Erfahrungen zum E-Gitarren-Kauf
Als ich ursprünglich mit dem Gitarre-Spielen angefangen habe (vor ca. 25 Jahren), musste man die Gitarre noch mit Stimmpfeife oder nach Gehör stimmen, ohne Musikschule und Noten-Kenntnissen brauchte man sich erst gar nicht Gitarrist nennen, Internet gab es noch nicht (bzw. ein Amiga war das höchste der Gefühle im PC-Bereich) und beim Kauf eines Instrumentes war man dem Verkäufer bzw. seinem Lagerbestand hilflos ausgeliefert.
Nach einem halben Jahr Musikschule schimpfte man sich "fortgeschritten" und konnte dann im zarten Alter von 15 eine Schülerband gründen (ob man musikalisch war oder auch nicht). Einen eigenen Stil zwischen Kinks und Van Halen zu finden war dann auch irgendwie nicht möglich und so machte das ganze irgendwann keinen Spaß und man hat es einfach wieder sein lassen.
In der Midlife-Crisis habe ich mich dann entschieden, endlich mal richtig E-Gitarre spielen zu lernen. Autodidaktisch, versteht sich, weil die Prägung aus der Musikschule eine Abneigung gegen sog. Gitarren-Lehrer zur Folge hatte. Selbstverständlich will ich im "hohen" Alter von fast 40 keine Band mehr gründen sondern nur die Wohnzimmer-Luftgitarre gegen die Play-Along-Version tauschen (man wird ja schließlich vernünftig).
Vernunft ist dann auch mein Einstieg in den eigentlichen Post. Weil selbst bei mir sich noch der "Sofort-haben-will-blind-werd-Aktionismus" eingestellt hat.
Erst mal schnell was bestellen (egal was, Hauptsache sofort verfügbar) und sich dann ärgern, dass es immer noch Online-Shops gibt, die weder Paypal noch Einzugsermächtigung anbieten. Man dauert die Banküberweisung lange, dann braucht der Händler noch zwei Tage, bis er die Bestellung bearbeitet (das ist nur scherzhaft gesprochen, weil zwei Tage sind in der Service-Wüste-Deutschland eine Spitzen-Leistung).
In der Zwischenzeit fängt man - man ist ja vernünftig und erwachsen - doch mal an, im Internet zu recherchieren, was für Instrumente und Verstärker es gibt und was die Fachleute für den Anfänger so anraten. Also kurzer Hand das gesetzte Limit verdoppelt (dann waren es doch insgesamt 250,- €, lol).
Daraufhin habe ich schnell mein Thomann-Set wieder abbestellt (selbst Schuld, wenn die Bearbeitung der Bestellung sooooooooo lange dauert) und mich für
· Z-Alden Session E-Gitarre und
· und einen 10 Watt Marshall-Verstärker
entschieden.
Die Gitarre zeichnet der Mahagoni-Korpus mit eingeleimtem Hals und die Erfahrung des Herstellers aus und bei Verstärkern gab es halt vor 25 Jahren fast nix besseres als Marshall (jaja, die Zeiten ändern sich).
Einige Zeit und einige genervte Kundenberater später kam dann auch das Paket.
Also auspacken und dank Onkel Brümmer gleich anfangen mit Lernen.
Mmmmh, jeden Tag die Gitarre stimmen ist schon lästig, wenn sie dann noch scheppert ist das nicht gerade motivierend und dass man den Verstärker nur im unteren Drittel der Lautstärke ohne Gebrumme laufen lassen kann, spricht nicht gerade für Qualität.
Also, rein ins Internet und stöbern.
Achja, Kabel, Abschirmung, da war mal was. Also, neues Kabel kaufen - jetzt natürlich ein neues Sommer-Teil -, und dann brummt es bestimmt nicht mehr.
Und das Geschepper an der Gitarre ? Brücke hoch, bis nix mehr scheppert (aber wie spiele ich jetzt ab dem 10ten Bund ohne Schraubzwinge ???????) und dünnere Saiten drauf weil uns die Physik ja leert, was dünner - weiter weg vom Bundstäbchen - kann dann auch nicht mehr scheppern.
Kurz und gut, der Verstärker brummt weiter und die Gitarre ist ohne weiteres Krafttraining auch kaum mit Freude spielbar.
Erster Schritt zur Vernunft, der Verstärker findet den Weg zurück zum Händler und testweise ein anderes Gitarrenmodell bestellt (wie doof bin ich eigentlich, eine Stagg L350 B-Ware von Ebay).
So, nun kommt der Line6 Spider III mit 15 Watt, sowohl die Z-Alden als auch die Stagg gehen dank Fernabsatzgesetz zurück und dafür hält eine Ibanez Art120 Einzug.
Und was soll ich sagen, es brummt nix und es scheppert nix.
Mein Fazit:
1. Zuerst im Internet stöbern, was denn so für Anfänger angeraten wird und lasst Euch dabei Zeit !!!! Glaubt den Jungs hier am Board.
2. Spart was das Zeug hält !!!!! Unter 500,- € Neupreis fangt erst gar nicht an über die Anschaffung einer E-Gitarre mit Verstärker nachzudenken, Ihr tut Euch keinen Gefallen.
3. Vertraut den Markenherstellern !!!!! Eine besser ausgestattete Gitarre (z.B. Mahagoni-Korpus mit eingeleimtem Hals) eines No-Name-Herstellers ist bei gleichem Preis nicht mit einer Gitarre eines der großen Namen mit weniger Features zu vergleichen. Letztere ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die bessere Wahl und macht Euch mehr Freude. Außerdem ist der Wiederverkauf einfacher, wenn Ihr feststellt, Ihr seit nicht zum Gitarristen geboren.
4. Wenn Ihr dann später Ahnung von Spielen habt, könnt Ihr Euch kaufen, was Euch gefällt, antesten und ggf. dank Fernabsatzgesetz zurückschicken