Allein der Tap-Tempo-Taster ist Gold wert - mit dem Audio-Tapping des kleinen Flashback komme ich nicht klar. Und die Bedienung des Loopers ist wohl auch beim Großen deutlich praxistauglicher. Also wenn Flashback, dann eher das x4.
Ich verstehe den Hype um die Dinger aber nicht so recht. Selbst ein DD-20, das nun schon eine ganze Weile auf dem Markt ist, bietet mehr Möglichkeiten. Schlecht am Flashback finde ich, dass die Sounds reine Presets sind, in die man kaum eingreifen kann. Man hat je ein festes Preset mit Modulation (Chorus) im Stil des 2290, eins für Tape, eins für analoge BBD-Delays, aber man kann nichtmal die Modulationstiefe einstellen. Bei der Mehrzahl der Presets hat man gar keine Modulation. Das ist beim Line6 Echo Park viel besser gelöst: Man kann für jedes Preset dazu wählen, ob man Modulation im Stil von Tapedelay (Flutter), Analog (Vibrato) oder Digital (Chorus) stufenlos dazumischen will. Das ergibt einfach sehr viele Sounds, die das Flashback nicht hat. Wobei man da mit 4 Toneprint-Presets teilweise Abhilfe schaffen kann. Einziges Plus des Flashbacks ist für mich der Looper, aber nur in der großen Version, mit der Ein-Knopf-Bedienung des kleinen kommt man nicht weit.
Auch die ganze Philosophie der Toneprintserie finde ich etwas hinter der Zeit. Ein bischen sind sie wohl von der Tonecore-Serie inspiriert, aber es wurde -so viele Jahre später- erstaunlich wenig besser gemacht, aber manches schlechter, siehe oben. Schön, man kann einzelne Sounds ergänzen, aber eben immer nur aus der selben Kategorie. Wär doch schön, wenn jemand, der auf Delays steht und nur dreimal im Jahr einen Chorus braucht, sich auf sein Flashback ein Chorus-Preset laden könnte. Da bot selbst die Tonecore-Serie von Line6 (Technik von anno 2005 oder so) schon mehr Flexibilität, bloß musste man da blöderweise Hardware erwerben, um Software zu kriegen - und hatte dann wieder immer nur einen Effekttyp an Board. Bei Line6 haben sie letztlich gemerkt, dass das kein Hit war und haben stattdessen das M5 gebaut - man hat auch immer nur einen Effekt laufen und keine Presets, wie bei Toneprint und Tonecore, aber eine riesige Auswahl von Sounds an Board, quasi die ganze alte Tonecore-Serie in einem Gerät. Dass der Grundsound wohl etwas schlechter ist, als bei den recht aufwändig gebauten Tonecore-Docks, ist bedauerlich - und scheint auch beim M9 so zu sein.
Mich persönlich beeindrucken die aktuellen kleinen Delays letztlich alle nicht wirklich, noch weniger aber die -oft hochpreisige- "Zwischengröße". Ich mag es entweder kompakt und dabei möglichst vielseitig und live gut nutzbar, deswegen nutze ich mein Echo Park in meinem "
kleinen Besteck", bis es auseinanderfällt. Wenn mehr Funktionen und deutlich höherer Preis, dann bitte detaillierter Zugriff auf die Parameter der Sounds und komplexe Speichermöglichkeiten (drei bis vier Presets mit verschiedenen Delays pro Song sind bei mir nicht selten - alte U2-Schule...), dazu Midi zwecks Synchronisation mit anderen Geräten. Und wenn ich mir dann anschaue, was ein Pod HD500, der preislich nicht weit von den Premium-Delays entfernt liegt, alles im Bereich Delays kann und was er mir sonst noch für einen großen Mehrwert bietet, dann spricht für mich persönlich nicht viel für die spezialisierten Delays.