Hallo rudel,
das ist alles nicht so ganz meine musikalische Heimat, aber man muss schließlich auch über den Tellerrand schauen und sich mit allerlei Stilrichtungen beschäftigen - also versuch ich's mal...
Ich hab ja nicht einmal eine Steirische...
(Wäre "Der Böhmische Traum" von 199x schon "modern"?)
Na ja, beim Böhmischen Traum macht der Schwabe Gäble einen auf böhmisch-mährisch, also schon recht traditionell.
Vor allem hat man die
typische zweistimmige Melodieführung in Terzen oder Sexten. Kommt auf das selbe raus und kann abgewechselt werden.
Auf die Sexte kommt man, wenn man die Terz-Oberstimme eine Oktave nach unten klappt bzw. die Unterstimme eine Oktave nach oben: Terzen und Sexten sind Komplementärintervalle, d. h. sie ergänzen sich zur Oktave.
In der Böhmischen Traumpraxis sieht das so aus: (Ausschnitte aus der Direktionsstimme in C des Rundel-Blasmusikarrangements):
Das Stück beginnt in klingend Es-Dur:
Hier sieht man schön, wie die Melodie immer schön brav in Terzen abläuft (bis auf die Sexten beim "Da-da-damm-damm-damm am Ende des Intros.
Im
Trio wechselt die Tonart wie fast immer üblich um eine Quarte nach oben, also von Es-Dur auf As-Dur.
Dieser Wechsel entspricht auf der Steirischen einem Reihenwechsel auf die nächsthöhere Reihe.
Hier haben wir die zweistimmige Melodieführung dann vorrangig in Sexten:
Das heißt: Wenn man Tonleitern in
Terzen und Sexten bis zur Geläufigkeit übt, hat man schon einen Großteil abgedeckt.
So weit recht "traditionell".
"Modern" sind allerdings die Moll-Akkorde - die sogenannten Moll-Bässe sind bei der Steirischen ja eine recht neue Errungenschaft.
Was ich mit den "
gebrochenen Akkorden" gemeint habe, aus denen ein Großteil der typisch alpenländischen Musik besteht, sieht man schön am berüchtigten Klarinettenmuck'l. Hier die Solo-Klarinette aus den Original-Egerländer-Noten (von Moschs Haus- und Hof-Arrangeur Franz Bummerl).
Klingend B-Dur, für Klarinette transponierend in C-Dur notiert:
Alles, was ich rot eingefärbt habe, sind gebrochene Akkorde, d. h. aneinandergereihte Akkordtöne.
Gehen wir als Beispiel (eigentlich völlig egal) von einer Steirischen in G-C-F-B aus und spielen das Ding in C-Dur, also in der Tonart der 2. Reihe.
Dann wären alle roten Noten in der C-Dur-Reihe auf Druck direkte Nachbarn - also nur von Knopf zu Knopf hüpfen.
Wenn dann die Harmonie auf G (bzw. G7) wechselt, hat man nur Töne eines G7-Akkords.
Auch die liegen schön auf der C-Dur-Reihe (nun allerdings auf Zug), außer das obere G, das in der C-Dur-Reihe nur auf Druck verfügbar ist, so dass man auf die 3. Reihe ausweichen muss. Das untere G am Ende ist zufällig der Gleichton, also auch in der 2. Reihe verfügbar.
Also ganz einfach, das meiste liegt auf einer Reihe, man kann praktisch keine falschen Töne spielen.
Werden bestimmte Akkorde dann bei Zug bzw Druck stets mit den jeweils selben Griffen gespielt? Oder hängen die Griffe ( bei zB 5Finger Spiel) auch von der Akkord- bzw Griff-Folge ab?
Soooo viel Auswahl hat man ja nicht.
Prinzipiell wird man immer den bequemsten Weg wählen, wenn es Alternativen gibt.
Die Balgrichtung richtet sich nach der Bass-Seite und falls ein benötigter Akkord auf Zug und Druck verfügbar ist, richtet man sich nach der Melodie oder wählt die Richtung so, dass ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen Zug und Druck herrscht, damit man nicht so oft die Lufttaste benötigt.
Vielleicht hilft das ja schon.
Viele Grüße
Torsten