Um nochmals auf das aktive oder passive Einatmen zurück zu kommen: bin da mit euch nicht restlos gleicher Meinung.
Ich weiss, dass viele GL die reflektorische Atemergänzung als das allein richtige propagieren. In Übungen funktioniert es bei mir auch meist problemlos, und wie moniaqua mache ich auch ab und zu Übungen, wo ich vorher sogar etwas ausatme (geht gut, wenn Übung kurz ist, resp. nicht zu grossen Tonumfang hat, resp. kein zu hoher Einsatz). In den Stücken ist bei mir je nach dem aber oft auch noch ganz klar aktive Einatmung mit dabei. Als ich dann mal mit einem GL darüber diskutierte, der sich sogar ganz auf die Sängeratmung spezialisiert hat, sagte er mir, das die reflektorische Atemergänzung nicht immer, resp. nicht für alle die beste Lösung sei und das man zumindest so was wie eine "inspiratorische Bereitschaft" erstellen muss. Auch meine GL sagt klar, dass es manchmal möglich ist, die Luft passiv einströmen zu lassen, aber halt nicht immer!
Dass man sich beim aktiven Einatmen nicht überblähen darf, ist natürlich klar. Wichtig scheint mir in dem Zusammenhang, dass man nicht zu viel ans atmen denkt, sondern es zwar an den richtigen Stellen, ansonsten aber natürlich und spontan macht, dann besteht keine Gefahr eines "zuviel". Ich selber komme auf diese Weise gut klar und kann eigentlich problemlos lange Phrasen singen ohne dazwischen zu atmen.
2 Beispiele, dass auch bei den besten Sängern durchaus aktiv eingeatmet wird:
http://www.youtube.com/watch?v=s6nvdWQzqk0
Was hier nicht so schön ist: dass die Atmung so deutlich hörbar ist, in diesem Moment aber nützlich um zu zeigen, dass da ganz sicher nicht nur mit reflektorischer Atemergänzung gesungen wird
Und ansonsten ist/war Lucia Popp für mich eine der besten Sopranistinnen überhaupt. Sie hat garantiert während dem Singen keine Atemprobleme gehabt
Diese Mozartarie zeigt aber gut, dass es Stücke gibt, wo eine passive Einatmung einfach nicht genügt, auch bei absoluten Ausnahme-Sängern nicht, v.a. wenn es dann noch so langsam gesungen wird wie hier.
Auf der anderen Seite wäre es mir aber auch schleierhaft, wie man schnelle lange Koloraturen singen soll mit dazwischen nur passiver Atemergänzung
Dazu das Beispiel vom Mozart-Halleluja mit Renee Fleming, einer weiteren "Überfliegerin" und einer der zur Zeit weltbesten Sopranistinnen. Aber auch sie singt mit zeitweise hör- und sichtbarer aktiver Inspiration.
http://www.youtube.com/watch?v=axeycLiU6tE&feature=related
So what? Beide Sängerinnen als technisch schlecht entlarvt? Wohl kaum!
Viel eher glaube ich, dass Theorie und Praxis manchmal halt ein bisschen auseinander gehen
, respektive gewisse Methoden nicht immer für jedermann Gültigkeit haben müssen.