ok, ich hab ehrlich gesagt beim ersten Schreiben gemerkt, dass es nicht so offensichtlich ist, was ich meine. Daher danke für die Ausführungen!
Ich denke es gibt einen erheblichen Unterschied beim "Nachspielen" für absolute und relative Hörer. Und dementsprechende Folgen für das Erkennen der Harmonien bzw. ggf auch der Kadenzen, die da vorkommen. Das ist tatsächlich etwas, was weit über das Griffsystem hinausgeht und betrifft natürlich alle Musikinstrumente.
Ich kann nur aus der Situation eines Relativhörers ausgehen: Ich höre etwas, merke den Charakter der Melodie (in einem gewissen Rahmen) und schätze IN ETWA den absoluten Ton.
Sagen wir mal der liegt konkret irgendwo am Anfang der eingestrichenen Oktave. Genauer gehts meistens nicht. (Wobei bei mir tagesformabhängig, manchmal habe ich ein paar Töne fest im Ohr, z b Liedanfänge) Das heißt, ich muss tatsächlich zu BEGINN schätzen (Versuch und Irrtum). Nun geht das Stück ja weiter und es kommt jetzt besagtes Gis, was der relative Hörer als große Terz erstmal wahrnimmt.
bei Taste ist es nun so: Man bewegt sich in dem linearen System schon mal in der Nähe der gehörten Töne und an einem bestimmten Moment hat man einen "gefangen" (das ist das, was der absolute Hörer ja nicht braucht) Nun ist es bei mir so: Je nachdem, was ich da "gefangen" habe, sagt mir das Tastatursystem, welcher Ton auf welcher Stufe der tatsächlichen Skala das ist. Handelt es sich nun um Gis, dann "ploppt" diese Skala quasi als "Lösung" auf und die Tastatur offenbart den Tonvorrat - aber NICHT anhand eines Griffschemas (zumindest nicht total) sondern anhand der zu verwendenden Tasten und deren Abweichungen. Jedenfalls alles in einem linearen Bereich. (Stichwort: Vorzeichen)
Gleichzeitig WEISS (also hört nicht sondern weiß im ersten Moment) die Basshand, wo sie hingehört. Also spiele ich gemäß dem, was ich sonst noch RELATIV höre, die ganze Sache auf E-Dur bezogen (und nicht etwa auf F- Dur, weil ich mich ggf um eine halbe Stufe verhauen hätte)
Damit ich mich schnell zurecht finde, helfen mir insbesondere die schwarzen Tasten. Das bedeutet, ich brauche als Relativhörer eine gewisse Weile, bis ich die Skala identifiziert habe und die Anordnung der Tastatur mit C-Dur/ A-Moll als "ohne schwarz" bis hin zu allen möglichen - allerdings in der Rangfolge im Quintenzirkel - anderen Tonarten. Wichtig dabei ist in jedem Fall, ein Gehör für den GRUNDTON zu haben. (eigenes Thema)
So schließen sich dann recht schnell viele Tonarten aus.
meine Frage bezieht sich nun darauf: Wie macht das oben beschriebene ein Knopfspieler, der ja weniger in Töne "mit oder ohne Vorzeichen" sondern eher in Griffmustern denkt, um die Tonart zu finden, die er dann harmonisch anschließend begreift?
Denkt der so: Ah da kommt Gis vor bei Grundton E und Durgefühl, also brauche ich auch zwangsläufig Fis, Cis, und Dis? (Was der Tastenspieler dann bei entsprechender ÜBUNG ebenfalls im Gefühl hat)
ODER findet er zuerst mal den notfalls immer gleichen Griff (bei 5 Reihen), sonald er den ersten Ton "gefangen" hat und spielt da flüssig drauf, braucht aber ggf länger, um LINKS im Stradellasystem entsprechend zu begleiten? Ich stelle mir vor, dass der Knopfspieler merkt: Oh, ich bin auf einer Durskala, bei der ich in der zweiten Reihe Grundton beginnen muss: Ich kann nur auf Cis, E, G oder B - Dur sein ... Oder ist das komplett klar? (Wie gesagt RELATIVHÖRER)
Es geht ja in so einem Fall nicht darum, ein Lied ohne Denkvorgang Melodieseitig beliebig zu transferieren (was bei Knopf natürlich genial ist) sondern darum, die konkrete Tonart OHNE absolutes Gehör zu identifizieren und deren Charakteristika anzuwenden.
Da interessiert mich, ob das bei Knopf einfacher, schwieriger oder genauso praktisch funktioniert.
Ich habe jedenfalls auf dem dreireihigen M3 erhebliche Schwierigkeiten, mich in einer Tonart sicher zu bewegen als vergleichsweise mit der linken Klavierhand.
Am Ende vermute ich stark, dass es reine Gewöhnungssache ist. Aber das kann nur jemand beurteilen, der beide Systeme ausgiebig kennt und vielleicht beschreiben, was in seinem Kopf vorgeht, wenn er genau das Beschriebene versucht.
(Mir ist bewusst, dass man selbige Frage auch einem Gitarristen oder Harfisten oder auch einem Trompetenspieler stellen könnte und immer komplett unterschiedliche Denkschemata abhängig vom Aufbau des Tonsystems des Instruments als Antwort erhält)