Was mich interessieren würde:
Bei Humbuckern sind die einzelnen Eisenstifte, die Polepieces, ja nicht magnerisiert, sondern es liegt ein Magnet unter
der Spule.
Gibt es hier klangliche Unterschiede zwischen Keramik- und Alnico-Magneten?
Bei Alnico Single-Coils sind die Polepiecs ja selber magnetisch, deshalb besteht hier ein großer Unterschied
zu Keramik Single Coils, wo sie es nicht sind.
Ich habe in meinem Thread über Alnico 8-Magnete schon mal etwas zu den unterschiedlichen Magneten geschrieben:
https://www.musiker-board.de/thread...-humbucker-wo-gibts-alnico-8-magneten.564474/
Ein Humbucker kann mit unterschiedlichen Magneten schon sehr unterschiedlich klingen. Auf die Schnelle fallen mir dabei die "Custom-Humbucker" von Seymour Duncan ein. Das sind drei Modelle, die baugleich sind, aber alle unterschiedliche Magnete verwenden.
Der SH-5 Custom hat einen Keramikmagnet und ist im Vergleich zu den anderen beiden der "kräftigste". Die Bässe sind straff und voll, die Höhen stark betont und bisweilen etwas "hart" und kühl und die Mitten sind auch sehr gut ausgeprägt.
Der SH-11 Custom Custom hingegen verwendet einen Alnico 2-Magneten. Die Bässe sind eine ganze Ecke schwächer und schwammiger, die Höhen eher "abgerundet", dafür gibt es ein ausgeprägtes, dominantes Mittenspektrum. Der Klang geht schon mehr in die Vintage-Richtung. Der SH-5 klingt trotz PAF-Anleihen (Die Custom-Reihe sind aufgemotzte PAFs) moderner.
Der letzte im Bunde ist der SH-14 Custom 5. Die 5 steht, wie man sich bestimmt denken kann für Alnico 5 (vielleicht stehen die beiden Custom Wörter beim SH-11 dann für Alnico 2?
). Die Bässe sind bei diesem Modell wieder prominenter und straffer, allerdings nicht so sehr wie beim SH-5. Die Höhen sind auch ausgeprägter, aber "wärmer" als beim Keramik-Bruder. Dafür ist das Mittenspektrum etwas weniger präsent (gescoopt). Den Custom 5 kann man vielleicht am besten als großen Bruder vom SH-1 '59 beschreiben.
Das Spiel geht aber noch weiter. Der SH-4 JB (Alnico 5) ist sehr stark mit dem SH-6 Distortion (Keramikmagnet in doppelter Dicke) verwandt, wenn auch nicht zu 100%.
Der SH-2 Jazz ist die Alnico 5-Variante vom APH-1 Alnico 2 Pro (wie der Name schon sagt) und der SH-10 Full Shred ist im Prinzip ein SH-14 Custom 5 mit 2 Reihen Hexpoles (straffen den Sound).
Keramik-Magnete werden wie Pekri59 schon geschrieben hat eher bei den heißeren Vertretern verbaut. Eine Ausnahme ist wohl der Jackson J-50 BC. Der Output ist in PAF-Regionen, wird aber ab Werk meistens mit einem Booster verwendet.
Keramik-Humbucker sind wie schon geschrieben oft sehr straff, punchig und haben viele Höhen. Nahezu perfekt für härtere Musik. Je mehr Draht auf die Spulen kommt, je mehr Mitten, aber die Höhen gehen auch etwas flöten, daher kann ein Magnet, der für ordentliche Höhen sorgt nicht schaden. Und für "härtere" Musik wird gerne ein straffer, schneidener, kraftvoller und durchsetzungsfähiger Sound bevorzugt. Vintagefreunde werden mit solchen PUs allerdings nicht so auf die Kosten kommen. Dem Sound fehlt dann doch etwas die Wärme. Daher wird man diesen Magneten eher nicht bei so vielen outputschwachen PUs finden.
Möchte ich z.B. den "Punch" und die Kraft von Keramik, mit der Wärme eines Alnicos, würde ich zum Alnico 8 greifen. Diese Alnico Variante ist momentan immer noch ein Geheimtipp und wird meistens bei heißeren Humbuckern verwendet, obwohl sie auch gut mit PAFs zurecht kommt (s. auch mein oben verlinkter Thread). Ibanez hat damals in die Super 70s auch Alnico 8 verbaut und FGN verwendet diesen Magneten bei den hauseigenen Humbuckern in den LS-10/LC-10-Modellen.
Der Magnet ist ziemlich stark und der PU wirkt dadurch etwas heißer, ohne allerdings wie ein High-Output-Modell zu klingen. Der ursprüngliche Charakter bleibt erhalten, allerdings wird der Output noch mal nach oben gepusht. Vom Frequenzbild relativ ausgeglichen, ohne irgendetwas zu stark zu betonen. Wer also seinem PAF etwas mehr Saft geben möchte, kann ruhig mal einen Alnico 8 einbauen. Ich habe ganz gute Erfahrungen mit diesem Magneten in einem TB-1 '59 gemacht. Erinnert mich ein wenig an alte Van Halen Sounds. Für Halshumbucker kann ich diesen Magneten nicht empfehlen, da er schon einen starken Stringpull hat, was eventuell zu Stratitis führen könnte.
Die Vintagevariante vom Alnico 8 ist der UOA5. Eine Mischung aus Alnico 2 und 5.
Alnico 5 und 2 sind die am meisten benutzten Alnico-Varianten, gefühlt auch bei "heutigen" PAF-Derivaten. Dabei ist Alnico 2 noch etwas wärmer und weicher, wie schon die Beschreibung des SH-11 oben zeigt. Alnico 5 ist etwas "moderner", klarer und straffer.
Mittlerweile werden aber auch vermehrt Alnico 3- (z.B. Gibson Custombucker) und 4-Magnete (z.B. Bareknuckle Mule, Tonerider Alnico IV Classics) verbaut, wie es schon bei den originalen PAFs der Fall war. Da wurde ja verbaut, was gerade rumlag oder billig zu bekommen war. Alnico 4 gefällt mir für Halshumbucker sehr gut. Alnico 2 kann teilweise zu warm und matschig sein (natürlich hängt das auch von der Gitarre ab) und ein Alnico 5-Humbucker bringt zwar mehr Klarheit rein, die Bässe werden aber auch eventuell zu stark betont und dieses dichte Mittenspektrum, das Alnico 2 Magneten haben geht verloren.
Alnico 4 ist sehr ausgeglichen und alle Halshumbucker, die ich mit diesem Magneten probiert habe klingen sehr klar, ohne Sterilität mit einem leichten Singlecoiltouch.
Mit Alnico 3 habe ich außer in meinem Tonerider TRT-2 Bridge noch keine Erfahrung gemacht. Der Magnet ist aber relativ schwach und soll Alnico 2 ähneln, allerdings etwas weniger Mitten, mehr Höhen und ein klein wenig weniger Output.
Bevor man sich gleich neue Humbucker kauft, kann man sich auch überlegen, ob ein Magnettausch nicht auch zum gewünschten Ergebnis führt. Magnete kosten nicht sehr viel und wenn man nicht gerade Kappen auf den Tonabnehmern hat ist der Wechsel auch in ein paar Minuten erledigt.