So, mein Toneport GX ist seit gestern da.
Es war einfach zu installieren und bereitet auch mit Cubase keine Probleme.
Bedienung ist einfach und praktisch - nur die Ton-Wahl in der Gearbox hätte man noch etwas einfacher gestallten können - niemand hat Bock, sich permanent durch irgendwelche Menüs zu klicken, wenn man die Presets durchprobieren will.
Als Soundinterface tut das Gerät auch sehr gute Dienste - viel besser als mein Onboard-Sound (Biostar Mainboard, (HDA) ALC662).
Modellingsoundtechnisch find ichs zwar brauchbar, um Ideen in Cubase festzuhalten, aber nicht, um ernsthaft Musik damit zu produzieren - dafür klingts dann halt doch zu chemisch/steryl. Wenn man nen wirklichen Röhrenamp danebenstehen hat, ist der Vergleich vom Sound her eigentlich schon Blasphemie. Dem (echten) Dual Rectifier sagt man ja nach, dass er eher undynamisch und komprimiert klingt, aber gegen dieses Line6-Modelling wirkt er wie die göttliche Offenbarung, was den Sound angeht. Wenn man den (echten) Rectifier bischen sinnvoll eingestellt hat, realisiert der durchaus einiges an Dynamik, vor allem was die Klangformung angeht - man kann da sehr viel machen, mit der Art des Anschlags, der Anschlagsposition und -härte und Pickstellung etc. - wenn man zwischen Hals und Brigde PU wechselt gibt das nen Unterschied wie orientalisches Morgenland im 18. Jhd. zu amerikanischer Flugzeugträger heute. Der Line 6 ist dagegen ein Allesfresser, bei dem es völlig egal sein dürfte, welche Gitarre man vorn reinhängt - hintenraus klingt eh alles gleich, nach Line 6 eben, bzw. nach den Settings in der Gearbox - mit irgendwelchen Klangfärbungen am Instrument zu spielen kann man vergessen - Line 6 macht alles platt - friss oder stirb - die Gearbox verhandelt nicht mit deiner Gitarre - wenn du den Sound an ner Stelle anders willst, beweg die Finger zu Maus und schraub in der Gearbox, oder lass es halt.
Grund zum beschweren gibts anbetracht des Preises trotzdem nicht - ein kleines 65€ Interface ist eben kein 3900€ Half Stack (btw. der Line 6 Recto hat mit dem echten Recto so ziemlich gar nichts gemeinsam - ich hab meinen Amp und Box in der Simulation nicht ansatzweise wiedererkannt).
Wer das Gerät zum Üben verwendet und sich in den brachialeren metallischen Gefilden bewegt, dürfte damit glücklich werden, wer aber auch mal Ton und Spieldynamik übt und was für seinen Ausdruck tut, der sollte lieber auf nen echten Amp zurückgreifen.
Trotzdem isses ne sehr unkomplizierte Lösung, mit der Gitarre mal schnell was in den Rechner zu kriegen - es funktioniert immer und jedesmal gleich - man braucht weder Umgebungslärm, irgendwelche Mikrofonpositionen, bestimmte nicht speicherbare Einstellungen an Analog-Amp und -Effekten etc. berücksichtigen, sondern man kann einfach anstöpseln und los gehts.