Das dachte ich genau bis zu dem Zeitpunkt, als ich die grauenvollen Gibson Deluxe Tuner an meiner Studio (die in Kluson-Optik, aber mit gegossenem Gehäuse) gegen Gotoh SG301 tauschte, eigentlich rein wegen Optik und Funktion. Dass der Ton dabei hörbar stabiler und fetter wurde, hatte ich damals gar nicht erwartet, von daher würde ich einen Placebo-Effekt auschließen.
Inzwischen geht die Absicht wieder in eine andere Richtung, da eine Neubundierung und der komplette Hardware- und PU-Tausch mehr Sustain und Fett gebracht haben. Jetzt werde ich wohl korrekte Blech-Tuner (wahrscheinlich auch Gotohs, halt mit Adapterringen) draufschrauben und schauen, ob sich was tut - schon aus Neugier.
Was die Theorie hinter der Veränderung betrifft (ich hoffe mal, dass das jetzt nicht gleich als OT oder Hijacking gebrandmarkt wird):
Das Anbringen von zusätzlicher oder geringerer Masse an der Kopfplatte verändert schon mal zwangsläufig die Schwingungseigenschaften (Kennt noch einer die "Fatheads"?). Die Masse muss bei jedem Schingungsvorgang sozusagen mitgeschleppt werden.
Es dürfte mMn weiter klar sein, dass die Kopfplatte als Teil des Halses wiederum Einfluss auf dessen Resonanzen nimmt. Bei Headless-Instrumenten aus Holz ist den Instrumentenbauern jedenfalls deutlich aufgefallen, dass sie sich anders verhalten als koventioneller Bauweisen.
Sodann hat die Verbindung zwischen Tunergehäuse und Kopfplatte Einfluss auf deren Biegesteifigkeit. Bei geschlossenen Tunern mit Mutter auf der Vorderseite wird das Holz quasi in 6 kleine Schraubstöcke gespannt. Auf der Hinterseite wiederum liegt das Gehäuse großflächig auf, und auch der Kontakt zwischen Beinwelle und Gehäuse ist intensiver.
Schaut man sich eine Kluson-Mechanik an, liegt die dagegen hinten nur mit dem dünnen äußeren Blechrand auf dem Holz, und die intensivste Verbindung besteht wohl noch an den und um die zwei Halteschräubchen, das sieht man nach dem Abschrauben an den Druckstellen. Sodann ist das gestanzte, dünne Gehäuseblech wesentlich elastischer als ein massives Gußgehäuse und in sich wohl auch schwingungsanfälliger. Durch die Steckhülsen gibt es von der Vorderseite keinerlei Gegendruck, und so wird der ganze Saitenzug letztlich an nur drei Punkten auf die Kopfplatte übertragen, nämlich um die beiden besagten Schräubchen herum und an der Stelle der Vorderkante der Einschlaghülse, wo die Beinwelle - vom Saitenzug in der Hülse nach vorne gezogen - aufliegt. Schon die Zentrierhülse von hinten (510er) verändert diese Verteilung der Kräfte (ist ja auch der Sinn der Sache...).
Das Holz der Kopfplatte kann also bei der alten Bauweise in sich viel "unabhängiger" schwingen, während bei geschlossenen Tunern durch die Verschraubung ein enger Metall-Holzverbund entsteht, der sich schwingungstechnisch viel mehr wie ein einziges Teil verhält.
Ob das alles dann "besser" oder "schlechter" ist, sei mal dahingestellt, nur gleich dürfte es wohl eher nicht sein.
Dass die Saite hinter dem Sattel nicht mehr schwingt, ist schon theoretisch nicht zutreffend, weil zu sehr vereinfacht. Ein schwingende Saite bewegt sich nämlich nicht nur seitlich bzw. rauf und runter, sondern bei jedem Schwingungsbauch dehnt sie sich etwas in Längsrichtung. Diese Longitudinalschwingungen sind natürlich auch von der Aufhängung abhängig, ansonsten würde es nämlich auch keinen Unterschied machen, ob man ein Alu- Guss- oder Messing-Stoptail auf seine Paula schraubt. Ich denke, dass zumindest beim Publikum in diesem Thread
Einigkeit darüber besteht, dass das nicht der Fall ist.
Alles in allem denke ich schon, dass das Beachten solcher Kleinigkeiten beim "Gralssucher" eine gewisse Berechtigung hat.
Gruß, bagotrix