen Prioritäten für sich selbst klären und entscheiden...
Erwähnenswert wäre vielleicht noch ein grosser Vorteil für die Besitzer auch 'älterer' DINOs (womit ich evtl. sogar einzigartig in der 'Herstellerriege' bin?), dass ich auf Kundenwunsch jeden früheren DINO seit 1997 auf die aktuelle Version upgraden kann, sofern der Kunde das wünscht und nicht ohnehin mit seinem DINO 'im Ist-Zustand' nach wie vor so sehr zufrieden ist, dass er ein mögliches Upgrade sogar ablehnt. Es ist also nicht wie z.B. beim Porschehändler, wo einem der smarte Verkäufer lapidar erklärt: "Verkaufen Sie doch Ihren 'alten' Porsche, wir hätten hier den neuen Carrera schon für Sie bereitstehen!"
Larry