Auch, aber nicht nur, s.o. Ich habe schon wirklich oft erlebt, dass Choristinnen (u.a. auch aus dem Bayerischen Staatsopernchor) Solo singen.
@Zuckerfee hat es bereits erwähnt: das ist ein Chor aus Berufssängern, praktisch ein Chor aus lauter Solisten, die sich dann zwar auch wieder zu einem Ganzen zusammenfügen müssen, wo aber alle plusminusauf gleichem Niveau sind. Das kannst du nicht mit einem Laienchor vergleichen. Und klar, die Sänger aus den Profi-Chören singen daneben fast alle auch solistisch, z.B. als Solisten in Konzerten von Laienchören.
Die Sache ist halt wirklich, haben die SolistInnen ihre Stimme so weit im Griff, dass sie sich in den Chor einfügen können?
Das hat meiner Ansicht nach nichts mit "im Griff haben" zu tun. Wie die anderen schon schrieben: mehr Resonanzausnutzung, mehr Obertöne und ja, auch das Vibrato, heben eine ausgebildete Stimme von den unausgebildeten ab. Ob eine (weit) ausgebildete Stimme in einem Laienchor mitsingen kann, ist deshalb nach meiner Erfahrung v.a. abhängig von der Toleranz des Chorleiters.
Das hat mir so manche extra-Gesangsstunde eingebracht, weil ich vor lauter Angst vor jallern das Drücken nicht lassen konnte
Für mich ist Vibrato bei der klassischen Stimme gleichzusetzen mit einer frei schwingenden Stimme. Es stellt sich ein, so bald Voraussetzungen erfüllt sind wie entspannt-tiefe Kehle, lockeres Kiefergelenk, guter Stimmsitz, gleichmässig geführte Atemluft sprich gute Stütze etc. Ein sich selbsteinstellendes unter Kontrolle geführtes (aber nicht "gemachtes") Vibrato hat nichts mit dem unschönen Tremolo zu tun, das man manchmal bei abgesungenen Stimmen hört. Ab einem gewissen Ausbildungsstand ist das Vibrato da. Auch ganz leichte Stimmen, die sehr in der alten Musik verwurzelt sind, wie z.B. eine Emma Kirkby, haben es, wenn auch sehr viel diskreter ausgeprägt als schwere grosse Stimmen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, man sollte erst dann in der Öffentlichkeit (klassisch) solistisch singen, wenn u.a. das Vibrato stabil vorhanden ist (u.a., weil daneben natürlich auch noch weitere stimmliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen).
Ich weiss da recht gut, wovon ich rede: in meinen ersten 4(!) Jahren GU sang ich völlig ohne Vibrato. Meine Stimme hatte sich zwar schon zum positiven entwickelt, war voller geworden, die Range hatte sich etwas vergrössert, mehr Resonanzen waren da, aber noch immer schnurgerade. Ich hatte damals schon einige kleinere öffentliche solistische Einsätze, würde aber aus heutiger Sicht sagen, die hätte ich besser sein lassen!
Dabei hatte ich das Glück, eine Professorin zu bekommen, die von Anfang an Wert darauf gelegt hat, dass ich nicht nur meine (Solo)stimme ausbilde, sondern mir auch bei jedem Lernschritt bewusst auf meine (Chor)stimme umschalten kann.
Das ist interessant: was machst du denn da mit dem Vibrato? Stellst du es ab, hältst also mit Zwang die Stimme fest und hinderst sie am frei schwingen?
Ich kann das auch für ein paar Takte, finde es aber äusserst unangenehm, eine Vergewaltigung der Stimme sozusagen! War mal an einer Schnupperprobe in einem Vokalensemble wo mich dann der Chorleiter fragte, ob ich mit etwas weniger(!) Vibrato singen könnte. Und das, obwohl ich als leichte Stimme sicher kein ausuferndes Vibrato habe und das Werk bei dem ich schnupperte aus der Romantik stammte!
Ich habe dieses Vokalensemble fluchtartig wieder verlassen.
Die Praxis, dass bei den großen Werken mit Orchester Solisten den Chorteil mitsingen kenne ich auch, teilweise machen sie das einfach, um warm zu bleiben,
Ja das hilft, v.a. wenn es lange bis zum ersten Einsatz dauert oder man lange Pausen dazwischen hat. Man singt dann aber eben nur so viel und auch nur die Stellen die angenehm sind um die Stimme warm zu halten.
Ich habe es aber noch nie erlebt, dass dabei Laien und Profis gemischt worden wären.
Das geht schon. Meine letzten Gesangspartner (und auch Instrumentalpartner) waren alles Profis. Bin diesbezüglich also recht verwöhnt!
Aber macht Spass, dass man von ihnen akzeptiert wird und bestätigt einem, dass sich die jahrelange sehr intensive Arbeit an der Stimme lohnt. Und zeigt, dass man mit Fleiss und Durchhaltevermögen ein gewisse Niveau erreichen kann, auch wenn man nicht das musikalische Jahrhundert-Talent ist
@Vali: sorry, habe deinen (berechtigten) Input erst nachher gesehen; das passiert wenn man mit schreiben beginnt, zwischenzeitlich was anderes macht und weiterschreibt ohne zu schauen, was inzwischen dazu gekommen ist; musst du dieses hier also auch noch verschieben
*schubs* Ist doch im richtigen Thread