Hi musikus70,
auch wenn ich jetzt nicht den Vergleich zu den Wolfetones habe, kann ich zu den Dimarzio 36th Anniversary auf jeden Fall sagen, dass das hervorragende PUs sind, deren Preis-Leistungsverhältnis wirklich sehr gut ist. Die kosten ja nur die Hälfte gegenüber vielen Boutique-HB, aber sind ganz gewiss nicht nur halb so gut.
Der Unterschied zu den früheren Dimarzio PAFs, die mir immer zu hart geklungen haben, ist riesig. Gerade die Bridgeversion begeistert mich nach wie vor (und ich hab in meiner Paula schon eine Vielzahl PUs durch). Wie eigentlich alle PAFs brauchen die Teile eine vernünftige Grundlage, wobei die Bässe aber nicht so schmal sind wie bei vielen AlNiCo II-HB. Dimarzio hat ein Patent, bei dem normal magnetisierte AlNiCo V-Magnete verwendet werden, die aber durch irgendwelche Abstandhalter ein schwächeres Feld erzeugen. Ich hab der Neugier halber mal einen AlNiCo II-Magneten in den BridgePU eingebaut, aber ich muss sagen, die Werksbestückung war doch hörbar ausgewogener. Die Ausgangsleistung ist nicht so hoch wie bei einem Classic '57 Plus, den ich mal hatte, aber subjektiv ist der PU ganz schön laut. Das ist aber eher seiner hohen Dynamik geschuldet.
Auch vertragen sie ohne Matschneigung sehr viel Zerre, ohne aber diesen nöligen Mittensound zu haben, der heißere HB meist nur verzerrt gut klingen lässt. Andererseits haben sie auch nicht dieses Loch in den Mitten, das mich an Duncans ´59 immer stört. Die Qualitäten der Gitarre mit ihrem Eigensound kommen also sehr gut durch, und selbst der StegPU ist clean schön anzuhören. Gegenüber den Werks-Epis sind die Dimarzios natürlich viel transparenter, aber es kann gut sein, dass man mit entsprechend guten Potis und Verkabelung noch ein bisschen mehr Qualität rausholen kann.
Einen dominierenden Eigensound hat der 36th Anniversary mMn nicht. Er ist weder so auffällig glasig-offen wie ein Duncan Pearly Gates (der dafür im Bass schon sehr schlank klingt), noch hat er dieses Dunkle eines '57 Classic oder das besagte Mittenloch des SH-1. Immer wieder auffällig ist für mich der Druck, den der StegPU in meiner Paula erzeugt; und damit meine ich nicht die Ausgangsleistug, sondern den knalligen, definierten Attack, der Crunch-Sounds so schön direkt rüberkommen lässt. Der totale Vintage-Jünger wird mit ihnen wahrscheinlich schon deshalb nicht glücklich, weil er einfach
weiß, dass sie in einer Fabrik gebaut werden und
eek:!) gewachst werden. Es mag gut sein, dass ein scatterwound AlNiCo II-Boutique-HB über einen Tweed-Amp doch noch filigraner klingt, der hat dann aber vielleichtr auch nicht dieses irgendwie breitbandige, das mir an den Dimarzios gefällt.
Wer klassische Rock- und Blues-Sounds mag und die ohne Stress in seiner Band erzeugen will, wird sich einfach daran erfreuen, dass sie den Charakter seiner Gitarre nicht übertünchen und auch mal mit Vollgas betreiben werden können, ohne zu pfeifen oder zu matschen. Selbst Metal ist ohne weiteres drin, wenns der Amp hergibt. Ich persönlich bin auch nicht gefeit gegen Vorurteile, deshalb hab ich am Hals dann doch einen AlNiCo II-HB eingebaut - übrigens einen Pearly Gates Bridge (!), der aber sehr gut mit dem Dimarzio harmoniert. Trotzdem denke ich immer mal wieder über eine komplette Bestückung mit 36th Anniversarys nach... Insgesamt einfach tolle Allround-PAFs.
Mein
ceterum censeo darf auch nicht fehlen: 50s Wiring sei unbedingt empfohlen, damit kann man noch viele schöne Schattierungen rausholen.
Gruß, bagotrix