Kadenz mit bIIj7?

  • Ersteller haiiiner
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Es gibt nur 3 VVm im 12-Tonsystem; woraus implizit folgt, dass es nur 3 dominantische Stufen gibt.

Bitte explizier mal das Implizite - mir ist unklar, wie die Dominantwirkung hier entsteht. E°7 zu Am7.


[...]rückwirkend dom. auf Am[...]

Wie habe ich mir eine rückwirkende Dominantwirkung vorzustellen?

E°7 ist Dominante zu Dm7 (enharm. B(b)°7). Dass Dm7 über einen Zwischenakkord (der auf gleicher dom. Stufe steht wie E°7 selbst) erreicht wird, ändert daran nichts und es "verpufft" nichts. Ich verstehe die Frage nicht.

Da hätte ich allerdings drauf kommen können, dass E°7 Dominante zu Dm7 ist - ich würde sagen als Db°7 - weshalb schreibst Du Bb°7? (Mir ist klar, dass E°7 = G°7 = Bb°7 = Db°7).
 
Bitte explizier mal das Implizite - mir ist unklar, wie die Dominantwirkung hier entsteht. E°7 zu Am7.
Nimm Am7, verdure, => A7, füge b9 hinzu => A7b9, nimm Grundton weg => B(b)°7, reharmonisiere auf die Quinte => du erhältst E°7. E°7 repräsentiert die dominantische Stufe des Am7, das heißt die dom. Stufe, auf der A steht, deshalb DDDv zu A(m).

Wie habe ich mir eine rückwirkende Dominantwirkung vorzustellen?
Der Vorgänger wird als dom. Ziel des aktuellen Akkordes erkannt (gehört). Geht genauso wie vorwärts.

Da hätte ich allerdings drauf kommen können, dass E°7 Dominante zu Dm7 ist - ich würde sagen als Db°7 - weshalb schreibst Du Bb°7? (Mir ist klar, dass E°7 = G°7 = Bb°7 = Db°7).
B(b)7 => A7b9 , d.h. nun mit Grundton, und A7(b9) ist Dominante zu Dm ....
 
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E°7 repräsentiert die dominantische Stufe des Am7, das heißt die dom. Stufe, auf der A steht.

Tut mir leid, ich rätsele herum, was das heißen könnte. E°7 liegt auf Stufe V von A(m)? - ja. Aber "A steht auf dominantischer Stufe" - ?

B(b)°7 => A7b9 , d.h. nun mit Grundton, und A7(b9) ist Dominante zu Dm ....

Ist nachvollzogen, mir ist nur nicht klar, weshalb Du E°7 hier (FMA7 FMA7| E°7 Eb7 | Dm7 Dm7) im Hinblick auf Dm7 nicht in Db°7 umdeutest, sondern in Bb°7... Ebenfalls klar wäre für mich die Benennung als A7/b9 (kann man das sehen: das "A" ist durchgestrichen).
 
Tut mir leid, ich rätsele herum, was das heißen könnte. E°7 liegt auf Stufe V von A(m)? - ja. Aber "A steht auf dominantischer Stufe" - ?

Herrjeh... "E°7 liegt auf Stufe V von A(m)? " E°7 liegt NICHT auf Stufe V von A(m), sondern E°7 IST A(m), A(m) als V gesehen. E°7 ist diesbezüglich, also funktional, eine Abstraktion von A(m). Mit der unten erklärten b6 <=> b9 Äquivalenz würde ich den E°7 aber besser als B(b)°7 schreiben.

Ist nachvollzogen, mir ist nur nicht klar, weshalb Du E°7 hier (FMA7 FMA7| E°7 Eb7 | Dm7 Dm7) im Hinblick auf Dm7 nicht in Db°7 umdeutest, sondern in Bb°7... Ebenfalls klar wäre für mich die Benennung als A7/b9 (kann man das sehen: das "A" ist durchgestrichen).
Ich wollte den Ton b6 in der Akkordbezeichnung haben (aus SDM kommend). Denn ohne Ton b6 keine dom. Vollverminderten, b6 auf den Zielakkord bezogen. z.B. ist in Im bII I [IVm] der Grundton vom bII der Ton b6 des elliptischen, d.h. des in jedem Fall gedachten, aber nicht notwendig auch gespielten Zielakkordes IVm. bII ist N zu
I im Beispiel, und du kannst, die Dominante zu IVm vorwegnehmend, den bII durch einen bII°7 austauschen (kein strikt funktionaler Austausch, aber funktional trotzdem passend). Dann aber ist der Akkord auf b2 weder N zu I(m) noch N7 zu I(m) noch Sg, sondern schlicht D zu IVm, und der zu b°II nachfolgende I, gerne auch als I7, bestätigt nur den b°II (reduziert die Dissonanz der Dominante, wobei er die dom. Funktion zu [IVm] beibehält). Die funktionale Schnittmenge des N mit dem Dv liegt in dem Ton b2, der zugleich b9 der Dominante UND Ton b6 des ZielSgakkordes ist. d.h. b9 <=> b6.

Wenn du das mal selbst auf deine Beispiele anwenden würdest - du wärest über den Erkenntnisgewinn überrascht, garantiert.

Die Folge Im bVI(X) V Im ist bei:

X leer: Im bVI (N) V Im ; wobei bVI zugleich sP ist
X = 7: Im bVI7 (G.S.) V Im, wobei die G.S., also German Sixth, DD zur t ist
X = °7 : Im bVI°7 (=Dv) V Im

die Klammern,sofern nicht von "=" gefolgt, bedeuten die Zwischenfunktion.

Nachtrag zum untenstehenden:

Ach Unsinn, denk doch mal nach , es macht die Sache viel einfacher. Ich hätte es noch kürzer erklären können und habe halt Beispiele unterlegt. Du willst dich nur nicht darauf einlassen und glaubst mit großen Tabellen über Austauschakkorde hantieren zu können. DAS wär mir zu viel Arbeit...
 
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Ok, da fehlen mir unverkennbar n halbes Dutzend Semester klassischer Harmonie- oder Kompositionslehre, die wir hier nicht mal eben nachholen können - ich steige aus - danke Dir dennoch sehr für Deine Mühe!
 
Ok, da fehlen mir unverkennbar n halbes Dutzend Semester klassischer Harmonie- oder Kompositionslehre, die wir hier nicht mal eben nachholen können - ich steige aus - danke Dir dennoch sehr für Deine Mühe!

Ein bisschen mathematisch-logisches Verständnis ist in der Musik wohl hilfreich, eben damit man nicht "ein halbes Dutzend Semester" braucht. Muss nicht systematisch sein, aber auch Cudo substituiert nach Regeln, die math. Umformungsregeln entsprechen. Die Harmonielehre hantiert ständig damit und ist insofern tatsächlich eine Spezialdisziplin der angewandten math. Logik.

Wieder Nachtrag zum Untenstehenden: Das macht CUDO für dich doch schon die ganze Zeit (und hat er für mich auch getan, war SEHR erhellend, allerdings halte ich mich von "Jazzharmonik" fern, übersetze also klassisch, wobei SDM eine Abweichung zur Klassik und auch zu CUDO darstellt, weil ich dem Ton b6 eine starke, eig. dominantisch zu bemessende Spannung beimesse, siehe obigen Post)
 
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Ja, Cudo macht das auch, aber bei Deiner klassischen Übersetzung fehlt mir offenbar JEDE Gurndlage. Aber wenn Du meinst, es läge nur daran, dass ich mich nicht darauf einließe:

E°7 liegt NICHT auf Stufe V von A(m), sondern E°7 IST A(m), A(m) als V gesehen. E°7 ist diesbezüglich, also funktional, eine Abstraktion von A(m).

Was heißt das, E°7 ist eine Abstraktion von A(m)? Ich sehe zwei gemeinsame und zwei differente Töne.

Ich wollte den Ton b6 in der Akkordbezeichnung haben (aus SDM kommend). Denn ohne Ton b6 keine dom. Vollverminderten, b6 auf den Zielakkord bezogen.

Z.B. ist in Im bII I [IVm] der Grundton vom bII der Ton b6 des elliptischen, d.h. des in jedem Fall gedachten, aber nicht notwendig auch gespielten Zielakkordes IVm.

Bspw. bei Am7 | Bbj7 A7 | Dm7 also bb als b6 von Dm7.

N zu I im Beispiel, und du kannst, die Dominante zu IVm vorwegnehmend, den bII durch einen bII°7 austauschen (kein strikt funktionaler Austausch, aber funktional trotzdem passend).

Am7 | Bb°7 A7 | Dm7

Dann aber ist der Akkord auf b2 weder
N zu I(m) noch N7 zu I(m) noch Sg, sondern schlicht D zu IVm, und der zu b°II nachfolgende I, gerne auch als I7, bestätigt nur den b°II (reduziert die Dissonanz der Dominante, wobei er die dom. Funktion zu [IVm] beibehält).

I7 ist also V/IVm7 = A7.

Bb°7 reduziert die Dissonanz der Dominante? Weil er das db einführt?


Die funktionale Schnittmenge des N mit dem Dv liegt in dem Ton b2, der zugleich b9 der Dominante UND Ton b6 des Zielakkordes ist. d.h. b9 <=> b6.

Das bb.

Die Folge Im bVI(X) V Im ist bei:

Am | F(X) E7b9 | Am

(N) V Im ; wobei bVI zugleich sP ist.

F ist Neapolitaner - von E (- ?) , Parallele von Dm.

X = 7: Im bVI7 (G.S.) V Im, wobei die G.S., also German Sixth, DD zur t ist.

Am | F7 E7b9 | Am

F7 = SubV7/V = (SubD) D - ?

f ist bereits hier wieder "b9 der Dominante UND Ton b6 des Zielakkordes"

Was bezeichnet man hier als G.S.? Das f als Sexte des Am ? Das F7 als Akkord?


X = °7 : Im bVI°7 (=

Am | F°7 E7b9 | Am

F°7 wäre für mich als Ab°7 Dominante zu Am, aber da Du die Sexte des Zielakkordes als funktional essentiell betrachtest, sprichst Du weiter von F°7 - ?


Was sagst Du über das Verhältnis von F°7 zu E7b9 bzw. über den Austausch von F7 durch F°7? Durch die Umwandlung von F7 zu F°7 verlieren wir die Dominantwirkung zum nachfolgenden E7b9 und gewinnen die Dominantwirkung zurm Am7?


 
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Was heißt das, E°7 ist eine Abstraktion von A(m)? Ich sehe zwei gemeinsame und zwei differente Töne.

Wir nehmen A(m) als Dominantisch an. Zielakkord D(m). Welcher VVm passt? E°7 ! Gibt es einen anderen VVm mit der gleichen dom. Eigenschaft zu Dm? Nein! Und weil im VVm der Grundton herausgenommen ist (kein a), deshalb "Abstraktion vom A(m) mit Bezug auf die gewünschte dom. Funktion."

Bspw. bei Am7 | Bbj7 A7 | Dm7 also bb als b6 von Dm7.
Ja.

I7 ist also V/IVm7 = A7.

Bb°7 reduziert die Dissonanz der Dominante? Weil er das db einführt?
Der Bb°7 ist doch schon da. Der folgende A7 , hier mit I(7) bezeichnet, reduziert die Dissonanz des VVm unter Beibehaltung der dom. Funktion. (Das hatte ich so beschrieben).

F ist Neapolitaner - von E (- ?) , Parallele von Dm.
Ja.

Am | F7 E7b9 | Am

F7 = SubV7/V = (SubD) D - ?

f ist bereits hier wieder "b9 der Dominante UND Ton b6 des Zielakkordes"

Was bezeichnet man hier als G.S.? Das f als Sexte des Am ? Das F7 als Akkord?
Die German Sixth hat eine Septime, die man aber nicht als b7 sondern als #6 schreibt. Denn diese #6 soll und wird sich nach oben auflösen. Bei F7 hätten wir da ein dis. Das dis geht zum e. (Oktave des Folgeakkordes). Deswegen der Hinweis auf die G.S.

Am | F°7 E7b9 | Am

F°7 wäre für mich als Ab°7 Dominante zu Am, aber da Du die Sexte des Zielakkordes als funktional essentiell betrachtest, sprichst Du weiter von F°7 - ?
Ja.

Was sagst Du über das Verhältnis von F°7 zu E7b9 bzw. über den Austausch von F7 durch F°7? Durch die Umwandlung von F7 zu F°7 verlieren wir die Dominantwirkung zum nachfolgenden E7b9 und gewinnen die Dominantwirkung zurm Am7?

Ja, genau!
 
Jippiiieee!! :) :) :)

Und danke Dir!
 
Haunschild nennt vier MI-Kadenzen, die "eine ähnliche harmonische Funktion bilden wie II-V-I-Verbindungen. Es lassen sich diesen borrowed Chords also die harmonischen Funktionen von Subdominante, Dominante und Tonika zuordnen." [ebd., Neue Harmonielehre, Bd. II, S.134]

AbMA7 Bb7 CMA7

AbMA7 DbMA7 CMA7

FMA7 DbMA7 CMA7

EbMA7 DbMA7 CMA7

Nach meinem Kenntnisstand würde ich mir das so erklären:

1. Die Dominantwirkung des Bb7 beruht auf der b6 des Zielakkords, die der bVII7 als b7 vorhält.

Das AbMA7 hat als bVIMA7 aus dem Aeolischen herkunftsbedingt Subdominantfunktion - ODER erzeugt der bVIMA7 bereits durch seinen Grundton eine Dominantfunktion, die der bVII7 nur "beibehält" (- siehe oben RMACD)?

2. Dasselbe gilt für die Dominantwirkung des DbMA7, der die b6 des Zielakkords als 5 vorhält. Gegenüber dem SubV7/I verzichtet der bIIMA7 auf den Tritonus der V7/I - umgekehrt enthält der SubV7/I sowohl den Tritonus der D als auch die b6 des Zielakkords.

3. FMA7 ist ohnehin S zu CMA7 und kann demnach auch durch Dm7 vertreten werden.

4. EbMA7 hat keine Subdominantfunktion, sondern herkunftsbedingt Tonikafunktion in C-Dur - deshalb ist die letzte eine T-D-T-Kadenz.

Stimmt das bzw. ist das erschöpfend?
 
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1. Die Dominantwirkung des Bb7 beruht auf der b6 des Zielakkords, die der bVII7 als b7 vorhält.
Und der (gedachten) V einen Ton b9 vorgibt. Der Ton b6 hat Dominantwirkung, weil er einen anderen Ton vertritt (ich komme darauf weiter unten).

Das AbMA7 hat als bVIMA7 aus dem Aeolischen herkunftsbedingt Subdominantfunktion - oder erzeugt der bVIMA7 bereits durch seinen Grundton eine Dominantfunktion, die der bVII7 nur "beibehält" (- siehe oben RMACD)?
MA7 sind Dominanten, denen man alle Zähne gezogen hat. Der bVIMA7 steht als Akkord auf doppeldominantischer und damit zugleich subdominantischer Stufe. Zugleich liefert aber den Ton b9 zur (gedachten) D. Er ist damit ein Zwitter.
Der bVII7 greift diesen b9 auf. Fazit: bVIMA7 bereitet eine Dominante vor (die aber nicht kommt, das Ohr muss diese mit dem bVII ersetzen), ist zugleich Zwischen-N zur V. Die V wird wiederum durch die bVII vertreten - Kleinterzvertreter der V.

2. Dasselbe gilt für die Dominantwirkung des DbMA7, der die b6 des Zielakkords als 5 vorhält. Gegenüber dem SubV7/I verzichtet der bIIMA7 auf den Tritonus der V7/I - umgekehrt enthält der SubV7/I sowohl den Tritonus der D als auch die b6 des Zielakkords.
Der Ton b2 dominantisiert den folgenden Durakkord I. Mit IMA7 schwächen wir diese Dominantwirkung ab. Mit I7 würden wir diese hingegen bestätigen. Zusätzlich hat der Ton b6, der im DbMA7 enthalten ist, eine dominantische Wirkung auf die I.

3. FMA7 ist ohnehin S zu CMA7 und kann demnach auch durch Dm7 vertreten werden.
Ja.

4. EbMA7 hat keine Subdominantfunktion, sondern herkunftsbedingt Tonikafunktion in C-Dur - deshalb ist die letzte eine T-S-T-Kadenz.
Die T-S-T-Kadenz verhält sich zu einer bIII7 - bII7 - I(MA7) Kadenz wie der Weihnachtsmann zum Osterhasen. Erstere ist eig. nur eine I - I46 - I Verbindung und eine Vorhaltauflösung. Dass die I46 auf der 4 gespielt wird, ändert daran nichts, das Ohr findet sich aber mit TST ab, weil ein funktionaler Schluss gar nicht angeboten wird und behilft sich mit der Vorhaltauflösung.

Wir kommen zum Terzvertreter (mit Terz ist die Kleinterz gemeint). Es gibt einen gewissen Zusammenhang mit der gleichstufigen Stimmung, da erst in der gleichstufigen Stimmung die Terzvertretung exakt dargestellt werden kann.

In einem Vollverminderten kann jeder Ton jeden vertreten, doch die harmonische Spannung auf das Ziel ist unterschiedlich.
Betrachten wir den Dv
In Dur, also bezogen auf die I, hat der Ton b6 die größte Spannung, gefolgt von 4, dann 7, und die geringste Spannung hat Ton 2.

In Moll hat der Ton 7 die größte Spannung, dicht gefolgt von b6 und 2. Der Ton 4 hat hingegen gar keine Spannung.

=> In Moll ist die Spannung (viel) größer als in Dur bzw. der Kontrast der Töne des Dv ist viel stärker als in Dur. Wenn man in Dur den Ton b6 vermeidet und den Ton 4 in Kadenzen behandelt, hat man in Dur gar keine Spannung (klingt immer gut und meistens langweilig...)
Wie gewinnen wir Dominanten aus dem Dv ? Na, indem wir einen der Töne des Dv tiefalterieren. bII7, III7, V7, bVII7 - alles Dominanten.

...was ist nun mit bVIMA7?

bVIMA7 ist ein abgetakelter VI°7 bzw. #IV°7, kommt also von einem DDv her. "Wollte eine DD werden, hat es aber nur bis zur Subdominante geschafft...". Wie erhalten wir eine DD aus dem DDv ? Na, indem wir einen der Töne des DDv tiefalterieren. II7, IV7, bVI7, VII7 - alle sind DD-Funktionen. Deren Grundtöne sind sämtlich zugleich die Töne des Dv. Das muss man wissen - was auf den ersten Blick komisch erscheint, aber logisch nicht anders sein kann, wenn man sich das Bildungsprinzip "Vom Dv zum Septakkord" verinnerlicht.

Was ist eine Subdominante? Nun, wir machen aus den DD-Septakkorden (mit ihrer b7) Major-Akkorde. IVMA7 als prominentestes Beispiel. Vorsicht mit IIMA7 : Deren Major-Septime wäre ein b9 zur I: "Pseudo-Neapolitaner".
 
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Erstmal vielen Dank für die prompte und ausführliche Antwort! Natürlich führt sie zu weiteren Nachfragen...


Und der (gedachten) V einen Ton b9 vorgibt. Der Ton b6 hat Dominantwirkung, weil er einen anderen Ton vertritt (ich komme darauf weiter unten).

Welchen Ton vertritt sie?



MA7 sind Dominanten, denen man alle Zähne gezogen hat. Der bVIMA7 steht als Akkord auf doppeldominantischer und damit zugleich subdominantischer Stufe. Zugleich liefert aber den Ton b9 zur (gedachten) D. Er ist damit ein Zwitter.
Der bVII7 greift diesen b9 auf. Fazit: bVIMA7 bereitet eine Dominante vor (die aber nicht kommt, das Ohr muss diese mit dem bVII ersetzen), ist zugleich Zwischen-N zur V. Die V wird wiederum durch die bVII vertreten - Kleinterzvertreter der V.

Bis auf den Terminus "Zwischen-N" nachvollzogen. (Glaub ich)

Der Ton b2 dominantisiert den folgenden Durakkord I. Mit IMA7 schwächen wir diese Dominantwirkung ab. Mit I7 würden wir diese hingegen bestätigen. [...]

Der I soll hier ja auch Tonika sein und keine neue Dominantwirkung entfalten. Aber wäre bei einer Modulation | C7 | F7 | C7 | Gm7 C7 | F7 wie im Blues eine Dominantisierung des dritten C7 nicht erwünscht? - aber das Gm7 liefert keine b2...


Wir kommen zum Terzvertreter (mit Terz ist die Kleinterz gemeint). [...]
In einem Vollverminderten kann jeder Ton jeden vertreten, doch die harmonische Spannung auf das Ziel ist unterschiedlich.
Betrachten wir den Dv

Wofür steht das "v" bei "Dv"?

In Dur, also bezogen auf die I, hat der Ton b6 die größte Spannung, gefolgt von 4, dann 7, und die geringste Spannung hat Ton 2.

Ergibt ein Ranking von Ib13, I11, IMA7, I9 ?

In Moll hat der Ton 7 die größte Spannung, dicht gefolgt von b6 und 2. Der Ton 4 hat hingegen gar keine Spannung.

Ranking ImMA7, Imb13, Im9, Im11 ?

Jetzt muss ich erst wissen, was "Dv" genau bedeutet.
 
Der Dv ist ein Vollververminderter. "v" steht für "vermindert".... "Ein Dv" meint: "ein VVm", also ein X°7, aber "der Dv " meint den VVm als Dominante zur I. Ansonsten müsste man "Dv zu X" schreiben, also eine relative Dominante , auch Zwischendominante genannt. Die dom. Zwischenfunktion wird gerne in Klammern (D) angegeben. Wenn vom DDv die Rede ist, dann ist im Doppel-D die doppeldom. Funktion zur I ausgedrückt. Der DDv enthält stets den Grundton der I wie auch alle doppeldom X7 mit Ausnahme der VII7. IV7 wiederum enthält den Leitton zur Quinte nicht. Prädestiniert für eine DD sind besonders die Akkorde II7 und bVI7; wobei der Akkord II(7) sich am meisten einer Subdominante annähert. bVI7 und VII6 sind sowohl doppeldom. als auch dom. auf die I wirksam. bVI7 wird daher manchmal auch als Dominante zur I verwendet, ohne dass die V dazwischen eingeschoben wird.
Welchen Ton vertritt der b6? Ton b6 vertritt (funktional betrachtet) Ton 7 <=> Kleinterzabstand.

Nachtrag zum "Ranking" : Das bezieht sich nur auf die Töne aus dem Dv. Gibt ja noch andere Töne.
 
Zuletzt bearbeitet:
Super, danke:

Der Dv ist ein Vollververminderter. "v" steht für "vermindert".... "Ein Dv" meint: "ein VVm", also ein X°7, aber "der Dv " meint den VVm als Dominante zur I.

Dv = B°7 = Ab°7

DDv = F#°7 (= Eb°7)

DDDv = E°7 (= Db°7)

Ranking des Dv in C-Dur: Ab°7, F°7, B°7, D°7

Ranking des Dv in A-Moll: G#°7, F°7, B°7, D°7

D.h. in Moll beziehst Du Dich auf den Dv als G#°7?


bVI7 und VII6 sind sowohl doppeldom. als auch dom. auf die I wirksam. bVI7 wird daher manchmal auch als Dominante zur I verwendet, ohne dass die V dazwischen eingeschoben wird.

Z.B. so ? :

| FMA7 Ab7 | CMA7


Welchen Ton vertritt der b6? Ton b6 vertritt (funktional betrachtet) Ton 7 <=> Kleinterzabstand.

Hm, da ich kein Aha-Erlebnis habe, darf ich messerscharf auf eine weitere Wissenslücke schließen... :eek:
 
Hm, da ich kein Aha-Erlebnis habe, darf ich messerscharf auf eine weitere Wissenslücke schließen..
Nein. Ist nur logische Folge von: "In einem VVm kann jeder Ton jeden anderen vertreten". Wenn man das akzeptiert, dann kann b6 7 vertreten. b6 wird nach unten, auf die Quinte, aufgelöst, also gleittondominantisch. Aber b6 und 7 gehören zum gleichen Dv.

Ranking des Dv in C-Dur: Ab°7, F°7, B°7, D°7

Ranking des Dv in A-Moll: G#°7, F°7, B°7, D°7

G#°7 ist für Moll die passende Notation, da "b6 hier zu #5 bzw. 7 wird". Jedoch, es ist der gleiche Akkord! Es gibt kein "Ranking" beim Dv.

D.h. in Moll beziehst Du Dich auf den Dv als G#°7?
Wenn die Dominante zu Am E7b9 ist, dann wäre F°7 vorzuziehen. Aber F°7 ist selbstverständlich sowohl Dv zu A(m) als auch zu C(m) !

| FMA7 Ab7 | CMA7
Ja.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt kein "Ranking" beim Dv.

Die Reihenfolge der Stellungen des Dvs sollte nur symbolisch für das Ranking seiner Töne zur Tonika stehen.


Cool - d.h. neben SubV und Dv eine weitere Substitutionsmöglichkeit der D.

Kann ich mir mithilfe einer überschaubaren Anzahl von Regeln herleiten, welche Akkorde noch als Substitute für die Funktionsbereiche taugen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lese hier ständig mit ... gefesselt und interessiert ...

Wer hätte vermuten können, daß diese harmlose Ausgangsfrage


...funktioniert diese Akkordfolge ab Takt 3? ...

sich zu SO einem Thread auswächst ... ?? Ich nicht ...

Thomas
 
Cool - d.h. neben SubV und Dv eine weitere Substitutionsmöglichkeit der D.

Kann ich mir mithilfe einer überschaubaren Anzahl von Regeln herleiten, welche Akkorde noch als Substitute für die Funktionsbereiche taugen?

Der VVm als "Dominantfabrik" ist eine Möglichkeit, Substitute herzuleiten. Wie, das ist ja schon beschrieben. Ich denke, dass das sehr einfach ist. Wenn man "mehr" will, dann wird es schnell aufwendig.

Die German Sixth (bVI7 bzw. bVI#6) ist schon sehr komplex. Sie hat den Ton #6. Die dominantische Wirkung auf die V ist durch die Leittonwirkung erklärt, der Grundton ist sowohl Gleitton zum Grundton der V als auch deren b9. Wenn einer bVI aber eine I folgt, dann ist der #6 Leitton zur Quinte und der Grundton als b6 Gleitton zur Quinte. Der Grundton der I ist schon als Durterz im bVI7 enthalten. Die G.S. ist aber auch Zwischen-D. zum bII. Es tun sich viele Möglichkeiten auf. (Beim bVI können wir erkennen, dass es zwei Arten Vertreter / Austauschbeziehungen gibt: Quintvertreter und Tritonusvertreter. Letztere sind wiederum ein Spezialfall der Kleinterz-Vertretung. SDM kennt sowohl Quintvertreter als auch Tritonusvertreter, z.B. ist die bII ein Quintvertreter der bVI).

Die Beziehung IIm7,bVI7) ist ein Spezialfall des Tritonuspaares (Xm7,Tv7), wobei Tv für Tritonusvertreter steht. Allerdings ist der Tv funktional wesentlich stärker und üblicherweise wird ja einer IIm eine V folgen und dann die I. Alternativ wäre aber IIm I IV denkbar. Wenn die I zu einer Zwischen-D. zur IV(m) umgedeutet werden soll: IIm könnte wiederum durch bII(7) ersetzt werden, also den subdom. Akkord zur bVI7 (wie auch der bVI7 üblich die V folgt, einer II7 die V, einer bII die V, letzterer Fall ist wieder ein Tritonuspaar(aber beide Akk. in Dur)). Wenn man SDM vermeiden möchte, aber die klangverschärfende Wirkung (d.h. die dominantisierende Wirkung) des Tones b9 beibehalten möchte, könnte statt bII auch bIII7 oder aber bVIIm gespielt werden; immer geben wir der folgenden I einen Ton b9 vor. Im Kontext wäre auch ein Akk. bVIsus4 interessant.

Möglicher Austausch für die bVI7 noch: bVI7b5 bzw. II7(b5) (French Sixth) , zwei Tritoni in einem Akkord.
Insgesamt nähern wir uns aber nun sehr der Betrachtung Romantischer Musik an....
 
Grund: II7b6 auf II7(b5) korrigiert
Zuletzt bearbeitet:
Ergänze Dein Beispiel folgendermaßen:

Cj7_C6_Fj7_Ab7/F#_Gsus4_G7

und vermutlich wirst auch Du den Unterschied hören. Wenn Du die Schleife wieder auf 4 Takte zurechtbiegst - z.B. indem Du die G-Akkorde in der Länge verdoppelst oder die vier Letzten (von F bis G) halbierst - wird alles gut. Und nicht zuviel Haunschild lesen
Das bisschen V64 reißt es auch nicht raus. Die V64 ist diatonisch bereits die Tonika, wenn die Funktionen vorher nicht gepasst haben, dann kommst du mit der V64 auch nicht weiter. Die V64 hebt nur den Grundton der Dominante hervor , ist ja eine I/5. Die bVI7 bzw bVI(#6) hingegen hat genug Kraft, ad-hoc modulierend zu wirken - das hebt sie von gewöhnlichen Zwischendominanten ab.

Guckst und hörst du hier:

http://www.musikanalyse.net/tutorials/uebermaessiger56-akkord

... wir fangen in As-Dur an, sind also schon auf der bVI ^^ , ab T.5 wird zunächst ein b7 hinzugefügt (ges), dann wird das Vorzeichen beim ab aufgehoben, d.h der As-Dur-Akk wird zu einer X7b9, dann zur X(#6) das X steht hier für Doppeldominante - und wir kommen instantan, ohne geringste Verzögerung und ohne weitere (Zwischen)(Sub)Dominanten auf C-Dur heraus, als I/5. Und das bei 4 Quinten! Dass wir dann noch kurzzeitig eine V haben, ändert daran nichts mehr.

Mit Tritonus-Substitutionen tritt der Quintfall als harmonisches Prinzip in den Hintergrund, er ist noch da, doch es geht auch ohne ihn. Das betrifft auch die VVm - wie will man sich da einen Quintfall zusammenreimen?

Nebenbei hat ja der IMA7-Akkord diatonisch auch die V mit dabei, als V6; die fehlende Quinte kann problemlos mit IMA79 nachgeliefert werden...
 
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