Vielleicht können Außenstehende das Phänomen Helene Fischer besser erklären? Texas wird gemeinhin gerne als hinterwäldlerisch bezeichnet, was meiner Meinung nach auch oft, aber eben nicht immer zutrifft. Ausgerechnet eine Zeitung aus Fort Worth hat im November 2017, also ein Jahr vor ihrer Erwähnung in der Forbes-Liste, einen Artikel über Helene Fischer veröffentlicht, der klüger ist, als vieles, was ihre einheimischen Kritiker so von sich geben:
Famous singer fills arenas for days at a time, but Americans have never heard of her.
Der Autor erklärt seinen Lesern, Helene Fischer sei in Deutschland scheinbar populärer als Volkswagen, kein Wunder angesichts ihrer Verkaufszahlen, auch wenn dies im US-Vergleich vielleicht nicht gleich erkennbar sei. Um das Phänomen Helene Fischer, die er nur von Videos ihrer Konzerte kannte, selbst zu erforschen, besuchte er ein Konzert in Leipzig und war beeindruckt.
"Sie verwandte ihr gutes Aussehen, ihre tollen Stimme und ihr Tanztalent, um Karriere im Schlagergenre zu machen", schreibt er, aber eigentlich könne man die Art von Musik, die sie mache als Top 40, Europop oder einfach als Pop bezeichnen. Um ihre Popularität zu erklären, verweist er auf die internationalen Kollegen, mit denen sie schon auftrat: Andrea Bocelli, Placido Domingo, Il Divo, Chris Botti, Tom Jones, Ricky Martin, Adam Lambert und Michael Bolton. Weitere Duette habe sie mit aufgezeichneten Auftritten ehemaliger Größen wie Frank Sinatra und Bing Crosby und als Höhepunkt, Elvis Presley gesungen und danach Priscilla Presley zu sich auf die Bühne gebeten, so groß sei ihr Einfluss in Deutschland. Das sei aber auch ein Beispiel für die Furchtlosigkeit von Fischer, die mit ebenbürtiger Gelassenheit ihre Fähigkeiten mit Opernsängern und Rocklegenden messe.
Schwer beeindruckt ist der Kritiker auch von der Körperlichkeit ihrer Show, sowie ihrer tänzerischen Leistung.
Nehmen wir einfach diesen Satz als Motto:
Beyond being just another pop star, Fischer occupies a place in German culture that does not have a parallel in this country.
Helene Fischer ruhe sich aber nicht auf ihren Erfolgen aus, ihre neue CD enthalte keinen einzigen Reinfall und einen überraschenden Umfang an Genres. Anders als Sängerinnen wie Celine Dion, verlasse sie sich nicht darauf, einen auf dicke Hose zu machen, nur mit ihren Kostümen versuche sie Eindruck zu machen.
Es bleibe die Frage, warum sie trotz ihrer guten Englischkenntnissse nicht in Amerika zu hören sei. Die Antwort - eine Interviewanfrage blieb unbeantwortet - ist einfach:
It may simply be that Fischer is too busy counting euros to be interested in dollars.
Tja, schade, dass Fremde manchmal mehr begreifen (wollen/können) als Einheimische.
Sein Fazit:
For my part, I am hoping that I someday see another concert I enjoy as much as I did this one. But it looks like I might have to go back to Germany to achieve that.