Es hat allerdings einen Grund warum man lieber 60+ Euro die Stunde für einen Fachmann bezahlt als dass irgendein Hobbykrauter einem die Wohnung überflutet.
Der Nachbarsjunge schraubt einem sicher für einen 5er die Stunde an der Technik rum. Der Profi ist nur signifikant besser.
Das ist vor allem eine Haftungs- und Ersatzteilfrage. Von einem Waschmaschinenservice erwarte ich als Kunde saubere und prompte Arbeit (ob das immer so ist sei mal dahingestellt, ich persönlich repariere meine WaMa selbst...) und vor allem eine Haftpflichtversicherung für den Fall der Fälle.
So ganz nebenbei gibt es da auch noch Handwerkskammer, IHK, Innung etc. - versuch Dich mal als ungelernter Hobbyist an Elektroinstallationen. Mag sein, dass Du das kannst. Vielleicht sogar besser als ein Elektrikergeselle. Aber ich würde meinen Hintern darauf verwetten, dass Du ganz arge Schwierigkeiten bekommst, sofern HWK und Innung davon Wind bekommen
Das Stichwort lautet "Sachkundenachweis".
Diesbezüglich stecke ich übrigens selbst in der Zwickmühle: Ich bin tontechnischer Autodidakt und verdiene trotzdem meine Brötchen damit, bin also Profi. Gäbe es eine Ausbildungspflicht bei Tonleuten, bliebe uns vielleicht einiges erspart, ich wäre aber erstmal arbeitslos...
Übertragen: Von einer Profiband kann man doch erwarten dass sie einige Größenordnungen besser ist als die Hobbykapelle. Wenn sie es nicht ist, sind dann nicht sogar die niedrigen Gagen irgendwo gerechtfertigt?
Absolut nicht. "Profi" bedeutet erstmal ausschließlich, dass jemand von der entsprechenden Tätigkeit lebt. Wie gut oder schlecht das Ergebnis ist, steht auf einem vollkommen anderen Blatt.
Beispiele gibt es haufenweise: Leute die Ihre Autos auseinanderbauen und Fehler finden, die kein KFZ-Meister gefunden hat und sie danach besser lackieren als manch gelernter Lackierer das könnte. Modellbauer, die mit viel Akribie und Liebe zum Detail wunderschöne Modelle in ihrer Freizeit bauen, wie es so kaum ein gelernter Modellbauer machen würde etc. pp.
So oder so: Als Freelancer (und dazu zähle ich jetzt Musiker einfach mal) sollte man mindestens 45,- EUR netto für eine produktive Arbeitsstunde haben, ansonsten lässt es sich davon eher schlecht leben.
Bei einer 40h-Woche wären das gut 7000,- EUR netto pro Monat, allerdings bleibt davon sooo viel dann auch wieder nicht übrig. Instrumente und Zubehör kosten Geld, dann noch Proberaummiete, Kranken-, Hausrat- und sonstige Versicherungen, Auto, Miete, Fresskram, Strom, Gas, Wasser - und das Finanzamt hält bei der Einkommensteuer ebenso die Hand auf wie die Frau beim Haushaltsgeld.
Ach und dann zeig mir mal den Musiker, der pro Woche 40 _bezahlte_ Stunden arbeitet. Das wären schon mal 8 Gigs á 5h reiner Spielzeit pro Woche. Verdammt, die hat nur 7 Tage...
Also nehmen wir mal 3 Gigs á 5h, sind schon mal 15. Fehlen noch 25. Die muß man dann wohl unterrichten - wobei da kaum mehr als 35,- EUR pro Stunde zu holen sind.
Rechnen wir mal zusammen:
Gigs: 15h x 45,- = 675,- EUR.
Unterricht: 25h x 35,- = 875,-
Macht in Summe pro Woche 1550,- netto, also etwa 6200,- EUR im Monat.
Jetzt hat der Gute 40h gearbeitet, aber noch keine Minute geübt. Passt also irgendwie auch nicht. Nehmen wir mal an, man müsste pro Woche noch 10h üben, was ich mal für realistisch halte. Und dann noch 5h Buchhaltung und Steuer machen.
Bleiben also nur noch 10h Unterricht pro Woche und damit 350,- EUR.
In Summe pro Monat etwa 4000,- EUR, also 48.000,- pro Jahr. Davon bleiben nach Abzug der Einkommensteuer noch 35.000,- übrig.
Davon ziehen wir noch ab:
Krankenversicherung: 3000,-
KFZ-Versicherungen: 1000,-
Sprit: 8400,- (60.000km pro Jahr geschätzt)
Bleiben noch 22.600,- EUR und wir haben weder gewohnt noch gegessen.
Miete: 5000,- (kleine Hütte)
Rest zum Essen, für Klamotten, Instrumente, Kabel, Noten, Unterrichtsmaterial, Heizung etc.: 17.600,- EUR. Pro Monat: ~1450,- EUR.
Alles natürlich grob überschlagen, aber bei voller Auslastung (die die wenigstens freiberuflichen Musiker haben werden). GVL und evtl. GEMA habe ich da jetzt mal rausgelassen, ebenso wie viele andere kleine und große Posten.