Les Paul Blueburst

  • Ersteller Delayar
  • Erstellt am
Profiqualität hast du aber auf jeden Fall erreicht, alleine die Detailverliebtheit, in den Bereichen, die keiner sehen wird, ist der Wahnsinn.
Da kann sich Gibtschon gerne eine Scheibe abschneiden ;)
 
Danke sehr.
Als Hobby-Bauer kann man sich halt Zeit lassen, eine Firma muss zeitoptimiert arbeiten.

Weiter gehts mit dem "Herzstück" der Les Paul, der Deckenwölbung. Zumindest empfinde ich das immer als den Zeitpunkt, wo aus einem Korpusrohling eine Les Paul wird.

Also zunächst in 1,5mm Schritten nach den oben gezeigten Schablonen die Stufen fräsen.

Blueburst_055.jpg

Blueburst_056.jpg

Dann kommt der Korpus in einen klappbaren Rahmen, der auf einen Winkel von 4,4° eingestellt wird.
Die 4,4° sind von den 59er Plänen, eventuell würde ich im Nachhinein eher 4,0° nehmen, denn der Steg sitzt so recht hoch.

Dann wird die Halsschräge gefräst, und zwar so viel, dass an der Vorderkante soviel Ahorn bleibt, wie rundherum.

Blueburst_057.jpg

Dann wird noch eine Schräge vom Griffbrettende bis kurz vor den Steg gefräst, das ist dann der Ebene Bereich, auf dem die Tonabnehmer sitzen. Die hat ungefähr 2° Neigung, aber das muss man individuell einstellen.
Auf diesem Bild nach dem Fräsen der Halsschräge sieht man die beiden Bleistift-Linien, zwischen denen die Tonabnehmerebene liegt.

Blueburst_058.jpg

Anschließend werden die Stufen grob verschliffen. Für das ganz grobe habe ich ein Ausstecheisen benutzt, und dann mit einem Exzenterschleifer weiter gemacht. Dabei ist es vor allem für die leichte Depression nahe des Randes wichtig, den Schleifer immer in bewegung zu halten, um nicht zuviel an einer Stelle abzuschleifen. Für das feine Schleifen per Hand enpfiehlt sich ein Schleifpad aus Kork oder einen großen Radiergummi zu nehmen.

Wenn man glaubt fertig zu sein, kann man die Decke dünn mit schwarzem Lack besprühen, um besser zu erkennen, wo noch unregelmäßigkeiten sind.
Dabei die Sprühdose oder Spritzpistole weit weg halten, damit die farbe sschon angetrocknet ist, wenn sie die Oberfläche erreicht. So dringt sie nicht tief ins Holz ein und ist leicht wieder abzuschleifen.

Der erste Durchgang zeigt noch unebenheiten, besonders im Randbereich:

Blueburst_059.jpg

ZWeiter Durchgang: Passt!

Blueburst_060.jpg

Jetzt wird die schwarze Farbe wieder abgeschliffen.

lg
Markus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
:weep:Ich glaubs ja wohl...du nimmst eine deckende Farbe und die Flammen kommen trotzdem durch.
Bin ja schon gespannt, wie die Flammung rauskommt, wenn sie mal richtig angefeuert wurde

Das mit der Halsschräge verstehe ich aber irgendwie nicht, wie meinst du das mit "Dann wird die Halsschräge gefräst, und zwar so viel, dass an der Vorderkante soviel Ahorn bleibt, wie rundherum"?
 
Ich hab befürchtet, dass das schlecht formuliert war.
Also, der Winkel wird mit 4,4° durch den Rahmen festgelegt.
Jetzt geht es darum, wieviel wird weggefräst.
Das wird an der vrderen Kante (als dort, wo dann der Hals weggeht) festgesetzt. Und zwar wird so viel weggefräst, dass die Kante gleich hoch ist, wie sonst rundherum. (das mit dem Ahorn war eigentlich überflüssig.)

Jetzt klar? Wenn nicht, versuche ich eine Skizze zu machen.

Die Flammung kommt durch, weil der Lack sehr dünn gespritzt ist und das Holz zu dem zeitpunkt ja nur mit 80er Schleifpapier geschliffen ist. Dadurch kommen die unterschiedlichen Lichtreflexionen je nach Holzstruktur noch gut hervor. Obwohl man zugeben muss, dass das zu diesem Zweck sogar eher kontraproduktiv ist, weil man ja sehen will, ob die Oberfläche gleichmäßig ist. Aber die Methode funktioniert trotzdem sehr gut.

lg
Markus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Jetzt habe ich es verstanden, danke dir.
So hätte ich es sicher nicht gemacht und wäre dann daran gescheitert.
Ich hätte wahrscheinlich erstmal die Halstasche gefräst und müsste mir dann überlegen wie ich das Holz daneben anpassen könnte ;)
 
Für das Fräsen der Halstasche gibt es verschiedene Möglichkeiten, ich bevorzuge den Winkel am Korpus, d.h. Halstasche im Halswinkel, Halszapfen gerade. Das bietet sich bei gewölbter Decke an.

Ich habe vor dem Fräsen auf jeden Fall den Hals erst einmal ausgerichtet. dazu habe ich eine Laser-Wasserwaage verwendet, die auf einem Stativ montiert wurde:

Blueburst_061.jpg
(Tut mir leid, dass das Bild nicht besser geworden ist, aber ich denke, man versteht das Prinzip.)

Halstasche gefräst und fertige Wölbung:

Blueburst_062.jpg

Leider habe ich keine Bilder mit der montierten Schablone gemacht. :redface:

So sitzt der Hals in der Tasche.

Blueburst_066.jpg

Und die Löcher für die Elektrik:

Blueburst_067.jpg

Die Pickupausnehmeungen werden im Stil der 59er les Pauls auch im leichen Winkel wie der Halswinkel gefräst. Schließlich sollen ja auch die PUs dann in diesem Winkel montiert sein.
Dazu wird die Schablone an der Halsschräge fixiert, und hinten etwas abgestützt.

Blueburst_070.jpg

Blueburst_071.jpg

Und wieder mit Kopierhülse und Spiralfräser gefräst, dadurch stellt auch die Tiefe kein Problem dar.
Zunächst die "Ohren"

Blueburst_072.jpg

und dann, im gleichen Winkel, die eigentliche PU-Ausnehmung.

Blueburst_073.jpg

lG
Markus
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 16 Benutzer
*Obligatorische Antwort einfügen bitte*

Das Foto passt schon, beschreibt es eigentlich ganz gut, danke dir.
Hilft mir ungemein, bei der Nachfräsung meiner LP (da sie einen Schraubhals hat, ist die Verbindung unter aller S**)

Ich liebe solche Threads, da ich gerne auch mal die ganzen "Helferlein" sehe.
LG Yannic
 
So, kommen wir zu den Teil, der etwas schwieriger war.
Die Sekundäre Fräsung im E-Fach.

Für alle Nicht-Les Paul Experten: Was ist die sekundäre Fräsung?
Damit das E-Fach der Deckenunterseite folgt, wurde bei den 50er Les Pauls nach Aufleimen der Decke eine schräge Fräsung im E-Fach gemacht.

Das Schwierige daran ist, dass es erstens mal nicht leicht ist, die Schablone exakt zu platzieren. Und dann braucht man einen sehr langen Fräser. Mein 50mm Fräser hat gerade gereicht...

Also die Schablone muss in Winkel von ca. 8° (Genau müsste ich jetzt den Plan rauskramen...) fixiert werden.

Blueburst_074.jpg

Blueburst_075.jpg

So siehts dann aus (noch mit Schablone dran):

Blueburst_076.jpg

Als nächstes wurde der Bindingkanal gefräst. Für meine Akustische habe ich mir ein Binding-Fräs-Jig gebaut:

Blueburst_077.jpg

Blueburst_078.jpg

lg
Markus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Ich hätte hier auch noch eine "LP", bei der die Halstasche, das Efach und der Bindingkanal neu gemacht werden müsste ;)
 
Sehr schöne Arbeit die du hier bisher gezeigt hast! Bin schwer angetan und bin jetzt schon überzeugt, dass das Ergebnis ein blauer Traum sein muss :great:
 
Sehr schön bis jetzt :great:!

Darf man fragen warum der Das E-Fach nicht einfach vor dem Aufleimen der Decke gefräst wird? Wäre doch einfacher und man müsste sich nicht mehr mit dem Winkel beschäftigen oder?
 
Der Winkel im E-Fach soll so sein, ist eigentlich auch für die Poties etwas besser, da sie dann auch wirklich gleichmässig durch das Top stehen und nicht wie bei den Modellen mit dem "flachen" E-Fach, das eine Seite des Knopfes immer näher am Body ist als die andere.
Sieht einfach besser aus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Achso - das heißt dei Decke ist nach dem Fräsen dann auch angewinkelt - jetzt leuchtet mir das ein :)! Danke!
 
Da ich gerade keine Kamera da habe, kann ich dir dazu leider kein bild liefern, aber meine LP ist ein Paradebeispiel warum der Winkel da rein sollte (teilweise sind die Abstände der Knöpfe von "liegen auf" bis zu 2mm Abstand und das bei allen 4 Pots)
 
Danke sehr.
Als Hobby-Bauer kann man sich halt Zeit lassen, eine Firma muss zeitoptimiert arbeiten.


lg
Markus
Falsch. Bei den erzielten Preisen und den besseren technischen Möglichkeiten kann man "GERADE" bei einem renomierten Hersteller genaues Arbeiten erwarten. Ansonsten kann man seine Gitarre gleich bei einem detailverliebten kleinen Gitarrenbauer kaufen. Viel teurer dürfte es auch nicht sein. Aber tolle Arbeit und gute Dokumentation.
 
So eine Custom LP dürfte bei einem Deutschen Gitarrenbauer maximal die Hälfte von einer originalen G* kosten, gerade das ist ja das traurige an der ganzen Geschichte
 
Falsch. Bei den erzielten Preisen und den besseren technischen Möglichkeiten kann man "GERADE" bei einem renomierten Hersteller genaues Arbeiten erwarten. Ansonsten kann man seine Gitarre gleich bei einem detailverliebten kleinen Gitarrenbauer kaufen. Viel teurer dürfte es auch nicht sein. Aber tolle Arbeit und gute Dokumentation.

Naja, ich habe ja auch nicht gemeint, dass schlampiges Arbeiten dadurch gerechtfertigt ist, aber es ist nunmal so, dass wenn man damit Geld verdienen muss, man die Zeit pro Arbeitsgang optimieren muss. DerGitarrenbauer genauso, wie eine große Firma wie Gibson.

Anyway, gut das ich diesen Druck nicht habe....

Die größte Herausforderung an diesem Bau war das Binding aus 2mm geflammten Ahorn. Vor allem um das Korpushorn, wo der Radius doch sehr eng ist. Das zu biegen, ohne dass das Holz splittert, war schon eine Herausforderung.
Leider eine, der ich nicht gewachsen war, und ich konnte das Splittern nicht vermeiden. Aber ich habe das Problem anders (mit wohldosierter Gewalt) gelöst.

Dazu habe ich den Bindingstreifen zunächst an der hinterseite eingesägt, damit das zu biegende Holz dünner ist.

Blueburst_079.jpg

Mittels Furnierweichmacher und Hitze habe ich dann das Binding sowiet gebogen, wie es möglich war.
Mit einer genau geformten Pressbeilage und Epoxy-Kleber habe ich das Binding dann mit Hilfe von Zwingen in Form gebracht und verklebt.

Blueburst_080.jpg

Und so sah es nach Abnehmen der Zwingen vor den Bündigschleifen aus:

Blueburst_081.jpg

Es wurde natürlich vor dem Abnehmen das ganze Binding verklebt, dass ganz normal mit dem Biegeeisen gebogen wurde.
Nach dem Verschleifen:

Blueburst_087.jpg

Blueburst_086.jpg

Und das Binding an der Kopfplatte.

Blueburst_084.jpg

lg
Markus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 9 Benutzer
Wirklich tolle Arbeit. :great: Das Binding gefällt mir richtig gut. :)
 
Danke.

Nachdem mit dem Binding der Korpus fürs erte fertig war, habe ich mit dem Hals weiter gemacht. Zunächst das Griffbrett aufgeleimt.

Blueburst_090.jpg

Sidedots aus 2mm Kunststoff eingesetzt.

Blueburst_091.jpg

und bundiert.

Blueburst_092.jpg

Nach dem Bündigfräsen des Halses wurde dann auch noch mit Raspel, Feile und Schabhobel das Profil gemacht.

Blueburst_096.jpg

Da ich egentlich (bis auf die Sidedots) kein sichtbares Plastik an der Gitarre wollte, musste eine Halsstababdeckung aus Ebenholz und Ahorn her.
Einfach Reststücke auf 1mm gehobelt, verleimt und ausgesägt und mit einem kleinen Fasenräser im Dremel die Kanten gefräst.

Blueburst_094.jpg

Blueburst_095.jpg

lg
Markus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben