Günter47
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Die Physik sagt was anderes, die Erfahrung ebenso. Ein schwerer Block komprimiert weniger, nicht mehr. Alles andere widerspräche den Gesetzen der Massenträgheit. Kompression ist die Verringerung der Dynamik in der Einschwingphase. Der leichte Block kann vom Impuls der Saite viel leichter in Bewegung gesetzt werden als der schwere. Dadurch wird die Auslenkung der Saite zwangsläufig geringer, und damit der Output der ersten Schwingungen. In der nur theoretisch denkbaren idealen Aufhängung einer Saite ist die Amplitude am höchsten; alles, was nachgibt, verringert die Saitenauslenkung und frisst sofort Energie.
Das Sustain ist darum natürlich bei einem schwereren Block auch höher, aber eine längere Ausklingphase ist nicht mit einem Verlust an Dynamik gleichzusetzen. Kompression kann man das mMn nicht nennen, denn der Unterschied zwischen maximaler Auslenkung und der Nullinie bleibt größer. Die Gitarre mit leichtem Block wird dagegen zwar im ersten Moment attackreich erscheinen, weil der Ton viel schneller weg ist, aber tatsächlich ist schon die erste Schwingung kleiner, weil die Energie nicht in der Saite bleibt, sondern vom mitschwingenden Block gefressen wird.
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Dass Gewicht überbewertet wird, sieht man doch schon beim Holz. In den 70ern hat man oft bleischwere Gitarren gebaut, in der Hoffnung auf mehr Sustain. Dennoch werden viele dieser Klötze von deutlich leichteren Gitarren geschlagen, die davor oder danach entstanden sind. Es gibt zwar auch schwere Sitarren mit viel Sustain, aber der Zusammenhang ist nicht zwingend. Mein früherer Bandkollege hatte zB eine 5kg-Oakland mit durchgehendem Hals und Hardtail, die locker von seiner Schecter geschlagen wurde - leichte Roterle, Schraubhals, Tremolo.
Wie ich oben schon schrub, ist das Gewicht natürlich ein Faktor, nur ist es in der Schwingungslehre nicht der entscheidende. Hier sind die Schwingungssteifigkeit und die Absorptionseigenschaften viel wesentlicher. Leicht nachzuvollziehen ist es anhand dessen, was man ein argumentum ad absurdum nennt, also das Durchdenken ins Extreme. Stell Dir einen Tremoloblock aus Hartalumnium vor. Gibts ja, also vielleicht hast Du sogar schon einen gehört. Er klingt brillant, ist aber relativ leicht. Wenn Du den nun gedanklich mit einem - unzweifelhaft deutlich schwereren Block aus feuchtem Lehm vergleichst, welcher wird dann wohl schwerer sein? Dennoch ist es mMn leicht nachvollziehbar, dass der härtere Alublock ein besseres Sustain bieten wird, einfach, weil die Schwingungen weniger gedämpft werden als durch den weicheren Lehm.
Im praktisch nutzbaren Bereich ist es natürlich nicht so leicht nachzuvollziehen, da mir noch kein wirklich dünner Stahlblock begegnet ist, aber ich bin überzeugt, dass der immer noch musikalischer klingen würde als ein dünner Zinkgussblock. Den direkten Vergleich hatte ich bisher aber nur mit zwei fast identisch dimensionierten dicken Blöcken, und da hatte der Stahl deutlich die Nase vorn. Am Wochenende kann ich dann hoffentlich noch den Günter47-Block einbauen und schauen, ob das nochmal einen Unterschied bewirkt.
Gruß, bagotrix
Das ist perfekt erklärt. Der Block ist ja eine Art Gegenlager und wäre am optimalsten so ausgelegt, das er die nötige Masse und Härte hat, die Schwingungen der Saiten nicht zu absorbieren. Dabei fängt der Block aber selbst an zu schwingen und mischt seine Frequenz mit in den Klang der sich durch die Saiten, das Holz, der Tonabnehmer zusammensetzt. All diese einzelnen Parameter können beeinflußt und im Idealfall zu einem stimmigen "Gesamtpaket" geschnürt werden. Darum kann man eigentlich auch nicht von einem "schlechten" Material sprechen. Bei der Strat ist es aber so das die meisten Gitarren mehr Brillianz, Attack und Sustain gebrauchen können, weshalb viele den Zinkguss als nicht optimal erachten. Womit ich noch ein wenig Schwierigkeiten habe, ist der Einfluss des Materials und damit meine ich nicht seine physikalischen Eigenschaften Masse, Härte, und Dichte. Warum klingt ein extrem harter Stahl, der ja eigentlich alle optimalen physikalischen Eigenschaften hat, sehr harsch und steril. Ich bin fast der Meinung das hier die Eigenfrequenz des Materials das Klangbild färbt. Bei den Resonari Blöcken hat man durch die gefräßten Nuten zum einen mehr schwingende Oberfläche geschafften und Stege, die besser resonieren können. In der Theorie ist das ja ersteinmal schlüssig.