Hallo zusammen,
an Günter47 geht hier erstmal mein Dank für die Aktion "mythischer Tremoloblock" und die Gelegenheit, ihn mal antesten zu dürfen. Kekse sind schon überwiesen.
Am Sonntag habe ich nun also mal den Block montiert. War nicht ganz so einfach, weil die Abstände der Befestigungslöcher doch eine kleine Toleranz zu meinem Rockinger-Trem aufweisen; die Befestigung mit zwei statt aller drei Schrauben hat sich aber als bombenfest erwiesen. Ansonsten hätte ich wohl das dritte Loch in meiner Grundplatte um ein paar Zehntel aufbohren müssen, was mir aber etwas widerstrebte. Mit Gewalt wollte ich alle drei Schrauben auf keinen Fall reinzwingen, wäre vielleicht gegangen, aber das versaut nur die Gewinde. Günter hatte mich auch schon darauf hingewiesen, dass zwei Schrauben bei einer Maßabweichung ausreichend stabil seien, und ich habe mich da auf sein Urteil als Fachmann verlassen.
Das abweichende Maß des Tremoloarms gegenüber dem Rockinger-Trem war kein Problem, erfreulicherweise fand sich in meinen Teileschubladen ein Arm mit passendem Gewinde. Ich schreib das nur mal vorsorglich an die Adresse eventueller weiterer Antester. Das Loch für den Arm in meiner Grundplatte war groß genug und damit ausreichend in Deckung. Das gleiche gilt für den Saitenabstand von 54 statt bei mir 56 mm, das halbe Zehntel pro Saite erwies sich als unproblematisch.
Die vorhandenen Saiten (Fender nickel-plated Steel .009-.046) habe ich wieder aufgezogen, damit ich einen realistischen Vergleich habe. Sie sind auch noch ziemlich neu, gerade eingespielt und in der Phase, in der sie für mich am besten klingen.
Mein spontanes Urteil beim ersten Anspielen: BOAH - Das ist ja mal geil!

Meine zweite Beurteilung nach etwas längerem Spielen mit verschiedenen Sounds: BOAH - DAS IST JA MAL GEIL!!!!
Lieber Günter47, da hast Du ins Schwarze getroffen

. Ich hatte ja ursprünglich einen (Full Size-)Gussblock an diesem Tremolo, da war der jetzt auch schon seit Jahren montierte Rockinger-Stahlblock schon ein wirklich spürbarer Fortschritt. Auch wenn ich in sofern zugegebenermaßen nicht ins Lager der Skeptiker gehöre, muss ich doch sagen, dass der neue Block die Gitarre nochmal in eine andere Qualitätsstufe hebt.
Zunächst mal fiel mir auf, dass die Akkorde nach dem Zusammenbau etwas unrein klangen. Wie bitte, werdet Ihr jetzt vielleicht sagen, soll das etwa positiv sein? Ja, ist es, denn mir ging recht schnell auf, woran es lag. Ich musste ja die Saitenreiter teils ausbauen, um den Block montieren zu können. Die Oktavreinheit hatte ich danach wohl mit einer gewissen Nonchalance eingestellt (wollte ja möglichst schnell mal antesten), und das habe ich danach um die Ohren gehauen bekommen, aber sowas von. Mit dem alten Block hatte ich solche kleinen Abweichungen nie so extrem wahrgenommen, da musste ich schon sehr genau auf die Schwebungen hören. Günters Block knallt die Obertöne dagegen so raus, dass sich jede Abweichung rächt. Nachdem ich mich dann nochmal eingehend mit der Einstellung beschäftigt und sie auf den Punkt gebracht habe, kommen die Höhen natürlich noch immer genau so deutlich, aber jetzt schlägt es ins Angenehme um. Die Akkorde sind schön farbig und transparent, der Anschlag kommt satt und doch brillant. Beim Spielen hat das alles einfach mehr "3-D"-Gefühl. Ich merke das auch daran, dass ich zum Wohlfühlen beim Alleinspiel weniger Hall brauche.
In der Strat sind bei mir ja "noiseless" Dimarzio-PUs eingebaut, am Steg ein Heavy Blues 2, Mitte ein VirtuAl2 und am Hals seit ein paar Wochen ein Area 61. Auch wenn die mittlere und die Zwischenpositionen schon vorher sehr schön klangen, fehlten dem doch ziemlichen fetten BridgePU und ein klein wenig auch dem Area am Hals im Cleansound die allerletzten Obertöne, dieses gewisse "Glitzern" einer guten Strat. Ich dachte immer, das ist halt der Preis für einen brummfreien und etwas heißeren Overdrive-Sound. Das sehe ich jetzt anders - alles das, was ich mir wünsche, und dennoch sind selbst HiGain-Sounds nicht zu brätzig oder scharf. Will mans etwas runder, hat man ja auch noch den Tonregler.
Der Attack ist subjektiv nochmal knackiger geworden, und das Fundament ist bei alledem nicht nur erhalten geblieben, sondern auch klarer konturiert. Das lässt sich auch gut an den "Spezialsounds" der Rockinger sehen, da in meiner Schaltung der MittelPU auch in Reihe zu Steg-, MittelPU oder beiden geschaltet werden kann. Wer das schon mal gemacht hat, weiß, dass das gerne mal etwas wummerig wird. Dem steuere ich zwar seit einiger Zeit mit einem Kondensator entgegen, der in der Reihenschaltung die direkte Drahtbrücke ersetzt hat, aber jetzt wird das erst so richtig schön. Selbst mit zurückgenommenen Höhen bleiben die Bässe konturenscharf, und selbst das Rumhacken mit einer Recto-Simulation kommt ziemlich glaubwürdig rüber.
Bis jetzt konnte ich noch nicht richtig laut spielen, sondern vorwiegend über Kopfhörer. Das wird aber in den nächsten Tagen noch ausprobiert, bevor der Block wieder zurückwandert - oder gleich an einen anderen Bewerber (wofür ich das Porto natürlich selber übernehme, dass muss der Günter ja nicht auch noch...).
Nachdem ich jetzt noch voll im Honeymoon bin, muss ich mir natürlich vornbehalten, meine Lobreden nachzubessern, aber ehrlich - ich kanns mir kaum vorstellen. Im Moment frage ich mich eher, wie ich diese Gitarre jemals wieder ohne diesen Block spielen soll...
Leider habe ich keine richtig guten Aufnahmemittel, aber gerade bei solchem Feintuning stellt sich für mich immer die Frage, ob man das überhaupt so festhalten kann, wie man es beim Spielen wahrnimmt. Vieles teilt sich da eben nicht über die Ohren mit, gerade die gefühlte Reaktion der Gitarre auf das eigene Spiel. Ich denke da nur mal an Pippers gescheiterten Vintage-Blindtest. In sofern müsst Ihr Euch erst mal auf meinen Eindruck verlassen bzw. selber testen. Ich würde aber gerade den Skeptikern dringend dazu raten, das war bisher schon sehr eindrucksvoll für mich.
Dennoch ist mir jetzt schon klar: ein Allheilmittel ist so ein Block sicher nicht. Wer eine brillanzbetonte, ihm vielleicht sogar zu scharf erscheinende Strat sein eigen nennt, wird von so einem Tausch mMn nicht profitieren, im Gegenteil. Da wird ein weicherer Stahlblock, oder auch Messing, vorzuziehen sein. Bei Eschebodies und/oder Maplenecks wäre ich persönlich eher vorsichtig. Der eine oder andere wird dann vielleicht sogar Guss vorziehen, wobei ich persönlich mir das wirklich nur schwer vorstellen kann und das lieber mit der Elektrik kompensieren würde. Höhen wegnehmen kann man eigentlich immer, und die definierteren Bässe würde ich persönlich immer vorziehen.
Gruß, bagotrix