Qualität hat ihren Preis, aber man bekommt nicht immer, was man bezahlt
Klang kann es nicht sein, der ist nicht objektivierbar. Da mag jeder etwas anderes,
Zu einem gewissen Maße ist der Klang schon objektivierbar. Man könnte zum Beispiel die Frequenzen inklusive Obertöne messen und das Frequenzspektrum bestimmen. Ein Mindestmaß an Ansprache, Sustain, etc. sollte auch sein, nicht seltene Mängel sollten fehlen, usw...Profis können da sicher endlos Kriterien aufzählen.
Ansonsten gehen die Geschmäcker auseinander, das stimmt.
Unter den preisgünstigen Gitarren sind brauchbare. Das ist erfreulich. Die objektiven Mindestkriterien sind bekannt. Bekannte Stars spiel(t)en z. B. auch mal günstige Epiphone Gitarren (z. B. John Lee Hooker, Gary Clark Jr). Super Spielfertigkeiten auf einer preisgünstigen brauchbaren Gitarre bringen erheblich mehr, als Gestümper auf einer teuren Gitarre. Aber die Chance auf den ganz großen Klang ist doch gering. Je nach Song oder Genre schlägt das mehr oder weniger zu Buche. Wer den Unterschied ohnehin nicht hört, der ist mit einer solchen preisgünstigen Gitarre bestens bedient. Im Idealfall geht er ab und an in den Gitarrenladen und probiert Instrumente aus. Dann ändert er womöglich auch mal seine Einschätzung (vielleicht sogar mehrfach, wie ich). Dann weiß er irgendwann, wenn er eine Gitarre testet, was sie ihm wert wäre. Ich schätze mittlerweile den Preis nach trockenem Anschlag, bevor ich ihn ablese und liege meist grob in der Nähe (nicht bei Customshop). Bisweilen werden aufwendige optische Raffinessen den Preis nach oben treiben. Ob der Markenname kostet, ist umstritten. Ein Gitarrenbauer meinte mal, eindeutig Ja; andererseits ist Massenproduktion günstiger. Vielleicht hebt sich das ein wenig auf. Oder es liegt der Preis für ein bestimmtes Modell fest. Aber das eine Exemplar ist klasse, das andere nicht so ganz. Holz ist eben nicht homogen, verhält sich nicht linear.
Qualität hat ihren Preis. Im Umkehrschluss hat man, so meine Erkenntnis, nicht automatisch eine gute Gitarre, wenn man viel bezahlt. Generell kann man zwar erwarten, dass wertigere Zutaten verwendet werden. Und da kommt eben doch ne Menge zusammen. Teurere Gitarren haben eher einen begehrten One-piece-body (der nicht unbedingt immer besser ist, als ein anderer), und und und... Aber wenn bei einer Gitarre im Bereich um die 2000 Euro der Hals offenbar zu weich ist, dann fragt man sich, warum solche Ausreißer mit derartigen Schwachstellen durch die Qualitätskontrolle kommen (und Ausreißer sind nicht selten). Ich finde das arschig, auch wenn ich aus einem Gitarrenkauf keine allzu große moralische Sache machen will (Hoffentlich fallen jetzt nicht die Händlerversteher über mich her. Scheint aber auch ein ausgelutschtes Thema zu sein).
Gitarrenbau ist ein anspruchsvolles Handwerk, das Wissen und Erfahrung erfordert, welches bei der Produktion von der Stange nicht in Gänze zum Einsatz kommt, teilweise aber doch. Know How muss bezahlt werden. Deshalb kann man keinen Gibson 57er Pickup für ein paar Euro erwarten, auch wenn die verbauten Teile nicht soo teuer sind. Fachmännisch per Hand selektiertes Holz lässt hoffen.
Auch kann es sein, dass ein Instrument sich noch erstaunlich entwickelt, weil über die Zeit Spannungen raus gehen und es sich einschwingt. Das ist mir bei einem Fender Mexico Bass passiert. Nach einem Jahr standen die Bundstäbchen an einigen Stellen über, der Hals hatte offenbar noch Schwund... Kein gutes Zeichen. Aber der Bass klingt seitdem deutlich besser... Zu krumm ist er mir auch nicht. Ich liebe ihn. Kann sein, dass einem Profi vielleicht das gewisse Etwas fehlt, welches er bei anderen Instrumenten gefunden hat... Bei günstigeren Instrument sind -so konstatierte dies ein Verkäufer- Lagerzeiten des Holzes nicht lang genug, es wird wohl künstlich getrocknet. Dadurch lebt es drastischer weiter, und verzieht sich eher, als lange gelagertes Holz. Solche Risiken vermindert man bei teuren Instrumenten, insofern die Hersteller noch Anstand haben...
Zudem werden Markterwartungen einen Preis mitbestimmen, was auch kein Verbrechen ist.
...und so weiter und so fort, eine endlose Geschichte...
Wie viel einem ein Instrument wert ist, sollte jeder sein Ohr entscheiden lassen. Pauschalurteile erscheinen unglaubwürdig. Dass schnell einige Tausende für einen guten Klang zusammen kommen und aufgrund des Aufwandes im Vergleich gerechtfertigt sind, z.B. wenn viel Handarbeit drinn steckt, erscheint nachvollziehbar? Für den einen ist das selbstverständlich, andere wollen das nicht war haben.