PRS pre factory - Überblick und User-Thread

Danke für den Artikel, der einen sehr frühen und tiefen Einblick in die Arbeit von PRS gibt.

Das war die Fundstelle: "If I couldn't get brazilian rosewood, I don't think I'd be making guitars."
die ich anlässlich meines Beitrags zu den Custom 87/94 vergeblich gesucht hatte!
Irgendetwas muss an diesem Holz besonders sein, dass es auch heute noch bei wenigen besonderen Gitarren Verwendung findet.
 
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Hier mal ein nettes Bild meiner 4 "pre factorys" (von links nach rechts: sehr frühe Custom 24, Signature, Artist (I), 10th Anniversary) mit dem sehr sympathischen Chef von PRS Deutschland, Österreich und Schweiz Detlef Brauns anlässlich eines rundum gelungenen Treffens bei @hack_meck , wo wir gemeinsam eine kleine Einführung in die großartigen Gitarren aus der Frühphase von PRS halten konnten:

15.JPG
 
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So, ich habe "mein eigenes Rätsel" aus Beitrag 48 aufgelöst.
Es ging ja um diese auf den ersten Blick unstimmige Seriennummer:

Anhang anzeigen 758567 also die 7 3780 (ev. auch 8 3780).

PRS-Lesart: Jahrgang 87 (= erste 7), die 3780ste je hergestellte Seriengitarre,
Nach allen offiziellen Angaben fand der Wechsel von Jahrgang 87 auf 88 aber (je nach Quelle) mit der Seriennummer 3501 oder 3601 statt. Danach wäre die Seriennummer unstimmig.

Diese mehr oder weniger offiziellen Quellen sind falsch.
Nachdem ich eine Weile alle zugänglichen Gitarren des Übergangszeitraums recherchiert habe, zeigte sich, dass der Übergang irgendwo zwischen
der (noch) 87er Seriennummer 7 3943 Anhang anzeigen 758568 und der 88er Nr.8 3959
Anhang anzeigen 758569

, also um 3950 herum liegt. Ferner zeigt sich, dass die von PRS verwendete "3" schon fast wie eine "8" aussieht.
Die im ursprünglichen Post untersuchte 87er ist also "voll rehabilitiert". :) ;)

Bei den Fender Gitarren der 50er und 60er Jahren ist es ja hinlänglich bekannt, dass die Neckplates kein zuverlässiges Mittel sind, das Herstellungsdatum/-jahr zu bestimmen. Angeblich hat es eine große Kiste gegeben, aus der die gestempelten Neckplates je nach Bedarf herausgenommen und montiert worden sind.

Dass bei den PRS aber die Jahreszahlen nicht mit der fortlaufenden Nummerierung übereinstimmen, ist für mich überraschend. Anbei das Bild einer wohl authentischen 87er Custom-Kopfplatte. Die Nummer 4012 würde zu dem 88er Jahrgang passen.
Die 7 für 87 ist aber in Ordnung. Vielleicht war da auch ein guter Whiskey im Spiel?


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Erstaunlich! Vielleicht hat da ein Mitarbeiter geschlafen? Paul sagte mal in einem Interview, dass das Anbringen der Seriennummer der letzte Vorgang bei der Herstellung einer Gitarre sei.
 
Damals hat’s keinen Interessiert und heute ist es überbewertet.
Und ich behaupte mal das es bei PRS auch keiner mehr so richtig weis.
 
Aus der Sicht des Musikers bin ich ganz bei Dir.
Für den Sammler ist es aber durchaus relevant, ob es ein 87er oder 88er Jahrgang. Auch die Preise für die einzelnen Jahrgänge steigen, je älter die PRS ist - aber wem erzähle ich das.;)
 
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PRS Standard (90/95) und PRS Studio (91)



Die Preise für einige Pre Factory PRS haben die durchaus respektablen Neupreise der Core PRS bereits hinter sich gelassen. Auf dem Gebrauchtmarkt sind die PRS Standards und erst recht die PRS Studio zwar sehr selten aber zumindest hierzulande noch vergleichsweise sehr günstig. Der Vintage Guitar Price Guide weist für die Standard Modelle bis 1991 sogar einen höheren Wert aus als den von Customs aus dem gleichen Produktionsjahr. Aus Sicht des Musikers sind es Gitarren, die hervorragend verarbeitet und bespielbar sind und einen eigenen, sehr bandtauglichen Klangcharakter haben. Grund genug, sich mit den Modellen etwas näher zu beschäftigen.

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Als Paul Reed Smith beschloss, Gitarren zu bauen, waren die alten Les Pauls aus den 50er Jahren die Messlatte, deren Sound er mit seinen Gitarren erreichen wollte. Die meisten der Gitarren, die seinen Vorstellungen entsprachen, hatten einen Mahagoni Body und –Hals sowie ein Brasilian Rosewood Fingerboard. Paul besaß eine 57er Les Paul Junior mit einem
einteiligen Mahagoni Body, die das Vorbild für seine Vorstellung von Sound war und das er übertreffen wollte.



Wer einmal eine Gelegenheit hatte, eine Les Paul Junior aus den 50er Jahren zu spielen, wird diesen Sound wohl nicht vergessen. Auf den ersten Eindruck klingen sie irgendwie sperrig, erweisen sich aber bei intensiver Beschäftigung als erstaunlich flexibel, immer präsent im Bandkontext und auf ihre Art sehr gut klingend. Hier im Board gibt es eine kleine Handvoll Sound Gourmets, die in der glücklichen Lage sind, eine oder sogar mehrere 50ths Juniors zu besitzen. Für diejenigen, die keine klare Vorstellung haben, wie vielseitig dieses Rockbrett klingen kann, empfehle ich einen neueren Live Mitschnitt von Wishbone Ash. Mark Abrahams zaubert aus seiner alten Junior phantastische Sounds.


View: https://www.youtube.com/watch?v=CVR9j7RO2RM&t=1097s

Die Junior ist – bis auf das Rio Griffbrett – eine reine Mahagoni Gitarre. Deshalb ist es konsequent, dass die ersten Gitarren, die Paul überhaupt baute, noch kein Eyecatcher Maple Top hatten, sondern Hals und Body aus Honduras Mahagoni. Auch die Bodymasse entsprachen in etwa einer Les Paul Junior.


1. Die PRS Guitar – PRS Standard

In der Serie baute Paul von Anfang an (seit 1985) neben der PRS Custom die sog. PRS Guitar, die bei gleicher Bauform anstelle des Maple Tops ein Mahagoni Top hat. 1987 wurde dieses Modell in PRS Standard umbenannt. Sie wurde für den Working Musician gebaut, der sich das teurere Custom Modell nicht leisten wollte oder konnte.

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(PRS Standard Jahrgang 1990)


David Grissom, maßgeblich u.a. für das heute noch aktuelle DGT Modell verantwortlich, war bereits 1985 bei Aufnahmen mit einer PRS Guitar zu sehen. Seine viel gespielte Goldtop ist eine Standard, mit der er für Jahre den Sound von Don Ely und John Mellencamp prägte.

Tatsächlich gibt es auch hier in diesem Forum Musiker, die die Standard der Custom vorziehen. Der Mahagoni Body hat einen etwas anderen, idR. etwas weicheren Klangcharakter. Die frühen PRS Guitars bzw. Standards hatten meist keinen One Piece Mahogany Body. Das Mahogany Top wurde vielmehr wie bei der Custom separat hergestellt und aufgeleimt. Das Griffbrett bestand bis ca. 1991 aus Rio Palisander.

Die Standard erhielt eigene Pickups, den Standard Treble und den Standard Bass Humbucker. Diese sind nicht identisch zu den Pickups in den frühen Customs.

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Das frühe One Piece Tremolo ist an den fehlenden Schrauben zur Verbindung des Tremoloblocks zur Grundplatte zu erkennen.

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Das hervorstechendste Merkmal ist der extrem bequem zu bespielende Hals. Er wurde von Hand geschliffen, was sich insoweit bemerkbar macht, als kein Hals der Pre Factory Modelle 100 % identisch ist.

Einziger Wermutstropfen der PRS Gitarren bis ca. 2000 ist, dass bei manchen der Lack stellenweise milchig wird. Das wirkt sich nicht auf die Funktion aus, ist aber nur mit einer Neulackierung zu ändern.


2. Die PRS Studio
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Die Studio – erstmals 1988 im PRS Katalog zu finden - ist bis auf die Pickup-Bestückung identisch zur Standard. Diese. Jahrgang 1991, hat als Special Order Lindy Fralins Single Coils als Hals- und Middle PUs. Wir erinnern uns, die frühen PRS bis ca. 1991 waren als „Best Of Both Worlds“ der Stratocaster deutlich näher als die späteren Modelle, die mehr in Richtung Les Paul Sound gebaut wurden. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Single Coils ausgesprochen gut zu der Studio passen. Der Hals PU z.B. klingt verblüffend nach alter Vintage Strat.

3. PRS Standard 22

Eine ganz andere Baustelle ist die Standard 22, die 1994 ins Programm aufgenommen wurde. Dieses Modell mit Wide Fat Neck, 22 Bünden auf einem Indian Rosewood Fretboard, Wrap Around Tailpiece und Dragon PUs hat bis auf die äußere Form nichts mit der frühen Standard gemein. Diesmal ist der Body aus einem Stück, die Decke wurde nicht aufgeleimt.

Der tonale Charakter hat den Focus auf Bässe und untere Mitten, wobei sie nicht schwammig wird. Die Standard 22 schiebt und drückt, dass es eine Freude ist. Wer Probleme hat, dass sein Sound zu dünn sein könnte, sollte die ausprobieren. Dagegen sieht manche Les Paul schmal aus.

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Grüße aus der Lüneburger Heide!
 
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Ich war Besitzer mehrerer PRS Gitarren der Baujahre 1986,1987 und 1992. Alle waren Top verarbeitet, das Halsprofil fand ich aber im Vergleich zum Wide Fat Neck oder jetzt Vintage Pattern für meine Belange nicht ganz so ideal. Der Sweet Switch war ne gute Idee, aber auch nicht mehr. Leider halten sich Vintage Guitar Dealer sehr bedeckt was den An und Verkauf anbelangt, jedenfalls in Deutschlan.
 
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Das ist ein interessanter Hinweis! Ähnliches habe ich auch schon beobachtet.

Glücklicherweise trifft das nicht auf alle Vintage Dealer zu. Ziemlich genau vor 1 Jahr hat No.1 Guitar Center in Hamburg eine PRS Sammlung mit überwiegend pre factory Modellen zum Verkauf angeboten:

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Danach kamen noch ein paar dazu. Heute sind nur noch 2-3 der aktuelleren Modelle im Laden. Der Rest ist lange verkauft.

No.1 hat im Gegensatz zu z.B. Guitar Point nicht die gut aufgebaute Internetpräsenz. Das scheint aber nicht zwingend notwendig zu sein. Z.Zt. befinden sich dort z.B. 3 Bursts im Tresor. Die 4. wurde kürzlich verkauft.
 
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Ja, in Deutschland ist speziell das Angebot an frühen pre factorys doch sehr begrenzt, zumal da ja die CITES-I-Problematik greift, ein Import früher PRS aus den USA ist nahezu unmöglich.
Nicht zuletzt aus diesem Grund kann ja z.B. Bigfoot schon gehobene Preise ausrufen und verkauft diese Gitarren trotzdem zügig.
Die Nachfrage wird vermutlich weiter steigen, weil viele Gitarren inzwischen fest in Sammlerhänden sind.
No1 ist wirklich ein sehr spannender Laden, ich habe damals viel mit frühen USA-Charvels mit denen gemacht, darauf waren die seinerzeit spezialisiert, insbesondere der Chef T. Weilbier.

Das Halsprofil der frühen PRS finde ich bis heute unerreicht, meine absolute Lieblingsform, zu meinen Händen passen diese Hälse geradezu perfekt,
 
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Interessant! Die 1984er Gitarren unterschieden sich von der ersten Produktion ab 1985 in nur wenigen Details. Mal aus dem Video: Die Federschwingen von 2 Birds waren noch einzeln, die Klinkenplatte aus Messing, auf dem Headstock war der kleine Adler. Ebenfalls schön dort ein Bild des Betriebs von 1984/5:
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Spannend, die Seriennummer 35 ist aufgetaucht. Eine großartige Gitarre, leider nicht nur finanziell für mich nicht darstellbar (obwohl eigentlich für so ein frühes Exemplar mit birds, one piece body, und in vintage yellow fast schon günstig) sondern auch infolge des Rio Palisander-Griffbretts nicht nach Europa importierbar:

https://reverb.com/de/item/69675721-prs-custom-24-vy-birds-one-piece-top-1985-vintage-yellow

Hier mal Bilder aus der Anzeige, da sie einen guten Vergleich zu der 1984er Vorserie des letzten Posts bieten:

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Wobei der Zoll es eh nicht auf dem Schirm hat.
 
Gibt es dazu konkrete Erfahrungen? Früher hatte ich keine Bedenken, Gitarren aus den USA zusenden zu lassen. Seit der CITES Aufregung in den vergangenen Jahren scheue ich wegen einer möglichen Beschlagnahme davor zurück.
 
Ich habe im Frühjahr eine Joe Walsh Signature mit Rio Board und CITES bei einen offiziellen PRS Händler gekauft.
Und ich kann mal Detlef Brauns fragen, den ich lange kenne und der den PRS Vertrieb in Deutschland macht, wie es sich verhält.
Weil wenn das Holz zertifiziert wurde ist es ja eigentlich egal ob ich es innerhalb der EU oder weltweit versende.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Aber mal zu der 035. Streng genommen ist dies keine Pre-Factory da der Begriff nur auf Klampfen angewendet werden sollte die PRS noch handgefertigt hat. Und die haben meines Wissens noch keine Seriennummern.
 
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Klar, wenn du eine Vermarktungsgenehmigung hast, die berühmt berüchtigte Cites I Unterlage, dann kannst Du importieren. Die liegt hier aber ziemlich sicher nicht vor, der Anbieter hätte sie sonst sicher erwähnt und gezeigt. So ist die Anzeige leider nicht legal.
Zoll ist unberechenbar. Manchmal schaut er nicht drauf, manchmal sitzen da Leute, die sich sehr gut auskennen, sehr genau schauen, recherchieren usw. Mei, ob gerechtfertigt oder nicht, das Holz ist geschützt wie Elfenbein.

Ich bin kein großer PRS Experte, kenne aber etwas die Diskussion um Pre Factory. 1985 wäre für mich auf jeden Fall Pre Factory, aber da hat wohl jeder eine andere Auslegung.
 
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Meinen Erfahrungen nach macht man sich im angelsächsischen Rsum wenig Kopf um das CITES Thema. Bestelle eine 56er Junior in UK beim Vintage Händler dann kommt das Teil in der Regel ohne CITES.
 
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Ja, leider. Und Du hast dann das Problem hier, wenn Du sie mal "sauber" verkaufen magst... Blödes Thema...
 
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Es gibt die Möglichkeit solche Gitarren nachträglich zertifizieren zu lassen.
Mehr möchte ich hier öffentlich nicht dazu sagen.
 
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