So, mein auf der vorherigen Seite angekündigtes ebay-Schnäppchen ist da: eine "factory refurbished" Synapse SS-2F. Das bedeutet wohl, dass diese Gitarre entweder ein Ausstellungsstück war oder evtl. auch kleine Macken aufweist und beim Hersteller wieder aufpoliert wurde, womit das faktisch keine neue Gitarre ist. Zumindest genau so lautete die Beschreibung des Verkäufers, der gerade noch ein paar von diesen Teilen verkauft. Ich selbst habe sie mir zugelegt, weil mich erstens die hohe Qualität meiner ZT-3 positiv von den Qualitäten der aktuellen Steinies überzeugt hat, und zweitens eine gewisse Neugier bezüglich der mir noch unbekannten Elemente wie die neue Fixed Bridge und sonstigen technischen Eigenschaften da war.
Frisch vom Zoll geholt, ausgepackt, erstmal vom Gewicht des vermeintlich "kleinen" Paddels überrascht. Nicht wirklich schwer, aber in meiner Vorstellung war sie leichter
Die Gitarre kam im originalen (unbenutzten) Gigbag, mit allem Zubehör (eine Tüte mit zwei Inbusschlüsseln, Anleitung, ein billiges Kabel). In die Hand genommen, einen Akkord gespielt
ui
das Ding war fast zwei Wochen unterwegs, im Flugzeug-Gepäckraum, mit LKWs durch den Winter gefahren, und sie war beinahe 100%ig sauber gestimmt. Cool
Der optische Check war auch OK, Macke konnte ich keine nennenswerte entdecken, das "refurbishing" war - zumindest was den Body angeht - wohl perfekt. Beim längeren Anspielen danach ist mir die Gitarre aber dann doch erstmal unvertraut vorgekommen. Ich habe ja wirklich verschiedenste Steinies, aber die hier fühlt sich anders an. Erstmal ist mir aufgefallen, dass das Setup nicht sonderlich gut vorgenommen war. Ungewöhnlich hohe Saitenlage, Intonation am 12. Bund teilweise daneben. Naja, kein Problem, ich kenne ja die nötigen Handgriffe an einer Steinberger-Bridge aus dem effeff. Dachte ich.
Punkt 1: Seitliche Madenschraube an der Bridge lösen, um die Sättel bewegen zu können.
Tüte aufgemacht, den kleinen Inbusschlüssel herausgenommen
passt nicht. Zu klein. Öh
fehlt da einer? Nicht so schlimm, mein Haus hat genügend Inbusschlüssel, also den passenden gesucht und die Schraube gelöst.
Punkt 2: Nächster Schritt: Sättel in die passende Position schieben. Habe ich hundertmal auf TransTrems, R-Trems und Fixed Bridges gemacht. Aber hier: die blöden Sättel bewegen sich nicht. Keinen Millimeter. Hä? Bin ich zu doof oder klemmt das wirklich? Ergebnis: Ich war zu doof. Auf der neuen Fixed Bridge gibt es nicht nur für die vertikale, sondern auch für die horizontale Sattelpositionierung eine kleine Madenschraube. Wenn man die dreht, bewegt sich auch der Sattel.
Nachdem ich die Sättel so eingestellt hatte, dass die Intonation stimmte, hatte ich immer noch Probleme mit der Saitenlage. Natürlich spielt da auch eine Rolle, dass der Hals ein rechter Klops ist, vermutlich der dickste all meiner Steinie-Hälse. Ich wusste das aus Beschreibungen schon vorher. Aber dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, mit dieser Saitenlage leben zu müssen. Sättel weiter runterschrauben ging aber nicht, weil dann das Geschepper losging.
Die nähere Halsinspektion mit prüfendem Blick von unten offenbarte dann: Banane. Das Ding war relativ krumm. Das ist ja kein Carbon-Hals wie auf meinen alten Steinies. Au weh, dachte ich, vielleicht habe ich jetzt die verborgene Macke entdeckt. Aber immerhin, in der Tüte ist ja noch der dicke Inbusschlüssel, also ran an den Truss Rod. Reingesteckt, gedreht
null Widerstand. Erst nach zwei Umdrehungen kam dann langsam das vertraute Truss-Rod-Gefühl von wegen kleine Drehung, große Wirkung. Welcher Vollzapfen hat denn beim Refurbishing das Ding total lose gedreht? Na, jedenfalls habe ich auch die Halskrümmung gut hingekriegt, und jetzt stimmt auch die Saitenlage und das allgemeine Steinie-Spielgefühl. Hätte mich auch ehrlich gewundert, wenn die Gitarre tatsächlich so
anders gewesen wäre.
Danach habe ich dann erstmal die Bedienungsanleitung gelesen. Da stehen dann so Sachen drin wie: die benötigten Inbusschlüssel stecken im Halter an der Gitarre unter der Bridge (boah, hätte ich eigentlich wissen müssen, da ist auch der für die seitliche Madenschraube). Oder: zum horizontalen Einstellen der Sättel die von schräg vorne zugänglichen Madenschrauben drehen. Mannmannmann
mein Beruf ist das Schreiben von Bedienungsanleitungen, und ansonsten lese ich die Dinger ja auch wirklich oft vorher. Nur hier bin ich mit einer "weißjasowiesoschonalles"-Einstellung rangegangen und erstmal doof dagestanden
Tonmäßig gab's keine großen Überraschungen. Schönes Sustain, ansonsten tun ein EMG 85 (Neck) und 81 (Bridge) halt das, was sie immer so tun. Mit dem Klopshals komme ich nach kurzer Eingewöhnphase auch gut klar, ist aber nix für Ibanez-Flachhälsler, schätze ich. Mein Tipp an Thomas/Cheese vom Musik Service: Wenn diese Gitarren bei euch ankommen, tut euch selbst und den Kunden den Gefallen und stellt die Dinger perfekt ein,
bevor sie im Verkaufsraum hängen. Das war in dem Laden so, wo ich meine ZT-3 gekauft habe, da hat alles incl. TransTrem perfekt gestimmt. Das war in die Hand nehmen und wohlfühlen. Das verkauft im Zweifelsfall sogar Gitarren, denen die Köpfe fehlen
So viel an Erfahrungsbericht für den Moment. Ich kann nicht schreiben und spielen gleichzeitig
Boah, ist das hier lang geworden
tschulligung. War nicht so geplant, als ich anfing.
Bernd