So,
jetzt will ich mich wieder mal melden mit einem kleinen und kurzen Beitrag zum Fantom G.
Nach nun 5 Tagen intensiver Arbeit mit dem Gerät habe ich dann folgendes feststellen können und muss auch einiges aus meinen vorherigen Berichten revidieren:
1.
Es ist mir fast peinlich zu gestehen, aber da baut sich ein Gefühl der Liebe zu diesem Gerät auf. Peinlich deswegen, weil ich mir vor etwa 15 Jahren geschworen habe, dass mir ein Roland nicht mehr ins Haus kommt. Dazu kam es nach meinen grausigen Erfahrungen mit dem XP80, der mir klanglich sehr dünn war und für Live Einsätze dank der nur 32 Userplätze für Performances kaum einsetzbar wie ich es gewünscht hätte. Diese tiefe Abneigung gegen Keyoboards aus dem Hause Roland schlägt jetzt langsam um. Ich hatte schon viele Keyboadrs von Roland und war mit den Sounds immer sehr zufrieden, aber meist war mir ein Roland immer das Zweitkeyboard. Die Hauptachse war immer ein Korg.
2.
Piano Sound.
Da muss ich revidieren. Der NY Grand Piano Patch klingt mir jetzt richtig gut und ich bin zufrieden mit dem Klang. Für meinen Pop/Rock Stil auf der Bühne ist der Klang wirklich mehr als nur akzeptabel.
3.
Orgel Sound.
Da muss ich auch revidieren.
Der ist nicht schlecht, sondern noch schlechter. Die Tragik liegt aber nicht an dünnen/falschen Samples sondern an den a) fehlenden Möglichkeiten mehrere Effekte miteinander zu kombinieren (mit wenigstens zwei ließe sich schon viel machen) und b) dem Leslie Sound der nicht überzeugt.
Da ist ein guter Orgelpatch namens "RockyOrgan". Der Pitchbender leitet ein Vibrato
confused
ein. Da dachte ich mir, legste einfach ein Leslie Effekt als PFX und gut ist. Leider daneben, den der gute Klang kommt von einem EQ der die rauschigen Höhen gut hervorhebt. Durch den Leslieeffekt klingt RockyOrgan nicht mal im Slow Leslie Modus gut.
4.
Wie schon erwähnt, entstehen Löcher in der Sample Liste, wenn man einige Samples löscht, die nicht mehr gebraucht werden. Ich habe aber bemerkt, dass diese vom Fantom wieder aufgefüllt werden. Es kommt nicht zu einer Umordnung, sondern beim Laden von neuen Samples wird vorrangig in diese Löcher gefüllt. Ich finde es trotzdem nicht so ideal (toeti wird da anderer Meinung sein), da der Fantom zwar diese Löcher füllt, wenn aber mehrere Samples auf einmal geladen werden, dann werden diese Leerstellen belegt, der Rest wird dann aber wieder am Ende der vorhandenen Sampleliste weiter gespeichert. Da muss man aufpassen, dass man beim Erstellen von Multisamples nichts vermisst.
5.
Es ist zwar für viele nichts neues, trotzdem freut es mich riesig, dass ich bei den Oszilatoren (Tones) im Patch crossfaden kann und dieses dann mit einem Fußschweller steuere. Bei Korg (M3, Triton,...) geht das leider nicht. Somit kann man zwischen verschiedenen Samplevariationen sehr elegant hin und herschalten, bzw. blenden.
6.
USB
Es ist toll, dass ich den Fantom direkt am Rechner anschließen kann und die Samples elegant rüberschieben kann. Da entfällt das lästige dauernde An- und Abstöpseln des Sticks zwischen Rechner und Keyboard. Ist vor allem am Anfang wenn man viel programmiert sehr nützlich.
Schade nur, dass der Editor schlampig programmiert wurde und das man Zahlenwerte nicht direkt eingeben kann. Da muss ich leider ein bißchen hin und zurück zwischen Rechner und Keyboard.
7.
Lästig ist wirklich die Tatsache, dass man im Live Modus beim kleinsten Eingriff in ein Patch, dieses Patch erneut gesondert speichern muss. Der Live Modus hat zwar Offset Funktion um die wichtigsten Parameter von Patches anzupassen, das Problem ist aber, dass manche werkseitig programmierte Patches den Chorus/Reverb Send Parameter auf 0 oder eine zu kleine Zahl programmiert haben. Um nur dieses kleinste Detail nachträglich auszubessern, muss man den Patch im User mit dieser mikrigen Veränderung aufs Neue speichern. Damit wird der User Speicher streng genommen "zugemüllt", aber bei 512 Speicherplätzen ist das in der Praxis nicht wirklich ein Problem. Nur die Mehrarbeit an Speichern.
Toll ist andererseits aber die User Group Funktion. Dadurch lassen sich innerhalb eines Modus bis zu 64 Sounds - zu 16 in einer von vier Bänken abspeichern und mit einem Tastendruck (mit Pads z.B.) sofort aufrufen. Ein nettes Feature um sich seine meistgebrauchten Best of Klänge so anzulegen, dass man bei einem Jam mit der Band sofort die prototypischen Sounds bereit hat.
Der Vorteil gegenüber manchen anderen Keyboards liegt darin, dass dadurch nicht Speicher für Benutzersounds verloren geht, da es besonderer Modus ist, in dem die Sounds nur verlinkt werden. Dieselbe Funktion, in komplexerer Form hat auch der Favorites Modus (in der Schule habe ich "favourite" gelernt, aber Roland aus Japan wird es wohl besser wissen, denn so schreiben sie seit dem Ur-Fantom
)
Der Fantom G ist nicht ohne Kinderkrankheiten, trotz seines Alters von schon 2 Jahren, aber wir wissen ja alle, dass jedes Keyboard bestimmte Nachteile mit sich trägt, die manchmal von den Herstellern sogar als Feature angesehen werden. Ich glaube eine der Ursachen dafür liegt darin, dass bestimmte Funktionen die sich problemlos durch Software Updates beseitigen ließen, von den Herstellern absichtlich für eine Nachfolger Version aufbewahrt werden, um einen Neukauf schmackhafter zu machen.
Nach fast einer Woche würde ich nach all meinen Erfahrungen, den Fantom G als Keyboard für den Live Einsatz - gemessen an all seinen Features - ganz deutlich an Platz eins oder zwei (hinter Kurzweil) stellen.
Ich sage das auf keinen Fall deswegen, weil mir das Teil noch neu und interessant ist, sondern weil die Features für Live Einsätze wirklich sehr gut implementiert wurden. Bei einem schlechten Sound kann man immer nachprogrammieren. Man kann ihn auch durch eigene, bessere, gekaufte Samples ausbessern. Aber wenn ein Feature, eine gebrauchte Funktion nicht da ist, und man ist darauf angewiesen, dann kann man nichts machen. In diesem Bereich hat Roland wirklich nur wenig falsch gemacht.