@egoldstein:
Mit den Kompromissen meine ich, dass man bei manchen Sachen heute eben nur die Wahl hat: alte wartungsbedürftige Vintage Variante zu Vintage Preisen etc oder eben sich mit den Software Simulationen zufrieden zu geben, denn was aus der Hardware Ecke so kommt aktuell, bringt weder das alte wieder zurück, noch toppt es das, was einem Software mittlerweile bietet.
Das Problem bei Hardware ist eben, dass man gegenüber Software immer gewisse Nachteile hat, vor allem: ein Software-Plugin wird ohne die Hardware, auf der es läuft, verkauft.
Das hat einerseits den Vorteil, dass man mit dem VST- oder AU-Standard eine Menge User mit vergleichsweise geringem Aufwand erreichen kann. Nahezu jeder hat heutzutage einen Computer und selbst auf Modellen vom Disounter kann man eine Handvoll Plugins gleichzeitig laufen lassen. Über das Internet kann man die Ware ohne physisches Speichermedium relativ günstig und einfach verbreiten.
Verkauft man hingegen Hardware, so hat man bei analogen Geräten (Vintage-Röhren-Kompressoren etc.) das Problem von teuren und/oder seltenen Bauteilen. Bei digitalen Geräten (Effektprozessoren genau wie Workstations etc.) braucht man für den Einsatz optimierte Computerchips, Speicherplatz und Ähnliches, dazu muss man noch für ein auf das Gerät zugeschnittenes Betriebssystem programmieren.
Zusätzlich dazu kommen dann die Materialkosten für das Gehäuse des Geräts, Knöpfe, Displays und Ähnliches. Das Ganze muss auch erst einmal gefertigt werden.
Und wenn dann alles produziert ist, kommen noch Kosten für Lagerung, Zölle und Ähnliches drauf
Da sammelt sich schon einiges an extra Kosten für Hardware an, was letzten Endes auch den Preis beeinflusst, den der Kunde zu zahlen hat. Mit der in den letzten Jahren rapide gestiegenen Qualität von Software-Plugins sind wir, denke ich, wirklich schon an einem Punkt angekommen, an dem Hardware in vielen Punkten nicht mehr mit der teils weitaus günstiger angebotenen Software konkurrieren kann. Vor allem in Hobby-Studios. Im Live-Einsatz hat Hardware noch einen gewissen Vorsprung, weil einige Musiker Laptops oder iPads noch eher skeptisch gegenüber stehen und Hardware sich als recht zuverlässig und transportabel erwiesen hat. Aber auch da ändert sich das allmählich und Software-Lösungen werden (wenn auch nicht als vollständiger Ersatz, sonder eher als Ergänzung immer beliebter).
Und ja geklaut hat man schon immer, ich bin ja auch schon am alt werden und kenn schon auch noch ältere Charts aber es gab auch mal sowas wie Urgesteine und so, wo gibt es das heute noch?
Naja, die 90er und 2000er haben gerade im Alternative Bereich einige herausragende Künstler hervorgebracht, die für ihre Zeit recht stilprägend waren und auch heute noch aktiv sind und viele Fans haben. Trent Raznor, Thom Yorke, Jack White, Josh Homme, Matthew Bellamy
In den letzten ~5 Jahren ist Skrillex zu einer ziemlichen Ikone geworden, der - auch wenn seine Musik von Kritikern geschmäht wird - mit seiner Musik und seinem Auftreten wohl einen der höchsten Wiedererkennungswerte in der gesamtem Geschichte der elektronischen Musik hat. Und - charakteristisch für die neuste Generation von Musikern - hatte er auf YouTube Views im dreistelligen Millionenbereich und hunderte von Auftritte auf der ganzen Welt vorzuweisen, ehe er Anfang diesen Jahres sein
erstes Studio-Album herausgebracht hat. Gut, Skrillex' Einfluss wird sich noch zeigen müssen, im Gegensatz zu Kanye West, dessen Werke ständig zu den besten des jeweiligen Jahres gezählt werden und der mit jedem seiner Alben das Genre des HipHop quasi im Alleingang aufs Neue verändert hat. Weg vom Gangster-Rap, hin zu mehr Rock- und Electro-Einflüssen, obskuren Samples und Produktionstricks sowie eher introvertierten Texten.
Es gibt also durchaus auch heutzutage noch Musiker, die sich länger halten und einen ganz eigenen Charakter haben. Auch wenn man so etwas in der Retrospektive leichter erkennen kann als bei Musikern, die im hier und jetzt Musik machen. Zumal sie, gerade wenn sie innovativ sind, auf viele erst einmal abschreckend wirken. Aber wenn man sich dann mal näher damit beschäftigt, entdeckt man doch einiges Lohnenswertes
Das Roland TB / TR Beispiel ist ein gutes, denn richtig, damals war das Zufall und was hat man nach zig Jahren draus gelernt, diesen AIRA Kram, den ich als absolut schlechten Witz empfinde, die TB-3 klingt für meine Ohren mal so richtig böse übel ... damit sagt mir Roland nun auf Dauer Tschüss ...
Wobei Drum Machines ihren Ursprung kurioserweise in den Rhythmusgeräten hatten, die Alleinunterhalter damals zum Untermalen ihres Spiels eingesetzt haben
man hat sich also direkt an Covermusiker gewandt, was dann über ein paar Ecken zu etwas gänzlichem Neuen wurde. Konnte damals niemand ahnen. Vielleicht wird aus einem Motif oder einem Tyros dieser Generation ja mal etwas Ähnliches?
Die TB-3 finde ich - gerade zu dem Preis - auch nicht all zu berauschend, aber die Touchscreen-Bedienung ist zumindest mal etwas Neues, so dass ich für das ganze trotz Desinteresse zumindest etwas Anerkennung übrig habe.
Die TR-8 halte ich hingegen für durchaus brauchbar. Zwar nicht analog, muss sie aber auch nicht sein, denn sie kann trotzdem einen sehr druckvollen Sound erzeugen. Die Bedienung ist sehr intuitiv, die Einstellmöglichkeiten erlauben schnelle Eingriffe in den Sound, dann hat man noch Verzerrer, Kompressor, Hall und Delay an Bord
durch das 96khz-Audio-Interface mit virtuellen Ausgängen für praktisch jeden einzelnen Sound ist es auch für Aufnahmen und Jams im Studio gut geeignet. Für den Preis von 499 finde ich die Leistung durchaus in Ordnung. Zumal 808/909-Sounds anscheinend einfach nicht aus der Mode kommen.
Mal sehen, wie sich das so entwickelt
Aber natürlich zweckentfremden und kreativ und anders heran gehen ... echt Du hast mit vielem recht was Du sagst, aber dafür braucht man keine immer gleichen Workstations und auch keine aktuelle Hardware mehr, wenn man genug Software hat, also war es das dann nun mit dem Hardware Markt?
Würde ich nicht unbedingt sagen. So wie Hardware den Weg zur Software findet, findet Software auch teilweise den Weg zur Hardware. Rein digitale Effekte wie Pitchshifter, Looper oder Bitcrusher, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben und mit einem Rechner durchaus auch zu realisieren wären, haben in Hardwareform teilweise auch passablen Erfolg. Es gibt da doch ein paar Effektgeräte, besonders für Gitarristen, deren Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft wurde. Da geht noch einiges.
Aber die Sache ist und bleibt: für Kreativität braucht man nicht zwingend Hardware, nicht zwingend Software, nicht zwingend Altes und auch nicht zwingend Neues. Man kann aus wirklichem allem irgendetwas Neues, Musikalisches schaffen, egal, was man nun als Grundlage nimmt.