Hallo Quicksilver,
vielen Dank für deine Fragen und Anregungen! Du schreibst, dass PRS im Vergleich zu anderen Marken eher ein Underdog ist und nicht die Präsenz hat, wie z.B. die beiden großen anderen amerikanischen Herstellern. Sicherlich ist da etwas dran, nur kann man PRS nicht mit Fender oder Gibson vergleichen, da wir hier im Vergleich doch eher ein kleiner Gitarrenhersteller sind, der aber eigentlich ein großer Customshop ist ;-)
Wenn man wie wir bis jetzt, eher in einer Preislage ab 2.500,-- aufwärts agiert, so ist natürlich der Käuferkreis und auch die Präsentation solcher Instrumente eher überschaubar. Wieviele Läden führen z.B. gar keine Gitarren in dieser Preislage? Das sind mehr als 80% aller Gitarrenläden und damit limitiert sich das Angebot von alleine.
S2:
Sicherlich dürfte jedem bekannt sein, dass es zur Zeit weltweit wirtschaftlich nicht so rosig aussieht. Es gibt Länder mit erheblichen Problemen (z.B. Jugend Arbeitslosigkeit usw.). Davon sind auch Länder wie die USA oder Japan (80% unseres Absatzgebietes) betroffen und da haben die Leute einfach kein Geld zur Verfügung, um sich eine Edelgitarre zu kaufen. Dieser Markt ist eingebrochen und bringt ALLE Hersteller zum Nachdenken.
Paul hat sich die Absatzzahlen und unsere Preisstruktur sehr lange angeschaut und kam zu der Erkenntnis, dass wir sehr erfolgreich in der Preislage bis ca. 800,-- verkaufen, sich dann aber eine Lücke auf tut, die es gilt zu schließen. Wir haben in der Vergangenheit den kompletten Markt zwischen ca. 800,-- und 2.500,-- an uns vorbei ziehen lassen und schauen zu, wie z.B. Gibson, Fender, ESP oder auch Ibanez diesen Markt besetzen bzw. dominieren. Da wir nicht den edlen Tod sterben wollen (klingt ein wenig pathetisch) haben wir uns dazu entschlossen, diese Lücke mit hochwertigen USA Instrumenten zu besetzen. Gleich vorweg, wir wollen uns mit den neuen Gitarren nicht selbst Konkurrenz machen, daher unterscheiden sie sich auch erheblich von den sog. CORE Gitarren, sondern wollen einen bis dato nicht besetzten Markt angreifen.
Wir haben in eine zweite Produktionsstraße investiert, um damit die Arbeitsabläufe zu optimieren. Hierdurch kommen wir nun auf den gewünschten Preis.
Bsp. S2 Custom 24:
Sicherlich ist die Custom 24 unsere erfolgreichste Gitarre, nur liegt sie im VK bei ca. 2.900,--. Für viele unerreichbar und daher scheidet sie als Instrument leider aus. Alternativ hätten wir die SE Custom 24 anzubieten. Ein tolles Instrument, wird in Korea produziert und kostet ca. 750,--. Viele Kunden möchten aber keine Fernost Gitarre, sondern bevorzugen eine Gitarre aus den USA. Auch wollen sie mehr als 750,-- ausgeben und wären gerne bereit eine PRS zu kaufen, wenn wir sie denn in der gewünschten Preislage hätten. So verlieren wir den Kunden an Hersteller, die in ihrem Produktangebot keine Lücke haben. Mit der neuen Produktionsstraße sind wir nun in der Lage, hochwertige Instrumente dem Kunden anzubieten, die natürlich gegenüber der bekannten CORE Linie Abstriche haben. Aber hat das z.B. eine LP Studio gegenüber einer LP aus dem Gibson Custom Shop nicht auch? Oder aber auch eine Fender American Standard gegenüber einer Fender Strat aus dem Custom Shop?
Hier einmal ein paar gravierende Unterschiede:
- es gibt keine Optionen wie z.B. Hardware Farbe, Halsprofil, 10 Top Decke, Pickup Auswahl, Stoptail oder Tremolo
- eingeschränkte Farbauswahl (nur 7 statt 23 Farben ;-))
- kein Koffer sondern ein Gig Bag
- keine Abalone Bird Einlagen sondern Plastik Vögel
- Backplates sind aufgeschraubt und nicht eingelassen
- einfachere, aber gut funktionierende Klemmmechaniken
Diese sog. Einsparungen halte ich für sehr sinnvoll und vertretbar und bringen uns zudem zu dem gewünschten Preispunkt. Was ist an dieser Vorgehensweise falsch oder verwerflich?
Der bisherige PRS Kunde kann nach wie vor, seine Privat Stock, Wood Libary, Artist Package oder auch Core Gitarre kaufen, nur parallel dazu machen wir PRS Instrumente Gitarristen zugänglich, die bis dato sich keine PRS leisten oder auch kaufen konnten/wollten.
Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass wir mehr PRS Instrumente auf der Bühne sehen wollen und dazu braucht es keine Edelgitarren sondern sog. Workinginstrumente. Auch wollen wir mehr Jugendliche als Kunden erreichen, denen bis dato unsere Instrumente zu perfekt, zu elitär und zu Nobel waren. Daher auch deckende Farben wie Seafoam Green, Antique White oder auch Black. Wir wollten einfach etwas frisches, neues präsentieren, ohne dabei auf unser Kerngeschäft zu verzichten oder dieses zu vernachlässigen.
Ich habe die ersten Gitarren seit Wochen in meinem Besitz und habe sie etlichen befreundeten Gitarristen zum testen überlassen. Das Feedback war überragend und jeder war von der gebotenen Qualität, Bespielbarkeit und auch dem Sound begeistert. Genauso haben auch die PRS Händler reagiert und haben entsprechend geordert. Ich persönlich freue mich sehr auf die Erstauslieferung der S2 Gitarren und bin mir sehr sicher, dass wir eine erfolgreiche neue und frische Serie auf den Markt bringen.
Vorschlag:
Bildet euch doch selbst ein Urteil! Geht in euren Gitarrenläden, spielt die neue S2 Serie an und gebt mir hier euer Feedback, denn dazu ist doch dieser thread da ;-)
Freue mich schon jetzt auf einen regen Austausch!!!
So, nun muss ich aber on the road, vielleicht finde ich ja einen neuen agilen PRS Händler ;-) und die Deutschlandkarte ist um einen weißen Fleck ärmer ;-)
Cheers
Detlef