Damit meinte ich, dass eigentlich immer versucht wird, bestimmte Modelle nachzuempfinden und häufig auch ( schon bei der Namensgebung ) darauf hingewiesen wird.
[...]
Sondern entweder ein konkretes Amp-Modell als Pate für den Namen oder Dinge wie
- British Fullstack
- British Combo
- American Tweed
etc.
Das sind ja klare Assoziationen.
Selten geht man hin und sagt: Das sind unsere Sounds und so klingen wir.
Wie ich dir schon geschrieben habe: Gerade in letzter Zeit geht es auch in die andere Richtung. Hier mal Beispiele direkt von den Herstellerseiten:
Blackstar ID
Der einzigartige Voice-Regler hat sechs verschiedene
Kanäle - Clean Warm, Crean Bright, Crunch, Super Crunch,
OD1, OD 2. Wenn er zusammen mit dem patentierten
ISF-Regler von Blackstar verwendet wird, erhalten Sie
genau den Ton, den Sie sich vorstellen.
VOX AV15
Vorverstärkerschaltung: 8 Möglichkeiten (CLEAN1, CLEAN2,
CRUNCH1, CRUNCH2, OD1, OD2, H.GAIN1, H.GAIN2)
Boss Katana
Fünf einzigartige Verstärkercharakter: Clean, Crunch, Lead,
Brown (aus dem Waza-Verstärker) und Acoustic (für elektro-
akustische Gitarren)
Boss Nextone
Vier analoge Class-AB-Leistungsstufen, wählbar über die
Frontplatte: 6V6, 6L6, EL84 und EL34
Clean- und Lead-Kanäle mit Standard- und Custom-Modus
Roland Cube 10GX
3 Preset-COSM Verstärker: CLEAN, CRUNCH, LEAD
Außerdem, ja, da gebe ich dir schon recht, "American Tweed" etwa ist eine Assoziation. Aber wie klar? Für mich bedeutet das erst mal lediglich "geht in Richtung Fender", mehr nicht. Ob ich dann einen modellierten Amp habe, der exakt auf einem bestimmten Fender basiert (die ja sehr unterschiedlich klingen) oder einen, der eher Charakteristiken abbildet, die man Fender-Amps (im Unterschied zu anderen Amps) generell zuschreibt - das kann ich daraus nicht erkennen. Im Ggs. dazu gibt es ja Modeller, die erheblich deutlicher sagen, das hier ist ein Blackface, das ein Champ usw. (bzw. "witzige" Phantasienamen
verwenden).
Als das Thema Highgain aufkam, wurden schon neue Sounds kreiert, die dann sogar "Industriestandard" wurden. Beim Peavey 5150/6505 oder dem Rectifier [...] Bei Modellern ( bin aber auch nicht so im Thema ) kenne ich kein Profil oder Sound, der sich bisher als "Must Have" etabliert hätte oder bei dem man vom neuen Standard für Highgain oder Clean etc. sprechen würde, weil plötzlich jeden Metalband DIESES Profil nutzt.
Meinst du nicht, dass der Vergleich ein bisschen unfair ist? Wenn wir mal sinnvolle Maßstäbe anlegen, dann würde ich sagen, dass unter vielen schwermetall-affinen Line6-Benutzern der firmeneigene "Insane"-Amp durchaus Kultstatus hat. Und ich habe von meinen Streifzügen durchs Internet auch den Eindruck als wären Schwermetaller generell Transistor-Amps und Modelling-Techniken gegenüber überdurchschnittlich aufgeschlossen. Natürlich hast du schon recht, dass es keinen Modeller-Sound als Industriestandard gibt, aber das wäre, realistisch betrachtet, auch wirklich nicht zu erwarten. Trotzdem findet man z.B. auf YouTube eine höchst aktive Szene, in der Leute Modeller präsentieren, Tipps und Settings austauschen usw. Ich denke einfach: Warten wir noch 10 Jahre oder so ab. Das Küken (Profi-Modelling) ist ja gerade erst geschlüpft und muss noch flügge werden.
Bisher gibt es (zumindest beim großen T) nur die Kategorien "Röhrenamps", Transistoramps", "Hybrid" und "Modeler". Da ist "Modeler" noch am wenigsten falsch, aber auch nicht wirklich zutreffend. Eigentlich sollte für Amps wie den ToneMaster eine neue Kategorie "digitale Amps" eingeführt werden.
Offen gesagt, wäre mir erheblich lieber, wenn Thomann nur noch zwei Kategorieren hätte: "Röhre" (mehr oder weniger: Vollröhre) und "Andere". Warum? Weil es heute bei vielen Amps kaum noch feststellbar ist, wieviel Modelling, Transistortechnik und ggf. sogar auch Röhrentechnik da genau drin ist und was welchen Anteil am Endergebnis hat. Bei Thomann findet man daher auch viele Amps in mehr als einer Kategorie und die Zuordnung der vielen Vöxe zu "Hybrid", nur weil Vox nun mal die Angewohnheit hat, ein paar Röhrchen zur Veredelung in ansonsten reinrassige Transen und Digis einzubauen, kommt wir fragwürdig vor. Wenn z.B. bei den Transen jeder dritte oder vierte Amp ein digitaler Modeller ist, dann führt sich das Konzept eigentlich selbst ad absurdum und schreit nach Vereinfachung (möglicherweise vielleicht mit ein paar weiteren Filterkriterien, die dann aber sinnvoll gewählt und gut gepflegt werden müssen).