Also üben muss man ja immer
Ich bin ein alter Blattspieler, übers improvisieren kann ich nichts sagen.
Ich versuche es mal zu konkretisieren. Selbstverständlich kann ich wie früher auch, vom Blatt spielen. Bei der linearen Tastatur habe ich mir nie Gedanken um Fingersätze gemacht. Falls welche irgendwo drinstanden, habe ich die erst gar nicht gelesen.
Dann kam der Umstieg. Ich habe weiter vom Blatt gespielt, musste aber anfangs natürlich erst überlegen, wo der Knopf ist. Dann habe ich den mit einem Finger gedrückt, der halt gerade irgendwie in der Nähe war. Das Resultat war eher eine Schrauberei, also häufige Drehungen im Handgelenk, die mich natürlich auf dem Weg zum flüssigen Spiel behindert haben.
Dank Lehrer, der mir anfangs fast alle Fingersätze erarbeite, wurde mein Spiel wesentlich ruhiger und ergonomischer.
Heute ist es so:
Ich selber überlege mir keine Fingersätze theoretisch, sondern beim Spielen. Ich könnte die auch nicht benennen. Ich sehe ein Notenbild und überlege schon kurz beim ersten Mal, mit welchem Finger ich anfange. Dann spiele ich. Das klappt meist gut, aber irgendwann kommt die vertrackte Stelle an der ich bspw. den Mittelfinger auf irgendeinem Knopf habe, und müsste jetzt leider gerade noch 3 Noten aufwärts spielen, aber „oh Mist, da sind ja nur noch 2 Finger übrig, und ein Wechsel dauert zu lange“. Meist lässt sich das natürlich lösen, in dem man vorher halt auf dem Zeigefinger landet. Und das ist nicht immer so trivial. Oft muss man halt schon noch ein paar Noten weiter vorne ansetzen.
Lange Rede kurzer Sinn. Ich würde sagen, länger dauert es nicht, ein neues Stück zu lernen, aber manchmal brauche ich Unterstützung, weil es doch noch bessere Fingersätze gibt. So 95% der Fingersätze kriege ich aber alleine hin.
Mittlerweile habe ich auch den Punkt längst überwunden, an dem mein Gehirn noch in den linearen Tastenstrukturen dachte. Bei Taste ist es halt einfach: das Notenbild wird ja quasi 1:1 auf die Tastatur übertragen. Auf Knopf ergibt sich Zickzack, der u.U. Nicht mal linear auf die Fingerreihenfolge abbildet.
Zum spontanen Improvisieren noch ein kurzer Gedanke....ich vermute, wenn man sicher auf Knopf ist, klappt das dann auch wieder. In letzter Zeit hätte ich ein paar mal folgenden Effekt: meine Finger wußten quasi schneller als ich, was zu spielen ist. Also wer improvisieren kann, wird’s schon auch auf Knopf irgendwann hinkriegen und auch nicht über Fingersätze nachdenken.
Viele Grüße
Mona