die Abneigung gegen Akkordeon und -musik liegt doch in vielen Fällen nicht am Akkordeon, sondern an dem, was der Zuschauer und Zuhörer mit dem Akkordeon verbindet.
Wer (angeblich) Akkordeon nicht mag, differenziert in den meisten Fällen nicht zwischen " Volksmusik"oder Tremolo" sondern lehnt eine komplette Lebenswelt ab, die sich angeblich mit dem Akkordeon verbindet: man will nicht so sein wie früher, will sich abgrenzen von dem Publikum, für das diese Musik angeblich produziert wird, Volkslieder klingen nach Zucht und Ordnung, etc.
Auch in diesem Forum wird ziemlich deutlich, dass der Urteilende gar nicht bis zu Musik oder zum Klang des Akkordeons vordringt, sondern pauschal eine angeblich damit verbundene Kultur ablehnt.
22fret ( vermutlich Gitarrenspieler) schreibt sich den Frust gegen "original Zillertaler Almhütten-Arschgesichter" von der Seele.
Andere versuchen sich in weniger beleidigender, intellektuell anmutender Umschreibung " Ich mag an der Musik ihre Berechenbarkeit nicht".
Da geht es gar nicht um das Akkordeon oder Akkordeonmusik. Sondern darum, dass man sich distanzieren von dieser Art der musikalischen Darstellung und dem Publikum, welches das als angenehm empfindet distanzieren möchte.
Das würde ich zunächst mal als arrogant bezeichnen.
Seid ihr besser, weil ihr nicht beim Musikmachen grinst? Ist das Volksmusikpublikum verachtenswert, weil es einfache, für einen Moment glücklich machende Musik mag?
Diese Zillertaler Dingsbums liefern doch nur die Show ab, die von ihnen für den Anlass und das Publikum erwartet wird. Und wenn Sie die ganze Zeit dabei grinsen ist das doch auch egal. Ein Teil des Fernsehpublikums benötigt zum Wohlbefinden eben gutgelaunte Lederhosenträger und keine zugekifften Rapper. Und sie haben ein Recht darauf, das gut zu finden, was ihren Bedürfnissen entspricht. Ein grinsender Bluesgitarrist wirkt unecht, weil er nciht genug leidet, also grinst er nicht. Ein fröhlicher Jazzer sieht irgendwie nicht intellektuell aus, also trit er erst um 2 Uhr morgens auf und guckt abwesend durch seine Woody Allen Brille.
Wenn wir dem Akkordeon eine Chance einräumen und weiteres Publikum eröffnen möchten, wird das garantiert nicht damit gehen, wenn andere Musikschaffende hier Ihre Vorurteile zementieren und diese Erkenntnis womöglich noch in die Welt hinaustragen.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Vorurteile in anderen Ländern in dem Masse gepflegt werden wie in Deutschland. Wenn man sich z.B. die Facebookdarstellung von Akkordeonspielern in anderen Ländern anschaut, sieht man auch solche "Grinsebacken". Die spielen dann Cojunto, Merengue, Musette, Salsa. Die grinsen deshalb, weil sie sich damit besser verkaufen, als wenn sie mit fettigen Haaren griesgrämig nach unten schauen ( jetzt habe ich abe alle Vorurteile bedient ...)
Ist ein brasilianischer Akkordeonist, der lateinamerikanische Musik auf einer Tanzveranstaltung darbietet, auch ein "Samba Arschgesicht"? Oder verschiebt sich da die Wertigkeit, weil es sich ja um Weltmusik handelt?
Das Akkordeon hat gar nicht so einen schlechten Ruf. In Wahrheit sind viele Leute begeistert, wenn überhaupt jemand live Musik macht.
Wir müssen das nur machen. Dann wird die Akzeptanz auch grösser.
Ich wünsche noch ein schönes Osterwochenende
mambo33