Hm. Es gibt ja auch anschlagsdynamikneutrale Instrumente ... nenntn man das so? Cembalo und sowas - wo jeder Tastendruck eine Mechanik betätigt, die die Saite immer an der gleichen Stelle auf die gleiche Art anschlägt (oder anzieht und an-losläßt), also auch aus vorelektronischer Zeit gab es Instrumente, die quasi des Spielers Charakter und Laune herausfiltern. Haut er doll in die Tasten (nicht so doll freilich, daß was kaputtwird), oder nicht, egal. Trotzdem mag ich die, in einer meiner Schulen stand ein Cembalo in einem kaumgenutzten Kellerraum, da hatten wir ... irgendsoein Wahlpflicht-Zeugs, und ab und an mal drauf herumgespielt.
Das ist richtig. Tatsächlich hat ein Cembalo auch bei weitem weniger Stimmungsprobleme wie ein Klavier, es muss so gut wie gar nicht gestreckt werden. Das liegt an den sehr dünnen Saiten. Das Problem mit der Inharmonizität der Saite nimmt nämlich mit größerer Saitenstärke zu. Die meiste Dynamik hat sogesehen vll der Hammerflügel ( etwa zu Mozarts Zeiten.... ) Denn hier verändert sich mit dem Anschlag nicht nur die Lautstärke sondern auch die Klangqualität, ein gutes Klavier hingegen wird ja fast nur lauter aber behält die gleiche Klangfarbe bei.
Aber ... das E-Klavier mit der Stimmumstellbarkeit, @B.B , das läßt sich dann auf präzise eine Tonart ... verstehe ich das richtig? Also setzt man A als Grundton an, ist das nächste E wirklich genau die 1,5 fache Frequenz, nicht A*2^(7/12) ?
ganz genau. Das können eigentlich die meisten neueren E-Pianos. Ich habe schon etwas aufgenommen. Werde aber erst morgen dazu kommen es zu veröffentlichen.
Und, bei aller Feier der Nichtperfektion - die ist niemals Absicht gewesen. Es ging wohl mehr darum, eine hinreichende Annäherung mit vertretbarem Aufwand zu realisieren, und einerseits gewöhnen wir uns da dran, andererseits ist eben auch jede Menge Korrekturoption da - ich behaupte, allein durch Variation von Andruckkraft und -ort zwischen den Bünden kann man die Tonhöhe tatsächlich präzise auf jede sinnvoll meßbare Genauigkeit treffen - es gibt nur kaum einen Spieler, der das kann. Oder den das schert. Mir ist das z.B. total egal. Die Oktave als Fixpunkt korrekt einzustellen bedeutet, wenn sonst kein derber Pfusch vorliegt, daß die Annäherung ausreichend ist, und man sich um den Rest keine großen Sorgen machen braucht.
Hm, @Plektomanic , wie störtn die lange Mensur den perfekten Ton? Zumindest der idealen Saite, also einem Ding mit konstanter längenspezifischer Massebelegung und einzig in Längsrichtung vorliegender Steifigkeit, kommt sie doch schonmal umso näher, je dünner und länger sie ist, weil die Biegesteifigkeit damit irrelevanter wird (dünner ist hier sehr wirksam, der Radius geht ins Flächenträgheitsmoment in vierter Potenz ein - wohl ein Grund, wieso noch nie jemand auf hohle Leichtbausaiten gekommen ist, höhö...), zudem werden Toleranzen, die auf die aktive Saitenlänge (gegriffen oder offen, egal) im Verhältnis kleiner - es ist ja nicht anzunehmen, daß durch Verkürzung der Mensur die Fertigungsgenauigkeit im selben Maße zunimmt, die ändert sich davon nicht. Das Tremolo - klar, das muß so, so klingen die Dinger eben...
Nein, du kannst es nicht komplett durch die Spieltechnik ausgleichen, denn du kannst einen Ton auf der Gitarre mittel Spieltechnik nur höher machen, aber nicht tiefer. Eine reine Dur-Terz ist aber zum Beispiel tiefer als die gleichstufige...
ansonsten völlig richtig. Deswegen hat ja ein Konzertflügel so lange Bassaiten. Eigentlich müssten die sogar noch länger sein, optimalerweile, aber igendwann geht das Ding dann auch nicht mehr durch die Tür
Stratmensuren klingen daher tiefer gestimmt auch besser, Les Pauls z.b. sind im Droptuning ja problematischer. Allerdings spielt hier natürlich auch Ergonomie eine Rolle, und SAchen wie Bendings sind natürlich wieder auf der Gibson-Mensur leichter etc. Aber du hast natürlich recht.
Eine Orgel z.B. hat das Problem auch nicht. Die "Saite" ist in dem Fall die schwingende Luftsäule und die kommt einer "idealen Saite" viel näher als jede tatsächliche Saite. Daher muss man auch eine Orgel nicht strecken.
Ich verstehe das, auch in Bezug auf deine Ausführung
@Plektomanic, nicht wo immer alle ein Problem mit Pefektion sehen. Genauso wie immer alle Angst haben, Harmonielehrewissen würde ihn den Spaß am spielen verderben. Ein Astrophysiker der mit seiner angebeteten den Sternenhimmel betrachtet, ist der weniger fasziniert davon, nur weil er mehr darüber weiß ?
Analog vs digital ist auch so ein Thema. Die Platte klingt objektiv betrachtet schlechter. Punkt. Aus. Habe ich Platten und höre sie gerne ? JAAA. Ich bin nur einfach in der Lage zu akzeptieren, dass ich bewusst aus vielen anderen Gründen ( Haptik, Style, Nostalgie, Liebhaberei ) ein Medium bevorzuge, das eigentlich nicht optimal is. Das ist in Ordnung. Ich verspüre daher aber nicht das Bedürfnis mit selbst gegen alle Vernunft einreden zu wollen, die Platte übertrage mehr Frequenzen als die CD oder irgendso einen Stumpfsinn.
Hier ist es ähnlich. Es gibt die Naturgesetze und die lassen sich nicht wegdiskutieren. Und jedwege Musik die Harmonien hat, hat prinzipiell mit diesem Problem zu kämpfen. Das kann auch der Reiz von indischer Musik, arabischer Musik oder Rennaissance-Kontrapunkt-Vokalmusik sein. Dass das ganze durch die Verhältnismäßig geringen Stimmungs- Probleme bei dieser Musik einen ganz eigenen Sound hat.
Das gleichstufig gestimmte Klavier ist der etablierte Standard, wie man mit diesem Problem umgeht. Die Gitarre kommt nicht mal an dieses onehin kompromissbehafteten Ideal heran. Dennoch ist es eines der schönsten Instrumente. Na und ? Wieso sind diese beiden Erkenntisse nicht einfach vereinbar ? Und warum ist es nicht trotzdem sinnvoll verbesserungen entgegenzustreben? Wovor habt ihr da Angst?
grüße B.B.