Genau so ist es bei der Gitarre. Jeder der anfängt kann mit einer China-Gitarre, einen gebrauchten Rath-Amp oder einen besseren Modeller genau so gute (und genau so gut klingende) Musik machen wie jeder Vintage Sammler mit Gitarren im Wert von Kleinwagen und absolut originalgetreu restaurierten Röhrenboliden.
Ob man das so pauschal sagen kann? Verfügt "
jeder Vintage-Sammler" lediglich über gitarristisches Anfängerkönnen?
Ich bin in den 80ern mit einer sich permament verstimmenden Hondo-Les Paul-Kopie und einem zweckentfremdeten Röhrenradio angefangen - für mich war es enormer ein "Motivationssprung", 1 oder 2 Jahre später eine ordentliche Fender (Korea) Strat und einen Peavey Backstage mit zwei Kanälen + Hall zu bekommen. Das war dann das erste "ernstzunehmende" Equipmente (wie es Deinen "Specs" oben nahe kommt) , dennoch war auch da Luft nach oben, zumal sich mit zunehmendem Können auch schnell die Ansprüche änderten: Bald kam die erste Band und da war der lütte Backstage mit seinem 10" schnell an seiner Grenze angelangt, zudem fing ich an, Metal zu machen und da gefiel mir die Strat mit ihren brummenden und schnell pfeifenden SCs schnell nicht mehr. So ging dann die reise los, mit sich verändernden Ansprüchen änderte sich das Equipment.
Hätte ich zu dem Zeitpunkt mit meinem heutigen Equipment besser geklungen? Definitiv.
Hätte ich es wirklich zu nutzen gewusst? Eher nicht.
Und: Spaß hatten wir damals auch so, ganz klar!
Ich denke, so herum wird ein Schuh daraus.
Andererseits wird hier gerade Anfängern vermittelt dass sie das brauchen um Musik zu machen, dass sie immer schlechter klingen werden wenn sie nicht den alten Kram spielen, dass sie eine Gibson brauchen, dass nur mit einem alten Marshall ordentlich Rock zu machen ist. Und deswegen positioniere ich mich hier auch eher auf der "modernen Seite".
Da stimme ich Dir voll zu!
Ich beobachte das in diesem Thread zwar nicht (könntest Du mal Beispiel raussuchen?) aber grundsätzlich stimme ich Dir zu: So eine Haltung wäre zu verurteilen und ein ganz schlechtes Signal an den "Nachwuchs".
Es ist doch so: Jeder startet mit einfachen Lösungen und Kompromissen - sei es, weil man sowieso noch nicht weiß, was man will/braucht, in der Regel aber schon deswegen, weil man als Schüler/Azubi/Stundent begrenzte Mittel hat.
Ich bin aber sicher, dass auch die Mehrheit von denjenigen unter uns, die im Laufe der Jahre tausende in ihrem Hobby versenkt haben, sich noch gut an ihre Anfänge erinnern. Und daher auch gezielt den Tip an Anfänger geben würden: Fang' klein an, kauf gebraucht, find erstmal raus, wohin die Reise gehen soll. Ich halte er übrigens auch für einen ganz wichtigen Aspekt der "musikalischen Ausbildung", klein anzufangen.
Betrachten wir doch das Sammeln von älterer Analogelektronik als separates, nicht weniger legitimes Hobby und lassen die Kids die jetzt anfangen ohne Berühungsängste den Segen neuer Technologie genießen.
Ich finde Deine Rhetorik ja wirklich pfiffig, erst so einen Schmuskeurs einzuschlagen, um dann ganz unauffällig noch 'ne Bombe zu legen - macht Spaß zu lesen
Aber der von Dir so geliebte Vergleich mit Oldtimern ist natürlich schief. Die ganze Diskussion hier hat sich (leider) auf die Frage "Klingen Modeller so wie Röhren-Verstärker?" fokussiert. Wenn man diese Frage, so wie es ja auch tust, von der Qualität der Modeller überzeugt bejaht - dann attestiert man damit doch den Röhren-Verstärkern automatisch auch eine gewisse Sound-Qualität. Oder etwa nicht?
Und den Röhren-Amps dann - obwohl sie ja offensichtlich gut klingen (wie soll es auch anders sein, wenn sie den Modellern doch als die zu erreichende Messlatte gelten) - mit ziemlich einfache zu relativierenden Argumenten (groß, schwer, nicht so vielseitig, Röhrenverschleiß) eine Existenzberechtigung lediglich als "Oldtimer" und "Sammlerobjekte" zuzugestehen, finde ich schon arg konstruiert.
Wenn ich bei Deinen Oldtimern bleiben würde, müsste ich sagen: Wenn ein Mercedes 3000 SL von 1954 trotz antiquierter Technik dieselben Rundenzeiten erreichen würde, wie sein heutiger "Nachfolger" SLS AMG, würde mich das eher tief beeindrucken