Ich habe im laufe des Threads mehrmals Selbstzweifel bekommen, weil viele kluge Argumente von klugen Köpfen kamen, und den Test den wir vor Jahren machten wirklich von aller Voreingenommenheit frei war.
Da gibt es für mich nur eine Lösung, ich werde das ganze mit ein paar Leuten nochmal machen müßen, dies dann aber von anfang an hier im Board dokumentieren.
Gruß Harry
Hallo Harry.
Das "Ding" dabei ist einfach der Versuchsaufbau.
Es dürfte schon äusserst schwierig werden, jeweils Instrumente zu finden, die sich ausschliesslich durch das Holz unterscheiden.
Gesetzt den Fall, man findet aber so etwas, man hat den selben Gitarristen, der das selbe Riff/Solo/whatever mit dem selben Plek und den selben xyz aufnimmt, was dann?
Und wie viele verschiedene Setups werden getestet, um ein breites Bild zu bekommen, um zu checken, ob diese Unterschiede sich gleichbleibend wiederholen?
Werden dann die jeweiligen Probanten nacheinander einzeln in die selbe Kammer gesperrt, wo sie dann unter dem Siegel der Verschwiegenheit ihre Ergebnisse notieren?
Die Beeinflußbarkeit von uns Menschen ist da nämlich auch noch ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Wie ich dich verstanden hatte, hattet ihr von "nur Hörern" bis hin zu Profis praktisch alles vertreten.
Hört z.B. ein Profi das als Erstes und äussert vernehmlich seine Meinung, dass klare Unterschiede zu hören sind, besteht definitiv die Möglichkeit, dass die "Laien" bzw. "Amateure" das schon alleine betsätigen, um nicht als ahnungslos da zu stehen.
Diese Art der Beeinflussung funktioniert auch umgekehrt.
Also müsste man dass theoretisch anonym bewerten, wenn man "echte" Ergebnisse haben will.
Völlig aussen vor bleibt bei der ganzen Sache, das wir Gitarristen ja immer mehrere baugleiche(!) Instrumente anspielen und testen, um "das Eine" zu finden, dass am besten klingt.
Wer will dann noch beurteilen, ob das eine "Standardstreuung" ist, weil eben keine Gitarre klingt, wie die andere, oder ob es wirklich und tatsächlich und ausschliesslich im Holz begründet liegt?
Dazu kommt, dass das menschliche Gehör vieles ist, aber sicherlich kein Maßstab für irgendwas.
Der Eine ist in der Großstadt aufgewachsen, womöglich noch an einer Durchgangsstraße, was dazu geführt hat, dass sein Gehirn darauf konditioniert ist, bestimmte "Brummfrequenzen" unbewusst abzufiltern -> er wird Nuancen im Tiefmittenbereich schlichtweg nicht wahrnehmen.
Der Andere wiederum ist zwar vielleicht etwas ruhiger aufgewachsen, dafür jedoch in der Nähe einer bei Wind ständig sirrenden Oberleitung, was er irgendwann "gar nicht mehr gehört" hat.
Wenn ihm jetzt Jemand von dieser gewissen "Transparenz" und der "Obertonbrillanz" in den höheren Lagen erzählt, wird er sich sagen (zumindest denken) "JOaaah...also...ich höre da keinen Unterschied".
So ein Test ist ganz lustig, nicht mehr, nicht weniger.
Wenn überhaupt dann könnte man den Frequenzgang messen, da wir ja von Unterschieden sprechen und von "besser" oder "schlechter".
Natürlich müsste man dann die Instrumente von einer maschine anschlagen lassen, denn selbst der versierteste Gitarrero würde sich (behaupte ich jetzt einfach) die Augen aus dem Kopf wundern, wie unterschiedlich doch sein "immer gleicher" Anschlag ist.
Lasst uns einfach damit leben, dass ein Jeder(!) sein Voodoo irgendwie und irgendwo anders treibt und wir uns in 50 Jahren noch darüber die Köpfe heiss reden können, ob es jetzt das Holz der Gitarre ist, oder die Finger oder der Amp, oder die Saiten oder warum Kirk Hammett "One" mit einer Fender Strat eingespielt hat, obwohl die ja gar keine EMG´s verbaut hat...
Wir alle haben irgendwie Recht, weswegen es von beiden Seiten völlig unangebracht ist, sich gegenseitig Ahnungslosigkeit oder Ähnliches vorzuwerfen.
Höchstens beweisen beide "Extremparteien" Ignoranz und Engstirnigkeit, wenn sie nicht einsehen wollen, dass es keine absolute Wahrheit in dieser Frage gibt und geben kann.
Gruß,
René