Zunächst: Einige von euch kennen mich schon einigermaßen. Den meisten anderen wird das hier vollkommen egal sein. Aber vorab noch einmal ein paar Worte über unsere komische Band, damit ihr vielleicht ein bißchen besser versteht, warum ich all diese Anliegen habt.
- Wir sind keine Rockband. Wir sind auch keine Metalband. Wir spielen hauptsächlich Soul und Funk. Und zwar 100% Cover.
- Wir sind: 1 Bassist/Sänger, 1 Sängerin, 1 Gitarrist, 2 Keyboarder/Sänger, 1 Drummer. Ja, nur 1 Gitarrist, aber 2 Keyboarder. Ja, die brauchen wir beide.
- Die Gitarre ist bei uns in vielen Songs eins der leisesten Instrumente. Der Gitarrist spielt ohne Amp über einen Multieffekt direkt ins Pult.
- Auch der Bassist spielt ohne Amp über ein Effektboard direkt ins Pult.
- Der Schlagzeuger drischt auch nicht voll rein.
- Ich bin einer der Keyboarder und Sänger. Wohlgemerkt, ich bin kein Pianist (das ist der andere), ich spiele Synthesizer und ersetze dabei auch diverse Instrumente, die wir nicht haben (Streicher, Bläser).
- Wir sind keine Kiddies. Ich bin mit 33 der jüngste in der Band und der einzige unter 40.
- Unsere Sängerin hatte mit uns noch gar keinen Gig. Zwei von uns hatten nur einen Gig, das war ein Privatgig mit einem etwas anderen Repertoire, einem etwas anderen Konzept und einem anderen Namen. Die anderen drei hatten vor zwei Repertoire-, Konzept- und Namenswechseln (der erste war 2006) schon Gigs mit dieser Band. Zwei davon sind Gründungsmitglieder und seit 30 Jahren dabei. Die Band trat seinerzeit auch in namhaften Hamburger Locations auf. Nur eben hat sie seit damals zweimal das Konzept und den Namen sowie diverse Musiker gewechselt.
- Es ist und war immer eine Amateurband ohne Profi- oder Starambitionen. Wir sind nicht auf Gigs angewiesen. Jede Gig-Chance ist optional. Ja, auch bei Stadtfesten. Und auf Festivals passen wir gar nicht.
- Wir hatten auch deshalb seit dem ersten Namens- und Konzeptwechsel 2006 nur einen Gig, weil sich die Band in einem fast fortwährenden Umbau befand.
- Der Hauptgrund, warum ausgerechnet ich als jüngstes und zweitneuestes Bandmitglied mich um den Stagerider kümmere, ist der, daß mir diese naiv-gutmenschenhafte Wird-schon-klappen-Attitüde fehlt. Außerdem weiß ich als einziger um die Besonderheiten meines Setup, ignoriere dabei aber nicht die Belange meiner Kollegen.
So, nun zu euren Postings. Ich weiß, ich werde mich oft wiederholen, aber das ist mir ziemlich egal, denn ich will auf alles jeweils einzeln eingehen.
mal ein kleiner gedankengang:
es wird wohl anfangs nicht so sein, dass ein veranstalter euch bittet bei ihm zu spielen.
ich schätze eher, dass ihr ihn bitten müsst.
bedenke: es gibt mehr bands als veranstaltungen
Ist uns vollkommen bewußt. Noch einmal zum Mitschreiben: Wir sind keine Profis, wir müssen von den Gigs nicht leben, und wir wollen keine Superstars werden.
dann fänd ich das als veranstalter ne frechheit, wenn jemand direkt jede menge forderungen stellt (ob sie jetzt überzogen sind, dazu äussere ich mich nicht), obwohl ich ihm die chance gebe, der welt seine musik zu zeigen
"jede menge forderungen" = alles, was über den Bedarf von b/g/g/dr hinausgeht? Oder vielleicht noch b/g/g/dr/kb, wobei kb = armes Würstchen, das im Hintergrund Flächen drückt, oder kb = Stagepianospieler, der den ganzen Abend über 1 Rhodessound spielt? Wenn wir etwas wünschen, dann nicht, weil es cool wäre, das zu haben, sondern weil wir es brauchen.
wenn die band dann noch mehr will, als meine bereitgestellte technik liefert, würd ich sie sowieso ablehnen.
Soll nicht unser Schaden sein. Ob ihr es verstehen könnt oder nicht, wir müssen nicht giggen. Schon gar nicht, wenn es nicht paßt. Aber wenn man uns vertraglich zusichert, daß wir wunschgemäß unseren Gig durchführen können, möchte ich mich darauf verlassen können, daß von der Technik niemand uns aus irgendeinem Grunde Knüppel zwischen die Beine wirft.
gerade technikfragen können bei den ersten gigs auf jeden fall per telefon oder email geklärt werden, das ist persönlicher und macht sicherlich keinen schlechten eindruck.
Das würden wir dann sowieso, aber über den Rider soll der Veranstalter bzw. die Techcrew einen Eindruck gewinnen, womit sie es zu tun haben, und was uns wichtig ist. Ohne den Rider würde man uns höchstwahrscheinlich denselben Kram hinstellen wie einer typischen Rockband, weil da die Trefferquote am höchsten ist.
das ist meine meinung zu dem thema, ich bin dankbar für jeden gig, den ich spielen darf
Vielleicht sind wir ja auch elitäre Snobs, daß wir uns auszusuchen anmaßen, ob wir giggen wollen oder nicht.
ps: ich spiel inner "anspruchslosen rock/metalband", vielleicht denke ich deshalb so
Das wird's sein. Wobei mit "anspruchslos" gemeint ist, daß bei diesen Bands Tonis am ehesten Erfahrung und Routine haben dürften.
Allerdings bin ich der Meinung, wenn man mit "übertriebenem" Zeugs ankommt, sollte man sich vorher mal mit den Technikleuten außeinandersetzen und die Fragen: Wie machen wird das? Ich bin da etwas kompliziert.
Wie gesagt, das würden wir ohnehin, damit auch wir sehen, was machbar ist und wie es dann gemacht würde. Die endgültige Version des Riders wird besondere Felder enthalten, in denen Lösungen für den Einzelfall nach Absprache eingetragen werden können.
Wenn es aber um den guten Sound nach vorne rausgeht, hat der Toni das sagen. Das ist sein Job. Da weiß er, wie es am besten klingt!! Ich bin dann "nur" Musiker und mache meinen Job.
Das will ich hoffen.
Also oft live habts ihr noch nicht gespielt gell?
Diese Inkarnation der Band in
dieser Formation mit
diesem Namen und
diesem Programm noch nicht. Ein Mitglied auch noch nicht, zwei weitere nur auf einer Privatveranstaltung. Die anderen drei Musiker haben sehr wohl weitere Gigerfahrung mit dem vorletzten Konzept, auch in öffentlichen Locations, auch nicht ganz unbekannten, und zwei davon sind schon seit 30 Jahren in dieser Band. Von einigen Gigs können diese Altmitglieder regelrechte Horrorgeschichten erzählen. Miserable Akustik zum Beispiel. Oder der Toni kam von einer anderen Band, hat "meine" Band als lästige Konkurrenz angesehen und vorsätzlich entsprechend mies abgemischt. Oder Bühnen, die sich im nachhinein als winzig herausstellten. Mein Vorgänger als Keyboarder hatte übrigens auch keinen wirklich geringen Platzbedarf, der hat im Gegensatz zu mir (vorne Keyboards, links zwei Racks) sogar Keyboards über Eck stehen gehabt.
Die Hälfte der Fragen ist unnoetig, weil selbstverstaendlich bei einem gewitter abgebrochen wird, eine Buehne abgneommen wird, der Veranstalter IMMER die GEMA blecht, kein Mensch auf die Idee käme den Strom auf der Buehne abzuschalten (ausser bei Gefahr im verzug) etc, etc...
Professionelle Veranstalter auf Stadtfesten ja. Kneipiers kommen aber ab und zu auf den Dreh, der Band die GEMA-Gebühren aufzudrücken. Und Privatleute, die einen für eine Feier buchen, wissen solche Sachen oft noch nicht mal.
Was ihr an Drums anschleppt ist euer Bier, Umbauzeiten gehen bei mehreren bands pro Abend auf eure Spielzeit.
Ich glaube, das ist von Fall zu Fall verschieden.
Alles andere ist technisch möglich, kostet Geld, der Verleih sieht das voellig emotionslos, schreibt ein Anbot und spätestens dann seid ihr raus. Wenn ich eine VA ohne Buehne und ohne Buehnendach fuer Freibier mit Minimaltechnik anleiere, dann melden sich da 12-16 Bands. 10 davon kommen mit 12 Mic's aus und ziehen massig trinkfestes Publikum. Das bringt Umsatz. Euer Rider wandert also als erstes in den Mülleimer, oder ihr spielt zu den konditionen wie alle anderen. Punkt.
Der Rider ist fester Bestandteil des Gastspielvertrags. Vorsätzliche Mißachtung des Riders ist Vertragsbruch. Man muß kein Profi sein, um Rechte zu haben und notfalls vor Gericht einklagen zu können.
Wenn von vornherein klar ist, daß wir da nicht spielen können, weil der Veranstalter unsere Anforderungen nicht stellen kann oder nicht stellen will, müssen wir nicht kommen. Wenn uns aber zugesichert wird, daß alles funktionieren wird, der Gastspielvertrag unterzeichnet wird, der Rider im abgesprochenen Zustand verbindlich ist, und wir dann ankommen und eine absolut nicht funktionierende Situation vorfinden, die in so ziemlich allen Punkten dem Rider widerspricht, dann wird jemand Konventionalstrafe zahlen müssen, und das werden nicht wir sein. Besonders schön, wenn der Toni ohne Wissen (geschweige denn Anweisung) des Veranstalters, also seines Vorgesetzten, eigenmächtig gegen den Rider (also Vertrag) handelt.
Und ich soll immer noch allen Tonis blindlings vertrauen? Auch wenn sie solche Nummern abziehen?
Pegel vertraglich festlegen kannst vergessen. Kommen die Cops wirds leiser, da kann ich einen ordner Dokumente vorlegen, die Ausnahmebewilligung und den Laeq Log. Wenn die leiser sagen dann wirds leiser.
Wenn wir auf, sagen wir, 90-95 dB zurück müssen, das ginge. Aber wenn was in der Realität schon mal vorgekommen ist die Band vom Veranstalter gezwungen wird, mit einem akustischen Drumkit auf dem Lautstärkeniveau eines Küchenradios zu spielen, weil der Veranstalter im Zimmer über der Bühne schlafen will, oder wenn irgendwer kurz vorm Gig entscheidet, die Band hat trotz akustischem Drumkit auf einmal nur leise Hintergrundmusik wie das Gedudel in Sternerestaurants zu spielen, und das mit aller Härte und Sturheit einfordert, obwohl es technisch absolut unmöglich ist, dann habe ich gern etwas im Vertrag stehen, daß das zu unseren Gunsten und im Sinne des allgemeinen gesunden Menschenverstandes regelt. Und sei es ein schriftlicher Hinweis darauf, daß das nicht geht. Das ist im Grunde wie ein EULA: Wenn es unterzeichnet ist, hat der Unterzeichnete es zur Kenntnis genommen und sich daran zu halten.
Und wenn überhaupt, heißt es bei den Cops: "Runter auf (z. B.) 95 dB oder aufhören!" und nicht "Runter auf 40 dB und weiterspielen, oder es gibt kein Geld!"
Mein Popcorn ist jetzt alle, und ich stelle etwas ernüchtert fest, dass du nach wie vor nicht bereit bist, gut gemeinte Ratschläge anzunehmen, und - viel schlimmer - dass das anfängt, mich zu langweilen.
Die meisten Ratschläge, die ich hier lese, laufen meines Erachtens in zwei Richtungen: Entweder sie setzen voraus, daß wir eine Standardbesetzung mit Standardequipment haben. Oder wir sollen auf eine Standardbesetzung mit Standardequipment umstellen, solange wir keine Vollprofis mit 120+ Gigs pro Jahr sind.
Anscheinend sind immer noch die ganze Welt im Allgemeinen und Tontechniker im Besonderen deine erklärten Feinde - ist das nicht tierisch anstrengend? Mir wäre das echt lästig.
Solange nicht nur Rockbands Standard sind, sondern auch noch alle Abweichungen als lästig angesehen werden, solange eine Band kein Headliner ist, bin ich zumindest vorsichtig.
Aber weil du es bist und ich mich immer noch für einen verträglichen Menschen halte, versuche ich mal, deinen Fragenkatalog so weit es mir möglich ist durchzuarbeiten.
Dergleichen werde ich mit deinen Antworten tun.
Tontechniker freuen sich über die Namen der Bandmitglieder, damit sie nicht immer "hey du da!" brüllen müssen. Müssen natürlich nicht die echten Namen sein. Künstler- oder Spitzname, Initialen oder Zischlaute - völlig egal. Einzige Bedingung: Es sollte sich die entsprechende Person auch angesprochen fühlen.
Kein Problem hier.
Im RIDER sollte stehen, dass die Bühne ausreichend (oder angemessen) gegen Wetterereignisse wie Sturm oder Regen geschützt sein muss. Im VERTRAG werden dann die Haftungsbedingungen geklärt. Üblicherweise steht da, dass der Veranstalter für die Sicherheit der Band und des von ihr eingebrachten Equipments für die Zeit des Aufenthaltes der Band am Veranstaltungsort haftet.
Merci. Macht den Rider sogar kleiner, wenn solche Sachen in den Vertrag ausgelagert werden.
Zum Thema Elektrik und Veranstaltungssicherheit kannst du gerne reinschreiben, was du für angemessen hältst. Die einzige Frage ist jedoch: Halten sich Bühnenbauer und Veranstaltungstechniker dran oder nicht? Für die gelten nämlich sowieso jede Menge sehr strenger Vorschriften. Ob das jetzt in eurem Rider steht oder nicht, ist da völlig unbedeutend. Aber was macht ihr, wenn die Vorschriften dann doch nicht eingehalten werden? Nicht aufbauen, Anzeige erstatten, Gage kassieren, nach Hause fahren?
Es soll ein Hinweis sein auf die geltenden Vorschriften. Nicht jeder Gig führt einen zu wohlbeleumundeten Veranstaltern auf die großen Hauptbühnen. Sogar hier im Forum liest man ab und an von Gigs unter haarsträubenden Voraussetzungen. Wenn die Band selbst in unterzeichnungspflichtigen Dokumenten diese Vorschriften anspricht, kann der Veranstalter im Falle eines Falles schlecht sagen, er hat von nichts gewußt.
Eigene Absicherung der Backline? Definitiv ja, mit FI-Schalter! Alles andere KANN lebensgefährlich werden.
Eben.
Wenn ihr eine eigene Anlage mitbringt, solltet ihr im Vorfeld klären, was genau ihr an Stellflächen, Hängepunkten, Bühnenbauten und Stromanschlüssen braucht.
Wird dann passieren.
Noch mal, Fordern kannst du, soviel du willst. Aber da wir in diesem Thread die Grenze des Lächerlichen ja schon lange überschritten haben, versuche ich gerne, auch diese Frage zu beantworten: Normalerweise wird niemand jemals einfach so den Strom vor oder während der Show abschalten. Wenn so was mal passiert, dann eher durch technische Panne oder Schusseligkeit. Vor beidem wird dich so eine Forderung nicht schützen.
Pannen gibt's (genau wie Ansätze, diese zu limitieren, z. B. keine Fritüren an den Bandstrom), Schusseligkeit auch. Aber unangekündigtes, absichtliches Ziehen des Stroms seitens der Techcrew muß nicht sein. Dann sollen sie uns wenigstens vorher Bescheid sagen.
Definiere Gewitter! Wetterleuchten am Horizont oder Blitzeinschlag ins Lighttruss? Wo ziehst du die Grenze? Was ist bei sintflutartigen Regenfällen (können die Elektrik auch äußerst gefährlich machen)? Und ab welcher Windstärke verlasst ihr die Bühne, weil Gefahr für Leib und Leben besteht? Erdbeben? Vulkanausbrüche? Flugzeugabstürze? Massenpanik? Ums kurz zu machen: So was wird man immer im konkreten Fall entscheiden müssen, höhere Gewalt lässt sich nun mal nicht vertraglich regeln. Um dich zu beruhigen: Wenn du ernsthaft um dein Equipment oder gar um deine Gesundheit fürchten musst, kann dich auch kein Veranstalter zum Weiterspielen zwingen. Auch nicht gerichtlich. Die Frage ist nun mal nur: Ab wann wird es zu gefährlich auf der Bühne?
Wird nicht immer angeraten, zu Hause die Elektrogeräte aus den Steckdosen abzuziehen, wenn ein Gewitter aufzieht? Ich weiß ja nicht, wieviel Backup-Equipment und notfalls Backup-Personal ihr als Vollprofis habt, aber wir können es uns nicht so ohne weiteres leisten zu warten, bis die Superzelle direkt über unseren Köpfen hängt, und dann auch noch darauf zu vertrauen, daß es einen perfekten Blitzschutz gibt.
Wenn du nicht möchtest, dass man dein Equipment mitbenutzt, dann schreib's halt in den Vertrag. Vertrag, nicht Rider.
Wenn das dann an die lokale Crew weitergeleitet wird, gut. Wenn es aber im Vertrag steht, der Veranstalter es weiß, die Techcrew aber nicht, und nach dem Gig steht einer von der Crew mit verschränkten Armen vor mir und macht mir klar, daß die nächste Band mein Zeug braucht, dann ist das für mich ein Problem, von Vertragsbruch ganz zu schweigen.
Die Vorgaben, wie laut ein Gig sein darf, kommen nicht vom Veranstalter, sondern von den zuständigen Behörden. Die sind da in den letzten Jahren äußerst rigoros geworden. Da wird kurz gemessen, und wenn du zu laut bist, ist die Veranstaltung entweder sofort zu Ende, oder es gibt eine saftige Konventionalstrafe, die sich weit weit weeeeit jenseits deiner Gage bewegt. Kurz und gut: Vergiss diesen Punkt einfach.
Das habe ich oben schon erklärt. Wenn die Behörden sagen, mehr als, sagen wir, 85 oder 90 dB sind nicht drin, dann ist das so. Wenn die Behörden sagen, mehr als 50 dB sind nicht drin, dann ist das so, dann ist diese Location für uns ungeeignet, dann sollen sie sich eine HiFi-Anlage hinstellen und eine CD einwerfen oder einen DJ anheuern. Aber wenn irgendwer, nachdem wir schon aufgebaut haben oder sogar angefangen haben zu spielen, angewackelt kommt und spontan gern Zimmerlautstärke haben will, ob unser Drummer das kann oder nicht, habe ich dafür wenig Verständnis.
Sollte sich nach Lektüre des vorigen Absatzes erledigt haben, gelle?
Japp.
Für technische "Vorwarnungen" ist der Rider da. Schreib das Zeugs mit dem Submixer einfach rein. Und hör endlich mal auf mit den Tonis, die irgendwas aus reiner Boshaftigkeit nicht akzeptieren wollen. Das nervt langsam!
50% unserer Band haben schon Erfahrungen mit boshaften Tonis. Wie gesagt, wenn man für einen großen Profiveranstalter auf der Hauptbühne eines Stadtfestes spielt, sollte es unproblematisch sein. Wenn den Toni aber eine Konkurrenzband stellt und der dann die eigene Band supergut und alle anderen mies abmischt damit hättet sicherlich sogar ihr ein Problem.
Keine Effekte: Ja klar kann man das fordern. Man sollte aber lieber nicht "anweisen", das kannst du dir bei deinem derzeitigen Status einfach nicht leisten. Die übliche Formulierung wäre "Bitte keine Effekte auf diesem Kanal". Ich weiß, es fällt dir sehr schwer, in deinem Gegenüber was anderes als das personifizierte Böse zu sehen, aber hey, riskier doch einfach mal was!
Es ist ja nicht so, daß ich keine Effekte will. Es ist so, daß ich sie selber mache. Und sogar ich glaube nicht, daß ein Toni so geistesabwesend sein kann, bei einem Sound mit Reverb noch ein Reverb draufzupacken. Das soll nur darauf hinweisen, daß ich für meine Effekte selbst verantwortlich bin. Die ändern sich nämlich auch von Song zu Song.
Mit anderen Worten: Ihr braucht einen eigenen Aux-Weg für das Ding. Müsst ihr wissen, ob ihr dafür einen opfern wollt oder nicht. Üblich sind vier Wege, bleiben euch noch drei. Wenn euch das reicht: Schreibt's in die Kanalliste. Warum sollte euch das von einem Tonler verweigert werden? Ach ja, ich vergaß: Die Welt ist ja so schlecht...
Ich dachte eher an einen Channel Insert, dann wird dafür kein kostbarer Aux verheizt, zumal diese Art von Effekt im Gegensatz zu Chorus, Delay und Reverb eher pre-fader als post-fader funktioniert. Oder haben heutige PA-Mixer nicht nur keine Line-Inputs mehr, sondern auch keine Channel Inserts? Wo sollen sonst Kompressoren eingeschleift werden?
Genau dazu ist ja der Rider da: Die Jungs vom Ton schon mal vorab informieren, was auf sie zukommt. Also reinschreiben.
Guck an, wir sind uns bis hierhin einer Meinung. Aber sollen sie dann auch wissen, worum genau es sich handelt, also statt "Gitarren-Multieffekt" "Line6 Pod XT Live" und statt "Keyboard-Submixer" "Mackie CR-1604 VLZ"?
Ich glaube aber weniger, daß sie wissen müssen, was z. B. vor einem Submixer an Klangerzeugern sitzt, oder?
Ja, natürlich. Du stellst ja auch eigene Instrumente etc.
Das bezog sich jetzt weniger auf das Problem "eigenes Equipment" als auf das Problem "Funkgerät, das nicht von der Techcrew verwaltet wird". Dummerweise ist besagtes Mikro dann auch noch ein Festfrequenzgerät. Na ja, vielleicht fällt das nächstes Jahr sowieso nicht mehr ins Gewicht...
Üblicherweise bringen Drummer ihr eigenes Set mit. Gerade bei Stadtfesten sollte man aufgrund der knappen Change-over-Zeiten allerdings in der Lage sein, das Ding auch zügig(!) aufzubauen.
Die Praxis wird es zeigen. Kann natürlich sein, daß die vielen Bands, die ich bei diversen Stadtfesten auf demselben Minimalkit habe spielen sehen, einfach darauf verzichtet haben, ihr eigenes Kit mitzubringen, obwohl sie es hätten mitbringen können.
Du kommst echt ständig auf Ideen, über die ich noch nie gestolpert bin
Nehmt halt euer Zeugs mit, und gut ist. Wieso sollte euch ein Veranstalter überhaupt eine Backline stellen? Das ist in dieser Liga völlig unüblich. Ich habe nur langsam die Befürchtung, dass dir/euch nicht ganz klar ist, wieviel Zeit ihr üblicherweise zum Aufbauen habt...
Das habe ich auch schon gesehen. Just Music Hamburg, Flohmarkt, 6×4-Bühne am Rande, bei mindestens drei Bands spielen die Keyboarder alle auf demselben Roland RD-700SX Stagepiano. Wenn ein Musikgeschäft die Sache ausrichtet, also als Veranstalter fungiert, kann ich durchaus mutmaßen, daß sie ein Stagepiano zur allgemeinen Benutzung hingestellt haben, um die Umbauzeiten und den Soundcheck- und Mixaufwand zu reduzieren, damit sich der FOH-Mensch nicht immer wieder auf einen anderen Klangerzeuger einstellen muß.
Hab ich schon öfter gesehen, und glaube mir: Das war nicht ein einziges Mal die bestmögliche Option. Aber wenn dir danach ist: Schreib's halt rein...
Umgekehrt hat die Band, in der ich spiele, schon Situationen gehabt, in denen sie mit Mix von der Bühne aus besser klang. Stichwort "gehässiger Toni von Konkurrenzband" oder "inkompetenter Amateurtoni, der, statt die Band zu mixen, an der Bar abhängt".
Tja, wer will das schon? In unserem Rider steht's mit drin, trotzdem hätte ich gern für jede Stunde, die ich in den letzten Jahren mit Warten auf die PA zugebracht habe, einen Euro...
Auch diese Klausel ist eher für kleinere Veranstaltungen gedacht. Stell dir vor, du spielst auf einer großen Privat- oder Firmenfeier. Der Veranstalter hat gesagt, er bringt eine leistungsfähige Anlage mit. Die Anlage haben sie auch. Aber aus irgendeinem Grunde soll die erst 5 Minuten vor dem Gig erstmals aufgebaut werden, vielleicht, weil die großen Boxen optisch sonst nicht zur Szenerie passen oder so.
Das ist im Allgemeinen im Interesse aller und daher eigentlich immer auch so vorgesehen. Ob das "ohne Publikum" immer einhaltbar ist, ist die Frage. Aber an sich sollte so ein Vermerk im Rider überflüssig sein.
Bei privaten Geburtstagsfeiern ist es machbar. Man muß nur in der Location aufbauen und einen Soundcheck machen, bevor die Feier an sich losgeht. Auf der Kieler Woche geht das natürlich nicht, das ist klar.
Realistisch sind 30 Minuten. Seid dankbar für alles darüber. Und ich weiß, dass das jetzt ein wenig ermüdend ist, aber ich sag's noch mal: Schreiben könnt ihr, was ihr wollt...
30 Minuten klingen fast schon großzügig. Auch wenn vorher eine andere Band in der Zeit abbaut, geht der Abbau oft schneller vonstatten als der Aufbau, und wenn es dann noch Stagehands gibt, die routinierter und flinker sind als wir, z. B. beim Aufbau der Drums, ist das einhaltbar.
Wer was wann zahlt, sollte im Vertrag festgehalten werden, nicht im Rider. Dort reicht der kurze Hinweis "Der Veranstalter meldet die Veranstaltung bei der GEMA an und zahlt die dafür fälligen Gebühren".
Okay.
Hach, wenn ich jetzt so drüber nachdenke: Eigentlich hat mir das doch Spaß gemacht
Dieser Teil des Threads ist zwar völlig absurd, aber doch irgendwie witzig. Und ich habe gelernt, dass man sich offensichtlich ganz erstaunlich viel Live-Erfahrung durch bloßes Hörensagen aneignen kann
Halte ich gar nicht für so absurd. Und ich kann drauf verzichten, bestimmte Erfahrungen am eigenen Leibe zu machen, wenn man sie im Vorfeld verhindern kann. Das, wohlgemerkt, ist die Sichtweise eines Amateurmuckers und nicht die eines Vollprofis mit Dutzenden Stadtfestgigs pro Jahr.
Melde dich doch mal, wenn ihr dann tatsächlich mal einen Gig gespielt habt. Obwohl, halt, nach DEN ganzen Vorbereitungen gehe ich mal davon aus, dass ich davon in der Zeitung lesen werde, oder?
Unwahrscheinlich, die nächsten zwei Gigs sind Privatveranstaltungen und doch eher unter Ausschluß der Presse.
Wie auch immer, nach eurem ersten Gig sollten wir uns mal auf ein Bier treffen und uns lustige Anekdoten aus dem Tourleben erzählen. Ich freu mich drauf!
Ich bring die Kollegen mit, die haben mehr zu erzählen.
@Martman: Kann es sein, dass du etwas paranoid bist? Wieso sollte ein Toni euch absichtlich schlecht mischen?
Weil ihn eine andere Band mitgebracht hat, die gut dastehen will. Wie schon mehrmals gesagt: Drei von uns sechs ist genau das passiert.
Wenn der Sound bei nem Konzert schlecht ist, regen sich die meisten ueber die Tonis auf, egal ob die was dafuer koennen oder nicht. Also wird der Toni schon im eigenen Interesse versuchen, das bestmoegliche rauszuholen.
Ein guter Toni ja. Ein Toni, der alles außer Profis nach Rockschema F mischt, weniger. Ein Toni von der Konkurrenz mitunter gar nicht.
Wenn du ihm trotzdem nicht vertrauen willst, besorgt euch euren eigenen Toni.
Wir arbeiten dran.
Wenn du wirklich etwas verstehst von deiner ganzen Programmiererei und auch faehig bist das Ganze songdienlich abzustimmen, reicht es, dem Toni ein abgemischtes Stereo-Signal aufs Mischpult zu geben. Wenn der Sound, der von dir auf der Buehne kommt stimmt, wird der Toni es auch schaffen den ordentlich in den Frontsound zu integrieren. Wenn er es nicht schafft ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du deine Sounds einfach zu voll gestopft hast und dadurch Live nur noch Matsch rueberkommt. Es stellt sich doch auch keine Metalband 10 Gitarristen auf die Buehne, nur weil im Studio ebenso viele Spuren uebereinander gelegt wurden. Sowas funkioniert einfach nicht. Live ist halt oft nur die Haelfte moeglich, weils sonst nur noch Matsch gibt. Und vor allem gehts Live doch darum, Party zu machen und ne gute Zeit zu haben. Die ganzen filigranen Feinheiten, die so eingebaut wurden kann man zu Hause geniessen, wenn man sich vor seine (ordentliche) HiFi Anlage setzt (so mach ich das zumindest).
Das funktioniert ja auch. Bei unserer Musik kann man sich Soundmus und Spuren im Dutzend eh nicht erlauben.
Zu deinem Platzproblem: Selbst einen riesen Platz fuer deine Keyboardburg fordern und dann darf nicht mal ne (im Vergleich dazu) winzige 4x12er stehen bleiben, die alle anderen Bands nutzen wollen nur ihr nicht? ... ohne Worte ...
Wenn ein Halfstack genau da steht, wo ich dringend Platz brauche, und außer Wegräumen die einzige Alternative wäre, daß ich das Publikum, die Band oder beides nicht mehr sehen kann, ist das niemandem dienlich.
Edith sagt: Musik lebt vom Miteinander, nicht vom Gegeneinander!
Wenn das so einfach wäre... *hust*Toni von anderer Band mischt alles zu Gunsten der eigenen Band*hust*
(Fortsetzung folgt...)