Rainer Maria Rilke - Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Hab ich letztes Jahr endlich zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen, nachdem mich schon Auszüge aus dem Buch im Deutschunterricht gefesselt haben. Der Ausdruck "verdichtete Sprache" sollte für diesen kleinen Roman reserviert werden und auch die Bezeichnung "radikale Subjektivität" im Klappentext trifft den Schreibstil ganz gut. Hier ist man gefangen in den in Wortform abgefassten, teilweise sehr wirren Gedanken eines jungen Menschen in Paris, die nur sehr vage Rückschlüsse über tatsächliche Ereignisse der Außenwelt (die es für den Protagonisten so wahrscheinlich nicht gibt) lassen, wenn überhaupt. Sehr schwer zu lesen (einige Passagen musste ich einfach bis jetzt überfliegen, da ich mit ihnen überhaupt nichts anfangen konnte), sehr schwermütige Stimmung. Werd ich bestimmt noch öfter lesen und dann hoffentlich mehr verstehen.
Eric Tamm - Robert Fripp: From Crimson King to Crafty Master
Das ist eine Art Biographie des Musikers Robert Fripp, die aber mehr das Musikverständnis und die verschiedenen Schaffensphasen des King-Crimson-Frontmanns beleuchtet als persönliche Begebenheiten des Menschen preiszugeben. Das Buch ist
komplett online zu lesen, wohl auch deswegen, weil es nicht aktualisiert wird (ab dem Jahr 1990 ist Schluss mit dem Beleuchten).
Auch hier ein sehr interessanter und diesmal leicht verständlicher Schreibstil. Umso spannender ist es für mich, weil Robert Fripp vor nicht langer Zeit mein einziges echtes musikalisches Vorbild war, zumal wir wohl die Gemeinsamkeit des fehlenden Talents haben. Dieses Vorbild hat sich mittlerweile aber erledigt, weil ich (noch) nicht bereit bin, 16 Stunden am Tag zu opfern, um mich meinem Instrument hinzugeben und Skalen zu üben, nur um irgendwann ein ähnliches Level zu erreichen. Aber es ist aufregend zu lesen, dass es so eine Möglichkeit gibt und wie sie jemand genutzt und wunderbare Musik geschrieben hat.
Hier ein Zitat aus dem Buch, das ich sehr inspirierend fand:
Particularly during the Frippertronics tour, Fripp would invite his audiences to become part of the creative process by engaging in active listening. When the audience expects the performer to do everything for them, the result is passive entertainment, diversion, escapism. When the audience participates sensitively in the creation of the music - for the real music is not "out there" somewhere, existing as an object, but "in here," in the quality of attention brought to the mere sounds - then the result is art. At a Boston concert, Fripp told the audience, "You have every bit of the responsibility that I have. Because life is ironical, I get paid for it and you don't."
Carlos Castaneda - Die Kunst des Träumens
Als angehender Klarträumer komme ich natürlich nicht an diesem Buch vorbei. Dieses ist deutlich verständlicher und nachvollziehbarer als "Die Kunst des Pirschens", welches ich vorher gelesen habe. Nachvollziehbar ist hier absolut relativ zu betrachten, denn es braucht wirklich einiges an Vorstellungskraft und Toleranz, sich auf diese Beschreibungen einzulassen, seien sie nun erfunden oder wirklich erlebt und wegen Unzulänglichkeiten der Sprache in diese fantastischen Begriffe abgefasst.
Auch wenn die Beschreibungen tatsächliche Erlebnisse des Autors wären, kann und sollte man den Techniken dieses Buches nicht nacheifern. Erstens bräuchte man dazu jahrelange Vorbereitung und zweitens sind die Beschreibungen in diesem Buch viel zu vage um wirklich diese beschriebenen Zustände zu erreichen. Der Vorteil des Buches ist allerdings, dass es sich mit einem sehr realen Thema befasst, dem Klarträumen, wenn auch in anderen Begriffen.
Und ob wahr oder erfunden, dieses Buch regt die Fantasie an wie kaum ein zweites.