Gibt es eigentlich beim Harmonika-Spiel eine endliche Anzahl von (wichtigen) "Griffen"?

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Eine Harmonika ist ja bzgl der spielbaren Tonarten beschränkt, und auch das Harmonika Repertoire weist ja mE jede Menge wiederkehrender "Klänge" und "Klang-Folgen" auf...

Daraus meine Fragen:

Gibt es beim Harmonika-Spiel (4R) eigentlich eine eher begrenzte Anzahl von (zB 5 Finger-) Griffen, mit denen man die Mehrzahl (zB xx%) der gängigen Stücke spielen kann?

Gilt das auch für bestimmte Griff-Folgen?

Und wenn ja: Gibt es dazu irgendwelche Verzeichnisse oder "Literatur"?

Klaro eine "Anfänger-Frage"... Danke für jegliche Aufklärung...
rudel
 
Gibt es beim Harmonika-Spiel (4R) eigentlich eine eher begrenzte Anzahl von (zB 5 Finger-) Griffen, mit denen man die Mehrzahl (zB xx%) der gängigen Stücke spielen kann?

Hallo Rudel_S,

die Antwort auf Deine Fragen hängt wesentlich davon ab, ob man eher die traditionellen Stücke betrachtet oder auch ob man auch "modernere" Stücke spielt.

Nur mal ein paar grundlegende Gedanken:

Die vollen Vorteile einer diatonischen Harmonika lassen sich vor allem im traditionellen alpenländischen Bereich ausspielen, weil die Stücke dort zu großen Teilen nur aus einfachen Akkorden/Akkordbrechungen von Tonika, Dominante und Subdominante bestehen.

'Ganz vorne in der statistischen Rangliste dürften dann die Tonika-Dreiklänge mit ihren Umkehrungen liegen - das sind dann (auf Druck) immer beliebige benachbarte Knöpfe in der jeweiligen Reihe.

Melodisch, oft zweistimmig, hat man es dann typischerweise fast nur mit Terzen und Sexten zu tun.
Manchmal auch eine große Sekunde (bei Septakkorden) oder auch mal eine Quarte oder Quinte.

Damit kommt man schon sehr weit.

Gilt das auch für bestimmte Griff-Folgen?

Im Grunde ja - es herrschen (mehrstimmige) Akkordbrechungen hoch und runter vor.
Und diatonische Durchgänge (Ausschnitte von Tonleitern).

Damit, denke ich, kommt man schon sehr weit und wenn diese verinnerlicht sind, hat man mehr Gehirnkapazität frei, um sich um die Ausnahmen kümmern zu können.

Viele Grüße
Torsten
 
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Danke Thorsten!

Ja, bleiben wir Mal bei alpenländisch.. (Wäre "Der Böhmische Traum" von 199x schon "modern"?)

Und wenn ich das richtig von der Schule erinnere, benutzt du ausschließlich AkkordNamen in deiner für mich sehr aufschlussreichen Charakterisierung. Weshalb bei mir die Frage bleibt:
Werden bestimmte Akkorde dann bei Zug bzw Druck stets mit den jeweils selben Griffen gespielt? Oder hängen die Griffe ( bei zB 5Finger Spiel) auch von der Akkord- bzw Griff-Folge ab? Und gibt es irgendwo eine quantitative Systematisierung der Griffe?

Dafür interessiert sich mfg rudel
 
Hallo rudel,

das ist alles nicht so ganz meine musikalische Heimat, aber man muss schließlich auch über den Tellerrand schauen und sich mit allerlei Stilrichtungen beschäftigen - also versuch ich's mal... :)
Ich hab ja nicht einmal eine Steirische... :nix:

(Wäre "Der Böhmische Traum" von 199x schon "modern"?)

Na ja, beim Böhmischen Traum macht der Schwabe Gäble einen auf böhmisch-mährisch, also schon recht traditionell.

Vor allem hat man die typische zweistimmige Melodieführung in Terzen oder Sexten. Kommt auf das selbe raus und kann abgewechselt werden.
Auf die Sexte kommt man, wenn man die Terz-Oberstimme eine Oktave nach unten klappt bzw. die Unterstimme eine Oktave nach oben: Terzen und Sexten sind Komplementärintervalle, d. h. sie ergänzen sich zur Oktave.

In der Böhmischen Traumpraxis sieht das so aus: (Ausschnitte aus der Direktionsstimme in C des Rundel-Blasmusikarrangements):

Das Stück beginnt in klingend Es-Dur:

1691661603680.png


Hier sieht man schön, wie die Melodie immer schön brav in Terzen abläuft (bis auf die Sexten beim "Da-da-damm-damm-damm am Ende des Intros.

Im Trio wechselt die Tonart wie fast immer üblich um eine Quarte nach oben, also von Es-Dur auf As-Dur.
Dieser Wechsel entspricht auf der Steirischen einem Reihenwechsel auf die nächsthöhere Reihe.

Hier haben wir die zweistimmige Melodieführung dann vorrangig in Sexten:

1691661893670.png



Das heißt: Wenn man Tonleitern in Terzen und Sexten bis zur Geläufigkeit übt, hat man schon einen Großteil abgedeckt.

So weit recht "traditionell".
"Modern" sind allerdings die Moll-Akkorde - die sogenannten Moll-Bässe sind bei der Steirischen ja eine recht neue Errungenschaft. :)



Was ich mit den "gebrochenen Akkorden" gemeint habe, aus denen ein Großteil der typisch alpenländischen Musik besteht, sieht man schön am berüchtigten Klarinettenmuck'l. Hier die Solo-Klarinette aus den Original-Egerländer-Noten (von Moschs Haus- und Hof-Arrangeur Franz Bummerl).

Klingend B-Dur, für Klarinette transponierend in C-Dur notiert:
Alles, was ich rot eingefärbt habe, sind gebrochene Akkorde, d. h. aneinandergereihte Akkordtöne.

1691662979246.png


Gehen wir als Beispiel (eigentlich völlig egal) von einer Steirischen in G-C-F-B aus und spielen das Ding in C-Dur, also in der Tonart der 2. Reihe.
Dann wären alle roten Noten in der C-Dur-Reihe auf Druck direkte Nachbarn - also nur von Knopf zu Knopf hüpfen.

Wenn dann die Harmonie auf G (bzw. G7) wechselt, hat man nur Töne eines G7-Akkords.
Auch die liegen schön auf der C-Dur-Reihe (nun allerdings auf Zug), außer das obere G, das in der C-Dur-Reihe nur auf Druck verfügbar ist, so dass man auf die 3. Reihe ausweichen muss. Das untere G am Ende ist zufällig der Gleichton, also auch in der 2. Reihe verfügbar.

Also ganz einfach, das meiste liegt auf einer Reihe, man kann praktisch keine falschen Töne spielen.


Werden bestimmte Akkorde dann bei Zug bzw Druck stets mit den jeweils selben Griffen gespielt? Oder hängen die Griffe ( bei zB 5Finger Spiel) auch von der Akkord- bzw Griff-Folge ab?

Soooo viel Auswahl hat man ja nicht.
Prinzipiell wird man immer den bequemsten Weg wählen, wenn es Alternativen gibt.

Die Balgrichtung richtet sich nach der Bass-Seite und falls ein benötigter Akkord auf Zug und Druck verfügbar ist, richtet man sich nach der Melodie oder wählt die Richtung so, dass ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen Zug und Druck herrscht, damit man nicht so oft die Lufttaste benötigt.

Vielleicht hilft das ja schon.

Viele Grüße
Torsten
 
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Da es bei jeder vorgegebenen Anzahl von drückbaren Knöpfen rein mathematisch eine endliche Anzahl von einzeln und kombiniert drückbaren Knöpfen gibt, kann man die Themenfrage logikgemäß nur mit JA beantworten. Wenn man dann noch auf die überhaupt nur mit den Fingern einer Hand erreichbaren Knöpfe reduziert, wird die endliche Anzahl in der Praxis noch kleiner, bleibt aber natürlich endlich. Und auch die Anzahl der möglichen Übergänge von einem Griff zu einem anderen ist natürlich mathematisch betrachtet in einer vorgegebenen z.B. Matrix endlich...

Alles andere, d.h. welche Tasten man gleichzeitig drücken will, was bedeutet, welche Töne man gleichzeitig spielen will, hängt doch von der Musik ab. Wenn man sich z.B. auf reine Dur- und Moll-Dreiklänge beschränkt, ist die vorher aufgezeigte praktische Endlichkeit der Möglichkeiten logischerweise kleiner, als wenn man z.B. auch Septakkorde einbezieht. Dann kann man "reduzierte" Akkorde analog den Powerchords einbeziehen, was wieder einige eigene Möglichkeiten ergibt.

Jetzt frage ich mich aber, was Sinn und Zweck der Fragestellung ist? Glaubst Du, @Rudel_S , dass Du quasi jeden "Griff" (= Tastenkombination) lernst? Meinst Du, dass das Einstudieren jedes erdenklichen Griffs zum Akkordeonspielen qualifiziert? Das wäre, wie wenn man eine menschliche Lochkarte wäre, die durchgenudelt wird. Zum Musizieren gehört mehr. Fasse ich das mal aus Ausdruck zusammen, inklusive lauter - leiser, schneller - langsamer, um nur mal die einfacheren Instrumentarien zu nennen.

Ich kann nur dazu raten, das zu üben, was auftaucht, und zwar wenn es auftaucht.
 
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Hallo rudel,

ich schließe mich meinem Vorredner an: In der traditionellen Musik gibt es sicher einige Läufe/Melodiemuster, die sich wiederholen. Diese aber bis zum Erbrechen einzeln zu üben, halte ich nicht für sinnvoll - generell bin ich kein Freund von solchen sinnbefreiten Fingerübungen, sondern finde, um die Lust am Musizieren nicht zu verlieren, sollte man richtige/kompette Stücke üben.
 
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einige Läufe/Melodiemuster, die sich wiederholen ... sollte man richtige/kompette Stücke üben.
dazu stelle ich mal einen Fingersatz (5-Finger) zur Diskussion (Pixner, Wildschützen Landler). Ich bin kein Native Steirer, am Klavier sind solche Griffe jedoch nichts Ungewöhnliches. Auf der Steirischen ja vielleicht auch nicht?

Korrektur: die 4-2er am Anfang der Phraasen sollen 4-3er sein.

fingersatz_x70.jpeg


s. Beethoven op. 2,3
op2,3.jpeg
 

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@Be-3, soundmunich, Wil_Riker:
Wie kommt ihr darauf, dass ich über das systematische Einüben von Griffen das Harmonika-Spiel lernen will? Hatte ich hoffentlich nicht geschrieben...
Natürlich kümmere ich mich um Stücke, das ist ja der Zweck der Übung...

Nebenbei interessiert es mich aber, wie viele verschiedene Akkorde \ Griffe nennenswert häufig in Harmonika-Musik vorkommen, siehe mein Posting. Dabei nehme ich gern die Unterscheidung zwischen "alpenländisch" und "modern" an (, wobei ich für konkrete Beispiele für "moderne" Harmonika-Musik dankbar wäre...)

Für "alpenländische" Musik habe ich bei meiner weiteren Sucherei folgende Angaben gefunden:
.. ca 130 Akkorde (<= 4tönig)
.. ca 200 Griffbilder
Kann das in etwa stimmen?

Und wie sieht es bei "moderner" Musik aus?

Dafür interessiert sich nach wie vor rudel_s
 
Grund: User-Tagging korrigiert
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Für "alpenländische" Musik habe ich bei meiner weiteren Sucherei folgende Angaben gefunden:
.. ca 130 Akkorde (<= 4tönig)
.. ca 200 Griffbilder
Kann das in etwa stimmen?
Keine Ahnung. Aber wozu braucht man diese Info bzw. wofür ist sie gut?
 
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Und diatonische Durchgänge (Ausschnitte von Tonleitern ... Damit, denke ich, kommt man schon sehr weit
was nicht beantwortet, ob die "Griffweise" je nach Kontext sich evtl. ändert. Siehe->
Oder hängen die Griffe ( bei zB 5Finger Spiel) auch von der Akkord- bzw Griff-Folge ab?

ich vermute mal, dass man "Griffbilder" bzw. "-folgen" verlustfrei ersetzen kann durch "Fingersatz". Oder? Dazu sagt keiner der Beiträge Konkretes. Und der eine (meiner, Terzen abw. Zug/Druck) verfehlt offs. das Thema :confused: . Oder zu exotisch, weiß nicht ...
Da hatte ich allerdings Reaktionen erwartet zwischen "hohe Verletzungsgefahr" und "hammer doch scho immer so gmacht" :D. Dazu hatte ich noch auf Hinweise gehofft, ob erfahrene Knopf(akkordeon)spieler generell flexibler mit den (Steirischen-)Fingersätzen umgehen als z.B. Schüler vom Ziachfuchs, die ohne Noten, ohne Griffschrift, auswendig durch exaktes Nachahmen die Stücke "erlernen".

Dafür interessiert sich nach wie vor rudel_s
viel Erfolg!
 
Zuletzt bearbeitet:
was nicht beantwortet, ob die "Griffweise" je nach Kontext sich evtl. ändert. Siehe->
Stimmt.
Ich hatte mich auch bewusst darauf beschränkt, den praktischen Alltag abzudecken und, da oft zweistimmige (in Terzen oder Sexten) Tonleiter-Ausschnitte vorkommen, übt man mit Tonleitern (so man denn unbedingt will) gleichzeitig auch den Fingersatz.

ich vermute mal, dass man "Griffbilder" bzw. "-folgen" verlustfrei ersetzen kann durch "Fingersatz". Oder?
Kann sein.
Man kann aber auch die reinen Griffbilder (ohne speziellen Fingersatz) betrachten, denn es gibt bei der Steirischen ja oft mehrere Möglichenten, einen Ton zu spielen (in unterschiedlichen Reihen).


@soundmunich hat als erster konkret auf den Sinn bzw. eher Unsinn einer vollständigen Auflistung aller möglichen "Griffe" hingewiesen - und ich glaube, hier sind so ziemlich alle (außer dem Threadstarter) dieser Meinung.


Für "alpenländische" Musik habe ich bei meiner weiteren Sucherei folgende Angaben gefunden:
.. ca 130 Akkorde (<= 4tönig)
.. ca 200 Griffbilder
Kann das in etwa stimmen?

Abgesehen davon, dass es bei Steirischen auch unterschiedliche Knopf-Layouts gibt (von streng nach Schema bis hin zu chromatischen Zusatztönen am Anfang der Reihen) lassen sich auf einem Instrument auch nicht alle Tonarten spielen.
Wenn man davon ausgeht, dass bei den von Dir gefundenen Zahlen alle Tonarten berücksichtigt sind (...?)
Oder auch nicht, wenn man die "üblichen" Akkordarten incl. ihrer Umkehrungen berücksichtigt.
Dur, Moll, Sept (oder nur Dominantsept?) in verschiedenen Voicings und Umkehrungen...
Und theoretisch gibt es dann mehr Griffbilder als angegeben (müsste man mal nachprüfen - aber lohnt sich das?).
Einige mögen unpraktikabel (weil unkomfortabel unnötig) sein.

Allein die Tatsache, dass es (besonders auf Zug) zu zwei Tönen sogar drei passende Knöpfe, da ergeben sich bei vierstimmigen Akkorden im Extremfall (!) z. B. bei einem vierstimmigen Dur-Akkord in Grundstellung schon 24 Griffmöglichkeiten!

@Rudel_S

Du bist ja nach eigenen Angaben Anfänger.
Und da beginnt man üblicherweise einstimmig mit immer weiter ausgebautem Tonumfang, in der Praxis wird man auch später max. zweistimmig spielen und Akkorde ab 3 Tönen stellen eher die Ausnahme dar. Damit kommt man dann schon zurecht, wenn sie denn mal auftauchen.

Viele Grüße
Torsten
 
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Nunja.. Obwohl ich mit meinem Frage-Anliegen nicht wesentlich weiter gekommen bin, weiss ich jetzt doch wenigstens, was ich zu tun und was ich zu lassen habe.. Noch nicht einmal ein Hinweis auf "moderne Stücke" für die Steirische war drin.. Trotzdem Vielen Dank an die engagierten Schreiber...
 
Noch nicht einmal ein Hinweis auf "moderne Stücke" für die Steirische war drin..
Was genau verstehst Du denn unter "modernen Stücken"? Schlager? Pop? Ein Beispiel wäre da hilfreich.
 
Hmm.. Grummel...
Die Unterscheidung zwischen (sinngemäß) "alpinen\ traditionellen" (a\t) und "modernen" (m) Stücken für die Steirische wurde von Be-3 eingebracht, wohl um überhaupt einer Antwort auf meine Fragestellung näher zu kommen.

Und da ich mir (seit >50 Jahren in\an den Alpen wohnend) unter (a\t) etwas vorstellen kann, hätte ich gern Beispiele für (m) kennen gelernt, um dann vielleicht meine andernorts gefundene Antwort für (a\t) auf (m) Stücke ausgedehnt bzw für solche modifiziert zu bekommen. - Aber "Satz mit x"...

Eine weitere Differenzierung verschiedener Musik-Genres (für die Steirische) erscheint mir jedoch für die Beantwortung meiner Fragestellung wenig hilfreich.. Und schon gar nicht sollte ein "Anfänger" damit betraut werden....
 

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