PRS Santana
Dann nützen wir doch einmal die Gelegenheit, uns einer Gitarre aus der Annapolis Ära zu widmen, der PRS Santana.
Carlos Santana gehört zu meinen uneingeschränkten Gitarren Helden. Es mag sein, dass sein technisches Können und sein musikalischer Wortschatz im Vergleich zu manchem anderen Gitarristen eher eingeschränkt ist und seine lobende Erwähnung idR sofort die Musikerpolizei auf den Plan ruft. Aber mir fallen nur sehr wenige Gitarristen ein, die nur über ihr Instrument so viele Menschen erreicht und begeistert haben.
Kennt noch jemand die alten Santana Platten Caravanserai, Abraxas oder das Live Konzert in Japan auf 3 LPs "Lotus"? Sie sind wunderbare Beispiele für Aufnahmen aus den 70ern als die Band nicht ins Studio ging, um perfekt nach Click zu spielen, sondern sich vom Groove, der Stimmung und mancher inspirierender Droge treiben zu lassen. Manches ist - vorsichtig formuliert - aus heutiger Betrachtung anstrengend anzuhören. Dabei sind aber auch Stücke entstanden, die bis heute begeistern: Sampa Pa Ti, Europa (Earth's Cry, Heaven's smile) u.v.m..
Ich bin ein Fan von Carlos. Ich bin auch ein Fan seines Tons ab dem Moment als er zum Boogie und der Yamaha SG 2000 griff. Seit Moonflower 1977 hatte er einen Ton zum Niederknien.
Für eine SG 2000 hatte meine zusammengesparte Gage als Hobbymusiker 1980 endlich gereicht. Der Boogie kam ein paar Jahre später. Zwischenzeitlich hatte Carlos die Gitarre gewechselt und spielte eine Paul Reed Smith!?
Mit dieser Marke konnte man Anfang der 80er Jahre in Deutschland gar nichts anfangen. Kein MTV, kein Internet, keine Youtube Mitschnitte. Erste Test im Fachblatt und anderen Musikzeitschriften die
@DirkS sorgsam zusammengetragen und hier veröffentlicht hat überschlugen sich vor Begeisterung. Bis man dann eine PRS im Laden oder auf der Bühne erleben konnte, dauerte es noch ein bisschen.
Unbestritten maßgeblicher Faktor für den Erfolg der Marke war, dass Santana sie spielte und damit die Aufmerksamkeit vieler Gitarristen auf sie lenkte.
Die PRSi, die dann in den Läden auftauchten entsprachen aber nicht der Gitarre, die Santana spielte. Es brauchte die Anfragen vieler Gitarristen einschließlich Santana selbst, bis Paul sich die Gitarre, die er in Handarbeit selbst geschnitzt hatte vornahm, nachvermaß und dann als erste Gitarre in der PRS Geschichte mit den gerade neu erworbenen CNC Maschinen nachbauen ließ. Die ganz frühen PRS Santana sind demnach exakte Kopien der Santana aus der pre series. Es ist schwer zu beschreiben aber sofort zu fühlen, wenn man sie in die Hand nimmt. Es sind nicht nur die etwas kürzere Mensur, die Tonabanehmer und das Body Shaping mit dem pre series unterem Cutaway. Es ist der Hals, der sich von der Custom oder der McCarty deutlich unterscheidet, eine ganz leichte V-Form aufweist und noch etwas die Erinnerung an handgeschnitze, gerade nicht maschinell geglätte Gitarren aufkommen läßt.
Die ersten 100 PRS Santana wurden auf der Abdeckplatte des Elektrikfachs nummeriert. Diese trägt die Nr. 27 und hat eine 95er Seriennummer.
Erwähnenswert ist, dass die Nummerierung der ersten 100 (wieder einmal) keinen klaren Regeln folgt. Kürzlich ist die Nr. 20 mit einer 96er Seriennummer bei Reverb kurz aufgetaucht und gleich verkauft worden. Es gibt aber auch eine PRS aus 1995 ohne Nummerierung auf der Backplate (Serien Nr 5 24251), die also mindestens Nr. 101 oder später sein müßte.
Für diejenigen, für die das Thema Rio Palisander von Relevanz ist, sei gesagt, dass Rio nicht nur bei der Santana II sondern auch bei manchen Santana I verbaut worden ist. Das entspricht der Originalvorlage.
Zum Schluss noch ein Gruppenbild: Santana I aus 95, Santana I aus 96 und ein Jim Kelley Reverb aus den sehr frühen 80ern.
Grüße aus der Heide.