Equipment:
Ja, es stimmt: Früher war die Auswahl bescheiden und im unterem Preissegment "nicht gut", um es mal vorsichtig auszudrücken ;-) Aber: Wir haben gelernt aus dem dem komischen Zeug maximal gute Sounds herauszuholen. Ich hatte jahrelang nur einen Zerrer. Kein Stimmgerät, kein Chorus, nix. Nur den Amp eine billige Gibson SG-Kopie von ASCO und den Zerrer. Wenn man nur diese drei Sachen hat, dann lernt mal ziemlich schnell einen "guten" Sound zu basteln. Und wenn dem Amp, Gitarre und Zerrer Grenzen gesetzt waren oder wurden, dann mussten halt die Finger den Rest machen. Auch wenn ich jetzt den großen Luxus eines umfangreichen Pedalboardes genieße, ist meist nur der Zerrer an
Heute hat man Möglichkeiten ohne Ende alles miteinander zu kombinieren. Zudem gibt es Gitarrenzeitschriften, Foren, etc wo einem "gesagt" oder "nahegelegt" wird, was man als Gitarrist gut zu finden hat. Masse ist nicht gleich Klasse. Das stellen dann die Gitarristen fest, wenn sie den x-ten Overdrive das zigste Delay gekauft und probiert haben. Ein Wahnsinnsmarkt ist da entstanden. Zudem man auch noch die Sachen von den Stars auf dem Präsentierteller bekommt. Will mann wie Gitarrist X von Band Y spielen und/oder klingen, dann braucht man Overdirve Z usw.
Unterm Strich: Trotz der heutigen Auswahl war es früher besser.
Auftrittsmöglichkeiten:
Früher gab es fast in allen Jugendheimen Möglichkeiten aufzutreten. Hinzu kamen Gemeindesäle, Schulaulen, Kneipen etc. Davon ist nicht mehr viel übrig. D.h. heute gibt es in vielen Städten kaum noch Kneipen, wo Livemusik gespielt werden darf. Den Kirchen geht´s schlecht und somit stehen auch nicht mehr die Gemeindesäle in dem Maße zur Verfügung wie damals.
Unterm Strich: Früher war das besser.
Musikersuche:
Ja, es stimmt. Früher war es schwieriger Musiker zu finden, die Lust hatten gemeinsamen Lärm zu produzieren
Ich hab damals einen Zettel während der Schulstunde in der Klasse rumgeschickt. Und am Ende standen genau 4 Namen darauf. Die Instrumente waren schnell festgelegt und dann dann musste nur jeder schauen, dass er seinen Teil dazu beitrug, damit das Ganze funktionierte. D.h. jeder musste sich sein Instrument besorgen und es spielen lernen. Hört sich bescheuert an, hat aber super funktioniert. Diese Band ist 4 Jahre zusammengeblieben. Mit dem Bassisten hab ich über 6 Jahre zusammengespielt. Nicht schlecht für eine so "kleine" Auswahl.
Heute gibt es Musikersuche etc. Auch hier ist die Auswahl groß. Schaut man aber hinter die Kulissen (oder hier in viele Threads) so stellt man fest, dass es heutzutage eine viel größere Flunktuation innerhalb der Bands gibt als damals. D.h. nicht, dass sich nicht auch heute gute und langlebige Band finden können. Davon gibt es viele Beispiele. Aber die Anzahl der Bands, die schnell gegründet werden und schnell sterben, ist größer als früher.
Unterm Strich: Früher war das besser.
Erfolgschancen:
Ich bin aus´m Pott. D.h. ich wohnte nicht in Berlin, München, Frankfurt oder Hamburg. Sprich: Hier musse echt malochen. um überhaupt nach oben zu kommen. Ohne "Verbindungen" ging früher gar nichts. Hätte ich nicht einen Drummer gekannt, der mich mit nach Berlin geschleppt hat, würde ich wahrscheinlich immer noch mit meinen Klassenkameraden spielen.
Das geht heute mit den Netzwerken, die einem zu Verfügung stehen viel einfacher. Man muss sich genauso anstrengen wie früher. Man muss genauso kreativ sein usw. Auch wenn man kein "direktes" Publikum mehr hat, so hat man (zumindest theoretisch), wenn man es geschickt anstellt, ein viel größeres per WWW.
Unterm Strich: Heute ist es besser
Covern:
Es wurde seit jeher gecovert und zwar viel, gern und oft. Mein Vater hatte in den Spätfünfzigern eine Rock´n Roll-Band (klassisches Setup) Die spielten nur die Songs von Elvis, Chuck, Bill und Co. Als die Beatles in den 60ern aufkamen, gab es zig Bands, die ihre Musik coverten (auch die Stones ;-)). In den 70ern dann Purple, Status Quo etc. Der Unterschied zu heute ist der, dass sich die Leute früher gefreut haben, wenn überhaupt Livemusik gespielt wurde. Und wenn der Sänger nicht den ganzen englischen Text kannte, war das nicht schlimm. Wenn der Gitarrist nicht haargenau das Solo von ´Smoke on the water´ nachspielen konnte, war das völlig okay. Wichtig war das Eingangsriff. Konnte man dies einigermaßen unfallfrei spielen, hatte man schon halb gewonnen ;-) Genauso war´s mit Status Quo. Kaum einer wusste, dass Parfitt seine Gitarre umgestimmt hatte. Das wussten nur die "Experten". Die wussten auch, dass Hendrix alles einen halben Ton tiefer spielte und wie man den Levelregler vom Overdrive einstellte usw. Das alles interessierte die Leute nicht, die zu diesen Konzerten kamen. Die wollten nur Spaß haben. Es gab auch früher Bands, die konsequent ihr eigenes Zeug spielten und auch dabei hatten die Leute Spaß. Es wurde nicht so sehr auf "Sound" geachtet. Wichtig war, dass man irgendwie den Gesang hören konnte, wenn´s irgendwie ging auch noch die Gitarre. Schlagzeug und Bass waren meist eh so schon laut genug ;-)
Heute ist die Erwartungshaltung des Publikums als auch der Musiker ansich eine viel größere. Es wird sehr viel Wert auf Sound und originalgetreues Nachspielen gelegt. Wenn´s geht soll der Sänger oder die Sängerin genauso klingen wie Cocker und Co. Jetzt übertrieben dargestellt ;-) Natürlich gibt es auch heute viele Bands, die ihr eigenes Ding machen. Aber schaut man auch hier in die Threads, dann sieht man mit wieviel Eifer man sich ans Werk macht so gut wie möglich zu covern.
Unterm Strich: Früher war es einfacher viel Spaß zu haben. Heute ist man qualitativ besser, aber der Spaß ist dabei nicht proportional mit gestiegen ;-)
Beatles vs Stones usw:
Da regt mich ja schon die Frage auf ;-) Stones standen zu keinem Zeitpunkt irgendwie zur Debatte. Im Gegenteil: Noch heut machen sich eigentlich viele Kollegen lustig über den alten Steinhaufen
Wogegen die Qualität der Beatles nie infrage stand. Immerhin hat es Keith Richards (verdientermaßen) geschafft sich aus dem Geröllhaufen seiner übrigen Steine zu lösen. Der Typ ist und bleibt einfach cool
Aber musikalisch haben wir uns früher eher an Beatles, Who, Led Zeppelin, Hendrix, Purple usw orientiert. Naja, bis der der Punk aufkam. Das war meine Zeit
Und da war die Frage Pistols vs Clash. Und die Antwort war ganz klar: The Clash. "The only Band that matteres"
Aber auch heute gibt es eine Menge interessanter Bands. Hier geht es für mich auch gar nicht darum "besser oder schlechter", sondern darum ob´s mir gefällt oder nicht.
Unterm Strich: Unentschieden
Das Wurstbrot:
Die Frage hat Malmsheimer beantwortet:
Unterm Strich: Früher war nicht alles besser, aber vieles war gut. Und es wäre besser gewesen, wenn man es so gelassen hätte