Schwieriges Thema. Gitarren entwickeln sich, zum Guten oder zum Schlechten, aber sie entwickeln sich. Meine 2010er Epi Lp klang neu schon gut, mit den Jahren des Spielens wurde sie m.E. deutlich besser und fühlt sich an wie der besagte alte Handschuh. Bei einer neuen E-Gitarre vibriert sich wohl mit dem Spielen die Hardware in die richtige Position und über die Jahre scheint da auch durchaus was im Holz zu passieren. Was? Keine Ahnung. Ich bin nun mehr mit LPs und Teles unterwegs, spiele allerdings auch hin und wieder Strats. Und speziell bei den Strats ist es extrem, wie viel man mit der Einstellung der Hardware versauen oder verbessern kann. Ich dachte eigentlich vor meinem Job in den USA, dass ich jede Gitarre selbst recht vernünftig einstellen kann, bis ich an einen amerikanischen Musikerkumpel (langjähriger Studiomusiker mittlerweile weit über 60) geriet, der auch Gitarren professionell repariert. Da taten sich neue Welten auf. Andere kurze Madenschrauben!, ein etwas flacherer Tremolowinkel, Federn anders gesetzt, Hals mal gelöst und hingewackelt usw. und das gute Stück klingt vollkommen anders. Der nahm meine Japan-Strat, die ich schon Jahre spiele, spielt sie und meinte, die hätte noch Reserven. Was er dann noch aus einer ohnehin sehr guten Gitarre herausholte, ohne auch nur ein Stück Hardware zu tauschen, war beeindruckend. Ich habe dann zusammen mit ihm mal ein paar Mexiko-Strats eingestellt, um mehr Verständnis zu bekommen und ich wollte das einfach lernen. Man kann da wirklich Nuancen verändern und tolle Ergebnisse erzielen. Andererseits hatte ich schon einige 60er- und 70er-Jahre Strats in der Hand, bei denen ich mich fragte, wer für so etwas irres Geld bezahlen will. Keine schlechten Gitarren, aber nichts Außergewöhnliches. Der größte Lacher war eine billige Dean in der Musikschule eines Freundes, die er täglich im Unterricht einsetzte und die vollkommen abgerockt war. Aber das Ding klang einfach nur gut und war göttlich in der Bespielbarkeit, allerdings eben deswegen auch unverkäuflich.