Weil ich in letzter Zeit so viel über den Nutzen von Tonleitern geschrieben habe, hier mal ein paar Videos von Kate Boyd dazu:
View: https://www.youtube.com/playlist?list=PLpg8MpXPJea4Io4qKdt333x9BdkaZBYPN
Im ersten Video erzählt sie auch von ihren eigenen Erfahrungen, als sie noch Klavierstudentin war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie offenbar ausschließlich LehrerInnen gehabt, die meinten, es wäre nicht unbedingt nötig, Tonleitern separat zu üben, sobald man weiß, wie eine Tonleiter aufgebaut ist. Am Anfang lernt man ein wenig etwas über Tonleitern, aber wenn man sie dann alle spielen kann, übt man sie nicht mehr, nur noch, wenn Teile davon in Stücken vorkommen. Dann übt man konkret an diesen Stücken die technische Seite.
Einer ihrer Lehrer sagte anscheinend sogar, dass man seine „frischeste“ Zeit am Morgen nicht an Tonleitern und Arpeggios verschwenden sollte, sondern sich gleich an die Stücke begeben sollte, die man üben will. Tonleitern und Arpeggios könnte man dann immer noch später üben, wenn man müde ist. Sie selbst hat das auch jahrelang geglaubt. Bis sie anfing, Klavier zu studieren, und die Lehrerin bzw. Professorin, die sie dort dann hatte, das Gegenteil vertrat, nämlich dass täglich Tonleitern und Arpeggios zu üben außerordentlich wichtig und unverzichtbar wäre.
Das entspricht ziemlich genau meiner eigenen Erfahrung. Ich habe auch sehr oft gehört und gelesen, dass man Tonleitern und Arpeggios nicht separat üben müsste, dass man das alles an Stücken üben könnte. Klingt ja auch erst einmal gar nicht schlecht. Aber nach den letzten Monaten, in denen ich nun endlich einmal systematisch Tonleitern geübt habe, muss ich sagen, ich merke den Unterschied enorm. Kate Boyd empfiehlt im ersten Video dafür das Alfred-Buch, das ich auch habe, und noch ein anderes Scales und Arpeggios-Buch. Ein solches Buch ist sehr nützlich, habe ich festgestellt, auch wenn man denkt, Tonleitern kann man ja auch einfach so üben, ohne Vorlage. Für den Anfang gibt so ein Buch jedoch Struktur, und das hilft beim systematischen Üben.
Ich beginne jeden Übetag deshalb jetzt immer mit Tonleitern. Die Arpeggios habe ich bisher ein bisschen vernachlässigt, aber die werde ich jetzt auch mehr üben. Meistens habe ich vor allem Tonleitern und Akkorde geübt. Aber Akkorde sind wieder etwas anderes, damit übt man nicht dasselbe wie mit Tonleitern.
In den weiteren Videos geht Kate Boyd noch darauf ein, dass man Tonleitern nicht nur stupide rauf- und runterspielen kann, sondern dass man daran Dynamik und Rhythmik üben kann, wie man sie dann auch für die Stücke braucht, dass man Tonleitern „musikalisch“ spielen sollte. Und dass das gleichzeitige Anschlagen desselben Tons mit beiden Händen, ohne dass dazwischen ein kleiner Abstand zu hören ist, eine Kunst ist, die man beherrschen sollte. Genau das höre ich bei meinen Tonleitern auch immer noch, dass ich die Töne mit beiden Händen nicht exakt gleichzeitig anschlage. Daran werde ich jetzt arbeiten.
Die weiteren Videos drehen sich dann noch um „Use your hands effectively“ und „Scale Patterns“. Gerade auch, wie man bei Tonleitern mit dem Daumen umgeht, ist dabei ein Thema. Und Muster, in denen man Tonleitern üben kann, damit eine Tonleiter nicht immer gleich klingt und damit wir uns an verschiedene Zusammensetzungen von Tönen gewöhnen.
Ursprünglich hatte sie nur vier Videos in dieser Serie, aber vor zwei Wochen ist noch ein fünftes Video hinzugekommen, das sich speziell mit chromatischen Tonleitern beschäftigt. Das ist etwas, das meine Klavierlehrerin von mir auch in jeder Klavierstunde verlangt.