Das heißt Wohnung, Versicherungen und bla. Auto, Essen und so weiter gehen davon ab.
Eben das ist der Punkt, den Disgracer und einige andere übersehen. Diese 1500,- (wie gesagt, das war ganz grob und ohne Anspruch auf vollkommene Korrektheit und jedes kleine Detail überschlagen!) sind das Nettoeinkommen, von dem noch einige Punkte abgehen. Ich zum Beispiel stehe gerade vor einer Dach- und Kellersanierung und auch da möchten Dachdecker, Maurer und Estrichleger nicht umsonst arbeiten müssen. Und sowohl ich als auch meine Freundin hätten ab und an doch ganz gerne was auf der Gabel und nicht dauerhaft Billignudeln mit Tomatensoße.
In meiner überschlägigen Rechnung hatte ich solche Sachen wie Akquise, Werbemittel und einiges anderes übrigens noch außen vor gelassen, ebenso wie eine eventuell nötige PA, die ebenfalls noch bezahlt werden möchte. Und da reden wir jetzt bitte nicht über 200,- EUR Thomann-Böxlis, sondern qualitativ angemessenes Material.
Wenn ich die Rechnung sehe: 45€/h Gig, 35€/h Unterricht, finde ich das ok. Aber jetzt frage ich mal, obwohl ich Musiker bin: Wieso sollte ich dich denn noch fürs üben bezahlen? Der Geselle bekommt auch nicht mehr und wird auch nicht dafür bezahlt, wenn er zuhause noch lernen muss in der Ausbildung. Er wird nur für die Arbeit bezahlt! Oder wenn er sich weiterbildet? Das ist alles in dem Geld mit drin, was ich bezahle, wenn ich mir den ins Haus hole.
Der Unterschied ist der: Ein angestellter Geselle bekommt rund 30 Tage bezahlten Urlaub, Sozial- und Krankenversicherung zumindest in Teilen vom Arbeitgeber bezahlt. Dazu relativ feste Arbeitszeiten, ein Wochenende (abgesehen von Notdiensten vielleicht, aber die werden auch anders bezahlt!).
Der Musiker (und auch der VA-Techniker) arbeitet idR dann, wenn andere frei oder Wochenende haben. Lass mal sonntags nachmittags einen Elektriker kommen. Der kostet Dich locker das Doppelte vom regulären Stundensatz.
Oder ruf mal an einem Feiertag die Mercedes-Hotline an, weil Dein Auto streikt: "Ja, wir können Ihnen nicht sagen was das exakt kostet, das hängt von der Werkstatt ab. Aber auf jeden Fall müssten Sie schon mal 150,- EUR Feiertagszuschlag bezahlen"...
Ein Meister bekommt auch nicht Geld, weil da Meister steht. Wenn die Arbeit schlecht ist, oder er zu wenig macht, wird er auch nicht mehr das Geld bekommen.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich kenne durchaus (städtische) Meister der Veranstaltungstechnik (um mal branchennah zu bleiben), die von Tuten und Blasen keinerlei Ahnung haben oder sogar gemeingefährliche Konstruktionen bauen. Die haben trotzdem ihren Job bei der Stadt sicher - wie sollte es auch anders sein, wenn es da keinen Vorgesetzten gibt, der Ahnung hat?
Krähen, Augen...
Das sind doch Dinge die kaum eine Amateurband bieten kann. Ich kenn zumindest keine Amateurband, die 100 Stücke aktives Repertoire haben, und wo der Veranstalter sagen kann "Hey, ihr solltet nächste Woche auch Lied x,y und z spielen".
Dann solltest Du Dich mal besser umsehen. Zugegeben, die 400-Song-Kapellen sind im Amateurbereich selten, aber 100 Songs kriegen schon viele auf die Reihe. Und "nächste Woche bitte auch ABC" klappt bei vielen davon ebenfalls.
Und wenn sie es doch können, muss man sich als Profi halt wirklich fragen, was dann noch den Unterschied ausmacht, außer "ich muss davon leben".
Aber das ist in erster Linie mal der Unterschied. Ich muß z.B. neidlos anerkennen, dass es auch im Hobbybereich gute Tonleute gibt. Ok, die werden _mir_ nicht gefährlich, weil die keine Produktionsfirma buchen würde. Da fehlt allein schon der Gewerbenachweis und die Möglichkeit, eine Rechnung FA-konform zu stellen.
Dennoch sind da viele Gute drunter (und unter den Profis leider ebensoviele schlechte, die besser Bäcker geworden wären).
Was braucht der Profi-Musiker da eurer Meinung nach? 50€? 100€? 150€? 200€?
Wie schon dargelegt: ca. 45,- EUR pro Stunde netto sollten drin sein, wenn man davon leben will.
Meine (sehr grobe!) Kalkulation ging von nahezu 100% Auslastung aus, die man in den wenigsten Fällen haben wird. Geh eher mal von etwa 50 bis maximal 70% aus, selbst in Spitzenzeiten. Da bleiben von den grob angenommenen 1500,- noch etwa 700,- zum Leben übrig...
Ganz ehrlich: Die hätte ich (und viele andere Leute denke ich auch) gerne.
1500€ nach Abzug aller Versicherungen, Mobilität (Auto), Wohnung etc.. was wär das für ein schönes Leben..
Gibt glaub ich genug Leute, die das nichtmal Brutto bekommen und davon Leben müssen..
Moment, da fehlten noch einige Fixkosten in der Rechnung! Ein Auto hat mein Beispielmusiker nämlich noch nicht. Ebenso wenig wie auch nur ein einziges Instrument, Kabel oder Verstärker.
Der Profimukker muss (und will!) von der Musik leben, daher braucht er ein gewisses Mindesteinkommen - wie schon dargestellt, wenngleich hie und da auch fragwürdig.
Wie gesagt: Das war einfach mal grob überschlagen. Im Einzelfall kann und wird das sicherlich anders aussehen, aber als Beispiel taugt es erstmal.
Man könnte es auch noch anders formulieren: Ein Profi Mukker muss niemals (zumindestens nur seeeeehr selten) Angst haben, das der Amateur in Konkurrenz mit ihm steht, denn dieser hat gar keine Kenntnis und keine Kontakte von und in seinem Markt.
Wenn Du Dich da mal nicht vertust. Die wenigsten (Profi-)Musiker werden direkt angefragt. Einige laufen über Agenturen, die ihrerseits wieder Geld für die Vermittlung haben wollen. Mittlerweile laufen viele Anfragen über Internetservices wie Partymat, Plan-Dein-Fest etc.
Da landen Anfragen von Privatmenschen die eine Hochzeitsband für 6h für 500,- haben wollen genau so wie Anfragen großer Unternehmen, die eine 4-Mann Kapelle für eine Roadshow gegen richtig dicke Kohle suchen.
Insofern hat mittlerweile jeder Musiker die Möglichkeit, entsprechende Kontakte zu bekommen und es bewerben sich auf die Industriejobs sicherlich nicht nur Profis. Zumal man mit solchen Portalen Agenturen, Produktionsfirmen und Promoter stumpf umgeht, so dass es für den Endkunden billiger wird ;-)
Es gibt aber auch (und das ist ein Unterschied zum Profi) eine obere Grenze. Über diese wollen wir gar nicht drüber, denn dann bewegen wir uns im Bereich professioneller Gagen und müssen damit rechnen, dass der VA auch professionelle Leistung erwarten darf.
Erwartet er die in der ein oder anderen Form nicht eigentlich immer? Woher weiß ein Veranstalter denn, ob Ihr Profis oder Amateure seid? An der musikalischen Qualität wird er das in den wenigsten Fällen festmachen können. An den Gagenforderungen vielleicht, sofern er denn eine Ahnung hat, was marktüblich wäre im Profibereich. Das wissen aber viele nicht. Vor allem im industriellen Umfeld (Firmenfeiern) kommt es oft vor, dass Marketingmenschen sich intern um Events und Acts kümmern und vollkommen abwegige Vorstellungen von Leistungen und Kosten haben.
Daher spielen die professionellen Bands die ich kenne auch zu 90% auf Firmengalas oder ähnlichen Events. Diese sind aber für den Amatuer mangels Kontakte in der Regel unerreichbar.
Da wäre dann die andere Frage, woher denn der Profi die Kontakte zu den entsprechenden Entscheidern her haben sollte. Ich sehe da für Profi wie Amateur die gleiche Problematik: Wie komme ich an den passenden Kontakt für die angestrebte Gigliga. Agentur? Ok, funktioniert in vielen Fällen, in deutlich mehr aber auch nicht. Selbst auf die Suche gehen? Sehr schwierig und mühselig, denn man wird niemals auch nur annähernd alle potenziellen Interessenten abgrasen können.
Und Entscheider großer Unternehmen machen es sich idR. leicht und fragen eine Agentur an, die sich dann um den Rest kümmert.
BTW: Wir hatten letzte Woche eine Giganfrage für ein Stadtfest einer größeren Kreisstadt. Samstag abend PrimeTime für 350 Euro. Ich hab dann zurückgeschrieben: Gerne wenns OK ist daß nur einer von uns kommt ......
Immer wieder herrlich. Solche Anfragen kommen hier mehrmals pro Woche an. Das Beispiel mit der zu reparierenden Waschmaschine funktionier meist ganz gut. Manchmal frage ich mich, was für Vorstellungen die Leute haben...