Klavierspielen lernen mit Bach und Co.

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Welche von beiden ist es denn?

Es gibt von ihr auch "The Rusty Pianist: Playable Pieces” ;) das passt doch zu unserem Thread.
 

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Anfang der biografischen Angaben zu Pam Wedgwood auf der von mir bereits und nachfolgend noch einmal verlinkten Autorenseite: "Born in 1947,...".
 
Und wenn man denkt, man kann doch schon einiges, kommt Peter Bence und zeigt einem, was man alles mit einem Piano machen kann ...


View: https://youtu.be/tvoJXla5eJo?si=4KtpbW42Dn3IrmNH
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Keine Ahnung, wer das ist.

Aber ein schönes Übezimmer hat sie ;)
Das Zimmer gehört Anna Sutyagina, der Pianistin. Um so auszusehen, hätte Pam Wedgwood sich wohl einer extremen Verjüngungskur unterziehen müssen. 😉 Aber das Stück ist von ihr. Sie hat über 200 Piano"bücher" herausgebracht, mit Stücken für Anfänger und Fortgeschrittene. Sie macht das schon seit einigen Jahrzehnten, ist extrem produktiv. Ursprünglich hat sie am Trinity College in London u.a. Horn studiert und in England auch als Musikerin in Orchestern gearbeitet.

Du kennst sie nicht, weil Du vor hundert Jahren 😊 Klavierspielen gelernt hast und nicht heute. Jeder, der jetzt angefangen hat oder in den letzten zwei Jahrzehnten oder so, wird wohl bald irgendwas von ihr gespielt haben, so populär, wie ihre Sachen sind. Nicht nur im Bereich Klavier, sondern auch für andere Instrumente.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jeder Anfänger bzw. jede Anfängerin. Das bist Du ja nicht. 😉 Hier in meinem Thread geht es ja um meine Bemühungen als Anfängerin, Klavierspielen zu lernen. Und wenn man da nicht über Pam Wedgwood stolpert, dann muss man schon fast blind sein. Oder einen Klavierlehrer haben, der nur klassische Stücke unterrichtet, nichts was im späten 20. oder frühen 21. Jahrhundert komponiert worden ist. Insbesondere die Sachen, die speziell zum Lernen gedacht sind.

Ich habe mir mal das Video angeschaut, das extra zur Veröffentlichung des "Rusty Pianist" 2021 als Zoom-Videokonferenz aufgenommen wurde, mit Pamela Wedgwood, die von der Isle of Man aus ihre eigenen Stücke vorspielt und sich mit den anderen Zoom-Teilnehmerinnen unterhält, wie das Buch entstanden ist. Eigentlich wollte sie nämlich davor in Rente gehen. Was sie ja auch verdient hatte mit 73 und nach der Menge an Kompositionen, die sie bis dahin schon abgeliefert hatte. Gleichzeitig mit ihrem Umzug nach Man hatte sie auch beschlossen, keine Kinder mehr zu unterrichten, sondern nur noch Erwachsene. Und deshalb auch speziell noch mehr Kompositionen zu schreiben, die eher für Erwachsene als für Kinder interessant sind.

Allerdings meinte sie dann, sie wollte doch, was das Komponieren betrifft, in Rente gehen. Dann kam aber COVID, und sie wusste nicht so richtig, was sie mit ihrer ganzen Zeit tun sollte, da sie vorher jeden einzelnen Tag Noten geschrieben hatte. Sie hat dann mit Malen angefangen, aber anscheinend hat das dann doch nicht gereicht, und so hat sie wieder angefangen zu komponieren, und das war's dann mit der Rente. 😊

Gleichzeitig hatte sie durch ihr Umschwenken auf hauptsächlich erwachsene Schüler anscheinend viele Schüler, die teilweise schon sehr lange nicht mehr gespielt hatten. Da kam beispielsweise eine Frau, erzählt Wedgwood, die 25 Jahre nicht gespielt hatte. Ihr fieser Vater hatte ihr das anscheinend verdorben, als sie als junger Mensch versucht hatte, das zu lernen. Er hat alles, was sie da spielte/übte, nur als "Mist" bezeichnet, keinerlei Unterstützung. Solche Menschen könnte ich immer in den Hintern treten. Aber wahrscheinlich war er nur neidisch, dass seine Tochter versuchte, etwas zu lernen, was er nicht konnte und was ihn vielleicht auch nicht interessierte.

Jedenfalls war diese Frau dadurch sehr unsicher, traute sich nichts zu, aber ihren Traum, Klavierspielen zu lernen, hatte sie anscheinend trotzdem nicht ganz aufgegeben. (Kann ich verstehen. Ich habe das ja auch mein ganzes Leben lang versucht. Wenn man so einen Traum hat, will man ihn nicht aufgeben, solange noch Hoffnung besteht. Sollte man auch auf keinen Fall tun.) Pam Wedgwood hat sie dann unterrichtet, und schon nach kurzer Zeit hat diese Frau den Spaß am Spielen wiedergefunden, den ihr Vater ihr verdorben hatte. Pam Wedgwood hat dann auch extra ein Stück für diese Schülerin geschrieben.

So entstehen viele ihrer Kompositionen, aber sie sagte auch, sie nimmt immer ein Diktiergerät auf ihre Strandspaziergänge mit dem Hund mit, und wenn ihr etwas einfällt, dann singt sie es einfach da hinein und schreibt das dann zu Hause auf. Eine sehr praktische Methode, die die Komponisten früherer Jahrhunderte nicht hatten. Die mussten sich alles im Kopf merken oder auf ihrer Manschette, einer Serviette oder sonstwas notieren. 😎
 
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Ich hatte in dem anderen Thread auf Zapiano hingewiesen, und prompt bekomme ich eine E-Mail, das ein neues Tutorial raus ist. 😉 Das ist jetzt allerdings kein Jazz, sondern ein Pop-Song.


View: https://youtu.be/YoNK9qOjkDo?si=3rgHHd1k4mY4CEaL

Da kann man auch mal ein bisschen sehen, ob einem die Art liegt. Denn jeder ist ja anders gestrickt. Die einen mögen es, die anderen nicht.

Das ist nicht das vollständige Tutorial, sondern nur ein Ausschnitt, als kostenloser Appetitanreger. Das vollständige Tutorial gehört zum Zapiano-Kurs "Pop-Songs", den man kaufen kann, wenn man das möchte. Da sind dann noch viel mehr Tutorials drin.

Ich mag den Song. Vielleicht versuche ich mal, das mit Zapiano zu lernen. 😊
 
Zuletzt bearbeitet:
Und da wir schon mal bei Pop sind ...

Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie alt diese Ideen alle schon sind. Musik ist eben etwas Universelles, das schon lange in den Menschen eine Heimat gefunden hat, die einen Sinn dafür haben.

Der Pachelbel-„Schlager“ Canon in D hat mehr mit einem modernen Pop-Song gemeinsam, als man denkt.


View: https://youtu.be/-5aH4zVhEH8?si=bGqPPDL-CGWIrhnF

Auch sehr schön ist die Idee, das dann zum nicht ganz so langweiligen Üben der D-Dur-Tonleiter zu nutzen, wie Melanie es hier am Schluss im Video zeigt. Und dann kann man natürlich Ausschnitte aus der Tonleiter für die eigene Improvisation mit dieser Akkordfolge nutzen.
 
Nicht nur von Bach gibt es Präludien. 🙂 Alan Bullard, der genauso wie Pam Wedgwood sehr viel für Klavierlernende geschrieben hat, hat davon auch einige geschrieben:


View: https://youtu.be/kKIQeEfKGMc?si=Ts5ZRqu82OR3ETrf

Und überhaupt … Wenn schon Barock, warum dann nicht „Disco-Barock“. 😉


View: https://youtu.be/y-EJ1m4FNP8?si=IfO26M6Tjp4q0QL1

Das Stück ist ein großer Hit bei den Examensstücken von ABRSM für Grade 3. Sehr flott und ein richtiges Vergnügen, das zu spielen.

Es gibt einfach VIEL zu viel. 😊 Man weiß wirklich nicht, was man aussuchen soll. Ich versuche, so viel wie möglich zu spielen, weil man an jedem Stück etwas anderes lernt. Da ich die Stücke niemand anderem als meiner Klavierlehrerin vorspielen muss, müssen sie auch nicht perfekt sein. Sobald ich ein Stück einigermaßen spielen kann, gehe ich zum nächsten.
 
Stücke sind die eine Sache, Übungen eine andere. Ich schrieb ja schon in dem "Russische Klavierschule"-Thread, dass meine Klavierlehrerin in der letzten Stunde fast an mir verzweifelt ist. Aber das war nicht bei einem Stück, sondern bei einer Dynamik-Übung. Oder eigentlich mehreren Dynamik-Übungen, aber verzweifelt bin ich hauptsächlich an der von Alan Bullard. Ich weiß auch nicht, warum, aber ich hatte große Probleme damit. Und ich habe die ganze Zeit geschimpft wie ein Rohrspatz. 😉 Auf mich selbst natürlich. Bis meine Klavierlehrerin dann sagte, mich zu kritisieren, das wäre doch ihre Arbeit, nicht meine. Sie kritisiert mich allerdings viel weniger als ich mich selbst.

Wenn man den eigenen inneren Kritiker öfter mal ausschalten könnte, käme man wahrscheinlich besser voran. Kinder sind da ja oft viel lockerer. Sie hauen einfach in die Tasten und machen sich nicht so viele Gedanken. Wir Erwachsenen sind eben kritischer. Und vielleicht ist es sogar so, dass man immer kritischer wird, je älter man wird. Kann aber auch sein, dass das nicht so ist. Ich habe nur manchmal das Gefühl.

Ich weiß ganz genau, dass mir das nichts bringt, sage es auch anderen, aber bei anderen ist man immer schlauer. 😎 Ich habe mir schon vorgenommen, mir in der nächsten Klavierstunde ein Pflaster über den Mund zu kleben, damit ich einfach gar nichts sage, nur meine Klavierlehrerin reden lasse. Ich fürchte nur, das wird auch nicht viel nützen.
 
Wenn man den eigenen inneren Kritiker öfter mal ausschalten könnte, käme man wahrscheinlich besser voran.
Ganz sicher sogar.

Mit den negativen Gedanken erzeugt man eine ungünstige Physiologie (Atmung, Hormone...) und man verschiebt die Konzentration auf das Falsche, nämlich schlechte Performance.
Außerdem nagt so ein Gedankenkreislauf mir der Zeit an der Motivation, insgesamt halte ich das für eine ungünstige Strategie.

Die Alternative bringt ungleich mehr, nämlich noch so kleine Erfolge wahrzunehmen und sich (innerlich) zu freuen, wenn etwas gut geklappt hat.
Passieren hartnäckige Missgeschicke, so hilft es, den fehlerhaften Sachverhalt in der emotionalen Wucht abschwächt und letztlich davon abtrennt.
Das kann man auch "autodidaktisch" üben, wenn man sich die stressauslösende Situation in einem positiven Kontext wie z.B. bei einem Spaziergang in Ruhe noch einmal erinnert und durchdenkt. Dabei überlegt man sich dann statt der realen "Stress-Reaktion" andere, hilfreichere Reaktionen und malt die in der Vorstellung möglichst genau aus, so dass sie praktisch wie tatsächlich erlebt und erinnert wirken.

Gruß Claus
 
Frag dich doch mal, worüber du dich eigentlich ärgerst.
Dass du etwas noch nicht kannst, was du noch nie gemacht hast?

Ärgert sich ein kleines Kind, wenn es noch nicht laufen kann?

Wenn man's mal genau betrachtet, ist das totaler Quatsch, sich zu ärgern. Wenn man's noch nicht kann, dann kann man es eben noch nicht. Ergo muss man sich überlegen, wie man es so übt, dass es besser wird.

Und da komme ich immer wieder auf das gleiche Prinzip - kleine bis kleinste Elemente üben, und die dann kreativ Stückchen für Stückchen zusammenbauen. Langsam, locker, und am nächsten Tag wieder. Und sich an den kleinen Fortschritten freuen.

Dabei ist manchmal von Tag zu Tag gar kein Fortschritt zu merken, dass kann frustrierend sein. Ein befreundeter Profimusiker sagte mir neulich auch, dass er immer wieder das Gefühl hat, er übt und übt und lange Zeit passiert scheinbar nichts. Dann plötzlich merkt man einen Qualitätssprung. Nämlich dass man langfristig doch eine Menge lernt.

Also innerer Kritiker - ja, im positiven Sinne, nämlich analysieren, was eigentlich das Problem ist, und dann überlegen, wie man das üben kann.
Ich habe mir schon vorgenommen, mir in der nächsten Klavierstunde ein Pflaster über den Mund zu kleben
Das klingt so negativ - Geh lieber positiv an die Sache ran ..... zum Beispiel ...
Kleb Dir doch so ein elastisches Pflaster von den Mundwinkeln zu den Ohren, dann lächelst Du immer ;)
 
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Ich möchte gerne, mein Projekt prokrastrinierend, meine Gedanken zum Thema Bach und Klavierspiellernen aufschreiben:
Ich persönlich liebe Bach. Ich kenne nichts anderes, was so geeignet ist für die tägliche Übung auf dem Klavier. Fingerübungen, Arpeggien und solche Sachen mag ich nämlich nicht, insofern sie unmusikalisch sind. Das Netz ist voll von Videos mit Musikern, die sich eine fantastische Technik auf diese Weise beigebracht haben, und nun ihre Virtuosenkunst vorführen. Das hat für mich mit Musik wenig zu tun, das ist Sport. Hat auch seine Berechtigung. Den Hummelflug mit 360 bpm zu spielen, alle Achtung! Ich persönlich brauche das nicht. Ich brauche eine Übung, die ich jeden Tag machen kann, und die mir nicht nach drei Wochen auf die Nerven geht, weil es immer noch dasselbe ist. Bach ist jeden Tag anders, weil man jeden Tag etwas anders darin sieht und hört. Deswegen ist es auch so schwierig, ein Bachstück fehlerfrei zu spielen: Aus einer anderen Perspektive interpretiert stellen sich die Probleme immer wieder neu dar. Im Grunde ist Bach spielen deshalb auch so etwas wie eine Improvisationsübung. Improvisieren tue ich auch sehr gerne, aber mittlerweile weniger, weil ich meine Spielgewohnheiten zu gut kenne. Aber das wird sich sicher auch wieder drehen.

Bach hat viele Stücke geschrieben, die dezidiert an den Schüler gerichtet sind. Dabei ist es erstaunlich, daß es Stücke gibt, mit denen ein Anfänger lernen kann, die auch für einen Profi noch interessant sind. So habe ich, als ich mich mal mit dem Cello beschäftigte, dies im wesentlichen über die G-Dur Suite getan. Klar, es hat Wochen oder Monate gedauert, über die ersten vier Takte hinauszukommen, aber was konnte man nicht alles in diesen vier Takten lernen!
Das C-Dur Präludium des WTK I ist auch so ein Stück, das einem von der ersten Klavierstunde bis zum Ableben begleiten kann. Nicht nur, um es zu spielen. Vor allem auch, um es zu verstehen. Wer die Akkordfolgen dieses Stückes einmal verinnerlicht hat, für den werden Lead Sheets in aller Regel wenig überraschendes bringen.
Aus meiner Sicht spricht deshalb viel dafür, Bach zur Grundlage der musikalischen Ausbildung zu machen, getreu etwa der Sprüche: "Ein Tag ohne Bach ist ein verlorener Tag" (Casals), oder: "Nicht jeder Musiker glaubt an Gott. Aber jeder glaubt an Bach." (wer hatte das gesagt?)

Leider stelle ich in meinem Unterricht fest, das ich das so nicht umsetzen kann. Einige mögen Bach nicht, vor allem aber ist die Frustrationstoleranz zu niedrig. Die Leute wollen schnelle Erfolgserlebnisse, und die kann ihnen Bach nicht bieten. Bach kann Noten bieten, mit denen man stundenlang üben kann, aber schlimmstenfalls hat man auch nach Monaten des intensiven Übens immer noch nichts vorführbares daraus gemacht. Wer Musik als Handwerk versteht, das der Unterhaltung dient, für den sind eben Amelie und Riverflowinyou dankbarere Aufgaben. Wer Musik nutzt, weil es ein angenehmes Hobby ist daß Spaß macht, für den sind Lieder mit Akkordbegleitung hinreichend. Aber wer Musik spielen will, weil er ein inneres Sehnen vernimmt, weil er Musik spielen muss, für den gibt es nichts, was mit Bach auch nur im Ansatz vergleichbar wäre. Und da geht es nicht um den Musikstil. Bach bietet die Grundlage für jeden Musikstil innerhalb der wohltemperierten Stimmung, einfach weil er die Funktionsweise dieser Stimmung und ihre Möglichkeiten fast erschöpfend behandelt hat, weil er das musikalische Material zur Verfügung gestellt hat, mit dem wir bis heute arbeiten.

Eine Anmerkung wollte ich noch machen, die Triller betreffend: Ich habe immer wieder Mühe, meine Schüler davon abzubringen, Triller und andere Verzierungen gleich mitzuüben. Man kann einen Triller nicht spielen, solange das Stück noch nicht locker und sicher in der Hand liegt. Erst, wenn man den Notentext aus dem eff eff beherrscht, wird Trillerspiel möglich. Bis dahin spielt man nur falsche zweiunddreißigstel und blockiert so effektiv die Aneignung des Stückes, von den Schmerzen in den Sehnen durch falsche Belastung mal ganz zu schweigen.
 
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Ich persönlich liebe Bach.
Ich auch :prost: deshalb erlaube mir einige Anmerkungen und Fragen zu Deinem interessanten Post.

Fingerübungen, Arpeggien und solche Sachen mag ich nämlich nicht, insofern sie unmusikalisch sind.
Das sehe ich anders. Sie haben keinen eigenständigen musikalischen Anspruch - aber unmusikalisch sind sie nicht.
Genauso könnte man sagen, Krafttraining für Sportler ist unsportlich. ;)

Man muss sie nicht mögen, aber Tonleitern, Arpeggien und Co. sind eigentlich schon Teil eines gut strukturierten Übungsprogramms.
Beim Üben von Bach-Stücken generiere ich mir ständig Fingerübungen aus den schwierigen Stellen.

Ich brauche eine Übung, die ich jeden Tag machen kann
Warum soll das nur eine Übung sein? Warum nicht mehrere, die Inhalte wechseln, sich entwickeln? Wie soll eine Übung alle Facetten des Klavierspiels abdecken?
weil er das musikalische Material zur Verfügung gestellt hat, mit dem wir bis heute arbeiten.
Hier geht Deine Bewunderung für Bach etwas mit Dir durch ,)
Bach hat doch auch auf musikalischem Material aufgebaut, was vor ihm da war. Er hat vieles auf eine neue Stufe gehoben, aber er hat nicht die Musik erfunden.

Das C-Dur Präludium des WTK I ist auch so ein Stück, ... Wer die Akkordfolgen dieses Stückes einmal verinnerlicht hat, für den werden Lead Sheets in aller Regel wenig überraschendes bringen.
Das C-Dur-Präludium ist ein geniales Stück, keine Frage. Das mit den Lead Sheets stimmt aber nun wirklich nicht, da kennst Du vielleicht nur so ganz einfachere Sheets?
Solche abwertenden Vergleiche bringen nichts ein, es sind verschiedene musikalische Welten. Man macht Bach nicht besser, wenn man Jazz schlecht redet.

Aber wer Musik spielen will, weil er ein inneres Sehnen vernimmt, weil er Musik spielen muss, für den gibt es nichts, was mit Bach auch nur im Ansatz vergleichbar wäre.
Auch hier Einspruch. Das ist Deine Meinung, aber mach nicht andere Musik schlecht. Ein Tango, ein Bossa, ein langsamer Beethoven-Satz, eine Chopin-Ballade, die Träumerei, eine Mozart-Arie, ... mir fallen auf Anhieb Dutzende Beispiele ein, die mich musikalisch genauso tief berührt haben, und da bin ich sicher nicht der einzige. Sicher hat Bach eine extrem große Tiefe, auch durch das religiöse Element, aber die Schönheit anderer Musik ist deshalb nicht kleiner. Auch in der KiMu gibt es großartige Werke, die ich niemals als schlechter bezeichnen würde, Gesualdo, einige Distler, einige Schütz-Stücke ... Klar hebt sich das Gesamtwerk von Bach heraus, aber wie gesagt, man muss deshalb andere Musik nicht als geringwertiger darstellen.
Man kann einen Triller nicht spielen, solange das Stück noch nicht locker und sicher in der Hand liegt.
Sehe ich anders. Der Triller muss natürlich geübt werden, aber warum nicht gleich von Anfang an?
Bis dahin spielt man nur falsche zweiunddreißigstel und blockiert so effektiv die Aneignung des Stückes, von den Schmerzen in den Sehnen durch falsche Belastung mal ganz zu schweigen.
Dann spielt man den Triller falsch - er muss von Anfang an locker und langsam geübt werden wie jedes andere Element auch. Schmerzen sind IMMER falsch.
Man kann zB auch mit dem Triller anfangen, wenn Du denkst, dass er das Schwerste am Stück ist.
Da würde ich gleich - siehe oben - eine schöne Fingerübung draus machen, die man jeden Tag beim Warmup üben kann ;)

Bin gespannt auf Deine Meinung.
oder: "Nicht jeder Musiker glaubt an Gott. Aber jeder glaubt an Bach." (wer hatte das gesagt?)
Ich habe mal gehört "God exists because of Bach" - aber von wem das ist, weiß ich auch nicht.
Mir geht es aber ähnlich - mit der Kirche habe ich so meine Probleme, aber wenn ich eine Bach-Kantate höre, fühle ich mich irgendwie "gläubig" - ich fühle mich irgendwie mit Bach und seinem religiösem Gefühl verbunden. In diesen Momenten ist alle Kritik an Kircheninstitutionen und Co. weggewischt.
 
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"Nicht jeder Musiker glaubt an Gott. Aber jeder glaubt an Bach." (wer hatte das gesagt?)

Wenn ich hier einspringen darf - das war Mauricio Kagel:
"Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben, an Bach jedoch alle."

Es kursieren natürlich auch leichte Abwandlungen.
 
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Ich auch :prost: deshalb erlaube mir einige Anmerkungen und Fragen zu Deinem interessanten Post.


Das sehe ich anders. Sie haben keinen eigenständigen musikalischen Anspruch - aber unmusikalisch sind sie nicht.
Genauso könnte man sagen, Krafttraining für Sportler ist unsportlich. ;)

Man muss sie nicht mögen, aber Tonleitern, Arpeggien und Co. sind eigentlich schon Teil eines gut strukturierten Übungsprogramms.
Beim Üben von Bach-Stücken generiere ich mir ständig Fingerübungen aus den schwierigen Stellen.
Eine Fingerübung aus einer schwierigen Stelle zu machen, so halte ich das auch. Was ich nicht mag, ist die dröge Etudenliteratur.


Warum soll das nur eine Übung sein? Warum nicht mehrere, die Inhalte wechseln, sich entwickeln? Wie soll eine Übung alle Facetten des Klavierspiels abdecken?
"Eine" Übung: Damit ist zum Beispiel "jeden Tag Bach gemeint". Ob das sich dann um die zwei schwierigen Takte aus x handelt, die durchzuarbeiten sind, oder darum, ein Präludium zum Einspielen zu benutzen, oder oder oder...

Hier geht Deine Bewunderung für Bach etwas mit Dir durch ,)
Bach hat doch auch auf musikalischem Material aufgebaut, was vor ihm da war. Er hat vieles auf eine neue Stufe gehoben, aber er hat nicht die Musik erfunden.

Wer weiß? Es gibt gute Argumente gegen die wohltemperierte Stimmung, und sie war damals bei weitem nicht alternativlos. Das wir heute diese Stimmung benutzen, führe ich auf die Pionierarbeit zurück, die Bach mit ihr geleistet hat.


Das C-Dur-Präludium ist ein geniales Stück, keine Frage. Das mit den Lead Sheets stimmt aber nun wirklich nicht, da kennst Du vielleicht nur so ganz einfachere Sheets?
Solche abwertenden Vergleiche bringen nichts ein, es sind verschiedene musikalische Welten. Man macht Bach nicht besser, wenn man Jazz schlecht redet.
Hmm. Ich habe "in aller Regel" geschrieben. Das wird wohl, quantitativ betrachtet, so stimmen. Aber gerade der Jazz hat sich dann in der Tat vom altem harmonischem Denken gelöst. Das modale Denken ist nicht mehr Weiterentwicklung von Bach, sondern eigenständig, das sehe ich auch so.


Auch hier Einspruch. Das ist Deine Meinung, aber mach nicht andere Musik schlecht. Ein Tango, ein Bossa, ein langsamer Beethoven-Satz, eine Chopin-Ballade, die Träumerei, eine Mozart-Arie, ... mir fallen auf Anhieb Dutzende Beispiele ein, die mich musikalisch genauso tief berührt haben, und da bin ich sicher nicht der einzige. Sicher hat Bach eine extrem große Tiefe, auch durch das religiöse Element, aber die Schönheit anderer Musik ist deshalb nicht kleiner. Auch in der KiMu gibt es großartige Werke, die ich niemals als schlechter bezeichnen würde, Gesualdo, einige Distler, einige Schütz-Stücke ... Klar hebt sich das Gesamtwerk von Bach heraus, aber wie gesagt, man muss deshalb andere Musik nicht als geringwertiger darstellen.

Oh, auch hier wieder ein Mißverständnis. Meine Bewunderung für Bach habe ich als Musiker, nicht als Zuhörer. Ich höre Bach nicht lieber als andere. Bach hat seine Stärke nicht im Ergebnis, sondern im Prozess. Ich würde beim Hören vielleicht sogar Chopin bevorzugen, aber ein Stück von Chopin zu üben, das steh ich nicht durch, das ist spätestens in der zweiten Woche langweilig. Dieser Punkt kommt bei Bach selten bis nie.

Sehe ich anders. Der Triller muss natürlich geübt werden, aber warum nicht gleich von Anfang an?

Dann spielt man den Triller falsch - er muss von Anfang an locker und langsam geübt werden wie jedes andere Element auch. Schmerzen sind IMMER falsch.
Man kann zB auch mit dem Triller anfangen, wenn Du denkst, dass er das Schwerste am Stück ist.
Da würde ich gleich - siehe oben - eine schöne Fingerübung draus machen, die man jeden Tag beim Warmup üben kann ;)

Bin gespannt auf Deine Meinung.
Uups, schon wieder prokrastriniert. Aber jetzt muß ich los, mit den Kindern zum Training, und die interessante Trillerfrage hebe ich mir für später auf...



Ich habe mal gehört "God exists because of Bach" - aber von wem das ist, weiß ich auch nicht.
Mir geht es aber ähnlich - mit der Kirche habe ich so meine Probleme, aber wenn ich eine Bach-Kantate höre, fühle ich mich irgendwie "gläubig" - ich fühle mich irgendwie mit Bach und seinem religiösem Gefühl verbunden. In diesen Momenten ist alle Kritik an Kircheninstitutionen und Co. weggewischt.
 
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Luis Zett hat Stücke, die vergessen lassen, dass es Etüden sind.
 
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"Das Tier im Klavier"
 
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Hallo Opa Albin, im Kopf hat es ja noch weitergearbeitet. Auch der Sportvergleich. Ich habe Handball gespielt und Kampfkunst gemacht, ich laufe regelmäßig, schwimmen fahrradfahren, alles gut. Was ich nicht verstehe ist, wieso die Leute ins Fitnessstudio gehen. Körperliche Betätigung der körperlichen Betätigung willen. Nur das zu tun, was ich tun muß, zweckorientiert, rein am vordergründigen Sinn orientiert? Ja, das machen Leute, aber ich kann es nicht nachvollziehen. Ebensowenig wie ich nachvollziehen kann das Etuden gepaukt werden. Wobei ich denke, aus Tonleitern und Arpeggien können wunderschöne Stücke entstehen. und ich verstehe nicht, warum die Komponisten daraus nicht auch wunderschöne Stücke machen, sondern sich mit der Aneinanderreihung technischer Finessen begnügen. Dabei liegt das sicher auch an meinem begrenztem Horizont, die Stücke von Luis Zett kenne ich nicht.

Ein ganz anderes Thema sind die Triller. Ich habe mich lange Jahre sehr schwer getan damit, bis ich gemerkt habe, daß aus einer Lockerheit heraus Triller und Verzierungen wie selbstverständlich aus den Fingern fließen. Aber ein komplexeres Notenstück locker spielen zu können, das verlangt eben, das Stück durchgearbeitet zu haben. Ich denke, so hat es auch einen Grund, das die Triller und Verzierungen eben nicht auskomponiert sind. Ich verstehe sie eher als Hinweise vom Komponisten: Schau mal, an dieser Stelle geht noch was. So sind sie für mich dem Wesen nach Teil der Interpretation, nicht der Komposition. Interpretieren kann ich ein Stück aber erst, wenn ich es technisch durchdrungen habe. Deswegen erst das Stück üben, dann den Triller. Schüler, die den Triller vorschnell üben, neigen dazu, aus dem Rhythmus zu fallen. Aber wo kein Rhythmus, da kein Swing und keine Harmonie, und wo keine Harmonie, da kein Schutz vor Schmerzen in Sehnen und Gelenken.
 
Ebensowenig wie ich nachvollziehen kann das Etuden gepaukt werden
Ja, ich denke auch immer wieder über dieses Thema nach.

Vielleicht kann man das in ein paar Kategorien einteilen, denn ich finde, die müssen unterschiedlich bedacht werden.

A - reine technische Übungen
A1 -- "vorgefertigte" (zB Hanon)
A2 -- aus konkreten Stücken entnommene Schwierigkeiten, die auf technische Übungen reduziert sind (zB gibt es in einer Ausgabe der Chopin-Etüden, ich glaube Cortot, vor jeder Etüde ein paar Vorübungen; am sinnvollsten sind aber selbst erstellte)

B - Etüden
B1 -- musikalisch sehr einfache (zB Czerny), die vor allem dazu dienen, ein technisches Element als Stück zu "verkaufen", aber nicht wirklich als Konzertstück taugen
B2 -- musikalisch ausgefeilte (zB Chopin-Etüden, Skrjabin-Etüden)


A1 halte ich für OK fürs Einspielen und zur Erwärmung. So wie man vor dem Sport ein paar Lockerungsübungen macht.
A2 halte ich für extrem sinnvoll, weil man damit die konkrete Schwierigkeit des Stückes üben kann, und sehr viel Zeit spart

B1 ist das, was mich als Schüler immer genervt hat. Wer es mag, soll es natürlich machen, aber ich halte das nicht für notwendig.
B2 ist die Königsklasse, darüber brauchen wir wahrscheinlich nicht zu diskutieren. Damit kann man sich Jahre beschäftigen - sind aber eigentlich schwere Konzertstücke, die wieder zu A2 zurückführen.


Es gibt natürlich Übergänge. Zum Beispiel Paganinis Variationen über "Mein Hut, der hat drei Ecken" sind musikalisch wahrscheinlich auch nicht die Oberklasse, aber witzig und als Vortragsstück geeignet.

Mich persönlich hat immer Czerny genervt. Ich musste fast die komplette Schule der Geläufigkeit durcharbeiten, auswendig.
Na klar hab ich was gelernt. Aber Spaß hat es nicht gemacht. Sehr wenige Stücke haben (aus meiner Sicht) musikalische Tiefe. Die Zeit hätte man vielleicht einfacher verbringen können.

Andererseits ist es für den Lehrer einfacher, dem Schüler Nummer xy aufzugeben als konkrete Übungen aus den Stücken zu überlegen, diese aufzuschreiben usw.

Für mich war aber die Erkenntnis, wie man schwierige Stellen üben kann, ein Gamechanger. Leider hat mir das keiner ein paar Jahre früher gezeigt. Übemethodik wird aus meiner Erfahrung viel zu wenig unterrichtet.
 
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