Ich war auch längere Zeit kein Freund von Pedalen, bin dann zuerst notgedrungen, dann aber zunehmend auch mit Spaß an der Sache zu Pedalen gekommen. Daher würde ich mittlerweile sagen: Beides, aber je nach Situation/Gitarre/Amp und auch erwünschtem Sound. Das klingt erstmal wie eine faule Antwort, aber ich glaube ich kann das erklären und begründen:
Aktiv in der Band (vor mittlerweile leider schon recht vielen Jahren) habe ich aus meinem Peavey JSX alle Zerr-Sounds geholt, die ich gebraucht habe. Ich hatte damals noch ein Boss ME-50, vom dem ich meist aber nur das Wah und ab und zu ein bisschen Reverb genutzt habe. Recht puristisch. Pedale, die ich damals hatte haben mich vom Sound her nie überzeugt. Darunter ein Bad Monkey, der im Kontext meines bereits sehr mittigen Sounds (SD SH4 Tonabnehmer) eher too much war 8der Ton musste nicht mehr verschlankt werden), aktiven EQ hat der Amp und Gain auch mehr als genug. Ich hatte einige Distortion-Pedale ausprobiert, da war auch nie was für mich dabei. Ich hatte vielleicht auch nicht das richtige Pedale und weniger Know-How, wie ich sie richtig anwende. Kurzum: Ich hatte nicht die besten Erfahrungen mit Pedalen, wirklich benötigt habe ich sie gefühlt aber auch nicht.
Fast Forward um so einige Jahre:
Ich bin mit meiner Freundin in einer Mehrzimmerwohnung in der Großstadt, die Wände sind dünn, die Nachbarn hellhörig. Der Musikgeschmack ist etwas zahmer geworden, die Gitarren etwas klassischer. Der Amp auch, aber halt eben für die Wohnung angemessen: Ein Vox AC4.
Teils als Hobby für sich, teils um mehr Optionen für den schönen, aber doch beschränkten AC4 zu haben, habe ich mir ein paar bessere Pedale zugelegt, vor allem Overdrives, Boost, eher weniger Distortion (abgesehen von Fuzz). Im Zusammenspiel mit dem Einkanaler, anderen Soundanforderungen und dem gewissen Know-How weiß ich die Pedale zu schätzen. Dies aber vor allem, weil ich bei entsprechender Qualität der Pedale und etwas Planung bei Ihrem Einsatz in meiner momentanen Lage einfach gute Sound und verschiedene Gain-Stacks und somit Intensitäten umsetzen kann. Zudem macht es mir Spaß, damit neue Sounds zu entdecken.
Andererseits: Mein Traumamp wäre immer noch ein Röhrenamp mit zwar genügend Watt, um auch bei einem Jam zumindest ansatzweise ein gut klingendes "Clean mit ein bisschen Dirt" gut klingen zu können, gleichzeitig aber auch eine gute Amp-Zerre bei geringer Haushaltslautstärke zu haben. Da mag es ansatzweise Lösungen für geben, aber das wird meist nicht über schaltbare Drosselung umgesetzt, sondern über Mehrkanäler. Die bedienen meist jedoch eher einen Markt mit modernerem Clean und Distortion, als was ich suche oder sind zu groß (oder SEHR teuer), irgendwas hatte meist nicht gepasst.
Ich hatte schon mal den Victory V30 The Sheriff im Auge: Kompakt, drosselbar, klingt recht klassisch im Clean und Crunch, deckt aber trotzdem ganz ordentlich Gain-Reichweite ab. Den habe ich nie ganz aus den Augen verloren. Jemand Erfahrungen damit? (Auch dann, wenn man ihn doch mal mit Pedalen spielt? Ich habe ihn bisher nur 2mal kurz ohne Pedale anspielen können)
Aber ja, insofern: De facto heute mehr Zerre aus Pedalen, weil es die Situation erfordert und auch gut klingen kann. Ich habe mich auch mehr und mehr damit angefreundet, aber ursprünglich war ich kein Überzeugungstäter.