Und ich hatte noch keine bezahlbare Gibson in der Hand die es qualitativ (Sound ist ja Geschmack und der Gibson Sound hat ja Generationen geprägt und ist fest im Hirn verankert) mit zB. ner Tokai oder ner Duesenberg aufnehmen konnte. Genannte sind für weniger Geld nicht so traditionsverpflichtet, gleichwertig wenn nicht besser in den Bauteilen, besser bespielbar und auch noch schöner lackiert. Bei mir hat schon einiges hochpreisiges das Haus sang und klanglos wieder verlassen, ohne nennenswerten Eindruck zu hinterlassen. Jedenfalls keinen anderen Eindruck als günstige Instrumente auch hinterlassen.
Prinzipiell finde ich es wenig objektiv, von "schoener Lackierung" und "besserer Bespielbarkeit" zu reden, wenn man die generelle Qualitaet eines Instrumentes beurteilen moechte. Sind beides in meinen Augen sehr persoenliche/subjektive "Qualitaetsmerkmale". Mir (Jacky) liegen Gitarren mit breiter Mensur am besten. Die Lackierung der Duesen finde ich milde gesagt "fancy". Geschmaecker ( ! ) sind eben verschieden.
Ich hab mir irgendwann mal eine Gebrauchte ES-335 zugelegt, die hat Spruehnebel am Binding und einen braunen Farbschmierer am Sattel... und? Das mag fuer den einen eine Verarbeitungskatastrophe sein, mir ist das komplett wumpe. Bei den Duesen, die ich in der Hand hatte, fand ich z.B. den Halsuebergang durch die Bank "zusammengestoppelt". Macht die Kisten sicherlich keinen Deut schlechter.
Das einzige Intrument in meiner kleinen Sammlung, dass in der Kategorie Verarbeitung wirklich makellos ist, ist eine Ibanez Made in Japan. Alle anderen habe ihre Schoenheitsfehler. Aber auch hier gilt: Geschmackssache. Meine R7 VOS ist fuer den einen schlampig verarbeitet, ich mag ihre "Unperfekteheit". Man sieht eben, das bei der Kiste Hand angelegt wurde. Ich mag das.
Letztendlich bleibt fuer mich als "Weisheit letzter Schluss":
Nahezu alles an einem Instrument unterliegt dem persoenlichen Geschmack. Sound, Verarbeitung, Farbe, Bespielbarkeit... was daran liesse sich den objektiv messen?
Deswegen bleibt als Tipp fuer Anfaenger doch immer nur der eine Rat:
Geh in den Laden und teste, teste, teste... bis Du die Eine gefunden hast. Unabhaengig von Preis, Label, Farbe. Der eine hat viel Kohle, der andere wenig. Das diktiert letztendlich, was man kauft.
Dieses ganze Geseiere von wegen "keine USA Klampfe mehr" oder "unter x-tausend Euro kaufe ich nix" oder "ueber x-hundert Eur kaufe ich nix" oder "was-weiss-ich-nicht-noch-alles" sind doch nur Pauschalurteile, die in der Praxis wenig bis gar keinen Bestand haben.
Wenn ich mir natuerlich eine LP aus dem Kaufhaus per Post schicken lasse, in der Erwartung, dass mir die teure Gitarre auch liegen muss, der macht i.d.R. auch schlechte Erfahrungen damit.
Ich selbst mag den Late-50ies Neck der R7 genauso wie den Slim-Taper der ES, den papierduennen Hals der Ibanez genauso wie den Allerweltshals meiner Strat usw... Warum? Weil ich sie alle vorher getestet hatte. Ich spiele auf jeder Gitarre auch anders. Die Ibanez ist meine Metal-Axt, die R7 mein BluesRock-Holz, die ES ist super fuer stramme Rockriffs und schoene holzige Leadsounds, auf der Strat uebe ich gerne Fingersaetze, usw ...
Wer preislich mit solchen Kisten ein Problem hat:
Ich habe alle meine Gitarren gebraucht gekauft, bis auf die Ibanez, die habe ich in einem knapp 6 Stunden dauernden Shootout ausgesucht und neu gekauft.
Ich hatte schon alles in der Hand und was sich bei mir zu Hause auf Dauer nicht durchgesetzt hat, wurde wieder verkauft. Ich persoenlich habe im Laufe der Jahre ein Faible fuer Vintage-Instrumente (keine echten, die kann ich mir nicht leisten) entwickelt, und finde die vom Sound und ihrer Bespielbarkeit fuer mich am Besten. Ausnahmen bestaetigen auch bei mir die Regel (siehe Ibanez).
Just my 5 cents
Jacky