Ich habe meine Ibanez Artist AR2000VV getunt - genauer gesagt die Gibraltar II-Bridge. Da die Gitarre in Konstrukton und Optik ja auch "fast" eine Les Paul ist, glaube ich, dass könnte prinzipiell auch hier abseits vom Ibanez-User-Thread für manche Leute interessant sein - bzw. als Inspiration zu eigenen Projekten dienen.
Zuerst mussten die hässlichen Top-Locking-Schrauben dran glauben. Die originalen M5x35-Kreuzschlitzschrauben habe ich gegen M5x30-Linsenkopf-Inbus-Titanschrauben aus dem Fahrrad-Tuning-Bedarf ersetzt (
www.easyelox.de ). Optisch passenden Ersatz für die Schrauben der Saitenreiter habe ich hoffentlich bald auch - nach Fehlbestellungen M2x8 und M2,5x8 habe ich meinen Meßschieber jetzt mal genauer angesetzt und tatsächlich brauche ich US #2-56 x 5/16"-Schrauben (die es natürlich leider nur in Edelstahl oder schwarz, aber nicht in Gold gibt). Wer erwartet denn das bei einem Japan-Produkt?
Da ich gerne Saitenreiter aus Messing haben wollte und den Saitenabstand auf Normal-Spacing umstellen wollte (die Gibraltar II-Bridge ist mit ihren vorgekerbten Saitenreitern F-Spaced), habe ich mir selbst welche hergestellt:
Anhang anzeigen 292002
Die Saitenreiter sehen auf dem Bild praktisch aus wie vergoldet, sind aber nur poliert. Hergestellt aus einem
Vierkant-Messing-Profil von Conrad aus
CW614N-Legierung mit Hilfe einer Dremel nebst Bohrständer (der ein Witz ist) sowie Diamantfeilen und Schleifpapier und Ellbogenschmalz.
Ich habe keine Ahnung, ob die CW614N-Legierung (CuZn39Pb3) nun das oberste Top-Material im Olymp der Klangmaterialien ist, aber es ließ sich immerhin gut bearbeiten.
War das erste Mal, dass ich solche Modellbau-mäßigen Metallarbeiten gemacht habe. Lief natürlich nicht alles perfekt, aber fürs nächste Mal habe ich viel gelernt. Leider hatte ich das Unterteil der Bridge nicht mit und deshalb nur einen abmontierten Saitenreiter als Vergleich. Das war dumm. Denn beim Abschleifen der Seiten der Reiter (ja, die mit "e"
) mit der Dremel hatte ich etwas zu viel weggenommen, so dass dann beim Rausschleifen der groben Rillen etwas zu viel Material wegkam (0,5 mm) und die Saitenreiter schmaler als das Original wurden. Tja, und so liegen sie halt nicht richtig links und rechts auf den schmalen Auflageflächen der Bridge auf.
Provisorische Abhilfe habe ich mir jetzt erstmal durch passend gebogene Büroklammern verschafft - der runde Draht verschafft perfekte Auflagepunkte. Bei einer Saite habe ich die schon ersetzt - links und rechts passende 1 mm-Rundmessing-Profil-Stückchen eingesetzt, mit Sekundenkleber etwas fixiert und dann dann den Saitenreiter festgeschraubt. Der Anpressdruck hält das dann fest. Der Sekundenkleber dient nur dazu, dass die kleinen Drähte nicht webspringen, wenn beim Anziehen links und rechts unregelmäßig Druck ausgeübt wird.
Gekerbt sind die Saitenreiter noch nicht, aber die Gitarre lässt sich auch so spielen, und weicher stimmen lässt sie sich auch - nur auf allzuviel Fingervibrato und Bendings verzichte ich erstmal. Die Gitarre klingt schon trocken voller und weniger "blechern". Nachdem ich die Saitenlage wieder auf die vorherige Einstellung gebracht hatte, konnte gerockt werden: Clean / mit ordentlich Gain / über ein Fuzz (Secret Seasons Snowdrift, in diesem Fall). Sie klingt deutlich anders als zuvor.
Vorher klang sie eher etwas schmalbrüstig - kaum Bassfundament, eher höhenlastig und vielleicht ein bißchen blechern. Mit den Messingsaitenreitern hat sie eine große Schippe Mitten bekommen, klingt nun eher fett, mit etwas runderem Top-End - da eben mit fetten Mitten unterfüttert. Gerade über ein Fuzz klang die Gitarre vorher tendenziell eher etwas ätzend - jetzt klingt sie nach Stoner Rock.
Da ich sowieso Trisound-Switches nachgerüstet habe (noch nicht auf dem Bild oben zu sehen, und noch nicht verlötet
) wird das die Split- & Parallel-Sounds sicherlich brauchbarer machen. Ausserdem kommt bald hoffentlich noch das Alu-Stoptail von GOTOH, das das Zink-Stoptail ersetzen wird und wahrscheinlich noch ein bißchen Top-End rauskitzelt.