Bei einer Solidbody E-Gitarre entsteht der Ton durch Induktion, ausgelöst durch einen Metalldraht, der in einem Magnetfeld schwingt. Die Schwingung des Drahts wird auch durch das Gesamtsystem Gitarre beeinflusst. Also unter anderem durch die Steife des Holzes von Korpus und Hals.
Das sollte eigentlich nachvollziehbar sein ...
Ich denke, dass man nur beurteilen kann inwiefern das Holz einen Unterschied macht, wenn die Gitarren von der selben Person gebaut wurden.
Also, ich bin definitiv kein "High-End-Gitarrenkenner", ich scheue mich an den meisten Tagen sogar davor, mich überhaupt "Musiker" zu nennen ... ;-)
... und ich weiß nicht, wie Du Dein Gehör und Deine "Sensitivität" bzgl. der Reaktion einer E-Gitarre auf Deinen Anschlag einschätzt – ich möchte dennoch darauf wetten:
Wenn Du Dir mal in einem Musikgeschäft mit entsprechender Auswahl verschiedene Gitarren derselben Baureihe mit identischer Hardware schnappst (sagen wir mal eine Reihe Fender MIM 50s und 60s Stratocasters, also eine bezahlbare, gutklassige "Allerweltsgitarre") dann wirst auch Du Unterschiede wahrnehmen, wenn Du die Gitarren trocken anspielst: Die eine spricht einen Tick schneller an, die andere klingt dafür länger nach, die eine wirkt "weicher", die andere "drahtiger". Spielte Holz keine Rolle, müssten ja alle diese Gitarren absolut identisch klingen. Tun sie aber nicht. Wie weit sich diese Unterschiede elektrisch verstärkt, also in Abhängigkeit von PUs und Amp dann nahezu verwischen, ist eine andere Frage.
Der eine empfindet diese Unterschiede als signifikant, für ihn macht es den Unterschied zwischen "lässt mich kalt" und "kickt mich total, ich möchte gar nicht aufhören, zu spielen". Der andere ist dafür weniger sensibel. Beides völlig ok.
Das amüsante bis teils nervige an diesen Diskussionen ist aus meiner Sicht:
Jeder von uns akzeptiert:
- dass Menschen einen unterschiedlichen Geschmacksinn haben: Dem einen schmeckt das Jever, dem anderen Pilsener Urquell.
Wird akzeptiert, die unterschiedliche Sinneswahrnehmung wird nicht in Frage gestellt.
- dass Menschen ein anderes Farbempfinden haben: Was für den einen klar hellblau ist, ist für den anderen türkis. Oder hellgrün.
Wird akzeptiert, die unterschiedliche Sinneswahrnehmung wird nicht in Frage gestellt.
- dass Menschen einen unterschiedlichen Gefühlssinn haben: Der eine liebt sein Ledersofa, der andere kann es gar nicht haben, Leder auf der Haut zu spüren.
Wird akzeptiert, die unterschiedliche Sinneswahrnehmung wird nicht in Frage gestellt.
usw.
Nur beim Hörempfinden weiß
jeder Musiker, dass
er objektiv recht hat – und es keinesfalls sein kann, dass jemand anderes etwas hört, was man selbst nicht hört – oder es zwar wahrnimmt, aber anders beurteilt, als man selbst ...
... wir Musiker sind schon ein schräges Völkchen, oder?
Also, ich habe mir mittlerweile abgewöhnt, akustische "Phänomene" deshalb in Frage zustellen, nur weil
ich sie
nicht oder
anders wahrnehme. Ich käme mir reichlich anmaßend vor ...
Es macht halt vielen Spaß, sich über irgendwelche "Voodoo"-Leute und "psychoakustische" Effekte lustig zu machen – wenn man das Beispiel mal auf andere Sinneswahrnehmungen überträgt, wo man das abweichende Empfinden seiner Mitmenschen problemlos akzeptiert, dann könnte man zu dem Schluss kommen, dass man den Ball vielleicht besser flach hält.
Wer keinen Unterschied zwischen Gitarre A, B und C hört: Prima, der kann nach belieben auswählen und glücklich werden, ohne sich mit der Frage zu quälen, ob nicht vielleicht doch die andere ... Auch darüber gibt's nicht viel zu diskutieren.
Ich bin felsenfest überzeugt, daß man mit ein wenig experimentieren Verbundmaterial herstellen könnte, das exakt die gewünschten Eigenschaften von Mahagoni oder Esche liefert.
Daran habe ich auch keinen Zweifel.
Wobei Holz als nachwachsender Rohstoff (wenn es nicht um geschützte Arten geht) natürlich perfekt ist.
Mein Anspruch an ein Surrogat wäre, dass die Umweltbilanz mindestens gleich gut ausfällt.
... ansonsten halte ich es da wie mit den Erdbeeren: Erdbeere-Shakes aus den USA (und leider? nur da ...) beweisen, dass man mit viel Chemie den Geschmack von Erdbeeren perfekt imitieren kann. Trotzdem kommen bei mir nur echte Erdbeeren in den Mixer, solange möglich ;-)