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broeschies
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Dazu vielleicht noch: Ein Kollege aus der CVT/Estill-Ecke hat dazu mal gesagt: "Die Stimmlippenregister haben keinen Klang, sie haben nur charakteristische physiologische Eigenschaften". Das hat große Folgen für die Wahrnehmung der Register. Je stärker du die Randstimme an die Vollstimme angleichst, desto weniger nimmst du auch den Übergang zwischen den beiden Registern wahr.sollte der Übergang von Mischstimme und Kopfstimme nahtlos sein, nicht vom Klang, sondern primär von der Erzeugung / Konfiguration?
Und bis wohin sollte bei einem Sopran die Mischstimme (Vollstimme mit immer mehr Kopfresonanz) reichen und ab wann ist es fast zwingend reine Kopfstimme? (Randstimme mit Kopfresonanz)
Als Beispiel: Falsett (in etwa = klassische Kopfstimme bei Frauen) vs. Bruststimme können die meisten extrem einfach unterscheiden, wenn sie es singen, aber die Unterscheidung erfolgt vor allem aufgrund folgender Dinge:
1. Der Resonanz (Brust- vs. Kopfresonanz)
2. Der Kompressionsrate (Bruststimme hoch, Falsett niedrig)
3. Der Obertöne (Bruststimme viele, Falsett wenige)
Wenn es jetzt aber generell um die Unterscheidung Vollstimme vs. Randstimme bei einer gut ausgeglichenen Stimme geht, wird es schwierig denn:
1. Die Vollstimme wird in der Höhe idealerweise in der gleichen Resonanz wie das Falsett gesungen (Kopfresonanz)
2. Die Kompressionsrate der Randstimme wird idealerweise stark erhöht und kann die der Vollstimme erreichen oder sogar übertreffen
3. Durch die hohe Kompressionrate werden auch in der Randstimme mehr Obertöne erzeugt. Durch den Resonanzwechsel in die Kopfstimme fallen gleichzeitig in der Vollstimme Obertöne weg.
Wie hoch man das kann ist trainingsabhängig. Die meisten guten Soprane können noch bis etwa B5 eine einigermaßen hohe Kompression erhalten. Knackpunkt ist in der Regel vor allem die Kompressionsrate, die zu einem gewissen Teil durch Atemkompression (=Atemdruck) erreicht werden muss. Der Unterschied zwischen "mixed voice" und "belt" ist v.a., dass die Kompression beim Belt ähnlich hoch ist wie in der Vollstimme, dahingegen in der "mixed voice" etwa auf halbem Weg zwischen Vollstimme und Falsett liegt. Die Höhe der Kompression ist auch das, was umgangsprachlich gerne als "Masse" beim Singen bezeichnet wird.
Es ist sozusagen das Ziel des Registerausgleichs, dass die Randstimme nicht nur klanglich an die Vollstimme angeglichen wird, sondern auch vom Gefühl her. Als "Wechsel" wahrgenommen wird dann v.a. der Punkt, an dem die TA-Muskeln erschlaffen und der Vocalis-Muskel versteift. An diesem Punkt geht die Kompression schlagartig runter. Man ist dann aber eigentlich schon längst in der Randstimme.
tl;dr: Für die eigentliche Charakteristik von Voll- vs. Randstimme, nämlich den Schwingungsmodus, besitzen wir keine Wahrnehmung. Ich kenne so einige Sänger, die sehr gut "belten" können oberhalb von C5 und die schwören würden, dass es vom Gefühl her Vollstimme ist, das EGG zeigt bei solchen Sounds oberhalb von C5 aber in aller Regel die Randstimme an.
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