WesL5
Registrierter Benutzer
Ich kann Deine Einschätzung grundsätzlich nachvollziehen: Die 60s/70s-Helden wie Clapton, Page, Blackmore, Gilmour, May, Santana, Knopfler usw. erkennt man bei zweiten Ton, unter den aktuellen Bands tue ich auch mich schwer, solche eigenständigen Stile + Sound rauszuhören. Ich bin aber fast sicher, dass es sie gibt und ich sie lediglich nicht kenne ;-)
Der entscheidende Punkt ist aber: Wenn es tatsächlich wenig Neues geben sollte, liegt das mit Sicherheit nicht im Mangel an Equipment:
Die "alten Helden" hatte einen Bruchteil der heutigen Auswahl zur Verfügung, gerade deswegen mussten sie experimentieren, um was eigens zu machen. Als nur ein Beispiel sei Blackmore genannt, der lange Zeit den Vorverstärker einer Bandmaschine nutzte, um seine Marshalls anzublasen. Da muss man in der Tat erstmal drauf kommen ... Damals war eben vieles aus der Not heraus geboren - und es gab noch massig Neuland zu entdecken. Heute dagegen gibt es unendlich viele Möglichkeiten, Amps mit Bodentretern, 19"-Effekten und, und, und in jede beliebige Richtung zu verbiegen.
Wenn also tatsächlich weniger experimentiert werden sollte, so wäre das reine Kopfsache und nicht Frage des Equipments. Wer nicht in der Lage ist, bzw. das Bedürfnis nicht hat, mit einem Amp und einem Dutzend Bodentretern zu experimentieren, um "neue" Sounds zu entdecken, der wird das auch mit einem Modeller nicht tun (den finanziellen Aspekt jetzt mal ausgeblendet). Wenn der Schwimmer untergeht, ist eben nicht die Badehose schuld ;-)
... und natürlich ordentlich Chorus. Das waren eben die klassischen Zutaten des "80s-Guitar-Hero-Leadsounds" ;-) Das klingt halt exakt so, wie Lynch in dem Clip auch aussieht, haha. Was jetzt keine Lästerei seien soll, das war damals eben so. Für mich sind das ebenfalls klassische Sounds aus einer ganz bestimmten Ära, die ich nicht missen möchte.
Und um vielleicht noch mal die Brücke zum Ausgangs-Thema zu schlagen ... halbwegs ...
Alle hier diskutierten Amp-Bauweisen haben ihre Berechtigung, weil sie spezifische Vorteile bieten UND unterschiedliche Geschmäcker + Ansprüche bedienen.
Mich wundert auch, warum das von einigen so schwer einzuräumen ist - auch wenn die ausufernden Diskussionen darüber (allen "Zeigefinger"-Posts hier zum Trotz) überwiegend Spaß machen.
Ich finde die Haltung der Röhren-Dogmatiker arrogant, die sagen: "Transe, bzw. Modeller kann gar nichts". Das stimmt einfach nicht und ist auch eine Beleidigung der Leute, die sich schlicht nichts anderes leisten können oder wollen. Equipment entscheidet nun wirklich nicht über musikalische Fähigkeiten.
Mir geht aber ebenfalls die Haltung derjenigen auf die Nüsse, die diejenigen Gitarristen belächeln, die Röhren-Amps vorziehen und nicht für irgendwelche rein technischen Argumentationsketten empfänglich sind, die ihnen beweisen sollen, dass nicht das besser sein kann, was sie hören, sondern das, was aus technischer Sicht auf dem Papier sinnvoller erscheint.
Jedem Tierchen sein Plaisierchen ...
Mein "Metier" sind Metal-Sounds, ich kann nicht über die Nuancen angezerrter Blues-Sounds fachsimpeln. Für mich steht jedenfalls fest, dass im High-Gain-Bereich Röhren- und Transistor-Amps unterschiedliche Zerrcharaktere haben, die verschiedene Geschmäcker bedienen. Da gibt es kein "besser" oder "schlechter", es soll mir aber auch niemand erklären wollen, dass die verschiedenen Technologien zu identischen Ergebnissen führen.
Vielleicht erklären hier mal Transistor-User, welche weiteren Amps in ihrer Auswahl standen!? Meine These ist nämlich folgende:
Wenn ein Metal-Gitarrist sich bei einer Auswahl aus vier Topteilen, darunter zwei Vertreter jeder Bauart, sagen wir ein Randall und ein Marshall MF auf der einen Seite, ein 6505 und ein Blackmore auf der anderen - dann würde das "Endspiel" (wir haben ja WM ...) entweder zwischen dem Marshall und dem Randall stattfinden oder dem Engl und dem Peavey. Die persönliche Vorliebe wird einen entweder in die eine Richtung des einen oder des anderen Konzeptes führen.
Ich bin sogar überzeugt, dass es Marshall mit dem MF oder Randall mit seinen großen Transistor-Amps überhaupt nicht um das "Kopieren" von Röhren-Amps geht - die sie ja auch im Programm haben. Es geht vielmehr um einen eigenständigen Zerrsound, der sich von der Röhren-Zerre abhebt, so mit Röhren auch nicht ohne weiteres zu erzeugen wäre und der im Metal - genug Beispiele gab es auf den ersten Seiten - absolut seinen Stellenwert hat.
FAZIT: Meiner Meinung nach haben sowohl die Industrie und auch der Markt (also wir Gitarristen) doch längst akzeptiert, dass komplett unterschiedliche Konstruktionsweisen (es ist ja nicht so, dass bei einem Transistor-Amp ein Röhren-Amp ist, bei dem lediglich die Röhren durch Transistoren ersetzt werden ... beide Bauweisen sind von Grunde auf anders angelegt) auch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Es gibt hier zwar ein paar unermüdliche Don Quixotes, die das bestreiten und meinen, Transistor- und Röhren-Amps klängen identisch und bei Gleichstand gehöre die ältere Technologie auf den Müll. Ich stelle jedoch fest, dass sich diese Behauptung nicht mit den Erfahrungen der meisten hier deckt.
Vielleicht gründen wir stattdessen mal eine Gruppe "Für die friedliche Koexistenz von Röhren und Transistoren".
Verdient hätten es all die tapferen Geräte beider Familien, die uns beim Krach machen helfen ;-)
Das ist mit Abstand einer der wenigen Beiträge in dem Thread,denen ich recht gebe.Eigentlich wollte ich ja nur noch mitlesen und mich amüsieren,aber der Beitrag ist ein Kommentar wert.
Mehr muß man dazu eigentlich nicht sagen(ich nutze Röhren und Transitor Amps)