Hallo Leute,
endlich, nach 3 Tagen, konnte ich mich durchringen, anstatt die Saiten meiner Gibson 57's VOS Goldtop zu malträtieren, ein wenig die Tastatur zu quälen und ein Review zu den Wolfetone Dr Vintage Pick-Ups zu schreiben. Ich habe mir gedacht, es passt ganz gut in den Tread "Upgrading a Les Paul", da es auch genau dieser Tread war, welcher mich zu dem Entschluß brachte, die originalen Burstbucker meiner Goldtop Paula gegen die Dr Vintages zu tauschen. Auch in dem Zusammenhang noch einmal ein ganz liebes Dankenschön an Sebastian (MB Member ChevChelios), welcher mir bei der Kontaktaufnahme zu Wolfe MacLeod behilflich war, nachdem es mir tagelang nicht gelang Kontakt zu Wolfe aufzunehmen.
Und natürlich gebührt der Dank auch Wolfe, zu dem ich mitlerweile einen sehr guten Draht habe, und welcher wirklich ein Fachmann ist und sich als guter Berater erwiesen hat.
Ich will hier noch einmal kurz erwähnen, dass ich mir erst kürzlich einen langersehnten Traum erfüllt, und eine Les Paul aus dem Gibson Custom Shop gekauft habe.
Ein von Grund auf tolles Instrument, welches auf mich eine gewisse Magie versprüht. Ich darf mich hier auch als Fanboy von Gibson outen, weswegen mein hier im Forum Geschriebenes sicherlich nicht immer ganz objektiv sein dürfte. Schon auch deswegen, sind diese Zeilen meine ganz persönliche Meinung, und drücken in vielen Maßen auch mein momentanes Lebensgefühl aus.
Aber was genau hat mich eigentlich dazu bewegt, eine gerade mal 3 Monate alte R7 Goldtop VOS mit neuen PU's auszustatten? Ja, so ganz einfach ist das nicht zu beantworten. Die original ausgerüsteten Gibson BB #1 & #2 haben mir persönlich im Zusammenspiel mit meinem Paulinchenschon schon sehr gut gefallen. Doch es war im gewissen Maß auch der Drang zur Individualität. Zudem gefällt mir einfach musikalisch das, was man "Sound of the 60s/70s" nennt. Also von der Bewegung des Electric Blues in den frühen 60ern bis hin zur early Rock-Music. Und da haben die Dr Vintages von Wolfetone einfach eine exzellente Reputation.
Sicherlich erzähle ich eingefleischten Kennern von Wolfetone PU's mit nachstehenden Worten nicht unbedingt was Neues. Ich will aber trotzdem mit meinen eigenen Worten versuchen, ein wenig von dem Gefühl zu vermitteln, welches sich seit 3 Tagen in mir ausgebreitet hat.
To cut a long story SHORTER, nun zu dem Wichtigen Sachen.
Technische Daten
Outputmäßig sind die Dr Vintages etwas niederohmiger ausgelegt, als es die BB #1 & #2 von Gibson sind. Okay werden jetzt einige sagen, Gibson wickelt die BB's ja nicht immer gleich, schon deswegen können sich auch BB's gleichen Typs im Output unterscheiden. Deswegen will ich hier kurz schreiben, was wir bei meinen Exemplaren messen konnten:
Dr. Vintage Neck = 7.58 kOhm <---> Gibson BB #1 = 7.81 kOhm
Dr. Vintage Bridge = 8.05 kOhm <---> Gibson BB #2 = 8.22 kOhm
Während der Gespräche mit Wolfe, konnte ich mich nicht ganz entscheiden, ob nicht etwas mehr Kick für den Bridge-PU ganz gut zur Charakteristik meiner Goldtop passen würde?
Daher hat Wolfe noch einen Spezial-Kenny-Bridge-Pickup, mit einem Output von 8.25 kOhm, gewickelt. Und das ganze zu Sonderkonditionen.
Ach ja, die Dr Vintages sind ungewachst, aber trotzdem äußerst unmikrofonisch. Wie Wolfe das macht, bleibt wohl eins seiner Geheimnisse.
Ganz traditionell sind die Dr Vintages 2-adrig erhältlich. Wer es moderner mag, kann die Dr Vintages auch 4-adrig bestellen. Dann kann man Splitting und Out-of-Phase Schaltungen realisieren. Ich habe mich für die traditionelle Variante entschieden.
Optik
Die R7 VOS Goldtop hat ja schon vom Werk aus eine leichte Patina, welche das Instrument leicht gealtert erscheinen lässt, jedoch ohne Dings und Dongs. Daher stand für mich von Anfang an fest, dass ich auch leicht gealterte PU's haben möchte. Wolfetone bietet da standardmäßig zwei Versionen an. "Fully aged" Kappen aus Nickelsilber genannte "Raw satin aged covers" oder "Raw satin covers" mit einem matten leicht angegrappelten Look. Ich wollte ein Zwischending zwischen Fully-aged und dem "Dull-look". No problem, für Wolfe.
Dann war ich zudem angetan vom Aussehen der Goldtop von MB-Member Luckyreds, welcher Double-Creams ohne Kappen verbaut hat. Double-Creams lassen mich gefühlsmäßig sonst eher kalt, aber in Verbindung mit einer Goldtop find ich es sehr sexy. Also hat Wolfe extra für mich eine Version mit Double-Creams gebaut. Standardmäßig bietet er eigentlich nur Zebras oder Double-Blacks an. Verbaut habe ich letztendlich die PU's mit den Kappen, habe aber jederzeit die Möglichkeit die Kappen zu entfernen, und mich an der Optik der Double-Creams zu erfreuen.
Sound
Was soll ich sagen? Einfach unglaublich. Wie schon erwähnt, haben mir die BB's von Gibson schon sehr gut gefallen. Aber was sich jetzt abspielt, ist wirklich noch noch einmal ein völlig neues Erlebnis im positiven Sinne. Viele werden sich jetzt sicherlich denken, noch einer der dem Voodoo von Boutique-Kram und Vintage-Gedöns erlegen ist. Okay, vielleicht ein bischen, aber der Sound der sich jetzt entfaltet ist ganz anders als vorher. Ich versuch es mal zu beschreiben.
Das Erste was aufällt, der Klang ist deutlich heller, ob clean, crunch oder verzerrt. Gerade die tiefe E-Saite und die A-Saite sind deutlich weniger basslastig. Ich muß jetzt eher etwas Bass am Amp zuregeln. Vorher hatte ich ich immer den Bassregler zurückgedreht auf etwa 9 Uhr. Schlägt man die hohe E-Saite an, ist der Ton weniger schneidend und klingelt nicht ganz so scharf wie vorher. Insgesamt würde ich es als runder und weicher beschreiben. Ich habe schon andere Stimmen gehört, die haben den Klang als luftiger und seidiger beschrieben. Dem kann ich mich nur anschließen. Ich würde noch ergänzen wollen, dass meine R7 nun noch musikalischer daherkommt. Auf jeden Fall ist das "Blooming" beim Ausschwingen der Saiten wesentlich ausgeprägter als zuvor. Das mag natürlich dem geringeren Output geschuldet sein, die die Dr Vintages gegenüber den Gibson BB's aufweisen. Who knows?
Der Nachteil ist jetzt natürlich, dass man erst um einiges später in die Verzerrung kommt. Selbst mit einem Pedal vorgeschaltet, muß man nun eine Portion mehr Drive hinzugeben, um den gleichen Grad an Overdrive zu erreichen wie man es vorher mit den BB's gewöhnt war. Wenn das Pedal genügend Reserven aufweist, kein Problem. Ist das verwendete Pedal schon naturgemäß kein Zerrmonster, sollte man sich eben ein neues Pedal zulegen.
Absolut positiv, und auch von vielen anderen Dr Vintages-Usern so empfunden, ist die Saitentrennung. Akkorde werden wirklich viel klarer aufgelöst. Ich spreche hier nicht von einem Klassenunterschied zu den BB's, sondern von mindestens 2 Klassen. Sagenhaft. Ich habe in den letzten 3 Tagen des Probierens sehr viele Einstellungen am Amp und Gitarre ausprobiert. Es matscht nichts mehr. Alles wird sauber und klar wiedergegeben, egal welcher Akkord gespielt wird.
Zum Schluss noch ein Wort zur Dynamik. Ein stetiger satter Schmatz begleitet jede Note, die angeschlagen wird. Der Ton erreicht erst etwas zeitverzögert nach dem Anschlagen der Saite seinen Höhepunkt. Es ist wie ein Aufbäumen, gerade wenn man verzerrt spielt, ist dieses Ansteigen oder Aufbäumen des Tones ein wahrer Genuß.
Das ist der größte Unterschied zu den BB's. Diese Eigenschaft geht dem originalen Gibson PU's total ab.
Preis
Mmmmh...billig ist das Vergnügen nicht. Für 2 PU's hätte ich inkl. Versand 350 USD (ca. 280 EUR bei aktuellen Wechselkurs) bezahlt. Genaues kann man auf der Homepage von Wolfetone nachlesen. Das Paar kostet eigentlich nur 270 USD (ohne Versand). Dazu kommen noch Kappen und Sonderwünsche.
Ich habe ja noch den etwas heißer gewickelten Bridge-PU dazubestellt. Das Gesamtpaket hat mich 420 USD inkl. Versand gekostet. Sehr fair, wie ich finde.
Alles in allem ein stolzer Preis. Für mich aber allemal wert, da sich eine ganz neue Klangwelt auftut.
Fazit
Wer sich die frühen Platten von Peter Green, Michael Bloomfield, Allman, Clapton und Co anhört wird festellen, dass die dort gespielten Les Pauls tatsächlich viel heller und luftiger klingen. Erst später wurde der Ton dunkler und rauher. Wer also einen solchen Ton sucht, dem kann ich die Dr Vintages nur ans Herz legen.
Ich bin rundum zufrieden und bereue den Schritt nicht. Meine Frau sieht das jedoch ein wenig anders. Die hat mich nämlich die letzten 3 Tage kaum zu Gesicht bekommen
Ich hoffe ich konnte euch ein wenig an meinen Emotionen und Empfindungen teilhaben.
Wer noch fragen hat, soll mich ruhig anschreiben. Ich versuch mal in naher Zukunft auch ein paar Soundfiles zu erstellen, bin aber zugegebenermaßen nicht besonders recording-erfahren.
So long!
Cheers
Kenneth