Die Entwicklung von der PRS Custom 1987 zur PRS Custom 1994
Links eine frühe PRS Custom 10 TOP mit damals seltenen Birdinlays in faded vintage yellow (aka feather)
und rechts eine Ende 1994 Custom 10 TOP mit Birds und gold hardware ebenfalls in vintage yellow.
Beide Gitarren sind noch nicht mit CNC Maschinen gefräst sondern mit viel Handarbeit (und Können) entstanden. Die auf den ersten Blick sehr ähnlichen Instrumente unterscheiden sich z.T. erheblich und machen die Entwicklung der PRS Custom in der pre factory Ära deutlich. Alle Unterschiede aufzuzeigen, würde den Rahmen sprengen und einiges ist auch hier bereits sehr gut (z.B. von DirkS) herausgearbeitet worden.
Die 1987er Custom hat eine für heutige PRS Gitarren eher ungewöhnliche Deckenzeichnung. Heute gilt eine möglichst gleichmäßige Decke als das Schönheitsideal. Es handelt sich idR um sog. Soft Maple, Ahorn mit einer größeren Porenweite und meist nicht so hart und schwer wie das Hard Michigan Maple, das bei den meisten Les Pauls aus den 50er Jahren verwendet wurde. Der Ton der letztgenannten Tops gilt als fokussierter und eher höhenbetonter als eine Soft Maple Decke.
Die Decke der 87er ist laut meinem erfahrenen Gitarrenbauer aus Hard Maple. Die feine Deckenzeichnung erinnert an eine Feder, was zu dem Namen „feather“ führte. Warum sollen nur die Les Pauls aus den 50er Jahren Namen bekommen?
Die Bezeichnung 10 TOP findet sich in dieser Zeit unter dem Treble Tonabnehmer. Erst im nächsten Jahr wurde 10 TOP auf die Kopfplatte eingestempelt.
Das Griffbrett ist aus wunderschönem Rio Palisander, das in dieser Qualität auch bei den frühen PRS nicht selbstverständlich ist. Paul Reed Smith soll einmal gesagt haben, wenn ich kein Rio Palisander hätte, würde ich keine Gitarren bauen. Rio Palisander wird nachgesagt, dass es einen schnellen, klaren aber nicht schrillen Ton unterstützt.
Ab 1992 wird für Instrumente mit Rio Palisander eine CITES 1 Bescheinigung gefordert, wenn sie verkauft, im- oder exportiert werden sollen. Für Gitarren, die vor dem 20.07.1992 gefertigt wurden kann man u.U. auch jetzt noch eine CITES 1 Bescheinigung erhalten. Den Nachweis über das Alter erbringt man am besten durch Rechnung, wenn es keine Rechnung mehr gibt, werden aber auch Bescheinigungen akzeptiert in der Art z. B., dass der Vorbesitzer bestätigt, wann die Gitarre gekauft wurde und dass sie 1992 bereits in (z.B.) Deutschland war.
Eine CITES 1 Bescheinigung sieht bspw. so aus:
(Quelle: Stollguitars.de)
Die Kopfplatte trägt den sehr kleinen Paul Reed Smith Schriftzug, der auch in der pre factory Ära schrittweise größer wurde (s.u.).
Der Halsfuß ist ausgeprägt aber nicht klobig, wie bei den 95er Modellen.
Feather hat eine Besonderheit. An der Bridgepostion ist nicht der damals übliche Treble Standard sondern ein HFS II verbaut.
Dieser PU ist extrem selten. Selbst PRS Mitarbeiter des Support haben mir bestätigt, noch nie einen im Original gesehen zu haben.
Dass es ihn gegeben hat geht aus
hervor.
Die frühen PRS gelten als Musterbeispiel für Ergonomie und Bespielbarkeit. Für meine eher kleinen Hände sind Halsform und -breite ideal.
Bis zu der 1994er hat es einige Veränderungen gegeben.. Die Decke ist eine schön gezeichnete Softmaple Decke. Gute Fotografen könnten die Maserung sicher deutlich besser herausholen.
Das Griffbrett ist Indian Rosewood und ein wenig breiter.
Der Schriftzug auf der Kopfplatte ist etwas größer und
der Halsfuß noch relativ klein. Ab 1995 wurde der Halsfuß deutlich größer.
Tonal sind beide Instrumente unterschiedlich. Die 87er stammt aus der Zeit der Superstrats, Charvel, Schecter usw. Die Aufnahme, die DirkS von Gary Moore eingestellt hat ist sehr anschaulich. Der Ton ist prägnant, klar im Mix zu orten und sehr auf die Mitten fokussiert ohne jemals unangenehm zu werden. Feather reagiert phantastisch auf den Volumeregler. Am Soldano ist mit einer Einstellung alles von brachial bis Teleclean drin.
Die 94er ist dem Zeitgeist angepasst. 1990 kam Gary Moore mit Still got the blues auf den Markt und die Gitarristen wollten einen Les Paul Ton. Das ist auch hier gut gelungen. Der Ton hat deutlich mehr Breite. Auch Bässe und Tiefmitten sind einer Weise vertreten, wie man sie mit einer guten Les Paul assoziiert.