Unterhaltsame Diskussion die eigentlich zeigt, warum es die Hersteller sich so schwer tun und vor welchem Dilemma sie stehen. Es gibt viele unterschiedliche Ansichten und Arbeitstechniken bei der Musikproduktion. Der Produzent im Studio hat andere Anforderungen, als der Live-Keyboarder. Eine Workstation soll nun zwischen all den tiefen Gräben Brücken schlagen, da sie als Flaggschiff möglichst viele Bereiche abdecken soll und eine breite - zahlungskräftige - Kundschaft erreichen.
Im Studio steht die "klassische" Workstation in direkter Konkurrenz zur Software. Diese hat einfach - wie schon erwähnt - den Vorteil, dass die Entwickler sich keine Gedanken über die Hardware machen müssen. Es liegt am Kunden einen entsprechenden Rechner bereit zu stellen, kann er das nicht, hat er Pech gehabt. Entsprechende Entwicklungs und Produktionskosten fallen weg, das wirkt sich auf den Preis aus. Hier kämpfen die Hardware-Hersteller IMHO auf verlorenem Posten. Im Studio wird eine Workstation - über kurz oder lang - auf die Bereiche: Ideen festhalten, schneller Zugriff auf ein breites Spektrum an Sounds und Integration in eine Software-Umgebung (als Steuerzentrale), reduziert werden.
Live schaut es - zur Zeit - "noch" eher umgekehrt aus. Hier ist Hardware mehr der Mittelpunkt und Software in der Rolle der Support-Tools. Das hängt natürlich auch vom User - sprich Keyboarder - ab und hier verschiebt es sich ja auch in vielen Bereichen schon in Richtung Software. Hier seh ich aber die Hardware-Herstellter nicht so im Abseits, wie im Studio. Bei Live-Performances kommt es doch in erster Linie auf den "Wohlfühlfaktor" an. Wie fühlt es sich an, wie ich mit "meinem" Equipment performe und da muss ich für mich einfach feststellen, ich bevorzuge hier Hardware in Form von Keyboards. Da nehme ich dann auch in kauf, dass diese mir weniger Möglichkeiten liefern, als meine Studio-Tools.
Ich denke, dass Yamaha (oder Roland, Korg, etc) sich ähnliche Schlüsse ziehen und deswegen einfach zurückhaltender mit neuen "Flaggschiffen" sind.
Der Kronos hat hier natürlich schon etwas vorgelegt ABER man darf nicht vergessen, dass Kronos-Konzept (Oasys) ist fast 20 Jahre!!! alt:
http://www.soundonsound.com/sos/1995_articles/mar95/korgoasys.html
Dieser Artikel ist von 1995! Wer sich die Features des Ur-Oasys ansieht, wird ein Deja-Vu Erlebnis haben. Korgs Strategie war hier recht intelligent. Eine Art "Machbarkeits-Studie" mit dem Ur-Oasys. Ich meine damals in einem KEYs-Artikel etwas um 20.000DM Stückpreis gelesen zu haben und das Ding ging (damals) nicht in Serie. Aber alle ihre nachfolgenden Produkte nutzen Teile dieser Technologie: Prophecy, Z1, Trinity, Triton. Es gab auch ein PCI-System für den Rechner, welches auf dem Oasys-Konzept basierte.
2005 war dann genug "kostengünste" Standard-Hardware verfügbar, um das System in überarbeiteter Form in Serie gehen zu lassen. Der eigentliche Oasys, der später zum Kronos führte. Korg hat hier also vor 20 Jahren, anscheinend einen guten Riecher gehabt. Die anderen Hersteller haben andere Schwerpunkte gesetzt und stehen jetzt vor dem Problem, dass alle neuen "Flaggschiffe" als "Kronoskiller" gelten UND sie zusätzlich Softwarelösungen übertreffen sollen. Das alles zu einem möglichst günstigen Preis.
Ich bilde mir nicht ein, da eine "Musterlösung" parat zu haben.
Gruß Dennis