Pop, Rock & Co. Belt-/Mischstimme-Probleme ab c''

  • Ersteller cracked_copper
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Denke auch, dass du jetzt mehr an der Mischstimme arbeiten solltest mit Übungen für den Registerübergang (Sirenen, schnelle Dreiklänge überm Bruch hoch und runter, etc.) und Atemtraining machen solltest. Da unterscheidet sich tatsächlich fast nichts vom Klassikunterricht wie ich ihn kenne (wurde aber auch überwiegend als Mezzo ausgebildet, da ist Vollstimme ein Muss), denn das sind Basics
@Vali und auch @Bell

In den letzten Fragen ging es mir ja ohnehin nur noch um die Mischstimme -ich meinte ja eben, dass ich das nicht einmal gemischt zusammenbekomme, was irgendwie etwas frustrierend ist gerade.
Und auch auf solche Übungen, wie du sie beschreibst, bezieht sich meine Frage (auch das Beispiel mit Bad Romance, was ja eine schöne Folge ist, die in die Höhe geht): Wenn ich einen Dreiklang über den Bruch singe, dann bricht die Stimme und unterscheidet sich im letzten Ton deutlich. Und meine letzte Frage bezog sich auch genau darauf: was muss ich machen (oder was mache ich falsch), dass ich das klanglich angeglichen bekomme? Ich zitier mich mal selbst:
ch hab außerdem versucht, meine KOpfstimme mit viel Twang zu singen (kenn ich schon vom alten Gesangslehrer) - dann klinge ich irgendwann wie eine Vuvuzuela, aber wie meine Vollstimme hört sich das nicht einmal annähernd an. Ich hab absolut keine Ahnung, wie ich die Kopfstimme klanglich an die Vollstimme heranbekomme, weil Twang eben komplett anders klingt. Und auch aus dieser extrem getwangten Randstimme hört und spürt man es sehr deutlich umschlagen, wenn ich wieder in die Vollstimme wechsle.
Ich habe auch versucht, die Vollstimme extrem kopfig zu singen, aber mein Problem liegt eher daran, dass man das Umschlagen im Hals auch so extrem hört...

Ersetzt Twang mit Vordersitz, ist in dem Fall das gleiche Ergebnis.

Ich weiß nicht, wie ich hier irgendwas angleichen kann, beim Dreiklang passiert genau das: die untersten Töne Mischs´timme doer was auch immer (Vollstime), der oberste je nach Lage bricht dann in die reine Kopfstimme.

Nicht als höchsten Ton generell, sondern als höchsten Ton für die Brust-/Vollstimme. Und da ist c'' schon ganz schön hoch. Mit Rand-/Kopfstimme oder gemischt kommt frau dann noch weit höher.

Momentan eher sogar noch als "wie krieg ich das überhaupt mal gemischt? In der reinen Kopfstimme komm ich bis b'', c''', das ist ja nicht das Problem. Aber meine momentan für normale Pop/Rock-Sachen singbare und brauchbare Range liegt bei großartigen 1,5 Oktaven wenn überhaupt... -.-'

Wenn schon die erste Hörprobe mit Absicht normale Mischstimme und kein Belt sein soll, dann ist an Belt gar nicht zu denken. Meiner Meinung nach kann man eine Stelle niemals belten, wenn man die noch nicht mal mit der neutralen Mischstimme singen kann. Enge um die Stimme zu halten ist ein völlig falscher Ansatz. Du solltest da viel mehr in die Weite/Ferne singen.

Meinst du dasmit Weite/Ferne auf die Hörprobe bezogen? Ich seh momentan einfach nicht, woran es scheitert....:(

Und eigentlich dachte ich, ich würde bereits ordentlich stützen, wenn ich das absichtlich ungestützt singe, klingt das gleich noch mal ganz anders....
 
Wie definiert die Dame denn "open chest tones"? Du sprachst von Randstimme. Spricht sie auch davon? Oder rechnet sie die Resonanzen mit ein? Was für einen Hintergrund hat sie? Übrigens spricht sie ausdrücklich von lyrischen Sopranen. Die werden leichter angesetzt, richtig. Wenn ich lyrisch singen will, ziehe ich die Randstimme auch weiter runter als wenn ich nicht lyrisch singe. Generalisieren würde ich das aber nicht.
Sie setzt "chest voice" mit Vollstimme gleich. Etwas verwirrend, aber so ist es bei ihr. Ich hatte ja oben schon geschrieben, dass es in der Regel die hohen Soprane sind, die sowas machen.

Broeschies sprach von Randstimme. In weiten Bereichen scheint das deckungsgleich mit unserer Kopfstimme zu sein, aber gerade im angespochenen Bereich unter g' kommt eigentlich nur noch dünne bis heiße Luft, wenn ich rein randstimmig singe...
Bezogen auf klassischen Gesang ist die Randstimme deckungsgleich mit der Kopfstimme und der oft so genannten "Mittelstimme". Der Übergang, von dem Karyn spricht ist demnach aus klassischer Sicht der Übergang von der tiefen Lage in die Mittelstimme. Dieser geht bei klassischen Sängerinnen Hand in Hand mit dem Übergang in die Randstimme.

Hier ist ein Beispiel aus einer wissenschaftlichen Arbeit. Ein sopran singt ein dis' zuerst in Vollstimme, dann zweimal in Randstimme.


Man hört deutlich, dass die Vollstimme mehr "Metall" hat. Ihre Kopfstimme (zweites Beispiel) und Mischstimme (drittes Beispiel) sind randstimmig. Das Beispiel ist eigentlich ganz schön, denn die Resonanzeinstellung ist praktisch identisch bei allen drei Tönen, was schön zeigt, dass Vollstimme vs. Randstimme nichts mit der Resonanz zu tun haben. Vollstimme erkennt man v.a. am "metallischen" Klang der Stimme. Da auch Twang das "Metall" in der Stimme erhöht, hilft er beim "faken" der Vollstimme in der Höhe.
 
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Sie setzt "chest voice" mit Vollstimme gleich. Etwas verwirrend, aber so ist es bei ihr.

Und was ist ihr Hintergrund, nach was hat sie gelernt?

Bezogen auf klassischen Gesang ist die Randstimme deckungsgleich mit der Kopfstimme und der oft so genannten "Mittelstimme".

Was ist denn nun schon wieder die Mittelstimme?!

Man hört deutlich, dass die Vollstimme mehr "Metall" hat. Ihre Kopfstimme (zweites Beispiel) und Mischstimme (drittes Beispiel) sind randstimmig. Das Beispiel ist eigentlich ganz schön, denn die Resonanzeinstellung ist praktisch identisch bei allen drei Tönen, was schön zeigt, dass Vollstimme vs. Randstimme nichts mit der Resonanz zu tun haben.

Öh, wenn die letzen beiden Töne beide Male randstimmig sind und die Resonanzeinstellung die selbe ist, was macht die Dame dann anders?
 
Und was ist ihr Hintergrund, nach was hat sie gelernt?
Sie ist hauptsächlich klassisch ausgebildet, hat aber auch in einer Rock-Band gesungen. Mehr Info gibts z.B. hier:
http://www.singwise.com/cgi-bin/main.pl?section=aboutme&doc=Bio


Was ist denn nun schon wieder die Mittelstimme?!
Grob für die meisten Frauen der Bereich zwischen e' und e'', der vom Timbre noch etwas dunkler ist als die hohe Lage, aber nicht so dunkel wie die tiefe Lage.


Öh, wenn die letzen beiden Töne beide Male randstimmig sind und die Resonanzeinstellung die selbe ist, was macht die Dame dann anders?
Das letzte Beispiel hat minimal mehr Aktivität der Vollstimmen-Muskulatur, aber nicht genug damit die Stimme tatsächlich voll schwingt. Wenn sie das noch intensivieren würde, könnte sie sich recht fließend zwischen Beispiel 1 und 3 bewegen und fast nahtlos zwischen Voll- und Randstimme wechseln. Im Contemporary nennt man das dann "mixed voice", aber in der Klassik wird i.d.R. einfach frühzeitig in den Modus von Beispiel 2 gewechselt.
 
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Grob für die meisten Frauen der Bereich zwischen e' und e'', der vom Timbre noch etwas dunkler ist als die hohe Lage, aber nicht so dunkel wie die tiefe Lage.
Und was wird da genutzt? Vollstimme, Randstimme oder ganz etwas anderes?
 
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Wenn es aber die Randstimme ist, warum muss man dann unterscheiden zwischen Vollstimme, Mittelstimme und Randstimme? Wo ist der Unterschied zur Randstimme?
 
Wenn es aber die Randstimme ist, warum muss man dann unterscheiden zwischen Vollstimme, Mittelstimme und Randstimme? Wo ist der Unterschied zur Randstimme?
Die Unterscheidung ist Bruststimme, Mittelstimme, Kopfstimme. Das sind Resonanzregister. Die Register Randstimme und Vollstimme hingegen sind Schwingungsregister. Nicht alle Schulen verwenden den Begriff der Mittelstimme, manche kennen auch nur Bruststimme und Kopfstimme. Bei denen gehört die weibliche Mittelstimme dann zur Kopfstimme, die männliche hingegen zur Bruststimme.
 
Sag mal, kannst mal bitte bei einer Nomenklatur bleiben? Ich finde das eh schon verwirrend und diese Springerei macht es nicht wirklich einfacher. Erst sprichst ständig von Rand- und Vollstimme, dann gibst ein Beispiel, sagst aber plötzlich Kopf- und Mittelstimme, die aber beides Randstimme sein sollen, jedoch ohne Änderung der Resonanz und die Frage, was denn dann geändert wird, ist mir nicht wirklich klar beantwortet worden.

Also, bitte nochmal bei dem Klangbeispiel - erst Brust- aka Vollstimme, dann beide male Kopf- oder Misch- aka Randstimme, die Resonanz bei zwei und drei bleibt gleich, der einzige Unterschied, den ich irgendwo aus Deinen Posts rauslese, ist "minimal mehr Aktivität der Vollstimmenmuskulatur". Was heißt das jetzt? Ist das irgend etwas zwischen Voll- und Randstimme?

Und dieser Twang, ist das Vordersitz?
 
Sag mal, kannst mal bitte bei einer Nomenklatur bleiben? Ich finde das eh schon verwirrend und diese Springerei macht es nicht wirklich einfacher. Erst sprichst ständig von Rand- und Vollstimme, dann gibst ein Beispiel, sagst aber plötzlich Kopf- und Mittelstimme, die aber beides Randstimme sein sollen, jedoch ohne Änderung der Resonanz und die Frage, was denn dann geändert wird, ist mir nicht wirklich klar beantwortet worden.

Also, bitte nochmal bei dem Klangbeispiel - erst Brust- aka Vollstimme, dann beide male Kopf- oder Misch- aka Randstimme, die Resonanz bei zwei und drei bleibt gleich, der einzige Unterschied, den ich irgendwo aus Deinen Posts rauslese, ist "minimal mehr Aktivität der Vollstimmenmuskulatur". Was heißt das jetzt? Ist das irgend etwas zwischen Voll- und Randstimme?

Und dieser Twang, ist das Vordersitz?
Ich benutze im Grunde fast 1:1 die Nomenklatur, die man auch hier im Forum in der FAQ zu Gesangsregistern findet. Da gibt es einmal die "klassische Definition" (phänomenologische Register/Resonanzregister) und die physiologische Definition (Schwingungsregister). Diese Register sind nahezu unabhängig voneinander, also prinzipiell erstmal gleichzeitig nutzbar.

Wiederum fast unabhängig davon gibt es noch die Kompression der Stimmlippen, die den "metallischen" Anteil innerhalb der Stimme erzeugt. Diese kann z.B. erzeugt werden durch stärkere Aktivierung der "Vollstimmen-Muskulatur" oder durch den Twang-Mechanismus.

Diese 3 Elemente sind deshalb nur fast unabhängig voneinander, weil bestimmte natürliche Tendenzen bestehen, wie sie typischerweise kombiniert werden. So hat z.B. die Vollstimme tendenziell eine hohe Kompression, die Randstimme eine niedrige. Zudem wird die Vollstimme tendenziell gerne in Brustresonanz gesungen und die Randstimme in Kopfresonanz. Das ist aber alles nicht zwingend so.

Die 3 Töne in dem Beispiel sind von der Resonanz her alle gleich. In einem 3-Register-System ist es bei allen dreien die Mittelstimme. In einem 2-Register-System ist es die Kopfstimme. Der erste Ton ist vom Schwingungsregister her Vollstimme mit hoher Kompression (metallischer Klang). Der zweite Ton ist Randstimme mit niedriger Kompression (eher "luftiger" Klang). Der dritte ist Randstimme mit etwas höherer Kompression als der zweite Ton (nicht ganz so luftiger Klang).

Ein Register zwischen Randstimme und Vollstimme gibt es nicht. Die Stimme wechselt von der Vollstimme zur Randstimme, wenn die Aktivität der "Vollstimmen-Muskulatur" eine bestimmte Schwelle unterschreitet, was aber nicht heißt, dass sie komplett erschlaffen muss. Dadurch kann es auch innerhalb der Randstimme unterschiedliche Stärken an Aktivität der "Vollstimmen-Muskulatur" geben, so lange sie unter der Schwelle liegt, die für die Aktivierung der Vollstimme nötig ist.
 
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Und auch auf solche Übungen, wie du sie beschreibst, bezieht sich meine Frage (auch das Beispiel mit Bad Romance, was ja eine schöne Folge ist, die in die Höhe geht): Wenn ich einen Dreiklang über den Bruch singe, dann bricht die Stimme und unterscheidet sich im letzten Ton deutlich. Und meine letzte Frage bezog sich auch genau darauf: was muss ich machen (oder was mache ich falsch), dass ich das klanglich angeglichen bekomme?
Der Woooh-Lauf von Bad Romance ist nicht die geeignetste um Mischstimme zu üben. Besser du beginnst erst mal mit Übungen mit besser triggernden Vokalen und einem einfacherem Lauf. Hab dir mal zwei Beispiele aufgenommen. Meine Stimme ratscht noch erkältungsbedingt und hab nicht 100% perfekt intoniert, aber es geht mir auch mehr um die Tonfolge mit den passenden Vokalen. Die Übung kann man auch mit N, F, NG, S als Anfangskonsonant machen. Man bevorzuge den mit dem man sich am besten fühlt. Bei meinen Hörbeispielen bin ich in der ersten Hälfte wo es noch raufgeht schlechter als wieder zurück, weil ich selber noch nicht perfekt darin bin. Wenn man es gut kann, sollte es durchgehend so sauber klingen wie in der zweiten Hälfte, wenns wieder tiefer wird.

Dreiklang Übung für Mischstimme
Sirenen Übung für Mischstimme

Wenn du den tiefen Ton mit einem A anfängst, ist es besser für die Bruststimme. Setze den aber weich an und mit mittlerer Lautstärke, also nicht gleich brüllen. Das Schmieren in ein U hilft dir besser in die Kopfstimme, dabei schön in die Weite denken, stell dir vor die würdest das A an einem Gummiband vor deinem Gesicht nach vorne wegziehen, kannst sogar unterstützend eine solche Bewegung tatsächlich machen. Gerne dabei einen staunenden Blick aufsetzen. Dann zurück in ein A oder besser ein O gleiten und dabei den weichen Ansatz von der Kopfstimme beibehalten. Du sollst nicht pushen um zurück in eine harte, laute Bruststimme zurückzufallen, also der letzte Ton soll auch weich angesetzt sein. Denke dabei auch wie beim Hochgleiten weiter in die Weite, also den Ton nicht im Halse wieder zurückfallen lassen.

Schwierig zu beschreiben. Was man damit erzielen will ist tatsächlich wie broeschies schreibt, auch bis ungefähr zum dis' in der Randstimme zu bleiben, aber dabei die Muskulatur fürs vollstimmige Singen beizubehalten. Mischstimme soll also schon noch etwas brustiges an sich haben, aber ohne den hohen Energieeinsatz um die kompletten Stimmbänder zum Schwingen zu bringen. Kopfstimme wäre Randstimme mit Kopfresonanz, Bruststimme wäre Vollstimme mit Brustresonanz, aber Mischstimme wäre Randstimme mit Brustresonanz.
Vorsicht, für Männer und tiefe Frauenstimmen gilt das vielleicht nicht, da kenne ich mich weniger aus. Die Mitten mehr randstimmig zu singen (gilt nicht für Belting!) gilt aber für mittelhohe bis hohe Frauenstimmen.

Diese Übungen sind sogar aus meinem Klassikunterricht, aber im Popunterricht machen wir fast die exakt gleichen Vokalisen um wieder das Gefühl für Mischstimme zu bekommen.
 
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Ich benutze im Grunde fast 1:1 die Nomenklatur, die man auch hier im Forum in der FAQ zu Gesangsregistern findet. Da gibt es einmal die "klassische Definition" (phänomenologische Register/Resonanzregister) und die physiologische Definition (Schwingungsregister).
Das sind zwei Nomenklaturen - also ich gehe davon aus, dass du mit phänomenologisch Brust- und Kopfstimme meinst und mit physiologisch Voll- und Randstimme. Und zwischen denen ohne Vorwarnung hin- und herfloppen verwirrt. Vor allem, wenn es dann noch heißt, dass "diese" Register (welche? Resonanz und Schwingungsmodus) unabhängig voneinander gleichzeitig nutzbar seien. Was die Aussage, Kopf- und Randstimme seien deckungsgleich, doch irgendwie ad absurdum führt. Und wenn dann mittendrin, während von physiologischen Registern geredet wird, plötzlich ein drittes auftaucht, das aber phänomenologisch ist.

Entweder, man kann mit einem Modell alles erklären. Dann ist es gut. Oder man braucht zwei Modelle, dann wäre es aber auch schön, wenn erklärt würde, wann welches Modell warum verwendet wird und davor ein Hinweis, dass es eben zwei Modelle gibt. Die "Kleinigkeit" mit der Kompression, die jetzt plötzlich auftaucht, scheint auch einen nicht ganz unerheblichen Einfluss zu haben.

Und dieser Twang, ist das Vordersitz?

Die hätte ich bitte auch noch gerne beantwortet. Gegen das Wort kämpfe ich schon seit Jahren und Du verwendest es so oft, ohne dass mir bisher klar geworden wäre, was genau das nun ist.
 
Die hätte ich bitte auch noch gerne beantwortet. Gegen das Wort kämpfe ich schon seit Jahren und Du verwendest es so oft, ohne dass mir bisher klar geworden wäre, was genau das nun ist.
Nein, Twang ist nicht Vordersitz, denn man kann auch ohne Vordersitz twangen. Twang ist aber zwingende Voraussetzung um Vordersitz zu haben, es ist sozusagen ein Teil davon. Vordersitz ist ja quasi eine "Vibration", die man eben irgendwo vorne spürt (die meisten sagen Nase/Nasenwurzel). Diese Vibration wird prinzipiell vom Twang erzeugt. Es sind aber andere Mechanismen (u.a. der Tilt), die diese Resonanz nach vorne bringen.

Das sind zwei Nomenklaturen - also ich gehe davon aus, dass du mit phänomenologisch Brust- und Kopfstimme meinst und mit physiologisch Voll- und Randstimme. Und zwischen denen ohne Vorwarnung hin- und herfloppen verwirrt. Vor allem, wenn es dann noch heißt, dass "diese" Register (welche? Resonanz und Schwingungsmodus) unabhängig voneinander gleichzeitig nutzbar seien. Was die Aussage, Kopf- und Randstimme seien deckungsgleich, doch irgendwie ad absurdum führt. Und wenn dann mittendrin, während von physiologischen Registern geredet wird, plötzlich ein drittes auftaucht, das aber phänomenologisch ist.

Entweder, man kann mit einem Modell alles erklären. Dann ist es gut. Oder man braucht zwei Modelle, dann wäre es aber auch schön, wenn erklärt würde, wann welches Modell warum verwendet wird und davor ein Hinweis, dass es eben zwei Modelle gibt. Die "Kleinigkeit" mit der Kompression, die jetzt plötzlich auftaucht, scheint auch einen nicht ganz unerheblichen Einfluss zu haben.
Gesang ist nunmal extrem komplex und die meisten Modelle sind extrem vereinfachend, was oft ja auch in der Praxis sinnvoll ist. Wenn man sich aber z.B. wie hier im Forum, schriftlich über Gesang unterhält, ist es oft erforderlich mehr in die Tiefe zu gehen, damit man auch wirklich weiß, was gemeint ist. Ich versuche auch immer zu schreiben, welche Register ich gerade meine. Kann aber passieren, dass ich das mal vergesse.

In der Klassik sind Randstimme und Kopfstimme für Frauen tatsächlich deckungsgleich. Das liegt aber ausschließlich an den starken technischen Einschränkungen, die das klassische Klangideal mit sich bringt. Im Allgemeinen gilt das nicht. Die klassischen Register sind eben vor allem über die akustischen Eindrücke entstanden und zwar innerhalb der Welt des klassischen Klangideals. Die Übertragung dieser eigentlich erstmal ungeeigneten Register auf Contemporary-Gesang hat einen großen Teil zur allgemeinen Verwirrung beigetragen, die bei den Gesangsregistern besteht. Die Koordination, in der ein Sopran singt ist z.B. physiologisch nahezu identisch mit der, in der ein Countertenor singt. Trotzdem wird es in der Klassik einmal "Kopfstimme" und einmal "Falsett" genannt, weil es eben anders klingt.

Nur der Vollständigkeit halber: Es gibt immer wieder Bestrebungen, sowohl im Bereich der vocal research, als auch von Gesangslehrern, die Koordination "Randstimme mit Aktivität der Vollstimmen-Muskulatur" als eigenes Register zu definieren, vor allem weil es im Contemporary-Bereich (im Gegensatz zur Klassik) besondere Wichtigkeit hat. Im Contemporary-Bereich wird vor allem im englischen Sprachraum die Koordination mit Aktivität "Kopfstimme" genannt und die ohne Aktivität "Falsett", und zwar sowohl für Männer als auch für Frauen. Allgemein hat sich das aber (noch) nicht durchgesetzt, weil auf Vibrationsebene trotz der Muskelaktivität der Unterschied zwischen Rand- und Vollstimme deutlich und eindeutig zu erkennen ist (mit den entsprechenden Geräten).

Die Definition als unterschiedliche Register treibt z.B. das NCVS (National Center for Voice and Speech) voran:
http://www.ncvs.org/ncvs/tutorials/voiceprod/tutorial/voluntary.html

Dazu muss man allerdings sagen, dass einiges, was hier zu den Registern steht, bereits wissenschaftlich widerlegt ist. So ist z.B. auch im Register "chest" die CT-Muskulatur stärker aktiv als die TA-Muskulatur. Das erzeugt den Tilt, der auch schon weit unten in der Tiefe verwendet wird.
 
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Nein, Twang ist nicht Vordersitz, denn man kann auch ohne Vordersitz twangen.
Wie macht man Twang?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
In der Klassik sind Randstimme und Kopfstimme für Frauen tatsächlich deckungsgleich. Das liegt aber ausschließlich an den starken technischen Einschränkungen, die das klassische Klangideal mit sich bringt.
Meinst Du alle Frauenstimmen oder die Soprane? Und beschreibe mir bitte, wie sich das klassische Klangideal für Dich anhört.
 
Wie macht man Twang?

Versuch mal ne Ente nachzumachen, oder wie eine keifende Hexe zu klingen. Dieses Gefühl und dieser klang, den du dann hast, ist Twang. Oder so ein richtiges herzliches "ätschbätsch"

Danke @Vali für die ausgiebige Übungsbeschreibung!
 
Ich wundere mich ehrlich gesagt, dass ein so zentraler Begriff wie Twang nicht im Sänger-Glossar hier im Forum auftaucht... :(
 
Wie macht man Twang?
Indem man den Zungenrücken in Richtung weicher Gaumen bewegt. Im klassischen Gesang wird das oft über die NG-Position der Zunge gelehrt, weil es sich besser mit dem Klangideal vereinbaren lässt. Im Contemporary-Gesang sind neben der NG-Übung auch extremere Twang-Übungen möglich, wie das von cracked_copper erwähnte Entenquaken.

Meinst Du alle Frauenstimmen oder die Soprane? Und beschreibe mir bitte, wie sich das klassische Klangideal für Dich anhört.
Alle Frauenstimmen. Wobei es wieder auf die Definition ankommt. Wenn man nur 2 Resonanzregister benutzt (Brust-/Kopf) dann wird der unterste Teil der Kopfstimme von den tieferen Frauenstimmen teilweise noch vollstimmig gesungen (der Bereich etwa zwischen d' und g').

Das klassische Klangideal ist vor allem gekennzeichnet durch den tiefen Kehlkopf und ein relativ hohes Gaumensegel ("Kuppelklang wenn man so will"). Bei Frauen zusätzlich durch geringe Kompression der Stimmlippen.
 
dass ein so zentraler Begriff wie Twang nicht im Sänger-Glossar


.... weil das (auf Gesangstechnik bezogen) ein Begriff aus der CVT-Terminologie ist (daher taucht er hier auf), kein allgemeingültiger. Allgemein bedeutet er schlicht "näseln" oder bezeichnet eine Zupftechnik für Saiteninstrumente. Wenn du den Begriff googlest, findest du nur wenig Ergebnisse, die sich auf eine konkrete Gesangstechnik beziehen.

Trotzdem spräche theoretisch nichts dagegen, ihn im Glossar aufzunehmen. Dazu bräuchte es aber eine wasserdichte Definition.
 
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.... weil das (auf Gesangstechnik bezogen) ein Begriff aus der CVT-Terminologie ist (daher taucht er hier auf), kein allgemeingültiger. Allgemein bedeutet er schlicht "näseln" oder bezeichnet eine Zupftechnik für Saiteninstrumente. Wenn du den Begriff googlest, findest du nur wenig Ergebnisse, die sich auf eine konkrete Gesangstechnik beziehen.

Trotzdem spräche theoretisch nichts dagegen, ihn im Glossar aufzunehmen. Dazu bräuchte es aber eine wasserdichte Definition.
Twang kommt nicht aus der CVT-Terminologie. Als Begriff für einen besonders scharfen/quäkigen Klang gibt es den Begriff "schon immer". In der Vocal Research bezeichnet Twang den physiologischen Mechanismus, der diesem Klang zu Grunde liegt, nämlich ein Zusammenziehen der aryepiglottischen Falte. Diese Definition ist inzwischen von vielen Gesangsschulen (incl. etwa CVT, TVS oder Estill) übernommen worden.

Da dieser Mechanismus graduell gemacht werden kann, wird nicht immer der charakteristische und ursprünglich namensgebende scharfe Klang erzeugt. Ein leichter Twang erzeugt nur eine etwas größere "Präsenz" oder "Brillianz" der Stimme, die auch Teil des sog. "Sängerformanten" ist. Das führt hin und wieder zu begrifflicher Verwirrung.

Twang hat auch nur sekundär etwas mit näseln zu tun. Es gibt eine gewisse natürliche Tendenz das Gaumensegel beim Twangen zu senken. Deshalb tritt insbesondere ein starker Twang häufig mit Nasalität zusammen auf. Das ist aber nicht dasselbe.

Die Muskulatur, die den Twang-Mechanismus auslöst ist zudem gekoppelt mit der primären Schlussmuskulatur der Stimmlippen. Dadurch hat Twang neben der klanglichen auch eine technische Relevanz in Bezug auf den Stimmlippenschluss.
 

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