So, habe gerade durch einen dummen Zufall (gibbet sowat?) etwas in Sachen Parts tauschen und Klang entdeckt.
Bin so verblüfft, daß mir immer noch der Unterkiefer runter hängt.
Ich hoffe, ich konnte Euch neugierig machen.
So, gestern kam ich erst spät nach Hause und bin nur noch in die Falle gekippt. Deshalb erst heute:
Um zu erklären, worum es mir ging, muß ich erst einmal meine Brückenkonstruktion erläutern:
STP aus Bronze, vernickelt und geätzt, Brücke nach ABM aus hochfestem Alu gefräst, vernickelt und geätzt, Böckchen aus Titan.
Ich habe längere Einschlaggewindehülsen für die Bolzen ins Holz gedübelt (die Tradi hat nicht den 4mm Bolzen direkt ins Holz geschraubt).
Von Gibson sind diese Hülsen ca. 11mm lang, davon sind nur 6mm gerändelt. Diese Hülsen sitzen aber nur mit der Rändelung im Holz fest, also auf 6mm Länge.
Da ist jeder 4mm Bolzen direkt im Holz die weitaus bessere Wahl.
Gebohrt sind die Löcher im Holz aber von Gibson 20mm tief!
Der linke Bolzen mit Einschlaghülse ist von Gibson, die rechte Hülse ist von ABM. Damit wird deutlich, wie wenig Tragfläche das ist. Der obere Teil mit M4 meiner Bolzen ist 17mm lang, die Bohrungen im Holz sind 20mm tief von Gibson gebohrt!!!
Also habe ich mir Buchsen mit 19,5mm Länge gedreht mit Rändelung auf der gesamten Länge. Dazu habe ich mit Bolzen gedreht mit den M5 unten, einem Sechskant zum richtig festen Anziehen und oben eben das klassische Gewinde M4 für die Bridge.
Gucksu hier:
Die Bolzen sind richtig "angeknallt".
Hier mal ein Bolzen in ganzer Pracht:
Und schon sind wir beim Thema:
Die bisherigen Bolzen sind aus Messing!!!
Ich war davon ausgegangen, daß die Belastung nur von oben durch den Saitendruck kommt.
Dann hatte ich die Idee, die Bolzen mal auch hochfestem Vergütungsstahl zu machen. Mein Gedanke: noch fester, noch standfestere Brücke = besserer Klang.
Aber noch weiter zur Brückenkonstruktion:
Vorher hatte ich an der Bridge seitlich M3 Madenschrauben, um die Brücke mit den Bolzen fest zu verbinden. Nun habe ich mir eine Zentrierung überlegt.
Von oben kommt ein klemmstück auf die Brücke mit einem Konus, der in eine Senkung in der Bridge greift und damit Brückenbohrung und Bolzen zentriert und fest miteinander verbindet:
Hier das Klemmstück Und so paßt das dann zusammen:
Also wie gesagt, ich habe die Messingbolzen gegen die Stahlbolzen getauscht, alles zusammengedengelt, gestimmt und angespielt.
Und der Klang? Sowas von bes....en!
Die Höhen waren noch da, aber die Obertöne weg, die Klangvielfalt, das tragende Schweben fast wie bei einem Chorus, alles weg.
Die Mitten verwaschen und undefiniert. Sogar die knarzenden trockenen hölzernen Bässe waren plötzlich zu matschenden Bässen mutiert.
Das hatte ich mir anders vorgestellt!
Also das Ganze wieder zurückgebaut und die Messingbolzen wieder rein. Und siehe da, alles wieder gut. Singende Höhen und Hochmitten, auch die Bässe waren wieder voll und knackig.
Quietschende umkippende Obertöne und in den Mitten der chorusartige fast Zweiklang.
Nun ist es so: wenn ich die Klemmstücke oben auf der Brücke löse und die dann nicht mehr gelockt ist, geht der Klang sofort in den Keller. Wieder angezogen ist alles wieder fantastisch.
Deshalb war ich davon ausgegangen, wenn die Bridge noch steifer steht, daß dann der Klang noch besser wird.
Aber von wegen.
Anscheinend kommt die Brücke mit den Stahlbolzen in eine derartige Eigenresonanz, daß ein Großteil der bevorzugten Frequenzen ausgelöscht werden. Man lernt nie aus.
Ich wollte es mal genauer wissen und habe mir für meinen Piezo-Tonabnehmer einen Halter gedengelt, der mir erlaubt, die Klänge direkt an der Brücke abzuhören. Oder auch am STP, oder am Hals oder auch nur den Klang am Body.
Dabei kam erstaunliches heraus:
Direkt am STP abgehört (Über den AMP schön laut gestellt) hört man nur die Longitudinalwellen. Also die Dehnwellen. Oder auch die Wellen durch die Spannungsänderungen in den Saiten. Die hören sich sehr dünn an, ohne jegliche Bässe und sind ziemlich leise.
Dann an der Brücke: hier ist der Klang vergleichbar mit dem, was man trocken angespielt hört. Nicht mehr ganz so leise, aber das Klangspektrum geht auch über die Bässe.
Dann habe ich mal den Hals in der Mitte abgegriffen. Sehr laut, der Klang ähnlich wie bei einer akustischen Gitarre. Fast das gesamte Spektrum.
Aber hier hört man etwas, was man über die Pickups nicht hört: Tippt man mit der Greifhand einen Bund an, hört man zwei Klänge!! Denn einmal schwingt die Seite zwischen dem gegriffenen Bund und der brücke und dann auch noch zwischen den rückwärtigen Bund und dem Sattel. Mit dem Piezo hört man das sehr sehr deutlich.
Zum Schluß habe ich den Body nach an verschiedenen Stellen abgegriffen:
Obwohl man die Schwingungen der Bässe deutlich spürt, hört man mit laut aufgedrehtem AMP.........fast nix. Egal wo ich abgegriffen habe, man kann nur ganz ganz sachte etwas wahrnehmen.
Deutlich besser war da was an der Kopfplatte zu hören. Vergleichbar etwa wie beim STP.
So, soweit erst mal meine Experimente. Hab wieder was draus gelernt.
Hoffe, Ihr hattet auch so viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben.............mit zwei Fingern.
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Bild kann ich leider frühestens heute Abend machen. Aber, wie gesagt - ganz minimale Schräglage. Die Bolzen sind, soweit ich das beurteilen kann, knackefest
.
Hier mal ein kleines Bildchen, das ich jetzt zur Hand habe (grün=SOLL, rot=ca. IST bei der Custom):
Edit: Hier sieht man es vielleicht noch besser - ist leider das einzige Foto, dass ich von einer Brückenkonstr. habe im Moment:
Oh, das ist aber deutlich weniger, als ich erwartet hatte.
Ganz ehrlich, da würde ich nix am Bolzen korrigieren, das lohnt sich nicht.
Wenn die Saiten wirklich an der Hinterkante der Brücke anliegen, setze das STP ein klein wenig höher.
Das bischen ändert nichts am Klang und Du brauchst keine Experimente mit dem Bolzen und der Lackoberfläche wagen.