Warum klingen Gitarren besser wenn man sie oft spielt

  • Ersteller EnforcerII
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Eine Gitarre, die mechanisch nicht schwingt, dämpft auch nicht, genau. :)

Eine ideale E-Gitarre, die steif wie ein Brett (gut eher wie Marmor...) ist, würde dementsprechend unendliches Sustain und keine "dead spots" bieten. Sie würde auch keinerlei Energie in Form von Schall abstrahlen.

Sie würde aber auch nicht "klingen" in dem Sinn, dass sie einen Eigenklang durch frequenzabhängige Dämpfung entwickelt. Und genau darum gehts bei der ganzen Gitarrenbauerei: Subtraktives EQen des Klangbildes ;)

Dass das vom Alter abhängt glaube ich nicht - es ist eher so, dass die unbrauchbaren Gitarren irgendwann zu Brennholz geworden sind. Vergleiche wie "Gitarre A klingt besser als B obwohl sie gleichzeitig gebaut wurden" sind irrelevant, weil es sich um zwei verschiedene Instrumente handelt (HOLZ!) und der Spieler voreingenommen anders spielt, ohne es zu merken.

MfG Stephan
 
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Schon die Prämisse, ein Gitarrenkorpus schwinge nicht, sondern dämpfe nur, ist physikalisch unhaltbar.

Eigentlich ist das kleinkariertes Definitionsgeplänkel. Ob die Gitarre nun schwingt, resoniert oder vibriert ist doch nur der hilflose Versuch, das was man wahrnimmt, verbal auszudrücken. Und dass die Gitarre vibriert, resoniert oder schwingt, spürt man. Und diese Art von Vibration beeinflusst die Obertoncharakteristik.
 
... würde dementsprechend unendliches Sustain und keine "dead spots" bieten. Sie würde auch keinerlei Energie in Form von Schall abstrahlen.
Doch, die Saiten geben ihre Schwingung ja auch direkt an die Luft ab, ohne Umweg über den Korpus. Deswegen und und weil die Saite ihre Energie in Form von elektrischer Spannung, die im Pickup induziert wird, abgibt, gäbe es auch kein unendliches Sustain. (Zu dem kommt natürlich noch der Umstand, dass die Saite selbst nicht ideal ist und die einzelnen Moleküle der Saite beim Schwingen Reibungsverluste verursachen).

Aber es wäre in der Tat mal ein interessantes Experiment, eine E-Gitarre im luftleeren Raum zu spielen (und dann natürlich im nicht-luftleeren Raum wiederzugeben). Ob da ein großer Sustainunterschied wäre? :gruebel:
 
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Eigentlich ist das kleinkariertes Definitionsgeplänkel. Ob die Gitarre nun schwingt, resoniert oder vibriert ist doch nur der hilflose Versuch, das was man wahrnimmt, verbal auszudrücken. Und dass die Gitarre vibriert, resoniert oder schwingt, spürt man. Und diese Art von Vibration beeinflusst die Obertoncharakteristik.

Hilflos ist man, wenn man die Hintergründe nicht versteht und keine Ahnung hat, warum irgendwas irgendwas tut. Natürlich vibriert der Korpus, aber der Begriff "Schwingung" weist eben auf die lineare Betrachtung bei einer Frequenz hin. Darüber hinaus kann man sich über die nichtlinearen Effekte (Vibration muss nicht sinusförmig sein!) natürlich auch Gedanken machen. Man kann das Modell jetzt natürlich beliebig komplet konstruieren, aber die erste Näherung ist das, was bagotrix und ich geschrieben haben.

Du kannst ja mal die Versuche mit deinen Platten da mit einem 4cm starken Stück Mahagoni wiederholen...dann diskutieren wir weiter über Schwingungen ;)

Doch, die Saiten geben ihre Schwingung ja auch direkt an die Luft ab, ohne Umweg über den Korpus. Deswegen und und weil die Saite ihre Energie in Form von elektrischer Spannung, die im Pickup induziert wird, abgibt, gäbe es auch kein unendliches Sustain. (Zu dem kommt natürlich noch der Umstand, dass die Saite selbst nicht ideal ist und die einzelnen Moleküle der Saite beim Schwingen Reibungsverluste verursachen).

Aber es wäre in der Tat mal ein interessantes Experiment, eine E-Gitarre im luftleeren Raum zu spielen (und dann natürlich im nicht-luftleeren Raum wiederzugeben). Ob da ein großer Sustainunterschied wäre? :gruebel:

Korrekt, man müsste dazu noch die Luftreibung, die Reibung an den Saitenauflagepunkten und die durch den Tonabnehmer entnommene Leistung betrachten. Man kann aber auch einfach ein Bier aufmachen und weiter Gitarre spielen :D

Viele Grüße
Stephan
 
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Natürlich vibriert der Korpus, aber der Begriff "Schwingung" weist eben auf die lineare Betrachtung bei einer Frequenz hin. Darüber hinaus kann man sich über die nichtlinearen Effekte (Vibration muss nicht sinusförmig sein!) natürlich auch Gedanken machen.

Um Dein von Demenz geplagtes Erinnerungsvermögen aufzufrischen :tongue:: Inhalt der Diskussion war über quälend lange Strecken: "Einschwingen" als Erklärung für Klangverbesserung.

Einschwingvorgang - den Begriff kennt man ja sehr gut im Zusammenhang mit einem Schwingkreis - ist bei der E-Gitarre der nach dem Anschlag der Saite ausgelöste Übergang von der Ruheposition (oder der vorhergehenden Saitenschwingung) in eine durch diesen Anschlag ausgelöste konstante Schwingung, deren Amplitude dann abnimmt bis der Ton ausklingt.

Gerade dieser Einschwingvorgang ist bei einem Instrument von besonderer Bedeutung, was die Klangcharakteristik anbelangt. Ein spitzes, funkig klingendes Attack unterscheidet sich in der Wahrnehmung des Menschen stark von einem runden, weichen Übergang.

Schwingen tut bei der E-Gitarre die Saite im Magnetfeld. Und ab da können die PUs die elektromagnetische Schwingung in einen hörbaren Ton umsetzen. Ab da macht Dein Hinweis auf Frequenz Sinn.

Wie gesagt, ohne PUs halte ich den Begriff der Schwingung bei der E-Gitarre für irreführend, weil das was man akustisch hört nicht das ist und nicht ident ist mit dem, was die PUs in ein hörbares Signal umwandeln. (Die komplexen Muster in den von mir geposteten Bildern visualisieren in meinen Augen auch eher ein Vibrationsmuster und weniger ein Schwingungsmuster. Aber es ist schon verständlich, dass Traditionalisten etwas zwanghaft an ihren liebgewonnenen Begrifflichkeiten Schwingung und Dämpfung kleben, auch wenn man mit diesem Verwirrspiel immer wieder den Eindruck schürt, das dass was man bei der E-Gitarre trocken hört das ist, was die Lautsprecher dann ausspucken.) Das Gesamtsystem E-Gitarre vibriert und resoniert in hochkomplexen Mustern, die abhängig von der Tonhöhe des jeweils angeschlagenen Tons sind. Schwingen - wo der Begriff nicht irreführend ist und Sinn macht - tut die Saite, die von diesem komplexen Vibrieren des Systems in ihrem Schwingen beeinflusst wird.

Jeder angeschlagene Ton erzeugt ein neues anderes Vibrationsmuster und löscht das Vibrationsmuster des vorangegangenen Anschlags. Das was der PU in dieser Übergangsphase klangcharakteritisch liefert ist ein Einschwingvorgang der Saite und es ist Humbug zu meinen, dass ein tage- oder wochenlanges Beschallen des Instruments in irgendeiner Weise in der E-Gitarre gespeichert bleiben würde und so den Einschwingvorgang beeinflussen würde - das ist schon eine wahrlich abstruse Idee.

Die Veränderung des Holzes über die Jahre, beispielsweise ein Verziehen durch Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Luft oder ein Austrocknen, beruht auf der Eigenschaft des Holzes, sich in seinem Feuchtigkeitsgehalt der Umgebung anzupassen. Dieses hygroskopische Verhalten hat rein gar nichts mit Einschwingen durch Beschallung und regelmäßiges Spielen zu tun. Das passiert aufgrund der Reaktion des Holzes auf die Luftfeuchtigkeit der Umgebung.

Oder simpel gesagt: Eine Milliarde Anschläge beispielswiese durch den Ton A bewirken keine nachhaltige Klangverbesserung sondern sind vergessen - sind Schall und Rauch - sobald jemand auf die Idee kommt ein E oder ein D zu spielen. Falls ein Schlauberger die Milliarde Anschläge auf Bali in der Hängematte praktiziert, liegt eine damit einhergehende mögliche Klangveränderung an den 98% Luftfeuchtigkeit, die es dort hat, und nicht an seinem ambitionierten Einschwing-Gefrickel.

Du kannst ja mal die Versuche mit deinen Platten da mit einem 4cm starken Stück Mahagoni wiederholen...dann diskutieren wir weiter über Schwingungen ;)

Es ist nicht meine Verantwortung, Dich von Deinem beharrlichen Ringen gegen die Realität zu kurieren! ;)
 

Du, wir sind in mehr Punkten einer Meinung als Du denkst. Ich sehe das auch so, dass die Einschwingvorgänge verdammt wichtig sind und dass das Holz usw in dem Bereich einen Unterschied machen kann, wenn die restliche Konstruktion nicht überwiegt. Wir kommen mit der Realität ganz gut klar, dagegen muss auch ich nicht ringen ;)
Die Realität ist aber auch, dass es in der ganzen Schwingungsmechnik / Elektrotechnik eben bestimmte Begriffe für bestimmte Sachverhalte gibt. Schwingung und Dämpfung sind sehr exakt definierte Begriffe, Vibration ist da schon etwas lockerer, weil es keine Aussage mehr über die Signalform macht. Schwingung selbst ist in den meisten Fällen implizit sinusförmig (sonst würde man "Rechteckschwingung" o.ä. schreiben) und damit kann man sinnvoll über Frequenz, Dämpfung usw sprechen. Bei oberwellenhaltigen Signalen funktioniert das nicht, da muss man das Signal erstmal zerlegen und dann über jede Spektrallinie getrennt nachdenken.

Aber wie du schreibst: Eine Schwingung zu betrachten bzw eben die Gitarre einer (!) solchen auszusetzen, das bringt nichts, weil das - und das stelle ich in der Tat generell in Frage, ob da überhaupt was passiert - das Instrument nur bezogen auf diese eine Frequenz irgendwie verändert / konditioniert.
Die Einschwingvorgänge sind - besonders ganz am Anfang, wenn das Plektrum die Saite trifft - eher rechteckförmig und erzeugen daher im Spektrum massiv Oberwellen. Die hört man aber beim Ausklingen lassen nicht, da sie zu dem Zeitpunkt schon abgeklungen sind und fühlen kann man sie ohnehin nicht, weil die Finger in dem Bereich nicht empfindlich sind.
Gleichzeitig sind diese Transienten aber die Anteile des Signals, die für das, was man nachher wahrnimmt, sehr wichtig sind.
Und es sind auch die Anteile, die vom Zustand der Saiten, der Auflagepunkte, dem Plektrum, der Versifftheit des Griffbretts usw am stärksten beeinflusst werden. Und auch die Anteile, die mit zunehmendem Alter und Gehörzerstörung durch laute Verstärker und Schlagzeuger ohne Dynamik am stärksten geschädigt werden...

Wenn eine Gitarre jetzt im Neuzustand zu eckig klingt, dann kann es sein, dass alte Saiten und abgenudelte Bünde und Steg/Sattel dem Gesamtklangbild gut tun, aber wie das Gegenteil passieren soll und man daher sagen kann, dass alte Gitarren (viel gespielte Gitarren) besser klingen, erschließt sich mir rein rational nicht.

Viele Grüße
Stephan
 

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