Preis und Qualität der Gitarren

Ich glaube, dass Lohnkosten und "Kultfaktor" die größten Posten bei der Preisbildung für eine Gitarre ausmachen.
Zwischen einer Les Paul Tribute und eine Les Paul Standard liegen ca. 2.000 € Preisdifferenz. Beide sind in USA hergestellt.
Unterschied bei den Hölzern: nur wenn AAA Riegelahorndecke.
Hardware einmal Locking Tuner, einmal Vintage Style, Rest nahezu gleich.
Elektronik nahezu gleich (was die Materialkosten betrifft).
Es bleibt als großer Unterschied
- Lackierung
- Binding
- Bünde entgraten
Alles Dinge, die kaum Materialwert haben, ich schätze mal, dass das maximal 50 € Unterschied an Materialwert sind, wenn überhaupt.
 
Klar, die werden einfach in die Kavitäten reingelegt und dann kommt der Deckel drauf.
Ich bezog mich auf die These bzgl. der guten und meist günstigen Materialien wie Kondensatoren und Potis (z.b. CTS), die man hier für ein paar Cent/Euro bekommt. Ob bzw was dort verlötet wird, weiss ich nicht.
 
Ab 200 Euro für eine HB. Dann noch Hals, Korpus, Hardware sowie Elektrik austauschen und du hast ein Schnäppchen mit Custom Shop Qualität ergattert.

Yip, die günstigste Variante :D
 
Alles Dinge, die kaum Materialwert haben, ich schätze mal, dass das maximal 50 € Unterschied an Materialwert sind, wenn überhaupt.
Ich glaub auch, dass der reine Materialwert einer E-Gitarre nicht so hoch ist. Wenn zB Harley Benton mit dem gleichen Material produzieren würde wie Gibson und zu den gleichen Lohnkosten wie derzeit - die Gitarren würden nicht mehr kosten. Und ein ganz großer Punkt ist der Name, der auf der Kopfplatte steht. Der bedingt schon einen ordentlichen Aufschlag.
 
Wenn zB Harley Benton mit dem gleichen Material produzieren würde wie Gibson und zu den gleichen eine ganz andere Lohnkosten wie derzeit - die Gitarren würden nicht mehr kosten.

Aber genau die Materialien machen doch den Unterschied. Wenn man Holz für eine "halbe Stunde" in den Trockenofen legt, das Holz dann als "getrocknet" bezeichnet und verarbeitet, kostet das hat nicht wirklich viel. Wenn man aber Holz verarbeitet, das jahrelang natürlich getrocknet ist (Kapitalbindung/Verzinsung/Lagerung), ist das eine ganz andere Sache und man bekommt auch ein ganz anders Instrument, bei theoretisch gleichem Holz.
Somit hat Gibson einen völlig anderen Materialwert als eine HB
 
Unter der Voraussetzung, dass Gibson (oder Fender) tatsächlich ihr Holz jahrelang lagern und trocknen lassen.

Und ich schrieb mit Absicht gleiches Material, also fiktiv bekommen sie die Bestände von Gibson zum gleichen Preis...
 
... Es hängt auch davon ab ob einer allein, oder 10 Chinesen die Gitarre zusammenbauen.

Man könnte so eine Frage unter Umständen mit vielen "aber" in der ...

...Um nochmal Bezug darauf zu nehmen. Ich denke das man sich doch mehr oder minder einig ist das dass was der TE hier fragt sich eigentlich fast ausschließlich auf die Bespielbarkeit und die PU Auswahl bezieht. Ob die Decke jetzt schick lackiert oder geflammt ist,spielt für die Funktion ja keine Rolle.
Ich denke ein sauber abgerichtetes Griffbrett ohne überstehende Bünde oder scheppern kann man auch schon deutlich unter 1000€ erwarten. Ebenso das zumindest Mechaniken verbaut sind die ihren Zweck erfüllen.
Wer allerdings nicht nur schnöde Dots haben möchte und auf ein FR nicht verzichten kann hat eben noch andere Kriterien die den Preis natürlich in die höhe Treiben. Muss es dann auch noch eine schicke Lackierung und bestimmtes Tonholz sein und vielleicht noch ein mehrlagiges Binding ist auch klar das man da im unteren Preisbereich auch bei den grundlegenden Dingen Abstriche machen muss.
Aber im Kern, Feste Brücke, 2 oder 3 gute PU's, brauchbare Mechaniken und ein ordentlicher Hals sollte eigentlich um die 500€ findbar sein, je höher der Preis um so weniger Blindgänger sind dabei (sollte zumindest so sein).
Ob die Gitarre aus einer CNC-Fräse die in Asien steht kommt oder den USA ist der Gitarre und auch der Fräse wurscht.
Ich habe den Eindruck, dass viele von uns die ursprüngliche Frage von @Bader mit ihren Erfahrungen mit zufriedenstellenden Instrumenten beantworten. Die kann man sicher schon für einen mittleren dreistelligen Betrag erhalten. Daran gibts kein Rütteln und Deuten.
Ich selbst bin erst in den letzten beiden Jahren zu der Erkenntnis gelangt, dass viele unserer Diskussionen hier im Board sich darum drehen, in welchem Maße wir bereit sind Abstriche in Kauf zu nehmen, wenn bestimmte Ausstattungsmerkmale und ein Mindestmaß an Verarbeitungsqualität oder zumindest zur Weiterverarbeitung oder Modifikation geeignetes Ausgangsmaterial für einen bestimmten Preis zu haben sind.
Ich bin handwerklich recht limitiert. Daher bringe ich jede Gitarre, die ich mir anschaffe erstmal zum Gitarrenbauer, um sie auf meine Bedürfnisse einstellen zu lassen.
Ausdrücklich erstmal keine Modifikationen.
Und wenn ich die Gitarre dann wieder bekomme, stellt sie mich zufrieden oder begeistert mich.
Und die Begeisterung war in Bezug auf Klang und Bespielbarkeit unabhängig von den Ausstattungsmerkmalen, verwendeten Bauteilen und der Optik -die oft für sich selbst begeisterte- eigentlich nur bei den Instrumenten da, deren Neupreis deutlich über 1000 lag. Ich hab die Gitarren übrigens ausnahmslos günstig gebraucht erworben und sie sind teilweise 30 Jahre alt.
Von daher habe ich die Grenze, ab der sich keine deutlichen Qualitätssprünge mehr bemerkbar machen, noch nicht gefunden. Aber ich kann für mich sagen, dass ich von einem Instrument aus einer kleinen Werkstatt fürs gleiche Geld deutlich mehr erwarten kann, als von einem Instrument aus dem Custom-Shop eines großen amerikanischen oder asiatischen Herstellers.
Für die Beantwortung deiner Frage müsste ab Werk oder im Laden an jedem Instrument nix mehr nachzubessern, einzustellen oder in irgendeiner Weise zu bearbeiten sein, damit man Qualitätsunterschiede erkennen kann. Das bekommt man bei Einzelanfertigungen auf Bestellung oder Serieninstrumenten in einer bestimmten Preisklasse.
 
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Das ist dümmliche Verkäuferpoesie.
Drin ist ein Kondensator und 2 Potis, und die gibts für sehr wenig Geld in guter Qualität.
Dein Verkäufer hat nur Ohren für das Klingeln der Kasse:evil:
Solche Beschreibungen wie "offen" klingen und so, ja. Aber bei der Elektronik, Schirmung, Verlötung und das dabei verwendete Lötzin etc. wird es doch sicher Unterschiede in der Qualität geben. Er hat doch auch gesagt, dass der Endpreis nichtmal höher sein müsste, würde Squier in den Classic Vibe die Elektronik aus der Feder Standard verbauen. Außerdem wusste er, dass ich keine von beiden kaufen werde.

Wieso wird den Leuten hier im Forum bei den Selbstbau-Kits geraten, die mitgelieferte Billig-Elektronik auszutauschen?
 
Das ist zumindest meine naive Vorstellung ;)

Woher wissen wir denn wie lange Holz früher bei Gibson und Fender gelagert wurde ? Waren wir dabei ? Nein ! Klar ist das Holz einer Klampfe die 60 Jahre alt ist heute furztrocken aber ich bezweifele das man in den 50er und 60er auf Holz zurückgegriffen hat das 20 Jahre erst irgendwo zum trocknen herumlag.
 
Solche Beschreibungen wie "offen" klingen und so, ja. Aber bei der Elektronik, Schirmung, Verlötung und das dabei verwendete Lötzin etc. wird es doch sicher Unterschiede in der Qualität geben. Er hat doch auch gesagt, dass der Endpreis nichtmal höher sein müsste, würde Squier in den Classic Vibe die Elektronik aus der Feder Standard verbauen. Außerdem wusste er, dass ich keine von beiden kaufen werde.

Wieso wird den Leuten hier im Forum bei den Selbstbau-Kits geraten, die mitgelieferte Billig-Elektronik auszutauschen?

Weil Gitarristen Mythen und Legenden lieben, zwar oft gute Musik machen, aber genauso oft Unsinn erzählen:evil:
Eine schlechte Abschirmung kann man hören,es brummt.
Löten dagegen kann heute jede Gitarrenfirma.
Und wer glaubt den Lötzinn rauszuhören, der sollte mal lernen seine Ohren kritisch zu sehen:D
 
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Klar ist das Holz einer Klampfe die 60 Jahre alt ist heute furztrocken aber ich bezweifele das man in den 50er und 60er auf Holz zurückgegriffen hat das 20 Jahre erst irgendwo zum trocknen herumlag.

Wenn ich Heute unterwegs bin, dann gibt es 3 Grundarten des Holzeinkaufes.

a) der Stamm ... er wird selbst weiter verarbeitet und getrocknet.
b) die Planken ... der Holzeinkäufer hat die Bearbeitung - meist nach Vorgaben - ausgeführt und das Holz kommt zeitnah zur Anlieferung in die Verarbeitung. Bei den kleinen Gitarrenbauern besteht die Geschäftsbeziehung in der Regel schon ein paar Jahrzehnte.
c) Reclaimed Wood ... welches aufgrund der jeweiligen Menge nicht wirklich für "Serienprodukte" zu verwenden ist.

Bei allen 3 Varianten macht im Prinzip der Faktor Mensch den Unterschied, ob es eine "gute Variante" ist das Holz jetzt zu verwenden, oder eben nicht. Er prüft es. Ebenso wichtig wie Alter/Trockenheit ist aber aus meiner Sicht das Verarbeitungstempo. Je mehr Zeit zwischen den Arbeitsschritten vergeht, umso mehr kann sich das Holz den neunen Kräfte- und Spannungsverhältnissen anpassen.

Insofern ist es eigentlich egal wie alt die Bestände von Gibson waren. Wenn die Selektion zum Startzeitpunkt der Produktion durch einen erfahrenen "Holzwurm" (Mitarbeiter) erfolgt ist + und durch weniger "Industriebearbeitung" in Summe langsamer gebaut wurde, dann steigt für mich die Chance auf ein besseres Endprodukt.

Das man trotzdem zu der Zeit mit reichlich Streuung gebaut hat, ist unbestritten. Auch von den guten Jahrgängen sind jeweils nur 1/5 noch erhalten, 50 davon "Besonders".

Gruß
Martin
 
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Wenn die Selektion zum Startzeitpunkt der Produktion durch einen erfahrenen "Holzwurm" (Mitarbeiter) erfolgt ist + und durch weniger "Industriebearbeitung" in Summe langsamer gebaut wurde, dann steigt für mich die Chance auf ein besseres Endprodukt.

Wobei man das wiederum eigentlich ausschließen kann, denn damals hatte keiner Erfahrungen mit dem Bau von Solidbody Gitarren - es waren schließlich die ersten ihrer Art.

Über Fender konnte man ja öfter lesen, dass dort "Hausfrauen" beschäftigt waren, die die Instrumente zusammenbauten. Geht man jetzt mal davon aus, dass früher nur ein verschwindend geringer Teil der Frauen überhaupt gearbeitet hat, dann kann man auch ausschließen, dass sie erfahrene Gitarrenbauer waren ....
 
Da Fender erst in den frühen 50er Jahren angefangen hat Gitarren zu bauen, ist eher nicht anzunehmen, dass die hier auf ein besonderes Holzlager zurückgreifen konnten. Eher hat Leo das genommen was billig und zur Verfügung war. Gibson hätte vielleicht ein Lager gehabt, da schon mehrere Jahrzehnte im Geschäft - aber auch die haben ja erst angefangen Solidbody Instrumente zu bauen, haben das also auch nicht Jahre oder gar Jahrzehnte im Voraus geplant. Und für eine Hollowbody Gitarre brauchst du anderes Holz...
 
Leo Fender war Buchhalter eines Radiogeschäftes und kam aus dieser Ecke in den Gitarren- und Verstärkerbau. Für ihn war der eingeleimte Hals etwas, dass er aus seiner Sicht des "es muss mit geringem Aufwand zu reparieren sein" einfach nicht hinnehmen wollte. So hat er aus der Not eine Tugend gemacht und seine Vorstellung eines Industriedesigns praktisch umgesetzt. "Zupfinstrumentenmacher", gar noch solche, die das Handwerk gelernt hätten, waren dort erstmal keine zu finden. Ein Gitarrenbauer mit Ehrgefühl hätte sich eher eine Hand abgehackt, als auch nur in der näheren Umgebung der Produktionsstätte gesichtet zu werden. So "fremd" war das Thema damals. Relativ schnell hat sich das geändert und aus dem Verrükten wurde der Industriestandard. So kann´s gehen.
 
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Ja wenn Leo Ahnung vom Gitarrenbau gehabt hätte wäre es ihm nie gelungen Tele und Strat zu bauen. Und neue Wege zu gehen.
Eine Solidbody bekommt auch ein talentierter Schreiner gebacken:D Eine A Gitarre aber kaum.
Und man braucht für die Solidbody auch nur das Holz was ein guter Möbelschreiner hat. Für Möbel spielt es auch eine Rolle ob das Holz trocken ist, aber das hat jeder gute Schreinermeister drauf.


Die Suche nach höherer Qualität und Präzision macht oft Sinn.
Manchmal ist sie aber unnötig und wird zu Dummheit und Geldverschwendung.
Bei der Solidbody ist dieser Punkt schon lange erreicht.
 
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Ich bin immer wieder erstaunt, dass viele versuchen sehr rational an die Frage des Instrument ranzugehen. Hoffentlich klingt die Musik, die diese Leute machen, nicht genauso. Diese Blindtest rein nach Gehör, sind für mich nicht wirklich aussagekräftig. Ich bin bereit mehr zu zahlen, wenn der Neck, die Bünde etc. Perfekt für mich sind oder mich in besonderer Art inspiriert. Das kann man alles vorher nicht wissen. Deswegen habe ich auch keine Preisgrenze oder anders gesagt: der Preis, den ich bereit bin zu zahlen, setzt sich fest, wenn ich die Gitarre in der Hand habe und spiele. Es ist aber auch nachvollziehbar, dass man 600€ Gitarren auf Custom Shop Niveau reden will. Jeder wie er mag.
 
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